– BVMed und SPECTARIS fordern eigenständige MedTech-Strategie mit gezielten Fördermaßnahmen.
– Forderungen umfassen Bürokratieabbau, wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen und digitale Bestandsplattform.
– Deutsche MedTech-Branche beschäftigt über 212.000 Personen und erwirtschaftet 41 Mrd. Euro.
BVMed und SPECTARIS fordern eigenständige MedTech-Strategie für Zukunft und Innovation
Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) und die Medizintechnik im Deutschen Industrieverband SPECTARIS richten eine klare Forderung an die neue Bundesregierung: Eine eigene, koordinierte MedTech-Strategie müsse her, um die Branche gezielt zu fördern und ihre Innovationskraft zu stärken. Diese strategische Ausrichtung sei notwendig, um die Medizintechnik als eine der zentralen Säulen der Gesundheitswirtschaft und zugleich als bedeutenden industriellen Wirtschaftsfaktor zu sichern. „Die Medizintechnik stellt eine Schlüsselbranche für die Zukunft dar, die nicht nur maßgeblich zur Gesundheitsversorgung beiträgt, sondern auch eine bedeutende wirtschaftliche Rolle spielt“, erklärt Mark Jalaß, Vorstandsvorsitzender des BVMed. Dr. Martin Leonhard, Vorsitzender der Medizintechnik bei SPECTARIS, ergänzt: „Es ist gut, dass die Bundesregierung im Koalitionsvertrag die Medizintechnik explizit als Leitwirtschaft anerkennt. Dafür müssen nun aber auch gezielte Maßnahmen zur Förderung und Stärkung der MedTech-Branche ergriffen werden.“
Die Medizintechnik-Branche zeichnet sich durch eine beeindruckende Wirtschaftsleistung aus: Über 212.000 Beschäftigte sind hier tätig – das sind mehr als doppelt so viele wie in der Pharmaindustrie. Im Jahr 2024 lag der Umsatz der Medizintechnikunternehmen mit mindestens 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei über 41 Milliarden Euro, inklusive Kleinstunternehmen sogar bei rund 55 Milliarden Euro. Mit einer Bruttowertschöpfung von 19,7 Milliarden Euro und einem Ausstrahlungseffekt auf andere Branchen von insgesamt 38,3 Milliarden Euro unterstreicht die Branche ihre wirtschaftliche Bedeutung eindrucksvoll. Dabei ist die Medizintechnik stark mittelständisch geprägt: 93 Prozent der rund 1.510 Unternehmen zählen zu den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Zudem investiert die Branche rund 9 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung und sichert so ihre Innovationsfähigkeit.
Die Verbände heben hervor, dass es einer engen Zusammenarbeit zwischen Politik, Industrie und Wissenschaft bedarf, verbunden mit einer klaren politischen Priorisierung, um die MedTech-Branche nachhaltig zu stärken. Wesentliche Forderungen sind der Abbau von bürokratischen Hürden sowie eine wettbewerbsfähige Gestaltung von Unternehmenssteuern und Energiekosten. Die Medizintechnik benötige zudem ein regulatorisches Umfeld, das Innovationen fördert, anstatt sie zu erschweren. Auch die Stärkung der Versorgungsautonomie Deutschlands und der Europäischen Union steht im Fokus. Hierzu sollen Investitionsanreize für europäische Produktionskapazitäten geschaffen, stabile Lieferketten gewährleistet und eine digitale Bestandsplattform für versorgungskritische Medizinprodukte eingerichtet werden.
Das gemeinsame Positionspapier der beiden Verbände definiert sieben zentrale Themenbereiche mit konkreten Forderungen:
- Die Medizintechnik als Leitwirtschaft etablieren
- Bürokratie abbauen und Regulierung innovationsfreundlich gestalten
- Zukunft der stationären Versorgung sichern
- Ambulante Versorgung und Hilfsmittelversorgung stärken
- Digitalisierung und Künstliche Intelligenz für eine moderne Gesundheitsversorgung nutzen
- Nachhaltigkeit in der Medizintechnik verantwortungsvoll gestalten
- Export deutscher Medizintechnik politisch flankieren und stärken
„Das Ziel ist eine MedTech-Branche, die nicht nur zukunftsfähig ist, sondern auch resilient und nachhaltig wächst. Innovationen müssen hier in Deutschland entstehen können und den Patient:innen schnell verfügbar gemacht werden“, erklären Mark Jalaß und Dr. Martin Leonhard abschließend. Das gemeinsame Positionspapier kann unter bvmed.de/positionen sowie auf der Website von SPECTARIS eingesehen werden.
Medizintechnik im Wandel: Warum Deutschland jetzt eine klare Strategie braucht
Die Medizintechnik zählt zu den zentralen Wirtschaftssäulen und Innovationsmotoren in Deutschland. Sie trägt nicht nur wesentlich zur modernen Gesundheitsversorgung bei, sondern ist auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor mit internationaler Strahlkraft. Doch trotz dieser herausragenden Rolle steht die Branche vor wachsenden Herausforderungen. Ohne eine gezielte politische Unterstützung und strategische Förderung drohen erhebliche Einbußen bei der Wettbewerbsfähigkeit, Innovation sowie letztlich bei der Versorgungssicherheit der Bevölkerung.
Die Medizintechnik zeichnet sich durch hohe Innovationsdynamik aus. Sie entwickelt Geräte und Technologien, die Diagnosen präziser machen, Behandlungen verbessern und die Lebensqualität von Patient:innen steigern. Zugleich ist sie ein bedeutender Arbeitgeber mit einem umfangreichen Netz mittelständischer Unternehmen. Allerdings belasten strukturelle Probleme wie ein zunehmender Fachkräftemangel sowie steigende bürokratische Anforderungen den Standort Deutschland und erschweren den wirtschaftlichen Erfolg.
Zudem steht die Branche mitten in der digitalen Transformation, die enorme Chancen bietet, aber auch Investitionen in neue Technologien und Qualifikationen verlangt. Internationale Wettbewerber wie die USA oder asiatische Länder investieren deutlich intensiver und strategischer in MedTech-Innovationen, um ihre Position in diesem global stark umkämpften Markt auszubauen. Deutschland muss in diesem Kontext eine eigenständige Medizintechnik-Strategie entwickeln, um den Innovationsstandort zu stärken und die Versorgung unabhängig von globalen Lieferketten zu gewährleisten.
Innovationstreiber und Herausforderungen
Die Medizintechnik gilt als Schlüsselbranche, die sowohl ökonomisch als auch gesellschaftlich enorme Bedeutung besitzt. Hier einige zentrale Herausforderungen, die den aktuellen Druck auf die Branche verdeutlichen:
- Fachkräftemangel: Qualifizierte Mitarbeiter:innen werden deutschlandweit knapp, was die Entwicklung und Produktion neuer Technologien erschwert.
- Bürokratie und Regulierung: Komplexe Vorgaben und langwierige Zulassungsprozesse bremsen Innovationen und verlängern Markteinführungszeiten.
- Digitale Transformation: Der Wandel zu digitalen Lösungen erfordert erhebliche Investitionen in Infrastruktur und Kompetenzaufbau.
- Wettbewerbsdruck: International tätige Medizintechnikunternehmen profitieren von staatlichen Förderprogrammen und wettbewerbsfähigen Rahmenbedingungen, die in Deutschland oft fehlen.
- Versorgungssicherheit und Produktionsstandort: Abhängigkeiten von Auslandslieferungen gefährden die regionale Versorgung und Produktionskapazitäten.
Globale Konkurrenz und Zukunftsausblick
Der weltweite Markt für Medizintechnik ist von schnellem Wandel und starkem Wettbewerb geprägt. Länder wie die USA betreiben eine umfassende Industriepolitik, die darauf ausgerichtet ist, technologische Führungspositionen kontinuierlich auszubauen. Auch asiatische Nationen setzen verstärkt auf MedTech als strategische Zukunftsbranche, finanzieren Forschung und optimieren regulatorische Bedingungen. Deutschland, als zweitgrößter Medizintechnikproduzent weltweit, steht vor der Aufgabe, in Sachen Innovationsförderung und Standortqualität aufzuholen.
Eine eigenständige MedTech-Strategie könnte die Weichen stellen für:
- Ausbau von Forschungskooperationen zwischen Industrie und Wissenschaft
- Abbau von bürokratischen Hemmnissen und beschleunigte Zulassungsprozesse
- Investitionen in Fachkräfteausbildung und digitale Infrastruktur
- Stärkung der Versorgungssicherheit durch regionale Produktionskapazitäten
- Förderung nachhaltiger und resilienter Wertschöpfungsketten
Die Zukunft der Medizintechnik in Deutschland hängt damit maßgeblich von einer klaren politischen Prioritätensetzung ab. Nur so kann die Branche ihre Rolle als Innovationsmotor und Garant für eine hochwertige Gesundheitsversorgung langfristig behaupten.
Die Informationen und Zitate in diesem Beitrag basieren auf einer Pressemitteilung von Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) und SPECTARIS.