Berlin stoppt Leihrad-Förderung: Mobilitätsverbände warnen vor Rückschritt bei Bike-Sharing und Verkehrswende

Am 28. Juni endet in Berlin die tarifwirksame Förderung des Leihrad-Anbieters Nextbike, was ADFC Berlin, IGEB und VCD Nordost als fatales Signal für die Verkehrswende beklagen. Die Verbände fordern eine flächendeckende Fortführung und den kontinuierlichen Ausbau des Bike-Sharing, das vor allem in den äußeren Stadtteilen unverzichtbar ist, um nahtlose ÖPNV-Anschlüsse zu schaffen. Ohne eine konsequente Leihrad-Strategie droht Berlin im europäischen Vergleich den Anschluss im Bereich moderner, klimafreundlicher Mobilität zu verlieren.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– Senat stoppt Berliner Leihrad-Förderung ab 28. Juni 2025 ohne Ausbaualternativen
– Mobilitätsverbände fordern flächendeckende Wiedereinführung und konsequente Fahrrad-Sharing-Strategie
– Bike-Sharing stärkt intermodale Mobilität, verknüpft Radverkehr und ÖPNV klimafreundlich

Berlin beendet Leihrad-Förderung: Ein Rückschlag für die städtische Mobilität

Am 28. Juni 2025 endet die tarifwirksame Förderung des Leihrad-Anbieters Nextbike durch den Berliner Senat – eine Entscheidung, die bei Mobilitätsverbänden auf scharfe Kritik stößt. Der ADFC Berlin, der Berliner Fahrgastverband IGEB und der VCD Nordost fordern eine sofortige Wiederaufnahme der Förderung im Rahmen einer umfassenden Fahrrad-Sharing-Strategie. Sie warnen davor, dass Berlin damit einen wichtigen Baustein für eine moderne, klimafreundliche und vernetzte Stadtmobilität aufs Spiel setzt.

Trotz des deutlichen Nachfragebooms bleibt der Senat stur. „Das Leihrad-Angebot in Berlin wurde gut angenommen. Im kürzlich veröffentlichten ADFC-Fahrradklima-Test ist das Leihrad-Angebot der einzig positive Leuchtturm im Berliner Fahrradklima – erfasst im Herbst 2024, kurz bevor das Förderende bekannt wurde“, betont Marlene Alber, politische Referentin des ADFC Berlin. Das Ende der Förderung zeuge von einem „bitteren Zeugnis der aktuellen Verkehrspolitik“, die an den Bedürfnissen der Bürger:innen vorbeigehe. Alber fordert eine „konsequente Leihrad-Strategie mit flexiblen und flächendeckenden Angeboten“, statt den Ausbau zu stoppen.

Berlin verliert damit einen Anschluss an andere deutsche und europäische Großstädte. Christian Linow vom Berliner Fahrgastverband IGEB weist darauf hin: „Was hat die 80.000-Einwohner-Gemeinde Norderstedt, was die Millionenmetropole Berlin bald nicht mehr hat? Ein städtisches Leihradsystem.“ Städte wie Warschau, Paris, Hamburg, Stuttgart oder Helsinki hätten längst funktionierende Bike-Sharing-Angebote, die als „beliebter Tausendsassa“ sowohl auf kurzen Wegen als auch als Ergänzung zum ÖPNV fungieren. Trotz des großen Erfolgs von Nextbike führe der Senat das System ad absurdum und katapultiere die Hauptstadt „damit in die Provinz“.

Besonders für die äußeren Bezirke sei das Angebot wichtig, um die sogenannte „letzte Meile“ zwischen Bahnstation und Zuhause klimafreundlich zu bewältigen. Heiner von Marschall, Landesvorsitzender im VCD Nordost, sagt: „In Berlin leistet das von Nextbike betriebene System einen wertvollen Beitrag für attraktive intermodale Mobilitätsketten im Umweltverbund aus ÖPNV, Fahrrad und Fußverkehr.“ Die Flottenerweiterung in Bezirke außerhalb des S-Bahn-Rings habe die Nutzung deutlich gesteigert. Daher sei es „erwartet, dass das Leihradsystem wie versprochen fortgesetzt und kontinuierlich ausgebaut wird“.

Das Förderende fällt in eine Zeit, in der der Anteil der Menschen, die Radfahren und ÖPNV kombinieren, von 16 auf 19 Prozent innerhalb von fünf Jahren gestiegen ist, während der Autoverkehr im sogenannten Modal Split deutlich zurückgeht. Dennoch setzt der Senat nicht auf eine verstärkte Zusammenarbeit von Fahrrad und ÖPNV oder auf eine langfristige Finanzierung der Mobilitätsplattform Jelbi der BVG, die eine Vernetzung beider Welten ermöglichen könnte. Stattdessen erweist sich die Einstellung der Förderung als Bruch mit der notwendigen Verkehrswende. Die Mobilitätsverbände mahnen deshalb: Berlin braucht dauerhaft eine klare Sharing-Strategie und bessere Unterstützung für Bike&Ride, etwa an allen U- und S-Bahnstationen mit sicheren Abstellanlagen, um die Stadt fit für die Zukunft zu machen.

Bike-Sharing in Berlin: Warum das Aus die Verkehrswende bremst

Die Entscheidung des Berliner Senats, die tarifwirksame Förderung für das Leihrad-System zum 28. Juni 2025 zu beenden, markiert einen deutlichen Rückschritt für die städtische Mobilitätswende. In einer Zeit, in der das Fahrrad als wichtiger Baustein für eine klimafreundliche und moderne Stadtentwicklung gilt, sendet diese Maßnahme ein verstörendes Signal. Das Angebot des Nextbike-Systems wurde von den Berlinerinnen und Berlinern gut angenommen und gilt laut dem ADFC-Fahrradklima-Test im Herbst 2024 als einziger positiver Lichtblick im Berliner Fahrradklima. Die Einstellung der Förderung wird daher von Mobilitätsverbänden scharf kritisiert, die eine umfassende Sharing-Strategie und eine stärkere Vernetzung von Fahrradverleih und öffentlichem Nahverkehr fordern.

Was die Entscheidung für die Verkehrswende bedeutet

Das Ende der Leihradförderung trifft Berlin mitten in einem Umbauprozess der urbanen Mobilität. Die Nutzung von Fahrrad und ÖPNV in Kombination nimmt zu; der Anteil der Pendlerinnen und Pendler, die Bike & Ride nutzen, stieg in den letzten fünf Jahren von 16 auf 19 Prozent. Gleichzeitig verliert das Auto zunehmend an Bedeutung im städtischen Verkehrs-Mix. Gerade in den äußeren Bezirken Berlins ist das Bike-Sharing essenziell, um die letzte Strecke zwischen Bahnstation und Zielort klimafreundlich und flexibel zu bewältigen. Der Wegfall der finanziellen Unterstützung gefährdet diese Entwicklung erheblich. Indem der Senat die Förderung stoppt, riskiert er, die angestrebte Verkehrswende ins Stocken zu bringen und die Chancen auf eine nachhaltige Mobilitätskultur zu schwächen.

Europäischer Vergleich: Bike-Sharing als Standard

Im internationalen Vergleich fällt die Berliner Entscheidung negativ auf. Zahlreiche europäische Großstädte haben Bike-Sharing-Systeme systematisch ausgebaut und in ihre Verkehrsnetze integriert. Dies zeigt sich deutlich in Städten unterschiedlicher Größe, von Warschau über Paris bis hin zu Helsinki. Dort gilt das Leihrad als selbstverständlicher Bestandteil eines flexiblen, nachhaltigen Mobilitätsangebots und wird oft in Kombination mit öffentlichen Verkehrsmitteln genutzt.

Einige Beispiele für etablierte Bike-Sharing-Systeme in Europa sind:

  • Helsinki: Flächendeckendes Leihradnetz, das gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln verzahnt ist
  • Paris: Eines der größten Verleihnetze mit mehreren Zehntausend Fahrrädern, eingebunden in den Verkehrsverbund
  • Warschau: Erfolgreiches Stadt-Leihradprogramm, das auch in Wohnvierteln außerhalb des Zentrums vertreten ist
  • Hamburg und Stuttgart: Kombination aus städtischem Bike-Sharing und ÖPNV-Mobilitätsangeboten, Förderung intermodaler Verbindungen

Während in vielen Metropolen Bike-Sharing als Selbstverständlichkeit in der modernen Stadtmobilität gilt, bewegt sich Berlin mit dem Förderstopp zurück in ein Modell vergangener Jahrzehnte.

Perspektiven für die Zukunft des Berliner Leihradsystems

Die momentane Lage stellt Berlin vor die Herausforderung, dringend an einer kohärenten Sharing-Strategie zu arbeiten. Es gilt, die positiven Erfahrungen und die steigende Nachfrage als Grundlage zu nutzen, um das Angebot intelligent an den öffentlichen Nahverkehr anzubinden und flächendeckend auszubauen. Die Mobilitätsplattform Jelbi der BVG wurde als Instrument dafür entwickelt, benötigt aber langfristige Finanzierung und Unterstützung, um ihre Potenziale auszuschöpfen.

Ohne eine solche Strategie droht nicht nur ein Rückgang der Attraktivität umweltfreundlicher Mobilitätsformen. Auch die Ziele des Berliner Senats im Bereich Klimaschutz und nachhaltige Stadtentwicklung könnten so erheblich gefährdet werden. Die städtische Mobilität der Zukunft erfordert eine Kombination aus gut vernetztem Radverkehr, Sharing-Systemen und nachhaltigem ÖPNV – eine Verbindung, die derzeit in Berlin deutliche Defizite aufweist. Mehr denn je kommt es jetzt auf klare politische Entscheidungen und Investitionen an, um das bestehende Potenzial für eine breite Verkehrswende im urbanen Raum zu entfalten.

Die Informationen und Zitate in diesem Beitrag basieren auf einer gemeinsamen Pressemitteilung des ADFC Berlin, des Berliner Fahrgastverbands IGEB und des VCD Nordost.

8 Antworten

  1. ! Es wäre schade um die Fortschritte beim Radfahren in Berlin, wenn man das jetzt stoppt! Da sollte der Senat echt überlegen! Was können wir tun um ihn dazu zu bringen?

  2. Das Ende der Förderung ist ein großer Fehler. Radfahren ist wichtig für unsere Umwelt und Gesundheit. Ich finde es seltsam, dass der Senat keine Lösung anbietet! Wie können wir mehr Druck ausüben?

    1. Ja genau! Wir sollten vielleicht mehr in sozialen Medien darüber reden und andere Leute mobilisieren! Das Thema ist einfach wichtig und darf nicht ignoriert werden.

    2. ! Wie sieht es denn mit anderen Städten aus? Haben die vielleicht Tipps für uns oder Erfahrungen? Das wäre ja interessant zu wissen!

  3. Ich verstehe nicht, warum Berlin so hinterherhinkt mit den Leihrädern. In anderen Städten funktioniert das doch gut! Warum nicht bei uns? Ich hoffe echt, dass sie sich nochmal überlegen!

  4. Ich find das echt doof, dass die Leihrad-Förderung wegfällt. Es war doch super, wie viele Leute die Räder genutzt haben. Warum kann der Senat nicht einfach weitermachen und das ausbauen? Gibt es da keine Alternativen?

    1. Ja, ich stimme dir zu! Die Räder waren echt praktisch für kurze Strecken. Ich frage mich, was die Stadt sich dabei denkt? Vielleicht sollten wir alle mal eine Petition starten oder so.

    2. Genau! Ich finde auch, dass der Senat mehr auf die Bedürfnisse der Bürger eingehen sollte. Es gibt so viele Städte in Europa, die das besser machen als wir. Was können wir tun, um da was zu ändern?

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