– László Krasznahorkai erhält 2025 den Literaturnobelpreis für sein visionäres Werk
– Der ungarische Autor war 1987/88 Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD
– Die Preisverleihung findet am 10. Dezember 2025 in Stockholm statt
Literaturnobelpreis 2025: Krasznahorkai und die Berlin-Connection
Der ungarische Schriftsteller László Krasznahorkai erhält in diesem Jahr die höchste literarische Auszeichnung – und blickt dabei auf eine besondere Verbindung nach Deutschland zurück. Der 71-Jährige lebte 1987/88 als Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD in der damals noch geteilten Hauptstadt. Damit geht der Literaturnobelpreis bereits zum siebten Mal an einen ehemaligen Stipendiaten des Programms (Stand: 09.10.2025).
Die Schwedische Akademie begründete ihre Entscheidung mit Krasznahorkais „fesselndem und visionärem Werk, das inmitten apokalyptischer Schrecken die Kraft der Kunst bekräftigt“. DAAD-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee gratulierte mit den Worten: „Wir freuen uns außerordentlich, dass mit László Krasznahorkai erneut ein ehemaliger Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wird.“ Der Autor, 1954 in Gyula geboren, hatte sich nach Jurastudium und Literaturwissenschaften ganz dem Schreiben verschrieben. Internationale Anerkennung brachten ihm frühere Ehrungen wie der International Booker Prize 2015 und der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur 2021 (Stand: 09.10.2025).
Berlin blieb für Krasznahorkai auch nach seinem Aufenthalt im Berliner Künstlerprogramm wichtig. Silvia Fehrmann, Leiterin des Programms, betont: „Der Residenzaufenthalt 1987/88 war der Beginn einer bleibenden Verbindung zu Berlin. Hier hat Krasznahorkai gelebt, geschrieben und als Samuel-Fischer-Gastprofessor an der Freien Universität Berlin unterrichtet.“ Das Programm selbst blickt auf eine lange Geschichte zurück: Seit 1963 haben über 1.200 internationale Künstlerinnen und Künstler durch das BKP in Berlin gearbeitet (Stand: 09.10.2025).
Die offizielle Nobelpreisverleihung findet am 10. Dezember 2025 in Stockholm statt. Die Auszeichnung ist derzeit mit rund einer Million Euro dotiert (Stand: 09.10.2025).
Einordnung: Werk, Wirkung, Reichweite
László Krasznahorkais literarische Strahlkraft reicht weit über die Grenzen Ungarns hinaus. Sein internationaler Einfluss zeigt sich besonders deutlich in der filmischen Adaption seiner Werke durch den ungarischen Regisseur Béla Tarr. Dessen Verfilmungen von Sátántangó und „The Melancholy of Resistance“ (Stand: 09.10.2025, Quelle: Euronews Culture) machten Krasznahorkais komplexe Erzählwelten einem breiten cineastischen Publikum zugänglich und schlugen eine Brücke zwischen literarischer Avantgarde und filmischer Kunst.
Die wachsende globale Leserschaft belegt eine bemerkenswerte Auflagenentwicklung. Während Sátántangó im Jahr 2010 weltweit 38.000 Exemplare erreichte (Stand: 2010), stieg diese Zahl bis Oktober 2025 auf über 75.000 Exemplare an (Stand: Oktober 2025, Quelle: Euronews Culture). Diese Verdoppelung innerhalb von fünfzehn Jahren spiegelt nicht nur das zunehmende internationale Interesse an Krasznahorkais Werk wider, sondern auch die nachhaltige Wirkung seiner Literatur jenseits sprachlicher und kultureller Barrieren.
Die Auszeichnung mit dem Literaturnobelpreis findet deshalb kulturübergreifend Resonanz, weil Krasznahorkais Themen universelle menschliche Erfahrungen berühren. Seine apokalyptischen Visionen und existenziellen Fragestellungen sprechen Leserinnen und Leser unterschiedlichster kultureller Hintergründe an. Die schwedische Akademie würdigt damit einen Autor, dessen Werk trotz seiner spezifisch ungarischen Verwurzelung globale Relevanz besitzt und der die zeitgenössische Literaturlandschaft nachhaltig geprägt hat.
Zahlen und Prozesse im Überblick
Die Auszeichnung von László Krasznahorkai mit dem Literaturnobelpreis 2025 lenkt den Blick auf die strukturellen Rahmenbedingungen dieses renommierten Preises und des Berliner Künstlerprogramms. Die folgenden Fakten bieten eine sachliche Einordnung der beteiligten Institutionen und ihrer Größenordnungen.
Zahlen zum Nobelpreis
Die Schwedische Akademie vergibt den Literaturnobelpreis nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren mit abschließender Abstimmung und öffentlicher Begründung (Quelle: nobelprize.org). Bis Oktober 2025 erhielten 121 Personen diese Auszeichnung (Stand: Oktober 2025, Quelle: nobelprize.org). Die Dotierung entwickelte sich von 10 Millionen Schwedischen Kronen im Jahr 2000 auf aktuell 11 Millionen SEK (Stand: 09.10.2025, Quelle: euronews.com). In Euro entspricht dies einer Steigerung von etwa 950.000 Euro (2020) auf rund eine Million Euro (2025).
BKP in Zahlen
Das Berliner Künstlerprogramm des DAAD zählt zu den international bedeutendsten Stipendienprogrammen für Künstler. Ein Forschungsbericht von 2021 beziffert die Gesamtzahl der geförderten internationalen Künstler mit über 1.000 und die jährlichen Stipendien mit rund 20 (Stand: 2021, Quelle: DIGIS-Berlin). Die aktuelle Pressemitteilung des DAAD nennt dagegen über 1.200 geförderte Künstler seit Programmbeginn 1963 (Stand: 09.10.2025). Die Differenz zwischen beiden Werten erklärt sich durch den zeitlichen Abstand der Erhebungen.
Kernfakten im Überblick:
- 121 Literaturnobelpreisträger insgesamt (Stand: Oktober 2025)
- Dotierungsspanne: 10–11 Mio. SEK (2000–2025), aktuell ~1 Mio. Euro (Stand: 09.10.2025)
- Vergabeverfahren durch die Schwedische Akademie mit öffentlicher Begründung (Stand: Oktober 2025)
- BKP-Größenordnung: über 1.000 Künstler (Stand 2021) bzw. über 1.200 (Stand 2025) bei rund 20 Stipendien jährlich
| Quelle/Stand | Zahl/Angabe | Hinweis |
|---|---|---|
| DIGIS-Report | über 1.000 internationale Künstler | Stand: 2021 |
| PM DAAD | über 1.200 internationale Künstler | Stand: 09.10.2025 |
Mehr als ein Stipendium: Warum das Berliner Künstlerprogramm heute wichtiger denn je ist
Die aktuelle Auszeichnung eines ehemaligen Programmteilnehmers mit dem Literaturnobelpreis lenkt den Blick auf eine Entwicklung, die weit über einzelne Preise hinausreicht. Seit Mitte der 2010er Jahre hat sich das Berliner Künstlerprogramm systematisch zu einem Schatzraum für gefährdete Kulturschaffende entwickelt. Dieser strategische Ausbau spiegelt die wachsende Bedeutung des Programms als internationales Bollwerk für Kunstfreiheit wider – eine Rolle, die in Zeiten zunehmender politischer und gesellschaftlicher Restriktionen an Relevanz gewinnt.
Die verstärkte Fokussierung auf Diversität und den Schutz verfolgter Künstlerinnen und Künstler zeigt sich in der programmatischen Ausrichtung seit 2018. Das Programm bietet nicht nur temporären Arbeitsraum, sondern schafft dauerhafte Netzwerke und nachhaltige Unterstützungsstrukturen. Damit positioniert es sich als zentraler Akteur im internationalen Kulturbetrieb, der künstlerische Produktion unter schwierigen Bedingungen ermöglicht und gleichzeitig den globalen Austausch fördert.
Die Auszeichnung von László Krasznahorkai unterstreicht diese Entwicklung auf symbolträchtige Weise. Sein Aufenthalt 1987/88 in der noch geteilten Stadt verweist auf die historische Kontinuität des Programms als Ort des freien künstlerischen Schaffens – eine Tradition, die heute angesichts neuer Bedrohungen für die Kunstfreiheit weltweit an Aktualität gewinnt.
Diese Meldung basiert auf einer Pressemitteilung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD).
Weiterführende Quellen:
- „Krasznahorkais Werke wie ‚Sátántangó‘ und ‚The Melancholy of Resistance‘ wurden von Béla Tarr adaptiert; sein literarischer Einfluss äußert sich in internationaler Zusammenarbeit und erhöhter Auflagenentwicklung, z. B. bei ‚Sátántangó‘ von 38.000 Exemplaren im Jahr 2010 auf über 75.000 Exemplare weltweit im Oktober 2025.“ – Quelle: https://www.euronews.com/culture/2025/10/09/hungarian-author-laszlo-krasznahorkai-wins-2025-nobel-prize-in-literature
- „Seit der Gründung des Berliner Künstlerprogramms wurden über 1.000 internationale Künstler als Stipendiaten nach Berlin eingeladen, wobei die Literatur stets eine eigene, gleichrangige Fördersparte bildete; jedes Jahr werden rund 20 Stipendien vergeben (Stand: 2021).“ – Quelle: https://www.digis-berlin.de/wp-content/uploads/2021/04/Abschlussbericht_DAAD_2020_v.pdf
- „Die Rolle des Berliner Künstlerprogramms als Schutzraum für gefährdete Kulturschaffende wurde seit Mitte der 2010er Jahre weiter ausgebaut, mit Fokus auf Diversity und Kunstfreiheit, insbesondere angesichts politischer Spannungen weltweit (Stand: 2018–2025).“ – Quelle: https://www.field-notes.berlin/colleg/foerderung/berliner-kuenstlerprogramm-bkp-des-daad
- „Die Gesamtzahl der Literaturnobelpreisträger weltweit beträgt mit Stand Oktober 2025 insgesamt 121 Personen; die Vergabe erfolgt durch die Schwedische Akademie nach öffentlicher Begründung und Abstimmung im Jurygremium.“ – Quelle: https://www.nobelprize.org/prizes/literature/2025/summary
- „Im Zeitraum von 2000 bis 2025 lag die Dotierung des Literaturnobelpreises zwischen 10 Mio. SEK (~950.000 € im Jahr 2020) und aktuell 11 Mio. SEK (~1 Mio. € im Jahr 2025).“ – Quelle: https://www.euronews.com/culture/2025/10/09/hungarian-author-laszlo-krasznahorkai-wins-2025-nobel-prize-in-literature
- „Für die ‘International Booker Prize’-Auszeichnung waren in den letzten 25 Jahren auffällig viele Autoren mit Residenzerfahrung in internationalen Künstlerprogrammen nominiert oder prämiert, der Anteil lag in einzelnen Jahren bei bis zu 30 % (Stand: 2024, Schätzung).“ – Quelle: https://www.kulturpreise.de/web/preise_info.php?ptyp_id=300&cPath=6&preisd_id=2236
10 Antworten
Die Auszeichnung mit dem Nobelpreis für Krasznahorkai zeigt wieder wie wichtig Literatur ist für die Gesellschaft! Was denkt ihr über den Einfluss der Literatur auf unsere Zeit? Gibt’s ähnliche Beispiele aus der Vergangenheit?
Literatur hat immer einen großen Einfluss gehabt! Ich glaube auch an die Kraft der Worte und Geschichten.
‚Kunstfreiheit‘ und deren Bedeutung heute sind wirklich aktuelle Themen! Das Berliner Künstlerprogramm scheint eine wichtige Rolle dabei zu spielen. Welche Maßnahmen könnten noch getroffen werden, um Künstler besser zu unterstützen?
‚Sátántangó‘ ist so ein faszinierendes Buch! Es zeigt wirklich die Tiefe von Krasznahorkais Erzählweise. Hat jemand den Film gesehen? Wie vergleicht man das Buch mit dem Film? Ist es eine gute Adaption?
‚Sátántangó‘ als Film hat sicherlich eine ganz eigene Atmosphäre geschaffen! Ich finde es spannend zu sehen, wie Literatur in andere Medien übersetzt wird.
Krasznahorkais Werke sind einzigartig und seine Sichtweise ist oft sehr tiefgründig. Ich denke, dass der Nobelpreis für ihn sehr verdient ist! Was haltet ihr von seinen Themen? Gibt es andere Autoren, die ähnliche Themen behandeln?
Ich stimme zu! Seine Fähigkeit, komplexe menschliche Erfahrungen darzustellen, ist bewundernswert. Vielleicht sollten wir mehr über die filmischen Umsetzungen seiner Werke reden? Wie findet ihr die Filme von Béla Tarr?
Es wäre interessant zu wissen, ob Krasznahorkai auch in anderen Ländern ähnlich anerkannt wird. Könnte sein, dass seine Botschaften universell sind und viele Kulturen ansprechen?
Ich finde es beeindruckend, dass Krasznahorkai den Literaturnobelpreis erhält. Seine Verbindung zu Berlin zeigt, wie wichtig kultureller Austausch ist. Welche anderen Autoren haben ähnliche Erfahrungen gemacht? Gibt es mehr darüber?
Das ist wirklich ein interessanter Punkt! Ich frage mich, welche anderen Schriftsteller von Berliner Künstlerprogrammen profitiert haben. Hat jemand Beispiele oder Geschichten dazu?