Lübeck: Gerichtsurteil zu Ferienwohnungen verschärft Wohnraummangel – Auswirkungen und Lösungen für den Wohnungsmarkt

Das Verwaltungsgericht Lübeck hat das 2019 erlassene Verbot aufgehoben, Altstadtwohnungen als Ferienunterkünfte zu nutzen. VNW-Direktor Andreas Breitner begrüßt die Entscheidung, warnt aber vor einer wachsenden Zweckentfremdung, die bezahlbaren Wohnraum insbesondere in historischen Quartieren verknappt. Das Urteil könnte Signalwirkung für andere Touristenstädte haben, in denen Ferienwohnungen den lokalen Wohnungsmarkt zusätzlich belasten.
Modernes blau beleuchtetes News-Studio mit runden LED-Podesten und großem Bildschirm mit Schriftzug ‚Verbands‑Monitor eins zu eins‘.
Inhaltsübersicht

– Verwaltungsgericht erklärt Lübecker Ferienwohnungsverbot aus 2019 für rechtswidrig, Stadt verzichtet auf Rechtsmittel.
– VNW-Direktor warnt: Feriennutzung entzieht Altstadt kleine, bezahlbare Wohnungen sozial schwacher Haushalte.
– Forderung nach gesetzlichen Maßnahmen zum Schutz günstigen Wohnraums gegen Zweckentfremdung.

Urteil zur Nutzung von Ferienunterkünften: Auswirkungen für Lübecks Wohnungsmarkt

Das Verwaltungsgericht hat in einem wegweisenden Urteil klargestellt, dass die Stadtverwaltung Lübeck Wohnungseigentümern nicht länger verbieten kann, ihre Wohnungen in der Altstadt als Ferienunterkünfte zu nutzen. Dieses Verbot aus dem Jahr 2019 wurde für rechtswidrig erklärt, nachdem die Stadt keine Rechtsmittel eingelegt hatte. Die Entscheidung hat weitreichende Konsequenzen, insbesondere für Bewohner mit geringem Einkommen und soziale Vermieter, denn sie verändert die bisherige Handhabung der Nutzung von Wohnraum in einer wichtigen touristischen Region erheblich.

Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), zeigt sich mit dem Urteil zwar einverstanden, warnt jedoch vor den Folgen für den Wohnungsmarkt: „**Entscheidungen unabhängiger Gerichte sind zu akzeptieren. Allerdings ist es aus Sicht der sozialen Vermieter bedauerlich, dass durch das Urteil die Entwicklung verfestigt wird, wonach gerade kleine Wohnungen und insbesondere die Ganghäuser in der Lübecker Altstadt dem Wohnungsmarkt dauerhaft entzogen werden.**“ Die zentrale Problematik liege in der zunehmenden Zweckentfremdung von wohnlichem Raum, wodurch besonders bezahlbarer Wohnraum immer knapper werde.

Breitner betont, dass der vorhandene Bedarf an bezahlbarem Wohnraum groß sei und nun durch die Errichtung teurer Neubauten gedeckt werden müsse. Dies trifft gerade in touristischen Hotspots wie Lübeck, entlang der Ost- und Nordseeküste sowie im Süden Europas zu, wo die Zahl der Ferienwohnungen steigt, während gleichzeitig bezahlbare Wohnungen für Einheimische verloren gehen. „**Lübeck ist ein beliebtes Reiseziel, was grundsätzlich positiv ist. Aber wenn die Unterbringung von Touristen dazu führt, dass Einheimische kaum noch erschwingliche Wohnungen finden, dann ist die Grenze des Zumutbaren erreicht.**“ In diesen Fällen hält es der VNW-Direktor für angebracht, dass die Behörden eingreifen.

Trotzdem erkennt Breitner einen gewissen Bestandsschutz im konkreten Fall an und fordert zugleich, dass die Behörden eine hohe Sensibilität bewahren und gesetzliche Maßnahmen ergreifen, um der Zweckentfremdung von günstigem Wohnraum entgegenzuwirken. Der VNW vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein 443 Wohnungsgenossenschaften und -gesellschaften, die rund 709.000 Wohnungen verwalten und etwa 1,5 Millionen Menschen ein Zuhause bieten. Dabei setzt sich der Verband für soziale Vermieter ein und unterstützt eine faire Mietstruktur: Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter bei den VNW-Unternehmen liegt bei 6,59 Euro.

Urteil mit Signalwirkung: Ferienwohnungen und ihre Folgen für Gesellschaft und Stadtentwicklung

Das aktuelle Urteil aus Lübeck hat weit über die Stadtgrenzen hinaus Aufmerksamkeit erzeugt. Denn es spiegelt eine landesweite und sogar europäische Debatte wider: Wie beeinflusst die zunehmende Umwandlung von Wohnraum in Ferienwohnungen die soziale und städtische Struktur? Die touristische Wohnraumnutzung ist heute ein bedeutender Trend, der nicht nur wirtschaftliche Chancen bietet, sondern auch erhebliche Spannungen im urbanen Gefüge verursacht.

Insbesondere sozial schwächere Bevölkerungsgruppen und städtische Quartiere sind von der sogenannten Zweckentfremdung betroffen. Denn durch die Umwandlung von regulärem Wohnraum in Ferienunterkünfte schrumpft das Angebot an bezahlbaren Wohnungen – eine knappe Ressource, die in vielen Städten bereits heute stark unter Druck steht. Diese Entwicklung führt nicht nur zu Verdrängungseffekten, sondern wirkt sich nachhaltig auf die Nachbarschaften, die soziale Durchmischung und die Lebensqualität in den Quartieren aus.

Ferienwohnungen: Trend oder Problem?

Das Phänomen der Ferienwohnungen hat sich in den letzten Jahren stark verbreitet, parallel zum Wachstum des internationalen und regionalen Tourismus. Viele Eigentümer sehen darin eine lukrative Einnahmequelle. Für die Kommunen jedoch entsteht daraus eine Herausforderung: Wohnraum, der eigentlich dauerhaftes Zuhause sein sollte, wird zeitweise oder dauerhaft für touristische Zwecke genutzt. Das schafft eine Parallelwelt von verblassenden Nachbarschaften, in denen zunehmend weniger dauerhafte Bewohner leben.

Diese Entwicklung führt zu Versorgungsengpässen auf den Wohnungsmärkten, verstärkt Preissteigerungen und beeinflusst das soziale Gefüge negativer. Gerade in Stadtteilen mit ohnehin geringem Wohnungsangebot zeigt sich die Problematik besonders deutlich – hier sind oft diejenigen besonders betroffen, die ohnehin schon wenig Spielraum auf dem Wohnungsmarkt haben.

Wohnraumpolitik im Spannungsfeld zwischen Tourismus und Heimat

Vor diesem Hintergrund steht die kommunale Wohnraumpolitik vor einer komplexen Aufgabe. Einerseits wollen Städte den Tourismus und die damit verbundenen wirtschaftlichen Impulse nicht gefährden, denn gerade im Gastgewerbe hängen viele Arbeitsplätze von dieser Branche ab. Andererseits müssen sie sicherstellen, dass ausreichend bezahlbarer Wohnraum für alle Einwohner erhalten bleibt.

Kommunen verfügen über verschiedene Hebel, um dieses Spannungsfeld zu steuern: Dazu gehören strengere Zweckentfremdungsverbote, Registrierungspflichten für private Vermietungen, Begrenzungen der Anzahl von Ferienwohnungen in sensiblen Vierteln und Förderprogramme für den sozialen Wohnungsbau.

Einige Städte haben bereits Maßnahmen diskutiert oder umgesetzt, zum Beispiel:

  • Einführung von Meldepflichten für alle Ferienwohnungsanbieter
  • Begrenzung der zulässigen Anzahl touristischer Wohnnutzungen pro Quartier
  • Sanktionen bei Verstößen gegen Zweckentfremdungsverbote
  • Subventionen für langfristigen Mietwohnraum und sozialen Wohnungsbau

Das Lübecker Urteil könnte einen wichtigen Impuls für weitere Debatten und mögliche Gesetzesänderungen sein. Es signalisiert, dass die rechtliche Durchsetzung von Wohnraumschutz stärker in den Fokus rückt und als Instrument zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen anerkannt wird. Andere Städte und Bundesländer werden die Entscheidung aufmerksam verfolgen – und möglicherweise eigene Regelungen anpassen oder verschärfen, um der komplexen Herausforderung von Ferienwohnungen gerecht zu werden.


Für weitere Informationen, Pressekontakte, Bilder oder Dokumente geht es hier zur Quelle mit dem Originaltitel:
Soziale Vermieter: Bedauerliche Entscheidung entzieht Lübeck kleine, bezahlbare Wohnungen

Original-Content übermittelt durch news aktuell.

7 Antworten

  1. Ich verstehe nicht warum das jetzt erlaubt ist. Wenig wohnungen für die leute die da wohnen, und mehr für touristen. Das ist doch unsinn.

  2. Das Urteil ist doch gut, so kann mann auch mal im Urlaub in die Stadt wohnen. Muss die stadt halt mehr wohnungen bauen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Über den Autor

Die Redaktion von Verbandsbüro besteht aus vielen unterschiedlichen Experten aus der Verbands- und Vereinswelt. Alle Beiträge beruhen auf eigene Erfahrungen. Damit wollen wir Ihnen unsere professionellen Leistungen für Ihre Organisation präsentieren. Wollen Sie mehr zu diesem Thema erfahren? Nehmen Sie doch einfach mit uns Kontakt auf.​

Teilen

Wenn dir dieser Beitrag gefallen hat, teile ihn gerne weiter.