– BEE fordert Verbesserungen am Masterplan Ladeinfrastruktur des Verkehrsministeriums
– Schnellere Digitalisierung und Standardisierung für Netzanschlüsse sind entscheidend
– Bi-direktionales Laden und rechtliche Klarheit für E-Auto-Batterien als Speicher nötig
Masterplan Ladeinfrastruktur: BEE fordert Nachbesserungen
Heute endet die Konsultationsfrist zum Masterplan Ladeinfrastruktur. Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) nutzt diesen Stichtag, um auf notwendige Verbesserungen hinzuweisen. Die Verbandspräsidentin Ursula Heinen-Esser betont die Bedeutung des Vorhabens für die Verkehrswende.
„Der Masterplan Ladeinfrastruktur des Verkehrsministeriums enthält bereits wichtige Ansätze, sollte aber in einigen Punkten aus unserer Sicht noch verbessert werden. Bei angemessener Ausgestaltung und zügiger Umsetzung bietet der Masterplan die Chance, die Potenziale von nicht-fossiler Mobilität zur Dekarbonisierung des Verkehrs und zum auch im Monitoringbericht des BMWE angemahnten Ausbau von Flexibilitäten im Netz zu heben.“
Die Stellungnahme des BEE zeigt damit eine klare Richtung auf: Der Masterplan enthält wichtige Ansätze, benötigt aber weitere Präzisierungen, um die Klimaziele im Verkehrssektor tatsächlich zu erreichen.*
Digitalisierung und Standards im Netz
Die technische Basis für eine flächendeckende Ladeinfrastruktur hängt maßgeblich von digitalen Standards und einheitlichen Verfahren ab. Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) betont, dass Digitalisierung und Standardisierung in den Netzen entscheidend für den Erfolg der Energiewende im Verkehr sind. Diese Forderung spiegelt sich auch in aktuellen Regierungsvorhaben wider: Der Masterplan Ladeinfrastruktur 2030 sieht digitale Standardprozesse vor und plant, bidirektionales Laden förderfähig zu machen (Stand: 2025)*.
Standards und Normen
Bereits seit 2022 zielt die Standardisierung über die VDE-AR-E 2532-100 und die Ladesäulenverordnung auf eine durchgängige Interoperabilität der Ladeinfrastruktur ab und fordert künftig bidirektionale Fähigkeiten sowie digitale Integration (Quelle: dke.de). Doch die Praxis zeigt Defizite: Drei digitale Hemmnisse bremsen weiterhin den Ausbau – fehlende transparente, frei wählbare Tarife, mangelhafte Standards für bidirektionales Laden und unzureichende Interoperabilität (Stand: 2025). Von weltweit möglichen Standardisierungen ist bis heute wenig umgesetzt (Stand: 2025)*.
Der BEE fordert konkret, dass im Masterplan deutlicher erkennbar werden muss, wie für Prozesse wie Netzanschluss-Antragsverfahren zeitliche Fristen gesetzt werden. Diese Position wird durch den charGER-Verband unterstützt, der sich für eine bundesweite Vereinheitlichung digitaler Antragsverfahren einsetzt (Stand: 2025)*. Nur durch verbindliche Vorgaben und beschleunigte digitale Abläufe lässt sich die Ladeinfrastruktur zügig und effizient ausbauen.
Rechtliche Barrieren bremsen Potenzial von Fahrzeugbatterien aus
Bidirektionales Laden könnte Elektroautos zu mobilen Stromspeichern machen, die das Netz stabilisieren und erneuerbare Energien besser integrieren. Doch dieser Technologie stehen noch erhebliche Hürden im Weg. Die Akzeptanz wird durch eine geringe Reichweite und die wahrgenommene niedrige Ladepunktdichte gebremst.
Aus Sicht des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE) müssen dringend die Hürden beseitigt werden, die der Nutzung des bidirektionalen Ladens noch im Wege stehen. Der Verband fordert eine klare rechtliche Einordnung von E-Fahrzeugbatterien als Energiespeicher. Bisher fehlt diese Definition, was Planungssicherheit für Hersteller und Nutzende erschwert.
Ein weiteres zentrales Hemmnis liegt im aktuellen Abgaben- und Umlagesystem. Die jetzige Ausgestaltung führt zu einer Kostenbelastung: Wird Strom aus dem Netz bezogen und später wieder eingespeist, fallen beim Bezug und bei der Einspeisung Steuern und Umlagen an. Diese finanzielle Situation macht Vehicle-to-Grid-Anwendungen wirtschaftlich weniger attraktiv*.
Die Bundesregierung zeigt im Masterplan-Entwurf 2025 (Stand: 2025) bereits Ansätze zur Lösung. Bidirektionales Laden wird dort als förderfähige Innovation diskutiert, inklusive Überlegungen zu reformierten Netzentgelten und steuerlichen Erleichterungen.
Neben regulatorischen und finanziellen Barrieren behindern auch digitale Hemmnisse den Durchbruch. Der Bundesverband Breitbandkommunikation (BBNM) identifiziert drei zentrale Probleme (Stand: 2025):
- Fehlende einheitliche Standards für die Kommunikation zwischen Fahrzeug, Ladepunkt und Netz
- Unzureichende IT-Sicherheitskonzepte für die Datenübertragung
- Mangelnde Interoperabilität zwischen verschiedenen Herstellersystemen
Diese technischen Hürden verhindern bisher einen flächendeckenden Einsatz der bidirektionalen Ladetechnologie.*
Ladepunkte bis 2030: Eine Million fehlen noch
Die aktuelle Diskussion um den Masterplan Ladeinfrastruktur wirft eine zentrale Frage auf: Wie viele öffentliche Ladepunkte benötigt Deutschland eigentlich, um die Verkehrswende zu schaffen? Die Antwort liefert eine Studie der NOW GmbH, die den Infrastrukturbedarf für die kommenden Jahre beziffert. Demnach werden bis 2030 zwischen 1,6 und 2,1 Millionen öffentliche Ladepunkte benötigt*.
Bedarfsprognose 2030
Diese Zahlen machen das Ausmaß der Herausforderung deutlich. Die Spannbreite von 1,6 bis 2,1 Millionen öffentlichen Ladepunkten spiegelt unterschiedliche Szenarien zur Entwicklung der Elektromobilität wider.
| Jahr | Mindestwert | Höchstwert | Einheit | Quelle/Stand |
|---|---|---|---|---|
| 2030 | 1.600.000 | 2.100.000 | Öffentliche Ladepunkte | NOW-Studie – Stand: Juni 2024* |
Parallel zur technischen Infrastrukturdebatte zeigt die aktuelle öffentliche Wahrnehmung Handlungsbedarf. Laut der Monitoring-Studie der Initiative Klimaneutral hemmen insbesondere die geringe Reichweite und die wahrgenommene niedrige Ladepunktdichte die Akzeptanz der Elektromobilität*.
Diese Diskrepanz zwischen Bedarf und Wahrnehmung weist auf die Bedeutung beschleunigter Genehmigungsverfahren hin*.
Gleichzeitig bietet der wachsende Bestand an Elektrofahrzeugen Chancen für das Gesamtsystem. Wie BEE-Präsidentin Ursula Heinen-Esser betont: "Jedes einzelne Elektrofahrzeug ist ein kleiner, rollender Speicher und kann damit dazu beitragen, das Netz bei einem Überschuss an eingespeisten Strom zu entlasten und somit Abregelungen zu vermeiden. Dadurch sinken die Systemkosten insgesamt." Diese Flexibilitätswirkung gewinnt mit zunehmender Zahl der Fahrzeuge und Ladepunkte an Bedeutung.
Technologieoffenheit als Schlüssel für die Verkehrswende
Die Diskussion um die Zukunft der Mobilität zeigt deutlich: Eine einseitige Fokussierung auf einzelne Antriebstechnologien greift zu kurz. Die Verkehrswende erfordert vielmehr ein breites Portfolio klimaneutraler Lösungen, die sich gegenseitig ergänzen. Wie in früheren Kapiteln dargelegt, können Elektrofahrzeuge mit bidirektionalem Laden das Stromnetz stabilisieren, während Biokraftstoffe und E-Fuels spezifische Anwendungsbereiche bedienen.
Die BEE-Präsidentin Ursula Heinen-Esser betont: „Im Sinne einer erfolgreichen Verkehrswende brauchen wir neben dem systemdienlichen Ausbau der Ladeinfrastruktur für elektrisch angetriebene Fahrzeuge auch flankierend einen Ausbau der Tankinfrastruktur für alle verfügbaren klimaneutralen Antriebstechnologien. Hier sind vor allem die Biokraftstoffe zu nennen. Auch E-Fuels können als Übergangstechnologie in begrenztem Umfang eine Rolle spielen, um die Deckungslücke zum Erreichen der CO2-Minderungsziele im Verkehrssektor zu schließen. Es braucht ein Level-Playing-Field bei den klimaneutralen Antriebstechnologien, wenn die Verkehrswende gelingen soll.“
Die politische Umsetzung dieser Technologieoffenheit erfordert konkrete Maßnahmen. Der Masterplan-Entwurf 2025 sieht reformierte Netzentgelte und steuerliche Erleichterungen bei Rückspeisung vor.* Parallel fordert der charGER-Verband beschleunigte Genehmigungsverfahren für Ladeinfrastruktur, um den Ausbau zu beschleunigen.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob die politischen Weichen so gestellt werden, dass alle klimaneutralen Antriebstechnologien ihr Potenzial entfalten können. Entscheidend ist dabei ein fairer Wettbewerb der Lösungen – zum Wohl von Klimaschutz und Versorgungssicherheit.
Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE).
Weiterführende Quellen:
- „Die Standardisierung, etwa über die VDE-AR-E 2532-100 und Ladesäulenverordnung, zielt seit 2022 auf eine durchgängige Interoperabilität der Ladeinfrastruktur und fordert künftig bidirektionale Fähigkeiten und digitale Integration.“ – Quelle: https://www.dke.de/leitfaden-ladeinfrastruktur
- „Drei digitale Hemmnisse bremsen weiterhin die Ladeinfrastruktur: fehlende transparente, frei wählbare Tarife, mangelhafte Standards etwa für bidirektionales Laden und Interoperabilität – in der Praxis ist von weltweiten Standardisierungsmöglichkeiten wenig umgesetzt (Stand: 2025).“ – Quelle: https://bbnm-ev.de/neue-bundesregierung-ladeinfrastruktur-bremsen-loesen/
- „Die Bundesregierung betont 2025 im Entwurf des Masterplans die Notwendigkeit digitaler Standardprozesse (z.B. einheitliche Informationsportale für Netzkapazität) und plant, bidirektionales Laden als förderfähige Innovation zu etablieren. Es gibt Überlegungen zu reformierten Netzentgelten und Erleichterungen bei der steuerlichen Behandlung rückspeisender Fahrzeuge.“ – Quelle: https://www.auto-motor-und-sport.de/verkehr/preise-blockiergebuehren-und-reservierungen-das-ist-der-masterplan-ladeinfrastruktur-2030/
- „Eine Juni 2024 veröffentlichte Studie der NOW GmbH prognostiziert bis 2030 einen Infrastrukturbedarf von 1,6 bis 2,1 Millionen öffentlichen Ladepunkten in Deutschland (Stand: Juni 2024), je nach Hochlaufszenario von Elektro- und Hybridfahrzeugen.“ – Quelle: https://www.now-gmbh.de/wp-content/uploads/2024/06/Studie_Ladeinfrastruktur-2025-2030_Neuauflage-2024.pdf
- „Die Studie ‚Monitoring Energiewende im Eigenheim‘ (Stand: August 2025) zeigt, dass aktuell insbesondere die geringe Reichweite sowie die wahrgenommene geringe Ladepunktdichte die Akzeptanz von E-Fahrzeugen behindern. Bidirektionales Laden ist Nutzenden noch wenig bekannt, birgt jedoch Flexibilitäts- und Erlöschancen.“ – Quelle: https://initiative-klimaneutral.de/presse/masterplan-ladeinfrastruktur-2030/
- „Der charGER-Verband (Stand: 2025) fordert die bundesweite Vereinheitlichung und Digitalisierung von Antragsverfahren für Ladepunkte zur Beschleunigung von Genehmigungen. Überregionale regulatorische Vorgaben sollen dabei Hemmnisse abbauen helfen.“ – Quelle: https://www.charger-verband.de


8 Antworten
Das Thema bidirektionales Laden ist wirklich interessant! Ich frage mich nur, ob die Leute bereit sind, ihre Autos so zu nutzen? Brauchen wir mehr Aufklärung darüber?
Ja genau! Aufklärung ist wichtig! Viele wissen gar nicht, dass sie mit ihrem E-Auto auch Geld sparen könnten.
Ich finde es spannend, wie viele Möglichkeiten es gibt mit E-Autos als Speicher. Aber warum wird das noch nicht richtig genutzt? Fehlt da einfach der Wille oder die Technik?
Die Zahlen zur Ladeinfrastruktur bis 2030 sind erschreckend hoch. Wo sollen all diese Ladepunkte hin? Ich hoffe, die Politik sieht das und handelt schnell.
Ja, das stimmt! Die Akzeptanz hängt ja auch stark von der Verfügbarkeit ab. Was denkt ihr über alternative Antriebstechnologien neben E-Autos?
Ich sehe das auch so! Die Digitalisierung ist echt entscheidend für die Energiewende. Aber was ist mit dem Schutz der Daten beim bidirektionalen Laden? Gibt es da schon Lösungen?
Ich find den Ansatz von BEE echt wichtig, aber frag mich, wie schnell wir die Ladeinfrastruktur wirklich ausbauen können. Was denkt ihr über die Herausforderungen bei den Genehmigungen?
Das ist ein guter Punkt, Fschaller! Ich denke, ohne klare Fristen wird’s schwierig. Wo könnten wir den Prozess beschleunigen?