Bremen (VBR). Die finanzielle Belastung der deutschen gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) erreicht neue Höchstwerte: Im vierten Quartal 2023 verzeichnete die GKV ein Defizit von annähernd 1,9 Milliarden Euro – eine Verdoppelung im Vergleich zum Vorquartal. Dies signalisiert eine tiefgreifende Entwicklungsstörung innerhalb des Systems, die vor allem durch sprunghaft ansteigende Leistungsausgaben angetrieben wird. Dr. Ralf Langejürgen, Vorstandsvorsitzender des BKK Landesverbandes Bayern, zeichnet ein düsteres Bild dieser Entwicklung und ruft eindringlich zu politischen Reformen auf.
Der Vorjahresvergleich wirft einen noch schärferen Kontrast auf: 2022 schloss die GKV noch mit positiven 450 Millionen Euro ab, wohingegen 2023 durchgängig rote Zahlen geschrieben wurden. Pro Kopf der Versicherten liegt das Defizit durchschnittlich bei 25 Euro, in den Betriebskrankenkassen sogar bei rund 33 Euro – sowohl in Bayern als auch bundesweit. Die finanziellen Reserven der Krankenkassen schmelzen, bedingt durch gesetzlich veranlassten Vermögensabbau, der eine Ausgleichung von Einnahmen- und Ausgabenschwankungen zunehmend erschwert. Bereits beschlossene Erweiterungen des Leistungskatalogs der Krankenkassen verschärfen diese Situation, indem sie Zusatzbeiträge notwendig machen.
“Der Gesetzgeber hat den Krankenkassen fast alle Rücklagen genommen”, so Langejürgen, und kritisiert weiterhin, dass der Bundesgesundheitsminister regelmäßig neue Leistungsansprüche formuliert, die letztendlich die Gemeinschaft der Versicherten belasten. Insbesondere die Pläne zur Nutzung des Gesundheitsfonds für Strukturreformen im Krankenhausbereich werden voraussichtlich zusätzliche finanzielle Lasten für die Beitragszahler mit sich bringen.
Ein besorgniserregendes Beispiel für Unterfinanzierung im System ist die Versorgung von Bürgergeldempfängern, deren Kosten der Bund nur zu einem Drittel deckt – ein jährliches Defizit von etwa 10 Milliarden Euro. Zusätzlich wird erwartet, dass die GKV ab 2025 jährlich 2,5 Milliarden Euro für den Strukturwandel im Krankenhaussektor aufbringen muss. Dies unterstreicht die dringende Notwendigkeit einer umfassenden Krankenhausreform, für die Langejürgen alle Entscheidungsträger zum raschen Handeln aufruft.
Der BKK Landesverband Bayern repräsentiert als öffentlich-rechtliche Körperschaft die Interessen der Betriebskrankenkassen und ihrer rund 3,4 Millionen Versicherten in Bayern, wo die BKKs einen Marktanteil von etwa 22 Prozent halten. Diese Entwicklungen betreffen nicht nur die BKKs, sondern das gesamte System der Gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland und werfen fundamentale Fragen bezüglich der zukünftigen Finanzierung und Reformbedarfe auf. Angesichts dieser Herausforderungen ist es entscheidend, dass alle Akteure zusammenarbeiten, um tragfähige Lösungen zu erarbeiten, die sowohl die finanzielle Stabilität der GKV sichern als auch die Versorgungsqualität für die Versicherten gewährleisten.
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Kassenfinanzen im Minus / BKK Landesverband Bayern kritisiert steigende …
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