Medizintechnik: Warum ein nationaler Strategieprozess für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit jetzt entscheidend ist

Beim Fraunhofer Imaging Day in Berlin forderte BVMed-Vize Dorothee Stamm einen institutionalisierten Dialog- und Strategieprozess der Bundesregierung, an dem sich die Politik in vier Jahren messen lassen muss. Die MedTech-Branche beschäftigt über 212.000 Menschen, erzielt mehr als 41 Milliarden Euro Umsatz (68 Prozent im Ausland) und gilt als Innovationsmotor, leidet aber unter uneinheitlichen Zulassungsregeln, Datenschutzhürden und fehlender Harmonisierung klinischer Prüfungen. Die neue Hightech-Agenda, die im Sommer 2025 starten soll, könnte diese Hemmnisse adressieren und Deutschlands Rolle als Leitwirtschaft Medizintechnik stärken.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– Institutionellen Dialog- und Strategieprozess der Bundesregierung für Leitwirtschaft Medizintechnik einrichten
– MedTech-Bereich mit über 210.000 Beschäftigten und 41 Mrd. Euro Umsatz als Leitwirtschaft anerkannt
– Hightech-Agenda startet Sommer 2025 und soll Technologie-Transfer sowie Forschungstransparenz fördern

Medizintechnik als Leitwirtschaft: Forderungen und Perspektiven für die Zukunft

Die Medizintechnikbranche steht im Fokus, weil sie als eine der führenden Innovationsindustrien Deutschlands gilt und signifikante wirtschaftliche Bedeutung besitzt. Auf dem Fraunhofer Imaging Day in Berlin forderte die stellvertretende BVMed-Vorstandsvorsitzende Dorothee Stamm einen „institutionalisierten Dialog- und Strategieprozess der Bundesregierung für die Leitwirtschaft Medizintechnik“*, der verschiedene Ressorts wie Gesundheit, Wirtschaft und Forschung einbeziehen soll. Dabei machte sie deutlich: „Daran wird sich die Bundesregierung in vier Jahren messen lassen müssen.“

Mit rund 212.100 Beschäftigten im Jahr 2024 und einem Umsatz von über 41 Milliarden Euro signalisiert die Medizintechnikbranche eine starke wirtschaftliche Kraft in Deutschland. Die Branche erwirtschaftet eine Bruttowertschöpfung von fast 20 Milliarden Euro, wobei mehr als zwei Drittel des Umsatzes (68 Prozent) aus dem Auslandsgeschäft stammen. Besonders investitionsstark zeigt sich die Branche mit etwa 9 Prozent des Umsatzes, die in Forschung und Entwicklung fließen. Über 93 Prozent der Unternehmen sind kleine und mittelständische Betriebe, was den innovativen Charakter unterstreicht.

Dorothee Stamm wies auf spezifische Hindernisse hin, die das Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit bremsen. Insbesondere adressierte sie Herausforderungen bei Datenschutzregelungen, der Standardisierung von Verträgen für klinische Prüfungen sowie der fehlenden Harmonisierung bei Zulassungen und Datennutzung. So stellte sie fest: „Wir scheitern hier an Zulassungsbedingungen, die nicht an die neuen technologischen Entwicklungen angepasst sind.“ Diese Aussage verweist auf den dringenden Anpassungsbedarf der regulatorischen Rahmenbedingungen, um den Anschluss an technologische Innovationen wie Künstliche Intelligenz und digitale Gesundheitsanwendungen nicht zu verlieren.

Auch auf europäischer Ebene besteht laut Stamm Handlungsbedarf, etwa durch eine zeitnahe Verbesserung der Medizinprodukte-Verordnung (MDR) und eine harmonisierte Regelung für Datennutzung und Cloud-Lösungen. Dies zeigt, wie eng die Zukunft der Medizintechnik mit einer abgestimmten europäischen Regulierung verknüpft ist.

Von Seiten der Bundesregierung kündigte Prof. Dr. Veronika von Messling vom Bundesforschungsministerium die Einführung einer Hightech-Agenda an, die bereits im Sommer 2025 starten soll. Diese Strategie soll Deutschland im internationalen Technologiestandortwettbewerb stärken. „Wir müssen das wirtschaftliche Potenzial optimal nutzen. Forschung, Versorgung und wirtschaftlicher Erfolg sind kein Widerspruch.“ Dabei liege der Fokus darauf, neue Technologien schnell in die breite Anwendung zu bringen, um Innovation und Versorgung zu vereinen.

Unterstützt wird diese Sichtweise durch Prof. Dr. Axel Müller-Groeling von der Fraunhofer-Gesellschaft, der die Anerkennung der Medizintechnik als Leitwirtschaft als wichtigen Schritt bezeichnet und weitere Verbesserungen der Rahmenbedingungen für die Gesundheitsforschung fordert. Für nachhaltiges Wachstum sieht Prof. Dr. Thorsten M. Buzug, Geschäftsführender Direktor des Fraunhofer IMTE, drei zentrale Entwicklungstreiber: den demografischen Wandel mit zunehmender Krankheitslast, ein gestiegenes Bewusstsein für Prävention und technische Innovationen wie KI, Telemedizin und Cloud-Bildgebung. Diese Faktoren eröffnen der Branche neue Chancen, gleichzeitig aber auch neue Anforderungen an Forschung, Entwicklung und Regulierung.

Die Situation der Medizintechnik in Deutschland zeigt klar: Die Branche ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und Innovationstreiber. Ihre Zukunft hängt entscheidend von abgestimmten politischen Strategien und verlässlichen Rahmenbedingungen ab, die die technologischen Möglichkeiten optimal nutzen.

Strategische Weichenstellung für die MedTech-Branche: Chancen, Hemmnisse und globale Perspektiven

Die Medizintechnik ist längst mehr als nur eine Zulieferbranche für das Gesundheitswesen. In Deutschland ist sie als Leitwirtschaft anerkannt, die nicht nur wirtschaftliche Bedeutung besitzt, sondern auch gesellschaftlich unverzichtbar ist. Mit über 210.000 Beschäftigten, einem Umsatz von mehr als 41 Milliarden Euro und einem hohen Anteil an technologischen Innovationen prägt diese Branche maßgeblich den Wirtschaftsstandort Deutschland. Gleichzeitig wächst die internationale Bedeutung der MedTech-Branche, die weltweit als Motor für medizinischen Fortschritt und bessere Versorgungsqualität gilt. Vor diesem Hintergrund erscheint ein nationaler Dialog- und Strategieprozess dringend notwendig, um die vorhandenen Potenziale zu nutzen und die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.

Derzeit stehen Unternehmen und Forschungseinrichtungen jedoch vor erheblichen Hürden: fragmentierte Zulassungsverfahren, uneinheitliche Datenschutzregelungen und ein fehlender einheitlicher Rechtsrahmen erschweren Innovationen. Besonders bei der Nutzung von Gesundheitsdaten und klinischen Prüfungen widersprechen unterschiedliche Standards einem schnellen und effizienten Forschungsprozess, bei dem Patientendaten verantwortungsvoll, aber auch nutzbringend eingesetzt werden könnten. Fachleute sprechen hier von einem „Flickenteppich“, der es gerade im stark regulierten Feld der Medizintechnik erschwert, Innovationen rasch zur Marktreife zu bringen. Auch Zulassungsbedingungen für neue, vor allem KI-basierte Produkte sind oft nicht an die rasanten technologischen Entwicklungen angepasst. Deutschland läuft somit Gefahr, im internationalen Wettbewerb um Investitionen und technologische Führerschaft ins Hintertreffen zu geraten.

Andere Länder zeigen, wie ein gezielter Strategieansatz Erfolge schafft. Zum Beispiel setzen sie auf harmonisierte Regelungen, innovative Zulassungsmodelle und eine Förderung von Start-ups sowie den Technologietransfer als verbindende Elemente zwischen Forschung und Anwendung. Diese Strategien steigern nicht nur die internationale Sichtbarkeit ihrer MedTech-Standorte, sondern ermöglichen auch eine schnellere Verfügbarkeit neuer Technologien für Patienten. Für Deutschland bedeutet das konkret: einheitliche Regularien, abgestimmte Datenschutzkonzepte und ein zügiger, innovationsfreundlicher Zulassungsprozess müssen Hand in Hand gehen.

Medizintechnik als Innovationsmotor?

Die Medizintechnik gilt als besonders innovativ und dynamisch. Fortschritte in der Bildgebung, Diagnostik, personalisierten Medizin und digitale Lösungen wie Telemedizin oder Cloud-Anwendungen prägen das Feld. Dabei sind es gerade die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die mit etwa 93 Prozent der Branchenunternehmen zentral am Innovationsgeschehen beteiligt sind. Der hohe Anteil der Bruttowertschöpfung und die kontinuierlichen Investitionen in Forschung und Entwicklung belegen die starke Rolle der Medizintechnik für die Wettbewerbsfähigkeit und die Beschäftigungslage in Deutschland.

Diese Innovationen haben unmittelbare gesellschaftliche Relevanz: Sie verbessern die Versorgung durch frühere Diagnosen, bessere Behandlungsmethoden und eine individuellere Patientenbetreuung. Gleichzeitig eröffnen sie neue Arbeitsplätze und stärken den Wirtschaftsstandort. Die Bundesregierung will diese Potenziale mit der bevorstehenden Hightech-Agenda gezielt fördern und die Sichtbarkeit der Forschungsaktivitäten steigern. Dies soll Deutschland als Top-Technologiestandort erhalten und resilienter gegenüber globalen Herausforderungen machen.

Digitalisierung und Regulierung: Hemmnisse für den Fortschritt

Ein zentrales Problem bleibt die Regulierungslandschaft der Medizintechnik, die häufig als zu starr und uneinheitlich kritisiert wird. Dies betrifft sowohl die Zulassung von Produkten und Produktionsanlagen als auch die Nutzung von Gesundheitsdaten. Eine fehlende Harmonisierung auf nationaler und europäischer Ebene erschwert insbesondere die Entwicklung digitaler, softwarebasierter Medizinprodukte erheblich. Die derzeit gültige EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR) wird als zu restriktiv empfunden, was den Marktzugang neuer Technologien verzögert.

Eine erfolgreiche MedTech-Strategie muss deshalb auf eine europäische Harmonisierung der Zulassungs- und Datenschutzstandards abzielen. Nur so lassen sich technologische Innovationen – insbesondere auf dem Feld der künstlichen Intelligenz und datengestützter Anwendungen – schneller in die Praxis überführen und flächendeckend verfügbar machen. Der dringend notwendige Technologietransfer muss durch geeignete Fördermaßnahmen und standardisierte Vertragsmuster unterstützt werden. Auch die gezielte Förderung von Start-ups spielt eine Schlüsselrolle, denn sie sind oft Quelle bahnbrechender Innovationen und können neue Impulse für die ganze Branche liefern.

Die kommenden Jahre bieten eine wichtige Chance, wenn die geplante Hightech-Agenda im Sommer 2025 startet. Sie soll den Wandel begleiten und Deutschland dabei helfen, den Spagat zwischen technologischer Innovation und wirtschaftlicher Stärke zu schaffen – zum klaren Vorteil für die Versorgung der Patienten und die Wettbewerbsfähigkeit der Branche.

Strategische Prioritäten für die MedTech-Branche:

  • Einheitliche und innovationsfreundliche Datenschutzregelungen
  • Harmonisierung von Zulassungsverfahren auf nationaler und europäischer Ebene
  • Förderung des schnellen Technologietransfers und der Markteinführung
  • Unterstützung von Start-ups und KMU als Innovationsmotoren
  • Ausbau der digitalen Infrastruktur für vernetzte und KI-basierte Anwendungen

Eine koordinierte Strategie wird der Branche nicht nur helfen, Innovationshemmnisse abzubauen, sondern auch die gesellschaftliche Relevanz der Medizintechnik weiter zu stärken – von einer besseren Gesundheitsversorgung über neue Arbeitsplätze bis zur internationalen Sichtbarkeit als Technologiestandort.

Die Informationen und Zitate in diesem Beitrag basieren auf einer Pressemitteilung des Bundesverbandes Medizintechnologie e.V.

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