Medizintechnologie in Gefahr: BVMed fordert Zero for Zero Zollabkommen – EU-Handelspolitik bedroht Patientenversorgung

Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) warnt, dass die geplanten EU-Gegenmaßnahmen gegen US-Zölle mit über 800 Zollcodes auch Medizintechnologien treffen und so internationale Lieferketten sowie die Patientenversorgung erheblich stören könnten. Er fordert deshalb ein „Zero for Zero“-Zollabkommen, mit dem Medizintechnik vollständig von Zöllen ausgenommen wird, um den Zugang zu lebenswichtigen Gesundheitslösungen sicherzustellen.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– BVMed fordert „Zero for Zero“-Zollabkommen zur zollfreien Behandlung von Medizintechnologien.
– EU-Konsultation ermöglicht Gegenzölle auf über 800 Medizintechnik-Handelcodes, Gefahr für Patientenversorgung.
– Komplexe globale Lieferketten könnten durch Zölle unterbrochen, Zugang zu lebenswichtigen Geräten gefährdet.

EU-Gegenmaßnahmen: BVMed fordert „Zero for Zero“-Zollabkommen für Medizintechnologien

Die kürzlich von der Europäischen Kommission abgeschlossene öffentliche Konsultation zu möglichen Gegenmaßnahmen gegen US-Zölle bringt neue Unsicherheit für die Medizintechnologie-Branche. Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) sieht in der geplanten Liste von EU-Gegenmaßnahmen einen unmittelbaren Anlass, Handelszölle oder Ausfuhrbeschränkungen für Medizintechnologien strikt abzulehnen. Das vorgeschlagene Paket umfasst über 800 Handelscodes, die nicht nur fertige Medizinprodukte, sondern auch wichtige Komponenten für deren Herstellung betreffen. BVMed-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll warnt: „Wir sind zutiefst besorgt darüber, dass der EU-Maßnahmenentwurf ein breites Spektrum an Medizinprodukten und eine Vielzahl von wesentlichen Komponenten für deren Herstellung betrifft“.

Medizintechnologien sind komplexe Produkte, die oft aus hunderten Komponenten aus verschiedenen Regionen bestehen. Handelszölle oder andere Einschränkungen könnten diese globalen Lieferketten empfindlich stören. Möll betont: „Die Einführung von Zöllen oder Beschränkungen würde diese komplexen Prozesse stören und der Medizintechnikbranche in vielerlei Hinsicht schaden“. Insbesondere da die Sicherstellung der patientengerechten Qualität und Sicherheit der Produkte meist keine kurzfristigen Anpassungen erlaubt. Die Folge wären Verzögerungen, die den Zugang zu lebenswichtigen Gesundheitslösungen einschränken.

Vor diesem Hintergrund fordert der BVMed eine klare Ausnahme für Medizintechnologien von allen Handelsbarrieren und setzt sich für ein umfassendes „Zero for Zero“-Zollabkommen ein, das auf beiden Seiten des Atlantiks Zölle abschafft. Dr. Möll bringt die Forderung auf den Punkt: „Wir fordern die europäischen Entscheidungsträger dringend auf, Medizintechnologien von jeglichen Handelszöllen oder Ausfuhrbeschränkungen auszunehmen. Wir fordern außerdem, dass Medizintechnologien in ein ‘Zero for Zero’-Zollabkommen für Industriegüter oder in eine andere Verhandlungslösung zur Abschaffung von Zöllen auf beiden Seiten des Atlantiks aufgenommen und vorrangig behandelt werden. Es muss jetzt gehandelt werden, um Patient:innen zu schützen und den Zugang zu lebenswichtigen Gesundheitslösungen zu erhalten“.

Es geht dabei nicht nur um wirtschaftliche Interessen, sondern vor allem um die Versorgungssicherheit der Patient:innen. Möll warnt eindringlich: „Patient:innen dürfen nicht zu Kollateralschäden in einem Handelsstreit werden. Die Sicherung ihres Zugangs zu den Technologien, auf die sie angewiesen sind, muss eine gemeinsame Priorität bleiben“. Die Medizintechnik trägt entscheidend dazu bei, dass Diagnosen, Behandlungen und Genesungen erfolgreich verlaufen. Umso größer wäre der Schaden durch behinderte Lieferketten oder verteuerte Produkte. Die komplexe Verflechtung von internationalen Produktionsprozessen und der hohe Innovationsgrad der Branche machen eine Sonderregelung zwingend notwendig.

Der BVMed unterstreicht damit die dringende Notwendigkeit, die gesundheitlichen Folgen von Handelssanktionen zu berücksichtigen und setzt sich für eine Lösung ein, die den Zugang zu lebensrettenden Medizintechnologien auch in Zeiten politischer Spannungen sicherstellt.

Globale Lieferketten in der Medizintechnik: Warum drohende Zölle Patientinnen und Patienten direkt treffen

Die Medizintechnikbranche ist ein Paradebeispiel für global vernetzte Lieferketten. Von winzigen Bauteilen bis hin zu komplexen Hightech-Geräten stammen viele einzelne Komponenten aus unterschiedlichen Ländern. Nur durch diese enge internationale Zusammenarbeit können innovative Medizinprodukte entstehen, die Diagnose, Behandlung und Genesung ermöglichen. Wird diese sensible Verbindung durch Handelszölle oder Handelsbeschränkungen belastet, schlagen die Auswirkungen weit über die Wirtschaft hinaus direkt auf das Wohl von Patientinnen und Patienten durch.

Im Kern steht die Versorgungssicherheit. Viele lebenswichtige Medizintechnologien bestehen aus bis zu tausend Einzelteilen, die in verschiedenen Ländern gefertigt und zusammengesetzt werden. Dieser Prozess ist kein reiner Wirtschaftsvorgang, sondern sichert den Zugang zu modernen Gesundheitslösungen, die maßgeblich den Behandlungserfolg beeinflussen. Eine erhöhte Kostenbelastung durch Zölle – etwa infolge von Handelskonflikten zwischen großen Wirtschaftsräumen – treibt die Preise für Hersteller in die Höhe. Die Folge: Verzögerungen bei der Produktion und steigende Kosten können medizinische Geräte teurer und seltener machen.

Wie Handelszölle Versorgungssicherheit und Innovation gefährden

Die Einführung von Zöllen auf medizinische Komponenten bedeutet mehr als nur eine Belastung für die Hersteller: Sie gefährdet ein komplexes Geflecht aus Forschung, Entwicklung und effizienten Produktionsprozessen, das ohne viel Spielraum für Ausweichlösungen funktioniert. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die den Großteil der Medizintechnikbranche ausmachen, geraten in Schwierigkeiten. Hier sind Ressourcen oft knapp, und aufwändige Nachvalidierungen von Alternativkomponenten sind mit großem Aufwand verbunden – zeitlich wie finanziell. Dieses Verfahren ist kein einfacher Tausch von Teilen, sondern ein sorgfältiger Prozess, um die gleichen hohen Sicherheits- und Qualitätsstandards zu gewährleisten.

Die Auswirkungen handelsbedingter Störungen reichen deshalb weit:

  • Verzögerungen bei der Lieferung von Medizintechnik können operative Abläufe in Kliniken beeinträchtigen.
  • Steigende Herstellungskosten schlagen sich in höheren Preisen für Krankenhäuser und ambulante Einrichtungen nieder.
  • Innovationshemmnisse entstehen, da Investitionen in Forschung und Entwicklung durch zusätzliche Unsicherheiten gehemmt werden.
  • Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Europa, der international stark verflochten ist.

Die Branchenorganisation BVMed macht deshalb deutlich, dass Medizintechnologien von Handelszöllen unbedingt ausgenommen werden müssen. Im Zusammenhang mit den laufenden EU-US-Handelsstreitigkeiten wird ein sogenanntes „Zero for Zero“-Zollabkommen als zentrale Lösung diskutiert. Dieses Abkommen würde zum Ziel haben, Zölle auf Medizintechnologien auf beiden Seiten des Atlantiks vollständig zu vermeiden. Für die Gesundheitssysteme und die Menschen, die auf medizinische Innovationen angewiesen sind, steht bei diesen Verhandlungen viel auf dem Spiel.

In einer Zeit, in der Gesundheitsversorgung zunehmend von technischen Fortschritten abhängt, hat politische Rahmengebung direkten Einfluss darauf, ob alle Patientinnen und Patienten zeitnah Zugang zu wichtigen Technologien erhalten. Die Medizintechnikbranche ist somit ein besonders sensibler Bereich globaler Handelsbeziehungen, in dem jede zusätzliche Handelsbarriere den Zugang zu lebenswichtigen Gesundheitslösungen erschweren kann.

Die gesellschaftliche Bedeutung von Medizintechnik zeigt sich hier in voller Breite:

  • Sicherstellung der Behandlung auf höchstem Niveau
  • Schutz von Innovationen als Motor für Gesundheitsfortschritt
  • Erhalt von Arbeitsplätzen und wirtschaftlicher Stärke in Europa

Zölle auf Medizintechnologien sind daher nicht nur wirtschaftliche Hindernisse, sondern stellen eine reale Gefahr für die Patientenversorgung und die Stabilität der Branche dar. Ein wirksames „Zero for Zero“-Abkommen erscheint vor diesem Hintergrund als notwendiger Schritt, um die komplexen, grenzüberschreitenden Lieferketten und damit die lebenswichtige Verbindung zwischen globaler Produktion und lokaler Versorgung zu erhalten.

Die Informationen und Zitate in diesem Beitrag basieren auf einer Pressemitteilung des Bundesverbands Medizintechnologie e.V. (BVMed).

9 Antworten

  1. ‚Zero for Zero‘ sollte unbedingt umgesetzt werden! Die Gesundheit der Menschen sollte über wirtschaftlichen Interessen stehen. Wie lange müssen wir noch warten auf Veränderungen in dieser Angelegenheit?

    1. ‚Warten‘ scheint das Hauptproblem zu sein… Wir brauchen schnell Lösungen! Gibt es bereits Fortschritte bei den Verhandlungen? Ich hoffe, dass bald positive Nachrichten kommen.

    2. @Annette24 Das hoffe ich auch! Vielleicht sollten wir uns auch stärker für diese Themen engagieren und unsere Stimmen erheben? Gemeinsam könnten wir mehr erreichen!

  2. ‚Zero for Zero‘ klingt nach einer vielversprechenden Lösung! Ich frage mich aber, ob es realistisch ist? Welche Bedingungen müssten erfüllt sein, damit alle Seiten zustimmen können? Es bleibt spannend!

  3. Die Bedenken des BVMed sind verständlich! Zölle können wirklich negative Auswirkungen auf die Patientensicherheit haben. Welche Alternativen gibt es, um den Handel aufrechtzuerhalten ohne die Patientenversorgung zu gefährden?

    1. Eine gute Frage! Vielleicht könnte eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Ländern helfen, um Innovationen zu fördern ohne die Preise zu erhöhen?

    2. Ja genau! Wir sollten auch darüber nachdenken, wie wir kleine Unternehmen unterstützen können, damit sie sich anpassen können. Es ist wichtig für unsere Zukunft!

  4. Ich finde den Artikel sehr informativ und wichtig! Die Problematik der Zölle auf Medizintechnologien ist wirklich ernst. Wie kann die EU sicherstellen, dass Patienten nicht darunter leiden? Es wäre gut, mehr darüber zu erfahren.

    1. Ich stimme zu, Frauke! Die Risiken sind groß und wir müssen als Gesellschaft darauf achten, dass die Gesundheit nicht in den Hintergrund gedrängt wird. Was denkt ihr über die Möglichkeiten eines ‚Zero for Zero‘-Abkommens?

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