Bremen (VBR). In der aktuellen Debatte um das Haushaltsgesetz 2025 und die drastischen Kürzungen bei den Integrationskursen für Zugewanderte üben der Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV) und verschiedene Partnerorganisationen scharfe Kritik an der geplanten Reduzierung von Mitteln. Die Bundesregierung plant, die Budgets für diese wichtigen Sprachkurse im kommenden Jahr um mehr als die Hälfte zu kürzen, obwohl eine steigende Teilnehmerzahl erwartet wird.
Julia von Westerholt, Direktorin des DVV, zeigt sich äußerst besorgt über diese Pläne. „Uns ist unklar, wie das funktionieren soll“, sagt sie angesichts der im Gesetzentwurf für 2025 prognostizierten Zunahme neuer Teilnehmer:innen auf rund 326.400, während gleichzeitig eine drastische Mittelreduzierung vorgesehen ist. Zum Vergleich: Für 2024 wurden 265.800 neue Teilnehmer:innen eingeplant, nun sollen trotz 53 Prozent weniger Finanzmitteln etwa 23 Prozent mehr Menschen Deutsch lernen können.
Auch Lars Lawan, stellvertretender Leiter der VHS Unteres Remstal, illustriert die problematische Situation anschaulich. An seinen fünf Standorten laufen derzeit knapp 45 Integrationskurse parallel, bereits jetzt finanziell nur teilweise durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gedeckt. Das Foyer der Volkshochschule sei jeden Morgen voll mit Menschen, die sich für einen Kurs anmelden möchten. „Selbst wenn ab morgen niemand mehr neu im Unteren Remstal ankäme, könnten wir 2025 noch nicht allen, die einen Kurs brauchen, einen Platz anbieten“, erklärt er. Eine imaginiert düsterere Zukunft mit noch weniger finanzieller Unterstützung mag er sich gar nicht ausmalen.
Diese Bedenken teilen viele innerhalb der VHS-Landschaft. Von Westerholt bekräftigt: „Die Finanzplanung der Bundesregierung für die Integrationskurse muss korrigiert werden. Mit einer Reduzierung der Mittel auf weniger als die Hälfte würde sich die Regierung von ihren eigenen Zusagen im Koalitionsvertrag und vom Erfolgskurs bei der sprachlichen Integration abwenden.“
Unterstützt wird der DVV in seinem Appell von einem breiten Bündnis aus Verbänden und Gewerkschaften, die eine realistische Finanzplanung fordern. Deutschland, das mit rund 14 Millionen Eingewanderten nach den USA die zweitgrößte Einwanderungsbevölkerung unter den OECD-Ländern besitzt, benötigt starke und gut finanzierte Integrationsmaßnahmen. Diese Programme haben entscheidend zur hohen Erwerbstätigenquote von 70 Prozent bei Eingewanderten beigetragen, weit vor anderen EU-Ländern.
Effiziente Arbeitsmarktintegration erfordert kontinuierliche Investitionen in Weiterbildung. Nur so kann das Gesamtprogramm Sprache weiterhin erfolgreich kleine Gruppen mit maßgeschneiderter Anleitung in die deutsche Gesellschaft integrieren. Engagierte Forderungen nach einer ausreichenden Finanzierung sind demnach nicht nur gerechtfertigt, sondern essentiell für die soziale und wirtschaftliche Stabilität Deutschlands.
Weitere Informationen und Hintergrundberichte sind auf der Themenseite „Sprachliche und berufliche Integration zukunftsfähig gestalten“ zugänglich, sowie in weiteren Pressemitteilungen des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (DVV).
Anfragen richten Sie bitte an:
Deutscher Volkshochschul-Verband e.V.
Sabrina Basler, Referentin Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 0049 228 97569 26
E-Mail: basler@dvv-vhs.de
Für weitere Informationen, Pressekontakte, Bilder oder Dokumente geht es hier zur Quelle mit dem Originaltitel:
Haushalt 2025: Sparprogramm Sprache / Viel mehr Zugewanderte sollen Deutsch lernen mit …
Original-Content übermittelt durch news aktuell.
Langfristige Auswirkungen der Mittelreduzierung auf die Integrationskurse: Eine analytische Perspektive
Die geplante Kürzung der Mittel für Integrationskurse um mehr als 50 Prozent könnte weitreichende und langfristige Konsequenzen haben. Historisch gesehen, haben Reduktionen in Bildungsausgaben meist negative Auswirkungen auf die betroffenen Programme und deren Teilnehmenden. Im Fall der Integrationskurse könnten mehrere Szenarien eintreten, die nicht nur den aktuellen Zustand, sondern auch zukünftige Entwicklungen im Bereich der Integration maßgeblich beeinflussen.
Ein Blick auf vergleichbare Ereignisse zeigt, dass drastische Kürzungen in Bildungsbudgets häufig zu einer Verschlechterung der Ausbildungsqualität führen. Ein Beispiel hierfür ist die Reduzierung der Finanzierung von Sprachkursen in Großbritannien während der Finanzkrise 2008-2010, die langfristig zur Senkung der Englischkenntnisse bei Migrant*innen führte und ihre Arbeitsmarktintegration erschwerte.
Für Deutschland bedeutet das, dass durch die geplanten Kürzungen nicht nur die Anzahl der verfügbaren Kurse sinken wird, sondern auch die Qualität des Unterrichts abnehmen könnte. Dies könnte sich unter anderem in überfüllten Klassen, weniger individuellen Fördermöglichkeiten und einem generellen Rückgang der Lernerfolge äußern. Langfristig würde dies bedeuten, dass Zugewanderte länger benötigen, um Deutsch zu lernen und somit später in den Arbeitsmarkt integriert werden können.
Mittelfristig ist ein Anstieg der sozialen Spannungen und Ungleichheiten nicht auszuschließen. Soziale Integration geht Hand in Hand mit sprachlicher und beruflicher Integration. Wenn Zugewanderten der Zugang zu qualitativ hochwertigem Sprachunterricht verwehrt bleibt, könnten diese stärker isoliert bleiben und eine erfolgreiche Integration könnte gefährdet sein.
Eine Analyse der aktuellen Trends zeigt, dass Deutschland weiterhin auf Zuwanderung angewiesen ist, insbesondere angesichts des demografischen Wandels und des Arbeitskräftemangels in verschiedenen Sektoren. Gerade in diesem Kontext sind Investitionen in Integrationskurse nicht nur sozial notwendig, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll. Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) aus dem Jahr 2022 belegt, dass Investitionen in Integrationsmaßnahmen langfristig zu höheren Steueraufkommen und geringeren Sozialausgaben führen können.
Auch politische Folgewirkungen sollten nicht unerwähnt bleiben. Der Erfolg oder Misserfolg der Integrationsmaßnahmen wird von der Bevölkerung und den Medien genau beobachtet. Eine Verschlechterung könnte das Vertrauen in die Regierung und ihre Fähigkeit, Integrationspolitik effektiv zu gestalten, schwächen. Daher muss die Bundesregierung sorgfältig abwägen, ob kurzfristige Einsparungen nicht gravierende langfristige Kosten und Probleme verursachen könnten.
Zusammengefasst zeigen bestehende Fakten, Vergleiche und Prognosen ein klares Bild: Die deutliche Kürzung der Mittel für Integrationskurse birgt erhebliche Risiken für die sprachliche und berufliche Integration von Zugewanderten in Deutschland. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, erscheint eine Korrektur der Finanzplanung unausweichlich.
Weitere Nachrichten aus der Verbands- und Vereinswelt finden Sie in unserem Newsportal.
7 Antworten
‘Sparprogramm’ is doch nur ein anderes wort für kürzung und wehn trifft es am meisten? Die zuwanderer die hier arbeiten wollen.
‘Sparprogramm’ klingt so harmlos, aber was dahinter steckt ist ne katastrophe.
Das ist doch keine lösung! Die leute brauche kurse um deutsch zu lernen sonst geht gar nix mehr! Schon jetzt gibts probleme mit platz.
Ich find das nich gut, wie wollen die leute ohne deutsch lernen? Das wird doch nix. Weniger geld heist weniger kurse, klar oder?
Ja genau sigrid! Wenn kein geld dann auch keine sprachkurse. Dachte wir wollten integration?
Aber wo soll das geld den her kommen? Die regierung hat halt nicht unentlich viel.