– Nachhaltige Unterstützung aller Schulbeteiligten durch mehr flankierendes Personal, Demokratie- und Medienbildung, digitale Ausstattung
– Lehrkräfte wünschen kostenfreie, datenschutzkonforme KI-Programme und begleitende Fortbildungen
– Digitalpakt 2.0 endlich beschließen und mit deutlich mehr als 6,5 Milliarden Euro ausstatten
Deutscher Lehrerverband fordert mehr Unterstützung und moderne Bildung an Schulen
Das neue Schulbarometer zeigt klar: Schulen und Lehrkräfte in Deutschland brauchen erheblich mehr Unterstützung. Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, führt aus, dass besonders das herausfordernde Verhalten von Schülerinnen und Schülern sowie die heterogene Zusammensetzung der Klassen Lehrkräfte stark belasten. Dabei fehle es an Zeit und Kraft, um den Unterricht angemessen zu gestalten. Angesichts des anhaltenden Lehrkräftemangels verlangt Düll deshalb dringend einen Ausbau des flankierenden Personals in Bereichen wie Verwaltung, IT, Schulsozialarbeit und Schulpsychologie.
Ein weiteres zentrales Anliegen ist die Demokratiebildung, für die mehr Unterrichtszeit benötigt wird. Über die Hälfte der Lehrkräfte wünscht sich eine intensivere Vermittlung demokratischer Werte. Das Interesse an Fortbildungen dazu ist laut Düll „sehr hoch“. Dabei gilt die Medienbildung und der verantwortungsvolle Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) als integraler Bestandteil dieser Bildung. Junge Menschen müssten lernen, Informationen eigenständig zu recherchieren, Quellen kritisch zu bewerten, KI-Ergebnisse richtig einzuschätzen und Fake News zu erkennen.
Zur Nutzung von KI an Schulen betont der Verband Chancen und Herausforderungen: „KI-Tools können ein Element der Entlastung für Lehrkräfte sein“, wenn datenschutzkonforme, kostenfreie Programme für Verwaltungsaufgaben, Unterrichtsvorbereitung und Feedback bereitgestellt werden. Zugleich brauche es ein umfassendes Fortbildungsangebot, damit Lehrkräfte und Schüler die Möglichkeiten dieser Werkzeuge fachgerecht nutzen können. Dafür fordert Stefan Düll, dass der Digitalpakt 2.0 endlich beschlossen und angemessen finanziert wird. Die vorgesehenen 6,5 Milliarden Euro im aktuellen Haushaltsentwurf reichten "eindeutig nicht aus", um die Bedarfe im Bildungsbereich zu decken.
Düll warnt zudem davor, KI zu missbrauchen, um Lern- und Entwicklungsschritte bei Kindern und Jugendlichen zu überspringen: „Es darf bei der Anwendung von KI an der Schule nie darum gehen, dass Kinder und Jugendliche Lern- und Entwicklungsschritte überspringen und durch KI-Werkzeuge ersetzen.“ Stattdessen solle die Nutzung von KI im Unterricht darauf abzielen, dass Schüler Feedback- und Korrekturoptionen der Programme für ihren tatsächlichen Lernfortschritt nutzen. Dabei sei es wichtig, dass sie weiterhin selbst denken, argumentieren, formulieren und schreiben lernen, anstatt sich fertige Ergebnisse liefern zu lassen.
Insgesamt solle die Schulpolitik auf Verbote verzichten und stattdessen Jugendliche altersgerecht an digitale Technologien heranführen, um sie zu einem verantwortungsvollen und sicheren Umgang sowohl in analogen als auch in digitalen Welten zu befähigen. „Wie bei allen hochumstrittenen digitalen Themen unserer Zeit – Handyverbote an Schulen, Altersbegrenzungen von Social-Media-Plattformen – kommen wir mit rigorosen Verboten nicht weiter“, stellt Düll klar. Dieses ausgewogene Vorgehen ist eine der Herausforderungen im aktuellen Schulalltag.
Schule in der digitalen Gesellschaft: Herausforderungen zwischen Lehrkräftemangel und KI-Kompetenz
Die Schule steht heute vor einem komplexen Spannungsfeld: Sie muss einerseits Schüler:innen auf das Leben in einer digitalen Gesellschaft vorbereiten, andererseits kämpft das System mit akuten Personalengpässen und infrastrukturellen Defiziten. Für den Deutschen Lehrerverband ist Medienkompetenz ein fester Bestandteil der Demokratiebildung. Gerade in Zeiten, in denen Informationen aus unterschiedlichsten Quellen verfügbar sind und Künstliche Intelligenz (KI) zunehmend Einfluss auf den Alltag nimmt, ist es unerlässlich, jungen Menschen Kenntnisse im Umgang mit digitalen Werkzeugen zu vermitteln. Sie müssen lernen, Informationen kritisch zu prüfen, Fake News zu erkennen und KI-Ergebnisse verantwortungsvoll einzuschätzen.
Gleichzeitig belastet der Lehrkräftemangel den Unterricht erheblich, was sowohl die Qualität der Bildungsarbeit als auch das soziale Miteinander an Schulen beeinträchtigt. Die Ursachen liegen unter anderem in der steigenden Heterogenität der Klassen, herausforderndem Schülerverhalten und dem fehlenden flankierenden Personal in Verwaltung, IT, Schulsozialarbeit und Schulpsychologie. Das führt dazu, dass Lehrer:innen weniger Zeit für grundlegende Aufgaben wie die Demokratie- und Medienbildung haben.
Warum Medienbildung unverzichtbar ist
Medienbildung ist mehr als der Umgang mit digitalen Geräten. Sie umfasst die Fähigkeit, digitale Inhalte zu verstehen, kritisch zu bewerten und verantwortungsbewusst zu nutzen. In einer Gesellschaft, in der KI-Tools und digitale Plattformen an Bedeutung gewinnen, ist es ein Bildungsauftrag, diese Kompetenzen früh zu vermitteln. Der Deutsche Lehrerverband betont: „Die Medienbildung und auch der Umgang mit KI muss dabei als wichtiger Bestandteil der Demokratiebildung der jungen Generation begriffen werden.“ Die Schülerinnen und Schüler sollen nicht nur technische Fähigkeiten erwerben, sondern auch lernen, selbstständig zu denken, Argumente zu formulieren und ethische Fragen zu reflektieren.
Die Nutzung von KI an Schulen wird von Lehrkräften ambivalent gesehen. KI-Tools könnten Lehrkräfte bei Routineaufgaben entlasten, doch es gibt auch Risiken, wenn Schüler:innen sich zu sehr auf automatisierte Lösungen verlassen. Wichtig ist, dass digitale Hilfsmittel das Lernen unterstützen, aber nicht Lern- und Entwicklungsprozesse ersetzen. Die verantwortungsvolle Integration von KI erfordert daher gleichzeitig eine fundierte Fortbildung der Lehrkräfte.
Digitalpakt, Lehrermangel und das globale Rennen um Bildung
Neben pädagogischen Herausforderungen stehen die Schulen vor strukturellen Hürden. Die digitale Ausstattung vieler Schulen ist unzureichend, was den zeitgemäßen Unterricht erschwert. Der Deutsche Lehrerverband fordert daher eine bessere Ausstattung und mehr finanzielle Mittel, um den Digitalpakt 2.0 endlich wirksam umzusetzen. Die geplanten Mittel von 6,5 Milliarden Euro im aktuellen Haushaltsentwurf reichen nicht aus, um die vielfältigen Bedarfe abzudecken.
Die folgende Liste zeigt einige der zentralen Herausforderungen im internationalen Vergleich und aktuelle Problemlagen:
- Lehrkräftemangel führt zu überlasteten Lehrer:innen und reduziert die Zeit für individuelle Förderung.
- Heterogene Schülerschaften erhöhen die Anforderungen an differenzierten Unterricht.
- Digitale Infrastruktur vielerorts veraltet oder unzureichend für einen modernen Schulalltag.
- Fortbildungsdefizite erschweren den sinnvollen Einsatz neuer Technologien und KI im Unterricht.
- Demokratie- und Wertebildung wird national und international als Grundlage für gesellschaftlichen Zusammenhalt anerkannt.
Diese Faktoren zeigen, wie eng Bildungssysteme mit gesellschaftlicher Stabilität und Chancengleichheit verknüpft sind. Ein ganzheitlicher Ansatz, der Personalressourcen, digitale Ausstattung und pädagogische Konzepte umfasst, ist notwendig, um Schüler:innen nachhaltig zu fördern.
Langfristige politische Investitionen sind unabdingbar, damit Schulen nicht nur technisch auf dem neuesten Stand sind, sondern auch die Lehrkräfte die notwendige Unterstützung erhalten, um junge Menschen für digitale Herausforderungen zu rüsten. Die Schule von morgen muss mehr sein als ein Ort des reinen Wissenserwerbs – sie soll eine lebendige Gemeinschaft sein, die alle Beteiligten stärkt und den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördert.
Die in diesem Beitrag enthaltenen Informationen und Zitate basieren auf einer Pressemitteilung des Deutschen Lehrerverbandes.