BVMed-Jahrespressekonferenz 2025: Versorgungssicherheit, Innovation und Wirtschaftskraft – Warum MedTech jetzt als Schlüsselindustrie für Deutschland gestärkt werden muss

Auf der Jahrespressekonferenz des BVMed am 7. Oktober 2025 in Berlin forderte Vorstandsvorsitzender Mark Jalaß schnelle politische Entscheidungen und einen strukturierten Strategieprozess, um die medizinische Versorgung – gerade in Krisenzeiten – dauerhaft zu sichern. Er betonte, dass „medizinische Versorgungssicherheit nur mit MedTech“ funktioniert, und bezeichnete Medizintechnologien als unverzichtbaren Baustein für Gesundheit, Lebensqualität sowie als Schlüsselindustrie für Deutschlands Wirtschaft und Innovationskraft.
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Inhaltsübersicht

– BVMed-Vorstand Jalaß: Versorgungssicherheit im Gesundheitswesen nur mit eigenständiger MedTech-Strategie erreichbar.
– Sieben Handlungsfelder gefordert, darunter Bürokratieabbau, Digitalisierung, Krankenhaus- und Ambulantversorgung stärken.
– MedTech-Branche: über 212 000 Beschäftigte, 41 Mrd. Euro Umsatz, 68 % Exportquote in Deutschland.

Versorgungssicherheit in der Medizintechnik: „MedTech entscheidet über Zukunft der Gesundheit“

Berlin, 07. Oktober 2025 – Auf der Jahrespressekonferenz des Bundesverbandes Medizintechnologie (BVMed) unterstrich Vorstandsvorsitzender Mark Jalaß die Bedeutung der Medizintechnik für eine zuverlässige medizinische Versorgung. Für ihn ist eindeutig: „Medizinische Versorgungssicherheit geht nur mit MedTech“. Zugleich forderte er „Vorkehrungen in einem strukturierten Dialog- und Strategie-Prozess“, um auf Krisenzeiten angemessen vorbereitet zu sein.

Die Branche ist eine tragende Säule des deutschen Gesundheitssystems und der Wirtschaft. Im Jahr 2024 waren in Deutschland 212.100 Menschen in der Medizintechnik beschäftigt. Die Zahl der Hersteller mit mehr als 20 Beschäftigten lag bei 1.510. Der Umsatz der Branche betrug über 41 Milliarden Euro (bzw. 55 Milliarden Euro einschließlich Kleinstunternehmen), davon stammen 68 Prozent aus dem Export. Investitionen in Forschung und Entwicklung machen etwa 9 Prozent des Umsatzes aus. Die Branche ist geprägt durch einen hohen Anteil kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU), die mit 93 Prozent dominieren. Die Bruttowertschöpfung erreichte 19,7 Milliarden Euro (alle Angaben Stand: 2024).

Politisch findet die Medizintechnik zunehmend Anerkennung. Jalaß betonte, „Die Politik erkennt damit an, dass Medizintechnologien nicht nur für die Gesundheit und die Lebensqualität der Menschen unentbehrlich sind. MedTech ist auch eine Schlüsselindustrie für die deutsche Wirtschaft und den Innovationsstandort Deutschland“. Gleichzeitig warnt er vor einem kritischen Moment: „All das bedeutet: Die Medizintechnik-Branche steht an einem Wendepunkt. Deutschland und Europa müssen jetzt handeln, damit wir ein führender MedTech-Standort bleiben und den Patient:innen Innovationen auch in Zukunft zur Verfügung stehen.“

Um die Zukunft der Medizintechnik zu sichern, nannte Jalaß sieben zentrale Handlungsfelder, die die Politik jetzt aufgreifen muss:

  1. Medizintechnik als Leitwirtschaft etablieren
    Der BVMed setzt sich für einen eigenständigen Dialog- und Strategieprozess ein, der die Rolle der MedTech-Branche nachhaltig stärkt.

  2. Regulierung modernisieren und Bürokratie abbauen
    Notwendig sind Verbesserungen der EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR) sowie Abbau von Berichtspflichten, Vereinheitlichung von Fristen und Prozessen auf EU- und Bundesebene.

  3. Krankenhausversorgung zukunftssicher gestalten
    Die Krankenhausplanung soll bedarfsgerecht erfolgen und moderne Medizintechnik stärker berücksichtigen, um Versorgung und Effizienz zu verbessern.

  4. Ambulante Versorgung stärken
    Homecare-Pflegefachkräfte sollen gleichwertig in Versorgung und Befugnisse einbezogen werden. Der BVMed fordert zudem eine Entbürokratisierung bei innovativen Hilfsmitteln und eine nationale Wundstrategie.

  5. Digitalisierung und KI aktiv nutzen
    Eine bessere Nutzung von Gesundheits- und Real-World-Daten sowie die Förderung und Regulierung KI-basierter Systeme sind entscheidend für Fortschritt.

  6. Nachhaltigkeit gezielt fördern
    Der Branchenverband fordert Anreize und Förderprogramme für nachhaltige Innovationen, besonders für kleine und mittlere Unternehmen.

  7. Internationale Wettbewerbsfähigkeit sichern
    Ausnahmeregelungen bei Zollverhandlungen, regulatorische Angleichungen mit Partnerstaaten und verlässliche Rahmenbedingungen zur Exportförderung stehen im Fokus.

Mark Jalaß fasste die Anforderungen zusammen: „Die Politik muss im Dialog mit der Wirtschaft bleiben. Es geht nur mit MedTech. Das Ziel muss eine MedTech-Branche sein, die die enormen Herausforderungen auch in Zukunft bewältigen und resilient und nachhaltig wachsen kann – für eine moderne Gesundheitsversorgung, Innovationskraft und eine stabile Wirtschaft.“

Politikrahmen 2025: Medizintechnik als Leitwirtschaft etabliert

Der Koalitionsvertrag 2025 nimmt die Medizintechnik ausdrücklich als Leitwirtschaft in den Fokus. Dieses klare Bekenntnis signalisiert einen wachsenden politischen Willen, den Standort Deutschland für die Branche nachhaltig zu stärken. Dabei setzt die neue Regierung auf den Ausbau bestehender Wettbewerbsvorteile, die Vereinfachung regulatorischer Anforderungen sowie auf die Stärkung von Forschungs- und Produktionskapazitäten. Parallel wird die Versorgungssicherheit als zentrales Ziel benannt, wofür insbesondere die Rückverlagerung kritischer Produktionsbereiche in das Inland angestrebt wird.

Was im Koalitionsvertrag steht

Die Anerkennung der Medizintechnik als Leitwirtschaft bietet eine solide politische Grundlage für die Forderungen des BVMed. Sie greift zentrale Anliegen wie den Abbau von bürokratischen Hürden und die Modernisierung regulatorischer Prozesse auf. Ebenso ist die Förderung von Innovationen und die Sicherung von Produktionsstandorten ein verbindliches Ziel. Die explizite Adressierung der Versorgungssicherheit durch die Rückverlagerung wichtiger Fertigungen antwortet direkt auf die Erfahrungen aus Krisenzeiten und entspricht dem BVMed-Ansatz, die Resilienz der Gesundheitsversorgung durch Medizintechnik zu erhöhen.

Dieses Zusammenspiel schafft Anschlussfähigkeit, denn die sieben Handlungsfelder des BVMed passen eng zum Koalitionsvertrag: Von der Regulierung über Forschung und Produktion bis hin zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit umfassen beide Rahmenwerke ähnliche Prioritäten. Die kommende Herausforderung liegt vor allem in der konkreten Umsetzung der politischen Ziele. Nur so lässt sich sicherstellen, dass die Medizintechnik-Branche ihre wichtige Rolle für das Gesundheitssystem und die deutsche Wirtschaft weiterhin behauptet und ausbaut.

Medizintechnik im Branchenvergleich: Zentrale Zahlen und Bedeutung

Die Medizintechnikbranche spielt in Deutschland eine herausragende Rolle – nicht nur für das Gesundheitssystem, sondern auch für die Wirtschaft insgesamt. Mit einem Personalbestand von 212.400 Beschäftigten im Jahr 2023 steht sie deutlich vor der Pharmaindustrie, die laut denselben Quellen rund 92.700 Menschen beschäftigte (Stand: 2023, Elektroniknet/GGR). Diese Größenordnung spiegelt sich auch wirtschaftlich wider: Der Produktionswert der Medizintechnik lag 2023 bei 43,1 Milliarden Euro, während die Bruttowertschöpfung bei 18,2 Milliarden Euro lag. Die Pharmaindustrie erreichte im selben Zeitraum eine Bruttowertschöpfung von 16,8 Milliarden Euro (Stand: 2023, Elektroniknet/GGR).

Branchenzahlen im Vergleich

Die Medizintechnik erzeugt damit mehr wirtschaftliche Effekte als die Pharmaindustrie und bietet mehr Arbeitsplätze. Die höhere Bruttowertschöpfung verdeutlicht den direkten Beitrag der Branche zur Wertschöpfungskraft in Deutschland. Ergänzt wird diese Bedeutung durch die umfangreichen Ausstrahleffekte, die sich über Zulieferer und andere Wirtschaftszweige erstrecken.

Diese Zahlen stützen die Aussage des BVMed-Vorstandsvorsitzenden Mark Jalaß: „Ein Vergleich der Medizintechnik- mit der Pharma-Branche zeigt: Die MedTech-Branche steht für mehr als doppelt so viel Arbeitsplätze sowie mehr Produktionswert, Bruttowertschöpfung und Ausstrahleffekte auf andere Branchen als die Pharmaindustrie.“ (BVMed-Pressekonferenz 2025).

Die Medizintechnik gilt dabei nicht nur als bedeutender Arbeitgeber, sondern auch als Innovationsmotor. Ein Großteil der Unternehmen ist in kleinen und mittleren Unternehmen organisiert, die mit durchschnittlich rund 9 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung investieren. Die starke Exportorientierung unterstreicht ihren internationalen Wettbewerbsvorteil.

Die Darstellung der Zahlen aus dem Jahr 2023 trifft den Kern der aktuellen Branchenlage und liefert eine Grundlage für politische und wirtschaftliche Entscheidungen. Die Branche steht zwar vor Herausforderungen wie steigenden Kosten und komplexen Regulierungen, dennoch bleibt ihre wirtschaftliche Bedeutung und ihre Rolle für die Versorgungssicherheit in Deutschland unbestritten (Quelle: Elektroniknet/GGR).

Stärkung der Resilienz: Konkrete Optionen für Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit

Die Medizintechnik-Branche steht im Fokus, wenn es darum geht, Versorgungssicherheit in Deutschland und Europa dauerhaft zu gewährleisten und zugleich die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Branchenverbände legen dazu konkrete Handlungsoptionen vor, die insbesondere auf gezielte Investitionen und regulatorische Verbesserungen setzen.

Ein wichtiger Hebel besteht in der Schaffung von Investitionsanreizen, um Produktionskapazitäten auszubauen und die Fertigung in Europa zu stärken. Eng verbunden damit ist die Einführung einer digitalen Bestandsplattform für versorgungskritische Medizinprodukte, mit der Engpässe frühzeitig erkannt und vermieden werden können. Solche Maßnahmen fördern die Unabhängigkeit von globalen Lieferketten und erhöhen die Reaktionsfähigkeit bei Krisen.

Parallel dazu setzen die Verbände auf eine Angleichung der regulatorischen Bedingungen sowie auf die Schaffung EU-weit anerkannter CO2-Fußabdrücke. Diese Schritte zielen darauf ab, Bürokratie abzubauen und vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) die Wettbewerbsfähigkeit zu erleichtern. Eine harmonisierte Regulierung senkt Aufwand und Kosten, entschärft Belastungen und schafft gleiche Voraussetzungen auf dem Binnenmarkt.

Diese Empfehlungen ergänzen Forderungen, die der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) vertritt. Dazu zählen der Abbau von Bürokratie, verbindliche und verlässliche Regeln für den Export sowie gezielte Förderprogramme für KMU. Diese Maßnahmen zeigen auf, wo politisches Handeln kurzfristig Wirkung entfalten kann, um die Versorgung mit lebenswichtigen Medizinprodukten sicherzustellen und die Branche zukunftsfähig aufzustellen.

Damit entstehen klare Handlungsfelder für die Politik, die den Erhalt eines führenden MedTech-Standorts sichern und zugleich einen Beitrag zu einer modernen und resilienten Gesundheitsversorgung leisten.

Vom Konsens zur Umsetzung: MedTech als Schlüssel für Versorgung und Wirtschaft

Die Orientierung steht fest: Politik und Industrie wollen Medizintechnik als wichtigen Motor für Gesundheitsversorgung, Innovation und wirtschaftliche Stärke fördern. Entscheidend bleibt, ob die angekündigten Reformen bei Regulierung, Datenzugang, Export und Finanzierung schnell wirksam werden. Nur wenn Bund, Länder und Europäische Union ihre Maßnahmen eng abstimmen und konsequent umsetzen, lässt sich der angekündigte Dialog- und Strategieprozess als entscheidender Prüfstein für die Zukunftsfähigkeit der Branche nutzen. Gelingt das, verbessert sich die Versorgungssicherheit für Patientinnen und Patienten spürbar, und der Standort Deutschland lässt sich stabilisieren.

Dieser Beitrag verwendet Zahlen und Aussagen aus einer aktuellen Pressemitteilung des Bundesverbandes Medizintechnologie e.V. (BVMed).

Weiterführende Quellen:

8 Antworten

  1. …tolle Punkte im Artikel! Ich finde besonders den Fokus auf nachhaltige Innovationen super wichtig! Wie genau sollen kleine Unternehmen dabei gefördert werden? Gibt es spezielle Programme oder Initiativen?

  2. Der Artikel macht deutlich, wie wichtig die Medizintechnik für unsere Gesundheit ist. Ich frage mich jedoch: Wie kann die Politik sicherstellen, dass Innovationen tatsächlich ankommen und nicht nur auf dem Papier stehen? Die Digitalisierung könnte dabei eine große Rolle spielen.

    1. Das sehe ich genauso! Digitalisierung kann viel bewirken, aber wie sieht es mit der Umsetzung aus? Haben wir genug Fachkräfte dafür? Das Thema sollte nicht vernachlässigt werden.

    2. …und gerade im Gesundheitswesen braucht man doch schnelle Lösungen! Ich hoffe wirklich, dass die Ideen aus diesem Artikel schnell in die Tat umgesetzt werden.

  3. Die Zahlen zur Medizintechnikbranche sind beeindruckend! Über 41 Milliarden Euro Umsatz und so viele Arbeitsplätze zeigen echt die Bedeutung der Branche für Deutschland. Aber was passiert mit den kleinen Unternehmen? Werden sie auch unterstützt?

  4. Ich finde den Beitrag über die Medizintechnik wirklich aufschlussreich. Besonders die sieben Handlungsfelder sind sehr wichtig. Wie wird sichergestellt, dass die Bürokratie tatsächlich abgebaut wird? Gibt es dafür schon konkrete Pläne?

    1. Ja, das frage ich mich auch! Der Bürokratieabbau ist echt wichtig, aber oft passiert da nicht viel. Was denkt ihr, warum es so schwierig ist, diese Dinge zu ändern?

    2. Ich bin auch gespannt darauf, wie schnell solche Veränderungen umgesetzt werden können. Die MedTech-Branche hat viel Potenzial für Innovationen, aber ohne Unterstützung bleibt das oft nur Theorie.

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