– Martinsfeuer können für in Reisighaufen lebende Wildtiere tödlich sein.
– Der Verband empfiehlt pflanzliche Alternativen zum traditionellen Gänsebraten.
– Gänse aus Intensivhaltung leiden oft unter Qualen und Krankheiten.
Martinsfeuer und Gänsebraten: Tierschutz zum Fest
Mit einer aktuellen Pressemitteilung vom 05.11.2025 macht der Deutsche Tierschutzbund auf zwei zentrale Tierschutzthemen rund um das Martinsfest aufmerksam. Der Verband appelliert an die Öffentlichkeit, bei der Vorbereitung traditioneller Martinsfeuer auf Wildtiere zu achten und beim Festmahl tierfreundliche Alternativen zum Gänsebraten in Betracht zu ziehen.
"Martinsfeuer sind in vielen Regionen Höhepunkt des Martinsfestes, können aber für Tiere zur Todesfalle werden. Igel, Vögel, Mäuse und andere kleine Säugetiere nutzen aufgeschichtete Reisighaufen als Verstecke oder als Quartiere für ihre Winterruhe. Um sie vor den Gefahren des Feuers zu schützen, sollte das Brenngut erst unmittelbar vor dem Anzünden aufgeschichtet oder der Haufen vorher vorsichtig umgeschichtet werden. So können die Tiere rechtzeitig entdeckt werden oder selbst fliehen", erläutert James Brückner, Leiter des Wildtierreferats beim Deutschen Tierschutzbund. Für alle, die auf das traditionelle Gänseessen verzichten möchten, hält der Verband Rezepte bereit: "Tierfreundliche Rezepte, die schmackhafte Alternativen auch für das Martinsfest bieten, finden Tierfreunde unter anderem auf entsprechenden Portalen und Webseiten".
Wer in diesem Jahr ein Martinsfeuer plant, sollte deshalb besonders aufmerksam sein und das Brennmaterial erst kurz vor dem Anzünden aufschichten oder bestehende Haufen behutsam umsetzen.
Martinsfeuer: Gefahr für Igel, Vögel und andere Wildtiere
Martinsfeuer stellen für viele Wildtiere eine tödliche Falle dar. Igel, Vögel, Mäuse und andere kleine Säugetiere nutzen aufgeschichtete Reisighaufen als Verstecke oder Winterquartiere. Besonders Igel richten sich in den Holzstapeln zur Winterruhe ein. Der Tierschutzbeirat Rheinland-Pfalz berichtete 2021, dass Igelverluste durch Martinsfeuer vorkommen* . Auch geschützte Arten wie Haselmäuse können in den Brennholzstapeln Schutz suchen.
Kommunale Regeln und Empfehlungen im Überblick
Die Behörden haben auf die Gefahren für Wildtiere reagiert und schrittweise Regelungen entwickelt. Bereits 2019 empfahl der Rhein-Lahn-Kreis, Brennmaterial erst unmittelbar vor dem Anzünden umzuschichten. Der Kreis Ahrweiler verschärfte 2022 die Vorgaben: Martinsfeuer müssen mindestens drei Tage vorher angemeldet werden und bestimmte Mindestabstände einhalten. 2023 ging der Westerwaldkreis noch weiter und verbot private Martinsfeuer komplett; offizielle Feuer berücksichtigen dort die späte Aufschichtung. Zusätzlich weist der Abfallzweckverband Rhein-Mosel-Eifel auf das Verbot bestimmter Brennstoffe wie Altreifen, Kunststoffe und beschichtetes Holz hin.
Regionale Maßnahmen im Überblick:
| Jahr | Region | Maßnahme | Relevanter Hinweis |
|---|---|---|---|
| 2019 | Rhein-Lahn-Kreis | Empfehlung zur späten Umschichtung | Freiwillige Maßnahme zum Tierschutz |
| 2022 | Kreis Ahrweiler | Anmeldung 3 Tage vorher + Mindestabstände | Ordnungsrechtlicher Rahmen |
| 2023 | Westerwaldkreis | Private Feuer verboten | Restriktivere Praxis |
| 2023 | AZV Rhein-Mosel-Eifel | Verbot bestimmter Brennstoffe | Umweltschutz-Aspekt |
Woher die Martinsgans kommt – und wer heute anders isst
Die Frage nach der Herkunft des Martinsbratens gewinnt zunehmend an Bedeutung. Während viele Menschen das traditionelle Gänseessen mit dem Martinsfest verbinden, stammt ein Großteil der hierzulande verzehrten Tiere aus dem Ausland. Im Jahr 2023 importierte Deutschland rund 24.000 Tonnen Gänse, wobei über 80 Prozent aus Polen, Ungarn und Tschechien kamen (Stand: 2024, Statistisches Bundesamt)*. Diese Importzahlen zeigen deutlich, dass die heimische Produktion bei Weitem nicht ausreicht, um die Nachfrage in der Martinszeit zu decken.
Importzahlen und Herkunft der Gänse
Die hohen Importquellen aus Osteuropa werfen Fragen zu den Haltungsbedingungen auf. Der Deutsche Tierschutzbund weist darauf hin, dass viele dieser Tiere aus Intensivhaltungen stammen, wo sie oft dicht gedrängt leben und keinen Zugang zu Wasserstellen haben. Damit entfallen für die Gänse essentielle Verhaltensweisen wie Baden, Gründeln oder die artgerechte Gefiederpflege.
Trend zu fleischfreien Alternativen
Parallel zur Diskussion um die Herkunft der Gänse entwickelt sich ein neuer Essenstrend bei Martinsfeiern. Laut Angaben aus dem Juni 2024 liegt der Anteil vegetarischer oder veganer Menüalternativen bei Martinsfeiern je nach Region zwischen 8 und 22 Prozent, im bundesweiten Durchschnitt bei etwa 19 Prozent.* Diese Zahlen deuten auf eine wachsende Nachfrage nach fleischfreien Optionen hin, die sowohl tierethische als auch ökologische Beweggründe haben kann.
Die steigende Verfügbarkeit pflanzlicher Alternativen spiegelt einen gesellschaftlichen Wandel wider, der auch vor traditionellen Festen nicht Halt macht. Immer mehr Veranstalter berücksichtigen damit unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten und Wertvorstellungen ihrer Gäste.
Praktische Schutzmaßnahmen für Veranstalter und Familien
Die Tradition der Martinsfeuer lässt sich mit einfachen Vorsichtsmaßnahmen tierfreundlich gestalten. Veranstalter, Gemeinden und Familien können durch rechtzeitige Planung und bewusstes Handeln verhindern, dass Igel, Vögel und andere Kleintiere in den Brennholzstapeln Zuflucht suchen und dort verenden. James Brückner, Leiter des Wildtierreferats beim Deutschen Tierschutzbund, erklärt: "Martinsfeuer sind in vielen Regionen Höhepunkt des Martinsfestes, können aber für Tiere zur Todesfalle werden. Igel, Vögel, Mäuse und andere kleine Säugetiere nutzen aufgeschichtete Reisighaufen als Verstecke oder als Quartiere für ihre Winterruhe."
Vorbereitungen vor dem Anzünden
Die entscheidenden Schutzmaßnahmen liegen in der Vorbereitung. Ein später Aufbau des Brennholzhaufens direkt vor dem Anzünden verringert die Gefahr, dass sich Tiere darin einnisten. Ergänzend empfehlen Experten ein vorsichtiges Umschichten, weisen jedoch darauf hin, dass einfaches Abklopfen allein nicht ausreicht. Bei öffentlichen Veranstaltungen bietet sich das Einzäunen des Materials oder dessen kontrollierte Bereitstellung an.
Diese konkreten Schritte schützen Wildtiere effektiv:
- Spätes Aufschichten des Brennguts unmittelbar vor dem Anzünden —*
- Vor dem Anzünden vorsichtiges Umschichten/Abklopfen als Ergänzung, wobei Experten das einfache Abklopfen als unzureichend bewerten —*
- Einzäunen oder kontrolliertes Bereitstellen von Brennmaterial bei offiziellen Feuer (als empfohlene Maßnahme) —*
- Nur naturbelassene Brennstoffe verwenden; Altreifen/Kunststoffe/beschichtetes Holz sind verboten — Stand: 2023 *
Kommunale Abstimmung und rechtliche Vorgaben
Rechtliche Rahmenbedingungen sorgen für Sicherheit und Umweltschutz. Brauchtumsfeuer müssen bei den zuständigen Behörden angemeldet werden und bestimmte Mindestabstände zu Wäldern und Gebäuden einhalten. In manchen Regionen wie dem Westerwaldkreis sind private Martinsfeuer komplett verboten. Familien sollten sich vorab über lokale Regelungen informieren, um Konflikte zu vermeiden.
- Anmeldung von Brauchtumsfeuern und Einhaltung von Mindestabständen zu Wald/Gebäuden (rechtliche Vorgabe) — Stand: 2022 *
- Bei lokalen Regelungen prüfen, ob private Feuer erlaubt sind (Beispiel: Verbot privater Martinsfeuer im Westerwaldkreis) — Stand: 2023 *
Durch diese praktischen Maßnahmen bleibt das Martinsfeuer ein freudiges Gemeinschaftserlebnis – ohne tierische Opfer.
Ausblick: Tradition bewahren — aber wie?
Die Martinsfeier steht vor der Herausforderung, traditionelle Bräuche mit modernen Tierschutzansprüchen zu vereinen. Während das gemeinsame Feiern und die kulturelle Bedeutung des Festes weiterhin eine Rolle spielen, wächst das Bewusstsein vieler Menschen für die Konsequenzen unserer Festkultur.
Bereits heute bieten je nach Region zwischen 8 % und 22 % der regionalen Martinsfeiern vegetarische oder vegane Alternativen an, im bundesweiten Durchschnitt sind es etwa 19 % (Stand: Juni 2024)*.
Die Zukunft des Martinsfestes könnte in einer behutsamen Weiterentwicklung liegen, die sowohl die Werte der Nächstenliebe und Gemeinschaft betont als auch Rücksicht auf Tiere nimmt. Traditionen müssen nicht starr bewahrt, sondern können im Geiste ihrer ursprünglichen Bedeutung zeitgemäß interpretiert werden. Ein respektvoller Umgang mit Wildtieren bei Martinsfeuern und die bewusste Entscheidung für pflanzliche Gerichte können das Fest bereichern, ohne seine kulturelle Tiefe zu verlieren. So bleibt Sankt Martin ein lebendiges Brauchtum, das Verbindung stiftet – zwischen Menschen untereinander und mit der Natur.
Die vorliegenden Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes.
Weiterführende Quellen:
- „Im Rhein-Lahn-Kreis wird empfohlen, das Brennmaterial für Martinsfeuer erst unmittelbar vor dem Anzünden umzuschichten, um Igel und andere Wildtiere zu schützen (Stand: 2019).“ – Quelle: https://www.rhein-lahn-kreis.de/aktuelles/2019/igel-und-martinsfeuer/
- „Der Tierschutzbeirat Rheinland-Pfalz berichtet von jährlich unzähligen Igelverlusten durch Martinsfeuer, betont jedoch das Fehlen belastbarer Daten zu den tatsächlich betroffenen Tieren (Stand: 2021).“ – Quelle: https://tierschutzbeirat-rlp.de/igeltod-im-martinsfeuer/
- „Die Kreisverwaltung Ahrweiler schreibt vor, Martinsfeuer mindestens drei Tage vorher anzumelden und Mindestabstände zu schützenswerten Flächen einzuhalten; der Aufbau des Feuers muss mit Gemeinden abgestimmt werden (Stand: 2022).“ – Quelle: https://kreis-ahrweiler.de/martinsfeuer-brauchtum-pflegen-natur-schuetzen/
- „Im Westerwaldkreis sind private Martinsfeuer verboten, und offizielle Feuer berücksichtigen bei der Standortwahl Tierschutzmaßnahmen wie spätes Aufschichten des Holzstapels zum Schutz von Kleintieren (Stand: 2023).“ – Quelle: https://www.nr-kurier.de/artikel/148736-tradition-vs–umweltschutz–so-gelingt-ein-sicheres-martinsfeuer
- „Für Martinsfeuer sind nur naturbelassene Brennstoffe erlaubt; Altreifen, Kunststoffe und beschichtetes Holz sind verboten, wobei Verstöße straf- oder ordnungsrechtlich verfolgt werden (Stand: 2023).“ – Quelle: https://www.azv-rme.de/aktuelles/pressemitteilungen/pressearchiv-2023/umweltschutz-beim-martinsfeuer-beachten/
- „Beim Martinsfeuer können neben Igeln auch geschützte Arten wie Haselmäuse in Holzstapeln Schutz suchen, weshalb Artenschutz als Begründung für Schutzmaßnahmen dient (Stand: 2023).“ – Quelle: https://www.azv-rme.de/aktuelles/pressemitteilungen/pressearchiv-2023/umweltschutz-beim-martinsfeuer-beachten/
- „Das Landesrecht Rheinland-Pfalz fordert die Anmeldung von Brauchtumsfeuern mindestens drei Tage vorher sowie die Einhaltung von Mindestabständen zu Wald und Gebäuden (Stand: 2022).“ – Quelle: https://kreis-ahrweiler.de/martinsfeuer-brauchtum-pflegen-natur-schuetzen/
- „Der Tierschutzbeirat Rheinland-Pfalz bewertet das einfache Abklopfen von Holzstapeln als unzureichend zum Schutz von Tieren und empfiehlt spätes Aufschichten oder das Einzäunen der Brennmaterialien (Stand: 2021).“ – Quelle: https://tierschutzbeirat-rlp.de/igeltod-im-martinsfeuer/
- „In Püttlingen (Saarland) ist das erneute Umschichten der Holzstapel vor dem Anzünden als Standardmaßnahme zum Schutz von Wildtieren etabliert (Stand: 2024).“ – Quelle: https://feuerwehr-puettlingen.de/sicherheitshinweise/martinsfeuer/
- „Im Jahr 2023 wurden rund 24.000 Tonnen Gänse nach Deutschland importiert, davon über 80 % aus Polen, Ungarn und Tschechien (Stand: 2024).“ – Quelle: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/02/PD24_055_51.html
- „Der Anteil vegetarischer oder veganer Menüalternativen bei Martinsfeiern lag im Juni 2024 je nach Region zwischen 8 % und 22 %, im bundesweiten Durchschnitt bei 19 % (Stand: Juni 2024).“ – Quelle: https://vegconomist.de/markt-und-trends/vegetarische-angebote-martinsfeier-2024/
8 Antworten
„Es gibt immer mehr vegetarische Alternativen bei Martinsfeiern.“ Das ist ein positiver Trend! Ich freue mich darüber! Wo kann ich Infos zu diesen Alternativen finden? Kennt jemand gute Seiten?
„Martinsfeuer sind Tradition, aber der Schutz der Tiere sollte Priorität haben.“ Ich stimme dem absolut zu! Wir müssen das Bewusstsein für diese Themen stärken. Was können wir gemeinsam tun?
Ich mache mir Sorgen um die Igel und Vögel bei Martinsfeuern. Es sollte mehr Aufklärung geben! Wie können wir dafür sorgen, dass alle sich daran halten? Gibt es spezielle Gruppen oder Initiativen dafür?
Das wäre wirklich wichtig! Ich habe auch von einer Gruppe gehört, die Informationen verteilt. Vielleicht sollten wir uns engagieren und mehr Leute erreichen!
Die Idee mit pflanzlichen Alternativen finde ich super! Ich esse gerne Gans, aber ich verstehe die Bedenken wegen der Tierhaltung. Vielleicht sollten wir mehr über die Haltungsbedingungen erfahren? Wie geht’s euch damit?
Ich finde auch, dass die Haltungsbedingungen nicht okay sind. Es wäre besser, wenn wir mehr lokale Gänse hätten. Aber was ist mit den Rezepten? Gibt’s da gute Empfehlungen?
Pflanzliche Rezepte sind echt eine gute Idee! Ich hab schon ein paar ausprobiert und sie waren lecker! Vielleicht sollten wir eine Liste erstellen? Hat jemand tolle Ideen?
Ich finde es sehr wichtig, dass wir auf die Tiere achten. Martinsfeuer können echt gefährlich für Wildtiere sein. Es ist gut, dass der Tierschutzbund darauf hinweist. Was denkt ihr, wie kann man das besser machen?