VIER PFOTEN übergibt 95.000 Postkarten für Verbot von Lebendtiertransporten an Bundeslandwirtschaftsministerium

Am Mittwoch, 05. November 2025, übergibt VIER PFOTEN mehr als 95.000 Postkarten an das Bundeslandwirtschaftsministerium. Die Aktion fordert ein Verbot von Lebendtiertransporten in Drittstaaten und von Transporten nicht abgesetzter Kälber. *„Die fast 100.000 unterschriebenen Postkarten zeigen mehr als eindrucksvoll, dass die Bevölkerung ein Ende der grausamen Tiertransporte erwartet“*, sagt Nadine Miesterek von VIER PFOTEN.
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Inhaltsübersicht

– Über 95.000 Bürger fordern ein Ende grausamer Tiertransporte in Drittstaaten
– VIER PFOTEN übergibt die Forderungen am 5. November 2025 in Berlin
– Die Aktion wird von einer Mahnwache des Tierschutznetzwerks begleitet

95.000 Stimmen gegen grausame Tiertransporte

Am Mittwoch, 05. November 2025, überreicht VIER PFOTEN dem Bundeslandwirtschaftsministerium mehr als 95.000 von Bürgerinnen und Bürgern unterzeichnete Postkarten*. Die Aktion findet von 11:00 bis 13:30 Uhr vor dem Bundeslandwirtschaftsministerium, Wilhelmstr. 54, 10117 Berlin statt und fordert ein Verbot von Lebendtiertransporten in Drittstaaten sowie von Transporten nicht abgesetzter Kälber.

Die Übergabe erfolgt im Rahmen einer seit über zwei Jahren vor dem Bundeslandwirtschaftsministerium durchgeführten Mahnwache* des Tierschutznetzwerks Kräfte bündeln (TNKB). Bereits im Vorfeld nehmen Vertreterinnen des Netzwerks einen Gesprächstermin mit Staatssekretär Prof. Dr. Dr. Markus Schick wahr.

„Die über 95.000 unterschriebenen Postkarten zeigen mehr als eindrucksvoll, dass die Bevölkerung ein Ende der grausamen Tiertransporte erwartet. Auf diese Forderung sollten die Volksvertreterinnen und -vertreter im Bundeslandwirtschaftsministerium hören. Es reicht nicht, ständig nur auf eine EU-weite Regelung zu verweisen. Deutschland muss hier entschlossen vorangehen – damit Fälle wie die elendig im bulgarisch-türkischen Grenzgebiet verendeten Rinder aus Brandenburg endlich der Vergangenheit angehören“, betont Nadine Miesterek, Campaignerin bei VIER PFOTEN.

Rechtlicher Rahmen und EU-Politik

Die Diskussion um Tiertransporte bewegt sich im Spannungsfeld zwischen europäischer Gesetzgebung und nationalen Handlungsspielräumen. Grundlage für Lebendtiertransporte innerhalb der EU und in Drittstaaten bildet die Verordnung (EG) Nr. 1/2005 (laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft). Diese EU-weit geltende Regelung setzt Mindeststandards für den Transport von Tieren zu kommerziellen Zwecken.

Rechtslage: EG Nr. 1/2005 und nationales Recht

Deutschland verfügt durch sein Tierschutzgesetz über die rechtliche Möglichkeit, über die EU-Mindeststandards hinauszugehen. §12 des Tierschutzgesetzes erlaubt es, strengere nationale Bestimmungen zu erlassen oder bestimmte Transportpraktiken zu verbieten. Diese Klausel bietet die rechtliche Grundlage für ein nationales Verbot von Tiertransporten in Drittstaaten, unabhängig von der europäischen Regelung. Die Option besteht damit rechtlich – ihre politische Umsetzung bleibt eine Entscheidung des nationalen Gesetzgebers.

EU-Initiativen 2025

Auf europäischer Ebene plant die Europäische Kommission für 2025 eine Novellierung der EU-Transportverordnung (Stand: 2025). Die geplante Überarbeitung zielt auf strengere Vorgaben für Langstreckentransporte und verbesserte Kontrollmechanismen ab. Allerdings hat die Kommission klargestellt, dass ein EU-weites Verbot von Tiertransporten in Drittstaaten nicht vorgesehen ist. Diese Position unterstreicht die politische Relevanz nationaler Initiativen, da Mitgliedstaaten nicht auf eine umfassende Lösung auf EU-Ebene warten müssen, um selbst tätig zu werden.*

Zahlen, Studien und aktuelle Fakten

Die Dimensionen des Lebendtiertransports werden durch aktuelle statistische Erhebungen und wissenschaftliche Studien deutlich. Die Exportzahlen zeigen das enorme Ausmaß dieser Transporte, während veterinärmedizinische Forschungen die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken für die Tiere belegen.

Wichtige Zahlen 2023

Im Jahr 2023 wurden laut Statistischem Bundesamt rund 1,2 Millionen Rinder, 1,8 Millionen Schweine und 1,1 Millionen Schafe/Ziegen aus Deutschland exportiert (Stand: 2023, Destatis)*. Diese Mengen verdeutlichen die wirtschaftliche Bedeutung des grenzüberschreitenden Tierhandels.

Die offiziellen Sterblichkeitsraten bei Lebendtiertransporten aus Deutschland lagen 2023 bei etwa 0,1 % insgesamt (Stand: 2023, BMEL)*. Veterinärbehörden weisen darauf hin, dass die Sterblichkeitsrate bei Transporten in Drittstaaten tendenziell höher ausfällt.

Jahr Tiergruppe Exportmenge Sterblichkeitsrate Quelle/Stand
2023 Rinder 1,2 Mio. etwa 0,1 % Destatis 2023 / BMEL 2023*
2023 Schweine 1,8 Mio. etwa 0,1 % Destatis 2023 / BMEL 2023*
2023 Schafe/Ziegen 1,1 Mio. keine genaue Angabe Destatis 2023 / BMEL 2023*

Studienbefund: Belastung bei Langstrecken

Aktuelle Forschungen der Tierärztlichen Hochschule Hannover (2024) belegen, dass Langstreckentransporte für Rinder und Kälber mit erhöhtem Stress, Immunschwäche und erhöhter Sterblichkeit einhergehen (Stand: 2024, TiHo Hannover)*. Die wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen, dass die Belastung für die Tiere bei Transporten über acht Stunden deutlich ansteigt.

Diese Forschungsergebnisse unterstreichen die physiologischen Grenzen der Transportfähigkeit von Nutztieren und liefern wichtige Argumente für die Diskussion über Transportzeitbegrenzungen. Die Studienergebnisse machen deutlich, dass längere Transportzeiten nicht nur das Wohlbefinden der Tiere beeinträchtigen, sondern auch konkrete gesundheitliche Folgen haben.

Tiertransporte: Warum das Thema alle angeht

Die Debatte über Tiertransporte berührt fundamentale Fragen des Tierwohls, hat aber auch handfeste wirtschaftliche und politische Dimensionen. Forschungsergebnisse belegen konkrete Gesundheitsrisiken: Studien der Tierärztlichen Hochschule Hannover zeigen qualitative Hinweise auf erhöhte Belastungen für Tiere bei längeren Transporten (Stand: 2024)*.

Diese Erkenntnisse wirken sich unmittelbar auf verschiedene gesellschaftliche Bereiche aus. Verbraucher fragen zunehmend kritisch nach den Bedingungen in der Lebensmittelproduktion. Politisch hat sich das Thema zu einem kontinuierlichen Streitpunkt entwickelt, während Handel und Landwirtschaft vor praktischen und wirtschaftlichen Herausforderungen stehen.

Folgende Akteure prägen die Diskussion maßgeblich:

  • Tierschutzorganisationen fordern strengere Regeln und transparente Kontrollen
  • Bundesregierung und Ministerien stehen unter Handlungsdruck für nationale Lösungen
  • Tierhalter und Handel müssen wirtschaftliche Interessen mit Tierschutzanforderungen vereinbaren
  • EU-Institutionen arbeiten an europaweit einheitlichen Standards

Die anhaltende öffentliche Aufmerksamkeit für dieses Thema zeigt, dass Tiertransporte keine Nischenfrage mehr sind, sondern eine gesellschaftliche Querschnittsaufgabe darstellen, die Tierwohl, Wirtschaftlichkeit und politische Gestaltung miteinander verbindet.

Ausblick & mögliche Schritte

Die Debatte um Tiertransporte bewegt sich auf mehreren politischen Ebenen gleichzeitig. Während die EU-Kommission an einer umfassenden Novellierung der Tierschutztransportverordnung arbeitet, bestehen auf nationaler Ebene bereits rechtliche Handlungsoptionen. Deutschland könnte nach dem Tierschutzgesetz – insbesondere über §12 – nationale Verbote für bestimmte Transportformen aussprechen. Diese rechtliche Möglichkeit steht der Bundesregierung zur Verfügung, erfordert jedoch politischen Willen zur Umsetzung.

Kurzfristige Handlungsoptionen

Auf nationaler Ebene zeigt sich das Spannungsfeld zwischen öffentlichen Forderungen und politischen Realitäten. Die Übergabe von über 95.000 Postkarten an das Bundeslandwirtschaftsministerium am 5. November 2025 dokumentiert den deutlichen Bürgerwillen*. Das Gespräch zwischen Tierschutzvertretern und Staatssekretär Prof. Dr. Dr. Markus Schick bildet eine wichtige Weichenstellung für die weitere Entwicklung. Die Reaktion des Ministeriums auf die konkreten Forderungen nach einem Verbot von Lebendtiertransporten in Drittstaaten und Transporten nicht abgesetzter Kälber wird richtungsweisend sein.

EU-Novelle 2025

Auf europäischer Ebene hat die EU-Kommission für 2025 eine Novellierung der Tierschutztransportverordnung angekündigt (Stand: 2025). Die geplante Überarbeitung sieht strengere Vorgaben und verbesserte Kontrollmechanismen vor. Allerdings bleibt ein EU-weites Verbot von Tiertransporten in Drittstaaten vorerst außen vor. Die europäische Lösung wird daher voraussichtlich nationale Alleingänge nicht vollständig ersetzen können.

Für die weitere Berichterstattung bieten sich mehrere Ansatzpunkte an: Das Protokoll und konkrete Statements aus dem Gespräch mit Staatssekretär Schick geben Aufschluss über die Positionierung des Ministeriums. Die Reaktionen des BMEL auf die übergebenen Forderungen sowie mögliche Stellungnahmen von Landwirtschaftsverbänden bilden wichtige Puzzleteile im politischen Prozess. Diese Entwicklungen gilt es journalistisch zu begleiten, um Transparenz über die Entscheidungswege und Umsetzungsschritte herzustellen.

Die nachfolgenden Angaben und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung von VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz.

Weiterführende Quellen:

  • „Im Jahr 2023 wurden laut Statistischem Bundesamt rund 1,2 Millionen Rinder, 1,8 Millionen Schweine und 1,1 Millionen Schafe/Ziegen aus Deutschland exportiert, wobei der Großteil in EU-Länder ging; der Anteil der Exporte in Drittstaaten ist deutlich geringer, aber nicht gesondert ausgewiesen.“ – Quelle: https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Wirtschaft/Handel/Ausfuhr-Import/Tabellen/ausfuhr-nutztiere.html
  • „Die Sterblichkeit bei Lebendtiertransporten aus Deutschland lag 2023 bei etwa 0,1 % für Rinder und Schweine, bei Schafen und Ziegen etwas höher; bei Drittstaatentransporten ist die Rate laut Veterinärbehörden tendenziell höher.“ – Quelle: https://www.bmel.de/DE/themen/tierschutz/tiertransporte.html
  • „Die aktuelle EU-Verordnung (EG) Nr. 1/2005 regelt den Transport von Tieren und sieht für Drittstaaten keine speziellen Verbote vor; Deutschland hat mit dem Tierschutzgesetz §12 die Möglichkeit, nationale Verbote auszusprechen, bisher aber keine umfassenden Exportverbote erlassen.“ – Quelle: https://www.bmel.de/DE/themen/tierschutz/tiertransporte.html
  • „Die Europäische Kommission plant für 2025 eine Novellierung der EU-Transportverordnung, die strengere Vorgaben für Langstreckentransporte und eine bessere Kontrolle vorsieht; ein EU-weites Verbot von Drittstaatentransporten ist jedoch nicht vorgesehen.“ – Quelle: https://ec.europa.eu/food/animals/transport_en
  • „Studien der Tierärztlichen Hochschule Hannover (2024) zeigen, dass Langstreckentransporte für Rinder und Kälber mit erhöhtem Stress, Immunschwäche und erhöhter Sterblichkeit einhergehen; die Belastung ist bei Transporten über 8 Stunden deutlich höher.“ – Quelle: https://www.tiho-hannover.de

7 Antworten

  1. ‚Die Diskussion um Tiertransporte muss unbedingt weitergeführt werden! Es gibt so viele Aspekte zu berücksichtigen und viele Menschen wissen gar nichts über die Situation der Tiere während des Transports.‘

  2. Ich finde es sehr wichtig, dass dieses Thema nicht in Vergessenheit gerät. Die Tierschutzorganisationen leisten großartige Arbeit und bringen die Probleme ans Licht. Wie können wir sie besser unterstützen?

    1. ‚Eine bessere Unterstützung der Tierschutzorganisationen könnte durch Spenden oder ehrenamtliche Mitarbeit geschehen. Es wäre auch hilfreich, wenn mehr Menschen bei solchen Aktionen mitmachen würden.‘

  3. Es ist an der Zeit, dass Deutschland hier eine Vorreiterrolle einnimmt! Die Zahlen sind erschreckend und zeigen, dass Handlungsbedarf besteht. Welche politischen Schritte könnten hier konkret eingeleitet werden?

    1. Absolut richtig! Ich denke auch, dass wir dringend darüber nachdenken müssen, wie wir das Thema Tiertransporte in der Öffentlichkeit präsenter machen können. Vielleicht sollten wir Petitionen unterstützen oder sogar eigene organisieren.

  4. Die Situation ist wirklich besorgniserregend! Ich frage mich, wie wir als Gesellschaft mehr Druck auf die Politik ausüben können, um ein Ende dieser grausamen Praktiken zu fordern. Es wäre gut zu wissen, welche Maßnahmen konkret ergriffen werden könnten.

    1. Ich stimme dir zu, Irose! Vielleicht sollten wir auch die Verbraucher mehr sensibilisieren. Viele wissen gar nicht, wo ihr Fleisch herkommt. Eine Aufklärungskampagne könnte helfen.

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