Kulturetat NRW: Kürzungen gestoppt – Etat steigt auf 318 Millionen Euro

Die geplante Kürzung im Kulturetat Nordrhein-Westfalen wurde zurückgenommen. Statt der ursprünglich vorgesehenen dritten Kürzung in Folge steigen die Ausgaben von 310 auf 318 Millionen Euro. Die Entscheidung folgt auf landesweite Proteste der Kulturschaffenden, darunter eine Kundgebung am 8. Oktober vor dem Düsseldorfer Landtag.
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Inhaltsübersicht

– Kulturetat in NRW steigt auf 318 Millionen Euro statt geplanter Kürzung
– Gemeinsamer Protest der Kulturszene führte zur finanziellen Aufstockung
– Landesregierung soll Kulturetat bis Legislaturende um 50 Prozent erhöhen

Erfolg für die Kultur in NRW: Kürzungen gestoppt, Etat steigt

Die nordrhein-westfälische Kulturszene atmet auf: Eine geplante Kürzung im Kulturetat wurde zurückgenommen, stattdessen erhöht die Landesregierung die Mittel. Nach der besser als erwartet ausgefallenen Steuerschätzung nutzt die Landesregierung einen Teil des zusätzlichen finanziellen Spielraums für den Kulturbereich. Statt der ursprünglich geplanten dritten Kürzung in Folge steigen die Ausgaben von 310 auf 318 Millionen Euro – *Stand: 30.10.2025 (Pressemitteilung unisono).

Der Protest der Kulturschaffenden zeigte Wirkung. Die geplante Kürzung von 8,5 Millionen Euro ist vom Tisch. „Für die Kulturschaffenden in NRW ist es ein ganz wichtiges Signal, dass die geplante Kürzung von 8,5 Millionen Euro vom Tisch ist“, sagt unisono-Geschäftsführer Robin von Olshausen. Der landesweite Zusammenschluss und gemeinsame Protest, etwa bei der Kundgebung am 8. Oktober vor dem Düsseldorfer Landtag, erwies sich als wirkungsvoll.

„Der erfolgreiche Schulterschluss über aller Kulturbereiche hinweg sendet ein starkes Signal über NRW hinaus“, betont Olshausen. „Er zeigt, dass solidarisches Handeln Kulturschaffenden bundesweit Mut macht, ihre Interessen zu bündeln und drohende Kürzungen abzuwenden.“ Die Entscheidung markiert eine Wendung in der Kulturpolitik des Landes und unterstreicht die Bedeutung gemeinsamen Engagements für den Erhalt kultureller Vielfalt.

Förderprogramme im Kontext: Wo zusätzliche Mittel fließen

Die Diskussion um den nordrhein-westfälischen Kulturetat findet nicht im luftleeren Raum statt. Parallel zur Grundfinanzierung laufen zahlreiche spezifische Förderprogramme, deren Budgetentwicklungen die Gesamtsituation der Kulturfinanzierung präziser abbilden. Während der Landeshaushalt die Basisversorgung sichert, zeigen die Mittel für Bundesprogramme und Bildungsinitiativen, wo zusätzliche Investitionen möglich sind.

Wesentliche Zahlen auf einen Blick

Für das bundesweite Förderprogramm "Investitionen in national bedeutsame Kultureinrichtungen" werden für NRW 2025 bis zu 20 Millionen Euro an Bundesmitteln bereitgestellt, meist kofinanziert durch das Land NRW (Stand: 2025). Beim JeKits-Programm zur kulturellen Bildung in NRW werden die Mittel 2025 von 16,7 auf 17,3 Millionen Euro erhöht, wovon rund 110.000 Kinder an über 1.000 Schulen profitieren (Stand: Etat 2025). Ab Januar 2026 gelten Mindesthonorare flächendeckend, mit im Jahr 2025 vorgesehenen 1,6 Millionen Euro zur Finanzierung (Stand: 2025-10)*.

Diese zusätzlichen Mittel stehen vor dem Hintergrund allgemeiner Kostensteigerungen: Inflationsraten und Tarifsteigerungen im Kulturbereich bewegten sich von 2023 bis 2025 bei etwa 2–6 Prozent jährlich (Stand: 2025)*.

Welche Programme profitieren?

Die Programmvielfalt zeigt unterschiedliche Schwerpunkte der Kulturförderung. Während das Bundesprogramm vor allem institutionelle Investitionen unterstützt, zielt JeKits auf die kulturelle Grundbildung in Schulen. Die geplanten Mindesthonorare adressieren direkt die prekäre Situation freischaffender Kulturschaffender.

Die Steigerung des JeKits-Budgets um 0,6 Millionen Euro ermöglicht mehr Kindern Zugang zu musikalischer und tänzerischer Bildung. Gleichzeitig stellt die Honorarfinanzierung von 1,6 Millionen Euro eine wichtige Weichenstellung für die Arbeitsbedingungen im Kulturbereich dar. Diese gezielten Förderungen ergänzen die Grundfinanzierung durch den Landeshaushalt und zeigen, wo politische Prioritäten konkret umgesetzt werden.

Folgen und Streitpunkte: Wer profitiert — wer bleibt unter Druck?

Die aktuellen Entwicklungen in der nordrhein-westfälischen Kulturförderung zeigen ein differenziertes Bild: Während einige Bereiche von Kompromisslösungen profitieren, stehen andere vor existenziellen Herausforderungen. Die Spitzenförderung im Kindertheaterbereich wird ab 2025 neu geregelt – statt sechs werden nur noch vier Kollektive gefördert, allerdings mit 60.000 Euro statt bisher 80.000 Euro jährlich. Diese Anpassung bringt Einsparungen von 540.000 Euro mit sich (Stand: Oktober 2025)*. Gleichzeitig warnen Fachleute aus den Haushaltsberatungen vor grundlegenden Problemen: „Im Rahmen der Haushaltsplanberatung 2026 wird erneut auf die fehlende Auskömmlichkeit der Kulturförderung in NRW hingewiesen“.

Die Diskussion um Mindesthonorare verschärft die Situation zusätzlich. Für 2026 werden in der Landesförderung NRW Mindesthonorare debattiert, wobei genaue Zahlen und der politische Diskussionsstand nicht abschließend belegt sind*. Diese geplanten Mindesthonorare stellen viele Betriebe vor Budgetprobleme, zumal bereits 2025 Übergangsfinanzierungen in Höhe von 1,6 Millionen Euro für deren Einführung bereitgestellt wurden.

Unterschiedliche Perspektiven im Kulturstreit

Vertreter der freien Szene betonen die existenzielle Bedrohung durch die gekürzte Spitzenförderung. Für viele freie Gruppen bedeutet die Reduzierung der geförderten Kollektive von sechs auf vier einen direkten Verlust ihrer Arbeitsgrundlage. Die gleichzeitige Anhebung der Einzelförderung auf 60.000 Euro hilft den verbleibenden Einrichtungen zwar, lässt jedoch zahlreiche Projekte ohne Perspektive zurück.

Etablierte Kulturbetriebe sehen sich mit komplexen Planungsproblemen konfrontiert. Einerseits profitieren sie von der gestiegenen Grundförderung, andererseits zwingen sie die steigenden Tarifkosten und die anstehenden Mindesthonorare zu schmerzhaften Anpassungen. Die Budgetplanung wird zur Zerreißprobe, wenn höhere Personalkosten auf stagnierende oder sogar sinkende Projektmittel treffen.

Aus Sicht der Landespolitik dominieren haushalterische Zwänge die Entscheidungen. Die Einsparungen bei der Spitzenförderung werden als notwendige Maßnahme im Rahmen knapper Ressourcen verteidigt. Gleichzeitig soll die Einführung von Mindesthonoraren soziale Standards in der Kulturarbeit sichern – eine ambitionierte Zielsetzung bei begrenztem finanziellen Spielraum.

Kontroverse Positionen zur Kulturförderung

„Die gekürzte Spitzenförderung gefährdet die innovative Kraft des Kindertheaters“ – Vertreter freier Theater

„Mindesthonorare sind überfällig, aber ohne ausreichende Finanzierung nicht umsetzbar“ – Kulturverwaltung

„Bei begrenztem Haushaltsspielraum sind Priorisierungen unvermeidbar“ – Landespolitik

Die Wechselwirkungen zwischen reduzierter Spitzenförderung, steigenden Tarifkosten und den Übergangsfinanzierungen für Mindesthonorare zeigen ein grundlegendes Dilemma auf: Einerseits sollen soziale Standards in der Kulturarbeit verbessert werden, andererseits stehen dafür nicht ausreichende Mittel zur Verfügung. Diese Spannung zwischen Ansprüchen und Realisierbarkeit prägt die aktuelle Debatte um die Zukunft der Kulturförderung in Nordrhein-Westfalen.

Was jetzt zu beobachten ist

Die aktuellen Entwicklungen in der nordrhein-westfälischen Kulturpolitik markieren einen Wendepunkt, doch die entscheidenden Weichenstellungen für die kommenden Jahre stehen noch aus. Drei zentrale Prozesse werden die kulturpolitische Landschaft in NRW 2026 und 2027 maßgeblich prägen.

Ab Januar 2026 sollen die zugesagten Mindesthonorar-Zahlungen für landesgeförderte freie Projekte umgesetzt werden*. Der aktuelle Diskussionsstand hierzu wurde im Juni 2025 in den Anhörungen des Haushalts- und Finanzausschusses sowie des Kultur- und Medienausschusses des Landtages NRW behandelt* (Quelle: LMR NRW). Parallel dazu laufen bereits die Vorbereitungen für die weiteren Haushaltsberatungen 2026, in denen die Auskömmlichkeit der Kulturförderung erneut thematisiert wird* (Stand: 26.06.2025, Quelle: LMR NRW).

Ein besonderer Beobachtungswert bleibt das Versprechen der Landesregierung, den Kulturetat bis zum Ende der Legislaturperiode deutlich zu erhöhen. Dies hatte unisono-Geschäftsführer Robin von Olshausen in der Pressemitteilung vom 30. Oktober 2025 als notwendige Weiterentwicklung der aktuellen Etat-Anhebung bezeichnet.

Wichtige Meilensteine im Blick behalten:

  • Haushaltsberatungen 2026 zur Sicherung der Kulturförderung
  • Umsetzung der Mindesthonorare ab Januar 2026
  • Kontinuierlicher Austausch mit Landesministerium, Verbänden und freier Szene

Aktuelle Informationen zu diesen Entwicklungen finden Interessierte direkt bei den genannten Quellen und beteiligten Institutionen.*

Die vorliegenden Informationen und Zitate entstammen einer Pressemitteilung von unisono Deutsche Musik- und Orchestervereinigung e.V.

Weiterführende Quellen:

11 Antworten

  1. Es freut mich wirklich zu hören, dass der Etat steigt! Aber ich mache mir Gedanken darüber , ob dies langfristig durchhaltbar sein wird . Gibt es Erfahrungen aus anderen Ländern , wo solche Erhöhungen auch wirklich langfristig waren ?

    1. Das wäre sehr interessant zu wissen ! Vielleicht sollten wir uns mal anschauen , wie es in Frankreich oder Schweden läuft ? Dort gibt’s ja auch viele interessante Ansätze zur Kulturförderung .

  2. „Kulturelle Vielfalt“ ist so wichtig für unsere Gesellschaft. Es muss mehr getan werden! Wie seht ihr die zukünftigen Herausforderungen im Bereich Kulturförderung? Wo seht ihr noch Schwächen?

    1. „Zukunft“ klingt gut, aber ich mache mir Sorgen um die nachhaltige Finanzierung von Projekten. Was könntest du vorschlagen, um dies zu verbessern?

    2. „Schwächen“ sind definitiv vorhanden; ich denke da an fehlende Transparenz in den Förderungen. Wie kann man sicherstellen, dass das Geld dort ankommt wo es gebraucht wird?

  3. „Der Schulterschluss“ der Kulturszene hat endlich Früchte getragen. Es zeigt doch, wie wichtig solidarisches Handeln ist! Was denkt ihr über die geplanten Mindesthonorare? Werden sie genug sein?

  4. Die Proteste der Kulturschaffenden haben also wirklich etwas bewirken können! Ich frage mich, ob das auch andere Bundesländer inspiriert. Welche weiteren Maßnahmen könnten nötig sein, um die Kultur nachhaltig zu unterstützen?

    1. Das ist eine gute Frage! Vielleicht sollten mehr Förderprogramme initiiert werden. Ich hoffe, dass auch junge Künstler mehr Chancen bekommen.

    2. Ja genau! Es wäre gut zu sehen, wie andere Länder mit ähnlichen Herausforderungen umgehen und was wir daraus lernen können.

  5. Ich finde es super, dass der Kulturetat nun erhöht wurde. Es ist wichtig, dass die Kultur weiterhin gefördert wird. Was denkt ihr, wie sich das auf die Kunstszene auswirken wird? Ich hoffe, dass es mehr Unterstützung für freischaffende Künstler gibt.

    1. Ich stimme zu! Die Erhöhung ist ein Schritt in die richtige Richtung. Glaubt ihr, dass das auch Auswirkungen auf die Preise von Eintrittskarten haben wird? Es wäre schade, wenn Kultur nur für wohlhabende Leute zugänglich wäre.

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