– Bundeskanzler Merz will mehr Einfluss Berlins in Brüssel und schnelle Zollabkommen
– BVMed fordert Ausnahmen für Medizintechnikprodukte als essentielle humanitäre Güter bei Zöllen
– Geplante Zölle könnten Patient:innenversorgung, Lieferkettenstabilität und Gesundheitskosten massiv gefährden
Medizintechnik in den Zollverhandlungen: Dringender Appell an Bundeskanzler Merz
Im Vorfeld des EU-Gipfels und der Zollverhandlungen mit den USA stehen wichtige Entscheidungen an, die weitreichende Konsequenzen für die Medizintechnik-Branche haben könnten. Bundeskanzler Friedrich Merz betont die Notwendigkeit schneller Übereinkünfte in Schlüsselindustrien wie Automobil, Chemie, Pharma und Maschinenbau. Doch die Medizintechnik, eine Leitwirtschaft und unverzichtbarer Bestandteil der medizinischen Versorgung, droht in diesen Handelsgesprächen außen vor zu bleiben. Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) appelliert daher eindringlich: „Nehmen Sie die Medizintechnik mit nach Brüssel! Wir sind Leitwirtschaft und essenziell für die medizinische Versorgung der Menschen. Wir brauchen allein aus humanitären Gründen Ausnahmen für Medizinprodukte bei handelspolitischen Maßnahmen“, so BVMed-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll.
Die Konsequenzen möglicher Zölle auf Medizinprodukte und wichtige Komponenten sind gravierend und vielfältig:
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Gefährdung der Patient:innen-Versorgung: Zölle könnten die Verfügbarkeit essenzieller Medizinprodukte einschränken, was die Gesundheitsversorgung in der EU und den USA unmittelbar beeinträchtigen und im Krisenfall auch Bevölkerungs- und Zivilschutz gefährden würde.
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Belastung des medizinischen Fachpersonals: Der Zugang zu innovativer Medizintechnik ist entscheidend, damit Beschäftigte im Gesundheitswesen sicher und effizient arbeiten können. Angesichts des bestehenden Fachkräftemangels würde eine Verschlechterung der Ausstattung den Druck auf das System weiter erhöhen.
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Störung globaler Lieferketten: Die Medizintechnik ist auf internationale, eng verzahnte Produktions- und Lieferprozesse angewiesen. Zölle drohen, diese sensiblen Strukturen zu destabilisieren, was Kosten und Lieferzeiten erhöht.
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Steigende Gesundheitskosten: Durch Zölle bedingte Preiserhöhungen würden die gesetzliche Krankenversicherung zusätzlich belasten und die Ausgaben für Patient:innen und Gesundheitssystem erhöhen.
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Qualitätseinbußen: Höhere Kosten könnten langfristig zu einer verstärkten Beschaffung minderwertiger Produkte führen, mit negativen Folgen für die Versorgung und mögliche Folgekosten für das Gesundheitssystem.
Dr. Marc-Pierre Möll unterstreicht deshalb: „Wir müssen die medizinische Versorgung sicherstellen. Deshalb muss Kanzler Merz MedTech zur Chefsache machen und mit nach Brüssel nehmen.“ Die klare Forderung des BVMed: Medizinprodukte müssen aus humanitären Gründen von handelspolitischen Maßnahmen ausgenommen werden, um eine sichere, innovative und bezahlbare Gesundheitsversorgung für alle zu gewährleisten. Die vollständige Stellungnahme des BVMed zur EU-Konsultation zu Zöllen ist online verfügbar: https://www.bvmed.de/download/stellungnahme-zu-moeglichen-zoellen.
Warum Medizinprodukte für Gesellschaft, Wirtschaft und Politik eine sensible Rolle spielen
Medizinprodukte sind aus dem Alltag vieler Menschen nicht mehr wegzudenken. Ob Herzschrittmacher, Hörgeräte oder diagnostische Geräte – diese Technologien ermöglichen die Gesundheitsversorgung und tragen zur Lebensqualität bei. Ihre Bedeutung reicht weit über den einzelnen Patienten hinaus, denn die Medizintechnik ist eng mit gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Fragen verflochten.
Die Branche beschäftigt in Deutschland über 210.000 Menschen, erwirtschaftet Milliardenumsätze und ist stark exportorientiert: Rund 68 Prozent des Medizintechnik-Umsatzes stammen aus dem Auslandsgeschäft. In Zeiten globaler Handelskonflikte und Zollstreitigkeiten gerät diese Branche daher zunehmend unter Druck. Aktuelle Debatten um mögliche Zölle auf Medizinprodukte zeigen, wie eng vernetzt globale Lieferketten, wirtschaftliche Interessen und politische Entscheidungen miteinander verbunden sind.
Die Diskussion um Handelsbeschränkungen hat hier eine besondere Brisanz, weil Medizinprodukte als essenzielle humanitäre Güter gelten. Die Bundeskanzlerin wird gerade aufgefordert, das Thema Medizintechnik bei internationalen Verhandlungen besonders zu berücksichtigen. Der BVMed-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll sagte dazu: „Wir brauchen allein aus humanitären Gründen Ausnahmen für Medizinprodukte bei handelspolitischen Maßnahmen“ – ein Appell, der die Sensibilität des Themas unterstreicht.
Globale Lieferketten im Gesundheitswesen
Die Herstellung von Medizinprodukten beruht auf komplexen, global verzahnten Produktions- und Lieferprozessen. Einzelne Komponenten kommen oft aus verschiedenen Ländern, bevor sie zu fertigen Produkten zusammengeführt werden. Diese internationalen Abläufe sind empfindlich – jeder Eingriff, etwa durch Zölle oder Importbeschränkungen, kann die gesamte Versorgungskette stören.
Handelsbarrieren würden nicht nur die Kosten für Hersteller in die Höhe treiben, sondern auch Verzögerungen bei der Lieferung wichtiger Produkte verursachen. Das kann besonders in Krisenzeiten dramatische Folgen haben, wenn die Versorgung mit lebenswichtigen Geräten und Verbrauchsmaterialien sichergestellt sein muss.
Handelskonflikte und medizinische Versorgung
Zölle auf Medizinprodukte führen laut BVMed zu mehreren zentralen Problemen:
- Gefährdung der Patient:innen-Versorgung: Zollbelastungen könnten die rechtzeitige Verfügbarkeit wichtiger Produkte einschränken und somit die medizinische Versorgung unmittelbar beeinträchtigen.
- Steigerung der Gesundheitskosten: Höhere Produktions- und Einkaufskosten wirken sich auf die Krankenkassen und Patienten aus.
- Schwierigkeiten für medizinische Fachkräfte: Eingeschränkter Zugang zu moderner Technik erschwert sichere und effiziente Arbeit im Gesundheitswesen – eine Herausforderung vor allem angesichts des Fachkräftemangels.
- Risiken für die Qualität: Wenn teurer werdende Produkte seltener oder nur in geringerer Qualität beschafft werden, leidet letztlich die gesamte Versorgung.
Diese Folgen zeigen, wie stark wirtschaftliche und politische Entscheidungen in der Handelspolitik die medizinische Versorgung berühren. Medizinprodukte sind keine gewöhnlichen Handelsgüter – sie berühren das Leben und Wohlbefinden der Menschen unmittelbar.
Die Medizintechnik-Branche investiert zudem rund 9 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Handelsbeschränkungen können den Innovationsstandort Europa schwächen und den Zugang zu neuen, verbesserten Technologien erschweren.
Angesichts dieser Vernetzungen und Herausforderungen wird deutlich, warum die Diskussion um Zölle auf Medizinprodukte über reine Wirtschaftsfragen hinausgeht. Es sind gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Interessen, die hier zusammenkommen – mit einem klaren Fokus auf die Sicherstellung einer zuverlässigen und bezahlbaren medizinischen Versorgung.
Die Informationen und Zitate in diesem Beitrag basieren auf einer Pressemitteilung des Bundesverbands Medizintechnologie e.V. (BVMed).
8 Antworten
‚Medizinprodukte sind essenziell‘, das kann ich nur unterstreichen! Es wäre katastrophal, wenn Zölle die Qualität der Produkte beeinträchtigen würden. Was denkt ihr über alternative Lösungen zur Zollproblematik?
‚Alternative Lösungen‘ klingt spannend! Vielleicht sollten wir uns auch mit anderen Ländern austauschen, die ähnliche Probleme haben und gemeinsam Strategien entwickeln.
‚Zollverhandlungen‘ sind oft komplex, aber ich denke, dass Transparenz hier sehr wichtig ist. Wenn mehr Menschen verstehen würden, wie diese Prozesse ablaufen, könnten sie besser mitreden!
Der Artikel spricht viele wichtige Punkte an, besonders die Auswirkungen auf die Patient:innenversorgung. Ich frage mich, wie viel Einfluss wir tatsächlich auf diese politischen Entscheidungen haben können. Gibt es da Mechanismen?
Das ist eine gute Frage, Johannes! Vielleicht sollten wir mehr Aufklärung betreiben und den Dialog zwischen Bürgern und Politikern fördern, damit unsere Stimmen gehört werden!
Die Forderung nach Ausnahmen für Medizintechnikprodukte ist mehr als gerechtfertigt. Es ist wichtig, dass Bundeskanzler Merz das ernst nimmt! Welche Maßnahmen könnten wir als Bürger ergreifen, um darauf aufmerksam zu machen?
Ich stimme zu, Gabriel! Wir sollten vielleicht eine Petition starten oder eine öffentliche Diskussion anregen. Die Gesundheitsversorgung sollte niemals in Gefahr geraten!
Ich finde den Artikel sehr informativ. Die Problematik der Zölle auf Medizintechnikprodukte ist wirklich beunruhigend. Wie kann man sicherstellen, dass die Versorgung der Patienten nicht gefährdet wird? Das ist ein zentrales Thema.