BVMed-Herbstumfrage 2025: Medizintechnik-Stimmung steigt – Bürokratie und MDR belasten Gewinne weiter

Die BVMed-Herbstumfrage 2025 zeigt bei 116 befragten MedTech-Unternehmen eine leicht aufgehellte Stimmung mit erwartetem Umsatzplus von 3,1 Prozent. Mehr als die Hälfte rechnet dennoch mit sinkenden Gewinnen, da hohe Bürokratie-, Zertifizierungs- und Personalkosten die Erträge belasten. 86 Prozent fordern deshalb einen spürbaren Bürokratieabbau und Verbesserungen der MDR-Verordnung, um Investitionen und Innovationen in Deutschland zu stärken.
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Inhaltsübersicht

– Stimmung der MedTech-Branche leicht aufgehellt, Umsatz +3,1 %, Gewinne weiterhin stark belastet.
– Über 80 % der Unternehmen sehen Bürokratiekosten als größten Kostentreiber, KMU besonders betroffen.
– Mehrheit (56 %) präferiert US-FDA-System statt EU-MDR, 86 % fordern weniger Bürokratie.

MedTech: Leicht verbesserte Stimmung, doch Gewinnsituation bleibt unter Druck

Die Medizintechnik-Branche zeigt sich nach der BVMed-Herbstumfrage 2025 mit Blick auf das kommende Geschäftsjahr etwas optimistischer. Die 116 teilnehmenden Unternehmen rechnen mit einem Umsatzanstieg von 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr (Stand: 07.10.2025). Dieses moderate Wachstum geht einher mit der Hoffnung, dass die neue Bundesregierung die Rahmenbedingungen für die Branche verbessert – etwa durch Bürokratieabbau, Mittelstandsförderung und eine eigenständige MedTech-Strategie.

Trotz der positiveren Umsatzerwartungen steht die Branche unter erheblichen Gewinn- und Kostendruck. Mehr als die Hälfte der Befragten rechnet mit einer Verschlechterung der Gewinnsituation im Vergleich zum Vorjahr. Verantwortlich dafür sind vor allem die zunehmenden Ausgaben für Bürokratie, Zertifizierungen und Personal. 80 Prozent der Unternehmen nennen Bürokratie als entscheidenden Kostentreiber, während 65 Prozent deutlich gestiegene Zertifizierungskosten durch die MDR-Umsetzung registrieren. Personalkosten belasten 64 Prozent der Firmen zusätzlich.

Dr. Marc-Pierre Möll, BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied, bringt die Lage pointiert auf den Punkt: „Die KMU-geprägte Branche erstickt unter Bürokratielasten und Berichtspflichten, ohne dass diese zu einer Verbesserung der Versorgung oder der Sicherheit von Patient:innen beitragen. Entsprechend steht die Forderung nach einem Bürokratieabbau durch ein Belastungsmoratorium für MedTech-Unternehmen mit weitem Abstand an der Spitze der politischen Forderungen“.

Die angespannte Kostenentwicklung wirkt sich ebenfalls auf Investitionsentscheidungen aus. 22 Prozent der befragten Unternehmen reduzieren ihre Investitionen, während 19 Prozent stärker investieren als im Vorjahr. Zugleich verlagern 31 Prozent der Unternehmen Investitionen ins Ausland, wobei 15 Prozent in die EU und 10 Prozent in die USA expandieren.

Die Umfrage zeigt zudem eine eindeutige Präferenz für das US-amerikanische FDA-Regulierungssystem: 56 Prozent der Befragten bevorzugen FDA gegenüber nur 14 Prozent, die das MDR-System der EU vorziehen. Diese Einschätzung spiegelt die Herausforderung wider, vor der das europäische Regulierungsumfeld steht. Die dringende Forderung nach Bürokratieabbau untermauern 86 Prozent der Unternehmen. Sie erwarten unter anderem klare Fristen, verlässliche Kosten und den Wegfall der alle fünf Jahre vorgeschriebenen Re-Zertifizierungen.

Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen investiert die Branche weiter in Personal und Forschung. Ein Drittel der Unternehmen erhöht ihre Mitarbeiterzahl, bei 51 Prozent bleibt sie stabil. Die Forschungsausgaben liegen im Durchschnitt bei 9,2 Prozent des Umsatzes. Parallel verbessert sich das Innovationsklima leicht: Der entsprechende Index steigt von 3,6 auf 3,9 (Alt → Neu).

Auch technologische Neuerungen sind tief in den Unternehmensprozessen verankert. Künstliche Intelligenz gehört für 91 Prozent der Befragten zum Standard, vor allem im Marketing, Vertrieb und in der Produktion. Nachhaltigkeit gewinnt gleichermaßen an Gewicht. 63 Prozent der Mitglieder realisieren Maßnahmen zur Ressourcenschonung und Emissionsminderung in der Produktion, während 62 Prozent eine nachhaltige Unternehmensführung eingeführt haben.

Die BVMed-Herbstumfrage 2025 gibt damit einen differenzierten Einblick: Die MedTech-Branche zeigt sich zwar forschungs- und innovationsstark, gerät jedoch durch weiter steigende Kosten und komplexe Regulierungen unter Druck. Die Erwartung an Politik und Regulierung lautet klar: Bürokratieabbau und MDR-Verbesserungen müssen Priorität bekommen, um die Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit nachhaltig zu sichern.

Entwicklung und Herausforderungen im MedTech-Marktumfeld

Die globalen Wachstumsperspektiven der Medizintechnik-Branche zeigen trotz leichter Aufhellungen anhaltende Herausforderungen. Im Jahr 2023 legte der weltweite Markt um 4,8 Prozent zu (Stand: Januar 2025). Für das Jahr 2024 rechnet man mit einem moderateren Wachstum von 3,5 Prozent weltweit und lediglich 1,2 Prozent im Inland. Diese Entwicklung signalisiert eine nachlassende Dynamik, die sich in den kommenden Jahren fortsetzen dürfte.

Nach Einschätzung der Branche könnte die kombinierte Marktschwäche und der Investitionsstau erst nach 2026 zu einer spürbaren Entspannung führen (Stand: Januar 2025). Diese Prognose relativiert die aktuelle leichte Erholung und erklärt den weiter bestehenden Druck, der sich sowohl auf Gewinne als auch auf Investitionen auswirkt.

Wachstumsdynamik im Vergleich

Jahr Kennzahl/Beschreibung Wert Quelle/Stand
2023 Globales Marktwachstum +4,8 % Januar 2025
2024 Erwartetes Wachstum weltweit +3,5 % Januar 2025
2024 Erwartetes Wachstum im Inland (Deutschland) +1,2 % Januar 2025
2025* BVMed-Umsatzerwartung Deutschland (Umfrage) +3,1 % Oktober 2025

*Hinweis: Die Prognose des BVMed für 2025 basiert auf einer anderen Datenbasis und stellt die Einschätzung der Mitgliedsunternehmen dar.

Diese Zahlen spiegeln eine deutliche Verlangsamung wider, insbesondere im Inland. Die Kombination aus externen Marktbedingungen und internen Faktoren wie steigenden Kosten und regulatorischen Herausforderungen belastet die Branche weiterhin spürbar. Der erwartete schmale Zuwachs im Inland zeigt, dass Unternehmen hier vor besonderen Herausforderungen stehen, die auch den Gewinn- und Investitionsdruck erklären.

Im Vergleich zur globalen Entwicklung fällt das Wachstum im Inland merklich schwächer aus. In Kombination mit der Einschätzung, dass sich die Belastungen erst nach 2026 auflösen dürften, entsteht ein Bild von mehreren Jahren mittlerer Dynamik mit notwendigen Anpassungen und Zurückhaltung bei Investitionen. Die Branche reagiert damit auf eine Phase, die von teils steigender Bürokratie, Kostendruck und zögerlichen Investitionen geprägt ist.

Diese Daten verorten die aktuellen BVMed-Ergebnisse in einem breiteren wirtschaftlichen Kontext und verdeutlichen die Herausforderungen, mit denen die Medizintechnik-Unternehmen konfrontiert sind. Die realistische Einschätzung der Branche begrenzt Erwartungen und setzt den Rahmen für künftige strategische Entscheidungen.

Wirtschaftliche Bedeutung und Beschäftigungseffekte der MedTech-Branche

Die Medizintechnik-Branche zählt zu den ökonomischen Kernbereichen in Deutschland. Sie zeichnet sich durch eine solide wirtschaftliche Basis aus, die sowohl direkte als auch gesamtwirtschaftliche Effekte umfasst. Dieses Fundament erlaubt es den Unternehmen, trotz anhaltendem Gewinn- und Kostendruck weiterhin konsequent in Forschung und Entwicklung sowie in die Arbeitsplatzsicherung zu investieren.

Wirtschafts- und Beschäftigungswirkung

Die wichtigsten Kennzahlen zur wirtschaftlichen und beschäftigungsbezogenen Relevanz der Branche lauten:

  • Direkte Bruttowertschöpfung 2024: 19,7 Milliarden Euro
  • Gesamtwirtschaftliche Bruttowertschöpfung: 41,3 Milliarden Euro
  • Beschäftigungswirkung: rund 453.000 Erwerbstätige

Diese Werte stammen aus der aktuellen Sonderstudie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz zur MedTech-Branche (Stand: August 2025). Sie verdeutlichen die enorme Bedeutung der Medizintechnik für den Standort Deutschland und zeigen, dass die Branche weit über den eigenen Betrieb hinaus Beschäftigung und Wertschöpfung generiert.

Vor diesem Hintergrund wird auch der gesellschaftlichen Debatte um Themen wie Bürokratieabbau und Regulierungsoptimierung besondere Relevanz eingeräumt. Schon jetzt bremst der administrative Aufwand spürbar Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit. Dennoch bleiben Forschungsförderung und Fachkräftesicherung zentrale Baustellen, an denen trotz schwieriger Rahmenbedingungen festgehalten wird.

Die MedTech-Unternehmen fordern deshalb eine Entlastung bei bürokratischen Vorgaben und eine zügige Verbesserung der Medizinprodukteverordnung, um Investitionen am Standort zu sichern und auszubauen. Nur so lässt sich die Branche als unverzichtbares Wirtschaftsgewicht mit innovativen Produkten und Arbeitsplätzen erhalten.

Regulierungsdruck in der Medizintechnik: Verzögerte Innovationen durch MDR und FDA-Anforderungen

Die Medizintechnikbranche steht angesichts der regulatorischen Anforderungen vor einer entscheidenden Herausforderung: Wie lässt sich gewährleisten, dass neue Therapien schnell und verlässlich den Patienten zur Verfügung stehen? Die präferierte Haltung vieler Unternehmen zugunsten des US-amerikanischen FDA-Systems gegenüber dem europäischen MDR-System (Medical Device Regulation) verdeutlicht dabei eine zentrale Problematik. Die MDR bringt neben umfangreichen Bürokratieanforderungen auch längere Verfahren und wiederkehrende Nachzertifizierungen mit sich.

Solche Prozesse binden personelle und finanzielle Ressourcen, die andernfalls in Entwicklung, Produktion und Markteinführung innovativer Produkte investiert würden. Die Folge für Patienten zeigt sich in verzögerten Zugängen zu modernen Heilmethoden. Zudem entstehen durch die Komplexität und Unkalkulierbarkeit der Fristen erhöhte Kosten für Hersteller. Dies führt häufig dazu, dass Investitionen eher in Märkte mit klareren, stabileren regulatorischen Rahmenbedingungen verlagert werden, was den Standort Deutschland zusätzlich belastet.

Für die Öffentlichkeit bedeutet diese Situation eine verminderte Versorgung mit zukunftsweisenden Medizinprodukten und potenziell steigende Preise. Denn weniger Wettbewerb und Verzögerungen bei neuen Angeboten schränken nicht nur die Verfügbarkeit ein, sondern erhöhen den finanziellen Aufwand im Gesundheitssystem. Die Unternehmen fordern deshalb eine Reduzierung der bürokratischen Hürden, transparente Fristen und planbare Abläufe, um Innovationen zügiger und effizienter zum Patienten zu bringen.

Die aktuellen Diskussionen zeigen, dass es weit mehr als eine Frage der Regulierungstechnik ist: Es spielt eine entscheidende Rolle, ob regulatorische Systeme als Förderer oder als Bremse für medizinischen Fortschritt wirken. Die Abläufe müssen so gestaltet sein, dass sie den Schutz von Patienten und Sicherheit gewährleisten, ohne die Entwicklung neuer Technologien durch unnötige Verzögerungen und Kostenlasten zu erschweren. Nur so bleibt die Branche wettbewerbsfähig und kann den Patienten rechtzeitig den Nutzen modernster Therapien bieten.

Zukunftserwartungen der MedTech-Branche für 2026 und 2027

Anfang 2025 zeichnet sich in der Medizintechnik-Branche eine Phase ab, in der Marktschwäche und Investitionsstau die Entwicklung bremsen. Experten gehen davon aus, dass sich diese Belastungen erst nach 2026 deutlich entspannen könnten. Die entscheidende Frage für die kommenden Jahre bleibt, wie schnell regulatorische und bürokratische Hürden fallen. Steigende Planungssicherheit und ein absehbarer Abbau von Auflagen wären notwendige Voraussetzungen, um Forschungs- und Entwicklungsimpulse sowie Produktion am Standort Deutschland wirksamer zu entfalten. Damit könnte die Branche sich langfristig stabilisieren und neue Wachstumschancen erschließen. (Quelle: mt-medizintechnik.de, Stand: Januar 2025)

Die in diesem Beitrag aufgeführten Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung des Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed).

Weiterführende Quellen:

8 Antworten

  1. ‚Die KMU-geprägte Branche erstickt unter Bürokratielasten‘ ist ein starker Satz! Wir sollten alle darauf achten und unsere Stimmen erheben, um Veränderungen zu fordern! Was haltet ihr von einem Belastungsmoratorium?

    1. ‚Belastungsmoratorium‘ klingt gut! Aber wie realistisch ist das? Ich glaube nicht, dass es leicht sein wird, diese Veränderungen umzusetzen.

  2. Die Zahlen zur Bruttowertschöpfung sind beeindruckend und zeigen die Bedeutung der Branche für Deutschland! Was denkt ihr über die Zukunftsaussichten für MedTech in den kommenden Jahren? Kann es wirklich zu einer Verbesserung kommen?

    1. Ich bin optimistisch! Wenn der Druck auf die Politik groß genug wird, könnten wir eventuell schnellere Fortschritte sehen. Es hängt viel von der öffentlichen Meinung ab.

  3. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass viele Unternehmen unter Druck stehen. Es ist interessant zu sehen, dass die Mehrheit das US-FDA-System bevorzugt. Warum denkt ihr, ist das so? Gibt es wirklich Hoffnung auf eine Verbesserung durch die neue Bundesregierung?

    1. Ich denke, der Bürokratieabbau wäre dringend notwendig, um Innovationen schneller voranzutreiben. Man fragt sich oft, warum es so lange dauert, bis neue Produkte auf den Markt kommen.

    2. Definitiv! Die langsamen Prozesse sind frustrierend für alle Beteiligten – vom Hersteller bis zum Patienten. Vielleicht könnte eine genauere Analyse der bestehenden Regelungen helfen?

  4. Ich finde den Artikel sehr informativ und die Daten zur MedTech-Branche spannend. Die steigenden Bürokratiekosten sind ein echtes Problem, besonders für kleine Unternehmen. Wie könnte man das angehen?

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