– ADV begrüßt Beschlüsse der Verkehrsministerkonferenz zur Stärkung des Luftverkehrsstandorts
– Länder fordern Abbau regulatorischer und finanzieller Belastungen für Flughäfen
– Konkrete Forderungen umfassen Senkung der Luftverkehrsteuer und Abschaffung der PtL-Quote
Verkehrsminister fordern Kurswechsel für deutschen Luftverkehr
Die Länder fordern die Bundesregierung auf, die Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandorts Deutschland durch konkrete Maßnahmen zu stärken.
„Die Länder senden ein starkes Signal nach Berlin: Der Rückzug der Airlines von deutschen Flughäfen soll gestoppt werden. Wir begrüßen, dass die Verkehrsminister der Länder die Ursachen klar benennen und den Abbau der regulatorischen und finanziellen Belastungen einfordern. Die Rücknahme der Luftverkehrsteuererhöhung und die Abschaffung der nationalen PtL-Quote sind überfällig. Deutschland braucht Flughäfen, die profitabel wachsen können und klimapolitisch vorausgehen. Nach den Beschlüssen der Verkehrsminister muss der Bund liefern.“
Der Flughafenverband ADV hebt drei zentrale Forderungen hervor:
- Steuerliche Entlastung: Rücknahme der Luftverkehrsteuererhöhung und Abschaffung der nationalen PtL-Quote
- Verlässliche Flugsicherungsfinanzierung: Dauerhafte Absicherung der Flugsicherungskosten an kleineren Flughäfen
- Klimapolitisch sinnvolle ETS-Verwendung: Mindestens 50 Prozent der Einnahmen aus dem Emissionshandel für nachhaltige Flugkraftstoffe*
„Die deutschen Flughäfen stehen zu ihrer Verantwortung für Klimaschutz und Resilienz. Die Beschlüsse der Länder zeigen den Weg. Deshalb appelliert der Flughafenverband ADV an die Bundesregierung, die im Koalitionsvertrag angekündigten Maßnahmen zur Stärkung des Luftverkehrs jetzt auch haushaltswirksam umzusetzen“, so Ralph Beisel abschließend.
Hintergrund: Gebühren, Steuern, Standortkosten
Die Diskussion um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Flughäfen lässt sich nur vor dem Hintergrund der finanziellen Belastungen verstehen. Die Standortkosten in Deutschland liegen im europäischen Vergleich im oberen Bereich; Länder wie Großbritannien und die Niederlande verzeichnen ähnlich hohe Luftverkehrsteuern*. Die Bundesregierung selbst verweist auf ein DLR-Gutachten, das eine Senkung dieser Standortkosten zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit empfiehlt.
Gebührenentwicklung: 2019 → 2024 → 2025
Zwischen 2019 und 2024 stiegen die Gebühren an deutschen Flughäfen um 38 Prozent, während der EU-Durchschnitt im selben Zeitraum nur um 26 Prozent zulegte* (Quelle: DMM Travel, Stand: 10. Oktober 2025). Diese bereits überdurchschnittliche Entwicklung setzte sich fort: Von 2019 bis 2025 erhöhten sich die staatlichen Standortkosten um 143 Prozent*. Die unterschiedlichen Prozentwerte lassen sich durch verschiedene Berechnungsgrundlagen und den erweiterten Betrachtungszeitraum erklären.
Die Belastungssumme aus Luftverkehrsteuer, Luftsicherheitsgebühren und Flugsicherungsgebühren erreicht 2025 in Deutschland einen neuen Höchststand. Exemplarisch zeigt sich dies in Stuttgart, wo die Luftsicherheitsgebühren auf 13,96 Euro pro Passagier steigen – ein Plus von 40 Prozent gegenüber 2024*.
Luftverkehrsteuer: Sätze seit 1. Mai 2024
Ein wesentlicher Kostentreiber ist die Luftverkehrsteuer, die im Mai 2024 angehoben wurde. Seit dem 1. Mai 2024 gelten folgende Sätze pro Ticket:
- Kurzstrecke: 15,53 Euro
- Mittelstrecke: 39,34 Euro
- Langstrecke: 70,83 Euro*
Die Erhöhung beträgt damit zwischen 2,50 und 11,40 Euro je nach Flugdistanz*.
Für 2025 erwartet die Bundesregierung Einnahmen aus dieser Steuer in Höhe von 2,05 Milliarden Euro*. Eine kurzfristige Absenkung wird nicht umgesetzt, da sie Steuermindereinnahmen im mittleren dreistelligen Millionenbereich verursachen würde.
Gleichzeitig prüft die Bundesregierung Möglichkeiten zur Senkung der Ticketsteuer ab 2026. Diese Umsetzung steht jedoch unter Finanzierungsvorbehalt und soll im Rahmen der Haushaltsplanung neu bewertet werden. Parallel wird auch eine Reduktion von Flughafengebühren zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit diskutiert*.
Politische Debatte: Bund vs. Länder und Haushalt
Die Forderung nach einer Senkung der Luftverkehrsteuer entwickelt sich zum zentralen Konfliktfeld zwischen Bundesländern und Bundesregierung. Während die Verkehrsministerkonferenz im Oktober 2025 eine kurzfristige Entlastung des Luftverkehrssektors beschloss, stehen auf Bundesebene haushaltspolitische Bedenken im Vordergrund.
Finanzielle Gegenargumente des Bundes
Die Bundesregierung verweist auf erhebliche Einnahmeausfälle als Haupthindernis für eine sofortige Steuersenkung. Für 2025 erwartet die Bundesregierung Einnahmen aus der Luftverkehrsteuer von 2,05 Milliarden Euro (Stand: 31. Juli 2025)*. Eine Absenkung der Abgabe würde Steuermindereinnahmen verursachen, deren genaue Höhe bislang nicht bestätigt ist. Diese Summe stellt den Bund vor ein haushaltspolitisches Dilemma: Einerseits steht die im Koalitionsvertrag angekündigte Entlastung des Luftverkehrssektors im Raum, andererseits fehlen klare Kompensationsmöglichkeiten für die wegfallenden Einnahmen.
Prüfungen und Zeithorizont (2026)
Als Reaktion auf den Druck aus den Ländern hat die Bundesregierung Bewegung signalisiert. Die Bundesregierung prüft Möglichkeiten zur Senkung der Ticketsteuer ab 2026 (Stand: 23. September 2025)*. Allerdings bleibt die Umsetzung unter Finanzierungsvorbehalt und soll im Rahmen der Haushaltsplanung neu bewertet werden. Dieser Zeithorizont bedeutet eine deutliche Verzögerung gegenüber den Forderungen der Verkehrsministerkonferenz, die eine "kurzfristige Umsetzung" verlangt hatte.
Aus Sicht der Länder und des Flughafenverbands ADV stellt diese Verzögerung eine Gefahr für den Luftverkehrsstandort Deutschland dar. Sie argumentieren, dass die wirtschaftlichen Schäden durch den Rückzug von Airlines von deutschen Flughäfen die kurzfristigen Steuereinnahmen bei weitem überwiegen. Die Bundesregierung hingegen betont ihre Haushaltsverantwortung und die Notwendigkeit, Steuersenkungen langfristig und haushaltspolitisch abgesichert umzusetzen.
Was Reisende und regionale Flughäfen erwartet
Wer in den kommenden Monaten einen Flug bucht, könnte die Auswirkungen der aktuellen Luftverkehrspolitik direkt spüren. Höhere Ticketpreise zeichnen sich ab, während kleinere Regionalflughäfen unter zusätzlichem finanziellen Druck geraten.
Beispiel Stuttgart: Sicherheitsgebühr
Am Flughafen Stuttgart zeigt sich konkret, was Reisende erwartet: Die Luftsicherheitsgebühren steigen hier auf 13,96 Euro pro Passagier – ein Plus von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr* (Quelle: BDF, Stand: 29. September 2025). Diese Erhöhung macht deutlich, wie sich regulatorische Belastungen unmittelbar auf die Kosten der Passagiere auswirken. Für Familien oder Vielflieger summieren sich solche Zusatzgebühren schnell zu spürbaren Mehrkosten.
Regionale Folgen und Relevanz für Reisende
Die finanziellen Belastungen treffen kleinere Flughäfen. Diese Entwicklung wirft grundlegende Fragen auf: Wie erhalten wir Arbeitsplätze in der Luftfahrtbranche? Wie sichern wir die Erreichbarkeit ländlicher Regionen? Und wie finden wir einen Ausgleich zwischen Mobilitätsbedürfnissen und Klimaschutzzielen? Die aktuelle Debatte zeigt, dass wirtschaftliche Interessen und gesellschaftliche Erwartungen an den Luftverkehr neu justiert werden müssen.
Ausblick: Nächste Schritte und offene Fragen
Die Beschlüsse der Verkehrsministerkonferenz setzen einen politischen Impuls*. Die Bundesregierung prüft Möglichkeiten zur Senkung der Ticketsteuer, die Umsetzung steht unter Finanzierungsvorbehalt und soll im Rahmen der Haushaltsplanung neu bewertet werden (Stand: 23. September 2025). Parallel verweist die Bundesregierung auf ein DLR-Gutachten, das eine Senkung dieser Standortkosten empfiehlt (Stand: 23. Oktober 2025). Damit zeichnet sich ein klarer Entscheidungspfad ab: Die Haushaltsplanungen für 2026 werden zur zentralen Weichenstellung.
Zeitplan: Haushaltsplanung / 2026
Im kommenden Jahr stehen mehrere entscheidende Prozesse an. Der Bund muss über die künftige Ausgestaltung der Luftverkehrsteuer befinden – eine Abwägung zwischen wettbewerbspolitischen Zielen und haushalterischen Zwängen. Gleichzeitig wird der Bundestag über die Verwendung der Einnahmen aus dem Emissionshandelssystem (ETS) beraten. Hier könnte die Forderung der Verkehrsministerkonferenz aufgegriffen werden, mindestens 50 Prozent dieser Mittel zweckgebunden für nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF) einzusetzen. Drittens bleibt die Entwicklung der Gebühren für Sicherheits- und Flugsicherungsleistungen im Blick, deren Finanzierungssicherheit besonders kleinere Standorte betrifft.
Beobachtungspunkte: SAF-Förderung und ETS-Verwendung
Für aufmerksame Beobachter bieten sich drei konkrete Anhaltspunkte: Erstens die Entscheidung des Bundes über die Luftverkehrsteuer im Haushaltsverfahren, zweitens die konkrete Verwendung der ETS-Einnahmen für den SAF-Markthochlauf und drittens die langfristige Absicherung der Flugsicherungskosten. Alle drei Punkte unterliegen der Abwägungslogik zwischen Standortattraktivität und fiskalischen sowie klimapolitischen Zielen.
Verfolgen Sie daher besonders die Haushaltsberatungen für 2026 – hier werden die politischen Signale der Verkehrsministerkonferenz ihre erste praktische Bewährungsprobe erfahren.
Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung des Flughafenverbands ADV.
Weiterführende Quellen:
- „Die staatlichen Standortkosten für Flughäfen in Deutschland liegen im europäischen Vergleich im oberen Bereich; Länder wie Großbritannien und die Niederlande haben ähnlich hohe Luftverkehrsteuern. Die Bundesregierung verweist auf ein DLR-Gutachten, das eine Senkung dieser Standortkosten empfiehlt, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken (Stand: 23. Okt. 2025).“ – Quelle: https://www.bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-1116874
- „Die Belastung aus Luftverkehrsteuer, Luftsicherheitsgebühren und Flugsicherungsgebühren erreicht 2025 in Deutschland einen neuen Höchststand; im Beispiel Stuttgart steigen die Luftsicherheitsgebühren auf 13,96 Euro pro Passagier (+40 % gegenüber 2024). Die staatlichen Standortkosten sind von 2019 bis 2025 um 143 % gestiegen, insbesondere durch eine erneute Verteuerung der Gebühren für Luftsicherheitskontrollen und Flugsicherung (Stand: 29. Sep. 2025).“ – Quelle: https://www.bdf.aero/newsroom/detail/luftverkehrsstandort-deutschland-gebuehren-und-steuerbelastung-erreicht-2025-neuen-hoechststand
- „Die Luftverkehrsteuer in Deutschland wurde im Mai 2024 um 2,50 bis 11,40 Euro je nach Flugdistanz erhöht. Seit dem 1. Mai 2024 gelten folgende Sätze: 15,53 Euro (Kurzstrecke), 39,34 Euro (Mittelstrecke), 70,83 Euro (Langstrecke) pro Ticket. Die Gebühren stiegen zwischen 2019 und 2024 deutschlandweit um 38 %, während der EU-Durchschnitt im selben Zeitraum nur um 26 % anstieg (Stand: 10. Okt. 2025).“ – Quelle: https://www.dmm.travel/nc/news/es-bleibt-bei-der-luftverkehrssteuer
- „Für 2025 erwartet die Bundesregierung Einnahmen aus der Luftverkehrsteuer von 2,05 Milliarden Euro; eine Absenkung wird erst einmal nicht umgesetzt, da sie Steuermindereinnahmen im mittleren dreistelligen Millionenbereich verursachen würde (Stand: 31. Juli 2025).“ – Quelle: https://www.touristik-aktuell.de/nachrichten/verkehr/news/datum/2025/07/30/flugsteuer-wird-erst-einmal-nicht-gesenkt
- „Die Bundesregierung prüft Möglichkeiten zur Senkung der Ticketsteuer ab 2026, die Umsetzung steht unter Finanzierungsvorbehalt und soll im Rahmen der Haushaltsplanung neu bewertet werden; diskutiert wird auch eine Reduktion von Flughafengebühren zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit (Stand: 23. Sep. 2025).“ – Quelle: http://www.firmenreisen24.de/geschaeftsreise-news/entlastung-fuer-geschaeftsreisende/index.html
9 Antworten
Es ist traurig zu sehen, dass immer mehr Airlines aus Deutschland abziehen. Das hat ja auch Auswirkungen auf Arbeitsplätze vor Ort. Welche Maßnahmen könnten helfen, dies zu verhindern? Vielleicht mehr Unterstützung für lokale Flughäfen?
Ja Viola! Wir brauchen dringend Lösungen und vielleicht könnte eine bessere Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern helfen!
Ich finde es gut, dass die Verkehrsminister offen über die Probleme sprechen! Aber wie sieht es mit den Lösungen aus? Gibt es schon konkrete Vorschläge von der Bundesregierung? Es wäre schön zu wissen, wie sie planen umzusetzen.
Das stimmt Auer! Ich frage mich auch, ob die Bundesregierung wirklich schnell handeln wird oder ob wir noch lange warten müssen.
Ich stimme zu, dass eine Senkung der Luftverkehrsteuer wichtig wäre! Es gibt viele Familien, die sich Flüge nicht mehr leisten können. Was könnte man tun, um diese Menschen zu unterstützen?
Das ist ein berechtigter Punkt, Petra! Vielleicht sollten wir auch über Gutscheine oder Subventionen für Flugreisen nachdenken.
Die Luftverkehrsteuererhöhung ist wirklich ein großes Problem für die Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. Wenn die Preise weiter steigen, werden viele Leute auf andere Verkehrsmittel umsteigen. Was denkt ihr über mögliche Alternativen zu den hohen Steuern?
Ich finde die Forderungen der Verkehrsminister sehr wichtig. Die steigenden Gebühren machen das Fliegen immer teurer, und das kann nicht im Interesse der Reisenden sein. Wie können wir sicherstellen, dass kleinere Flughäfen nicht untergehen?
Das ist ein guter Punkt, Ulrich! Vielleicht sollte man auch überlegen, wie man die regionalen Flughäfen besser unterstützen kann. Gibt es dafür schon Ideen von den Politikern?