– Frauen-Fußball-EM 2025 rückt ACL-Verletzungsrisiko bei Spielerinnen in den Fokus.
– Frauen reißen das vordere Kreuzband 4-8 mal häufiger als Männer verletzt.
– Geschlechterspezifisches Präventionstraining (STOP X) verringert Kreuzbandverletzungen wirksam.
Frauen-Fußball-EM 2025: Warum Kreuzbandverletzungen im Frauenfußball besondere Aufmerksamkeit verdienen
Die mit Spannung erwartete Frauen-Fußball-Europameisterschaft 2025 bringt nicht nur den sportlichen Höhepunkt für viele Spielerinnen, sondern lenkt auch den Blick auf ein bekanntes, aber oft unterschätztes Risiko: die Verletzungsgefahr am vorderen Kreuzband. Dieses Knieband reißt bei Frauen 4- bis 8-fach häufiger als bei Männern und zählt zu den schwerwiegendsten Sportverletzungen mit besonders langen Ausfallzeiten. Die Ursachen liegen tief in den biologischen Unterschieden – anatomisch, biomechanisch und hormonell – zwischen Frauen und Männern, die maßgeblich die Stabilität des Kniegelenks beeinflussen.
„Frauen verletzen sich im Sport nicht nur anders als Männer, sondern oft auch schwerer“, bringt Professor Dr. Christoph H. Lohmann, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), die Problematik auf den Punkt. Insbesondere die besondere Anatomie des weiblichen Körpers sorgt für eine erhöhte Belastung. So ist der knöcherne Raum, in dem das Kreuzband verläuft, bei Frauen oft enger, und das Band selbst ist im Durchschnitt dünner und schwächer. Diese Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines Risses bei schnellen Bewegungen wie Sprüngen oder Richtungswechseln – typische Belastungsmuster im Fußball.
Hinzu kommen biomechanische Besonderheiten: Ein breiteres Becken führt zu ungünstigeren Winkeln im Knie, die bei Landungen oft eine sogenannte X-Bein-Stellung verursachen. Diese Fehlstellung begünstigt Verletzungen, ebenso wie muskuläre Ungleichgewichte, die die Stabilisierung des Kreuzbands erschweren. Zwar beeinflussen hormonelle Schwankungen im Menstruationszyklus die Gewebeeigenschaften von Bändern und Sehnen, bisher ist aber kein eindeutiger Zusammenhang zwischen Hormonspiegel und Kreuzbandriss belegt.
Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse fordert Dr. Rebecca Sänger, Leiterin der DGOU-Arbeitsgemeinschaft geschlechtersensible Medizin: „Viele Trainingspläne orientieren sich an männlichen Normwerten. Um Verletzungen zu vermeiden, sollten bereits junge Athletinnen frühzeitig geschlechterspezifisch trainieren. Für die Behandlung von Knieverletzungen brauchen wir eine geschlechtsspezifische Orthopädie und Unfallchirurgie und damit auch eine geschlechtsspezifische Kreuzbandchirurgie.“ Das bedeutet, dass Prävention und Therapie individuell auf die körperlichen Besonderheiten von Frauen abgestimmt werden müssen – sowohl im Spitzensport als auch im Breiten- und Freizeitsport.
Gezielte Präventionsstrategien sind entscheidend. Das vordere Kreuzband ist essenziell für die Stabilisierung des Knies bei ruckartigen Bewegungen und Landungen. Fehlhaltungen oder mangelnde Kraft in Oberschenkeln und Gesäß erhöhen das Risiko von Verletzungen. Ein frühzeitiges und geschlechterspezifisches Training von Landetechnik, Kraft und Körperstabilisierung kann die Gefahr deutlich reduzieren. „Unser STOP X Programm richtet sich mit wertvollen Empfehlungen gezielt auch an Fußballerinnen, vor allem zur Vorbeugung von Kreuzbandverletzungen im Frauenfußball. Es beinhaltet klare, effektive Übungen, die sich leicht ins Training integrieren lassen, wie beispielsweise neuromuskuläres Aufwärmtraining oder die Korrektur gefährlicher Bewegungsmuster“, erläutert Prof. Dr. Wolf Petersen von der Deutschen Kniegesellschaft.
Die Frauen-Fußball-EM 2025 rückt damit nicht nur die leistungsstarken Spielerinnen ins Rampenlicht, sondern auch die Notwendigkeit, Verletzungen präventiv und geschlechtsspezifisch im Blick zu behalten. Mit gezieltem Training und passgenauer medizinischer Betreuung können Kreuzbandrisse und deren Folgen langfristig reduziert werden – ein wichtiger Schritt, um die Gesundheit von Athletinnen nachhaltig zu schützen.
Warum Kreuzbandrisse bei Frauen besonders gefährlich sind
Kreuzbandverletzungen zählen zu den schwerwiegendsten Sportverletzungen, vor allem bei Frauen. Das vordere Kreuzband stabilisiert das Kniegelenk bei Bewegungen wie Sprinten, Springen und schnellen Richtungswechseln – ganz typische Anforderungen in vielen Ballsportarten. Doch bei weiblichen Athletinnen reißt dieses wichtige Band vier- bis achtmal häufiger als bei Männern. Mit dem starken Wachstum des Frauen- und Mädchenfußballs gewinnt dieses Thema deutlich an Bedeutung: Immer mehr Spielerinnen stehen vor dem Risiko langwieriger Ausfallzeiten – mit erheblichen Folgen für ihre sportliche Karriere und Freizeitgestaltung.
Die Gründe für die erhöhte Verletzungsanfälligkeit sind vielfältig. Anatomisch sind bei Frauen der knöcherne Raum für das Kreuzband enger, das Band selbst ist meist dünner und die Winkelstellung des Beins ungünstiger. Hinzu kommen biomechanische Eigenheiten, wie eine häufig beobachtete X-Bein-Stellung beim Landen und ein muskuläres Ungleichgewicht, das das Knie zusätzlich belastet. Auch hormonelle Schwankungen während des Menstruationszyklus können die Bandstabilität beeinflussen.
Gesellschaftliche Relevanz und mediale Wahrnehmung
Das starke Medieninteresse an großen Sportevents wie der Frauen-Fußball-EM 2025 lenkt die Aufmerksamkeit auch auf diese Verletzungsproblematik. Immer mehr Mädchen und junge Frauen trainieren ambitioniert, doch viele Trainingsprogramme sind bislang vor allem an männlichen Athleten orientiert. „Viele Trainingspläne orientieren sich an männlichen Normwerten“, betont Dr. Rebecca Sänger, Leiterin der DGOU-Arbeitsgemeinschaft geschlechtersensible Medizin. Dieses Missverhältnis führt dazu, dass Präventionsmaßnahmen nicht optimal greifen und Verletzungen häufig bleiben.
Für die Betroffenen bedeutet ein Kreuzbandriss meist mindestens sechs bis zwölf Monate Pause – bei Profis oft eine Zäsur in der Karriere, bei Freizeitsportlerinnen eine lange Unterbrechung der geliebten sportlichen Aktivität. Die Ausfallzeiten setzen deshalb Gestaltungspotenziale in Training und Therapie voraus, die explizit auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten sind.
Wie die Forschung das Training verändert
Die Wissenschaft reagiert darauf mit einem immer größeren Fokus auf geschlechtsspezifische Studien und individualisierte Trainingsansätze. Die präventive Arbeit konzentriert sich nicht nur auf Kraftaufbau, sondern ebenso auf Koordination, Bewegungsabläufe und Technikverbesserungen – alles Faktoren, die helfen können, die Belastung fürs Knie gezielt zu reduzieren.
Zentrale Präventionsbausteine im modernen Trainingskonzept sind:
- Kräftigung von Oberschenkeln und Gesäß für eine stabile Knieführung
- Gezieltes Sprung- und Landetraining zur Optimierung der Technik
- Koordinations- und Balanceübungen, etwa mit Balancepads, zur Verbesserung der Körperkontrolle
- Dynamisches Aufwärmen vor jeder Sporteinheit, um Muskeln und Gelenke optimal vorzubereiten
- Korrektur riskanter Bewegungsmuster bei abrupten Richtungswechseln
Programme wie „STOP X“ der Deutschen Kniegesellschaft fassen solche Übungen systematisch zusammen und bieten sie speziell für Fußballspielerinnen an. Neben dem physikalischen Training rücken auch geschlechterspezifische Therapie- und Rehabilitationsmethoden zunehmend in den Fokus.
Neue Konzepte legen besonders für den Nachwuchs einen wichtigen Grundstein: Frühzeitiges geschlechterspezifisches Training kann die Verletzungsgefahr deutlich senken. So eröffnen sich nicht nur Chancen für erfolgreichere Karrieren, sondern auch für eine nachhaltigere Teilhabe von Mädchen und Frauen am Sport.
Die Informationen und Zitate in diesem Beitrag basieren auf einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) e.V.
7 Antworten
‚STOP X‘ klingt nach einem interessanten Ansatz! Ich hoffe, dass mehr Leute darüber Bescheid wissen und es auch umsetzen. Könnten wir eventuell eine Diskussionsrunde organisieren? So könnten wir mehr Bewusstsein schaffen!
Ich finde die Idee von geschlechterspezifischem Training gut! Es ist wichtig, dass wir das Thema ernst nehmen. Es wäre schön, wenn mehr Vereine das STOP X Programm einführen würden. Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht?
Ich habe schon von STOP X gehört und denke, es könnte wirklich helfen! Aber wie sieht’s in der Realität aus? Kommt das überall an? Wo gibt’s Infos dazu?
Das Thema wird oft ignoriert, aber es ist wichtig für die Gesundheit der Spielerinnen! Gibt es auch Workshops oder Schulungen für Trainer? Das wäre eine gute Ergänzung!
Die Problematik mit den Kreuzbandverletzungen ist sehr ernst. Ich finde, es sollte mehr Aufklärung geben über geschlechtsspezifische Trainingsmethoden. Wie könnten wir Mädchen schon frühzeitig unterstützen? Gibt es da Ideen?
Die Zahlen sind echt alarmierend! Ich hätte nicht gedacht, dass Frauen so viel häufiger verletzen. Vielleicht sollten mehr Trainer geschlechterspezifisch arbeiten, um diese Risiken zu minimieren. Was haltet ihr davon?
Ich finde es echt wichtig, dass die Verletzungsgefahr bei Frauen im Fußball mehr beachtet wird. Es ist schockierend, dass Kreuzbandrisse so häufig vorkommen. Haben wir genug Präventionsprogramme wie STOP X? Was denkt ihr?