– Jedes zweite Allgemeinkrankenhaus rechnet mit Personalabbau, drohenden Stationsschließungen und OP-Verschiebungen.
– Ohne KHVVG-Änderung werden rund 5000 zusätzliche Vollzeitkräfte für Bürokratie gebraucht.
– DKG begrüßt Inflationsausgleichs-Zusage und drängt auf zügige Krankenhausreform-Umsetzung.
Krankenhausreform am Scheideweg: Bürokratieaufwand und Personalnot drohen zu eskalieren
Die wirtschaftliche Lage der deutschen Krankenhäuser ist nach wie vor alarmierend. Eine aktuelle Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) vom Juni, an der sich 416 Häuser beteiligt haben, bestätigt die angespannte Situation eindrücklich. Die Notwendigkeit strenger Sparmaßnahmen führt bereits jetzt zu deutlichen Einschränkungen in der Versorgung. So rechnen viele Krankenhäuser damit, dass Patientinnen und Patienten in den kommenden sechs Monaten mit Leistungseinschränkungen etwa durch vorübergehende Stationsschließungen oder verschobene planbare Operationen rechnen müssen. Besonders dramatisch ist die Lage beim Personal: Jedes zweite Allgemeinkrankenhaus geht davon aus, Mitarbeiter reduzieren zu müssen.*
Die Hauptursache für diese Entwicklung sind nicht refinanzierte Kostensteigerungen der letzten Jahre, die das wirtschaftliche Fundament vieler Kliniken untergraben haben. Dementsprechend bewerten fast die Hälfte der Allgemeinkrankenhäuser ihre wirtschaftliche Situation als schlecht oder sehr schlecht, während lediglich elf Prozent von einer guten Lage sprechen.**
Zusätzlich verschärft die bevorstehende Krankenhausreform die Herausforderungen durch einen erwarteten massiven Bürokratieaufwuchs. Für die Umsetzung neuer Dokumentationspflichten, Medizinischer Dienst (MD)-Prüfungen und der geplanten Vorhaltefinanzierung werden laut DKI bundesweit über 5.000 zusätzliche Vollzeitstellen benötigt, was Mehrkosten von etwa 435 Millionen Euro pro Jahr verursacht.** Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), warnt deshalb eindringlich: „Einen solchen Bürokratieaufwuchs muss die Ministerin unbedingt verhindern und deshalb das anstehende Gesetz zu einem konsequenten Bürokratieabbau nutzen. Im Mittelpunkt dabei muss die sofortige Aussetzung der geplanten Vorhaltefinanzierung stehen. Ein in der Sache untaugliches Bürokratiemonstrum ihres Vorgängers.“
Auch die Einführung der sogenannten Hybrid-DRGs, die künftig für eine Million Fälle angewandt werden sollen, stellt die Einrichtungen vor erhebliche Herausforderungen. Zwar nehmen bereits über 90 Prozent der Krankenhäuser an der Erbringung von Hybrid-DRGs teil, doch dominieren Sorgen über die lückenlose Nachsorge der Patientinnen und Patienten, vor allem wegen fehlender Kapazitäten im ambulanten Sektor.
Zudem zeigen sich die Krankenhäuser bei der neuen Möglichkeit zur Einrichtung sektorenübergreifender Versorgungseinrichtungen (SüV) zurückhaltend. Nur acht Prozent planen, eine SüV anzubieten, während etwa ein Viertel entsprechende Schritte prüft – überwiegend in ländlichen Regionen. Diese Zurückhaltung verdeutlicht die weiterhin unklaren und unsicheren Rahmenbedingungen für solche innovativen Versorgungsmodelle.
Trotz dieser kritischen Lage sieht die DKG in den jüngsten Signalen der Politik einen Hoffnungsschimmer: „Die klare Ansage der Ministerin ist ein wichtiges und richtiges Signal an unsere Häuser und an die Beschäftigten in einer sehr angespannten Situation. Das gibt Hoffnung, dass wir mit finanzieller Unterstützung, einer massiven Entbürokratisierung und einer Reform der Reform den Krankenhäusern wieder mehr Luft zum Atmen geben können. Wir hoffen sehr, dass sich dieser Rückenwind in den kommenden Befragungen positiv widerspiegelt und die Krankenhäuser mit Zuversicht in die Zukunft blicken können. Doch dazu müssen die Dinge auch zügig umgesetzt werden.“
Mit Blick auf diese Entwicklungen stehen Krankenhäuser und Politik vor der dringenden Aufgabe, nicht nur finanzielle Mittel bereitzustellen, sondern vor allem bürokratische Hürden abzubauen und klare Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Versorgungsqualität und Personalsituation nachhaltig zu stabilisieren.
Bürokratie im Krankenhaus: Wie Reformdebatten das Gesundheitssystem belasten
Der Streit um das Krankenhausstruktur- und Versorgungsstärkungsgesetz (KHVVG) zeigt, wie stark Bürokratie den deutschen Gesundheitssektor derzeit herausfordert. Die geplanten Änderungen führen nicht nur zu mehr Dokumentationspflichten, sondern drohen auch, das Krankenhaussystem personell und finanziell massiv zu belasten. Die Folge: Über 5.000 neue Vollzeitstellen werden geschätzt benötigt, allein um den Mehrbedarf an Verwaltungstätigkeiten zu bewältigen. Vor diesem Hintergrund gerät das ohnehin angespannte Krankenhauspersonal weiter unter Druck – und die Versorgung der Patienten könnte darunter leiden.
Die Debatte spiegelt tiefgreifende Probleme wider, die mit Personalmangel, Reformdruck und politischen Spannungen im Gesundheitssystem verbunden sind. Zum einen sind Kliniken durch steigende Kosten und knappe Budgets stark belastet. Um dennoch wirtschaftlich zu arbeiten, planen viele Krankenhäuser Kürzungen beim Personal – etwa durch vorübergehende Stationsschließungen oder verschobene Operationen. Diese Einschnitte wirken sich unmittelbar auf die Versorgungsqualität der Patientinnen und Patienten aus. Zum anderen signalisiert die Diskussion um das KHVVG, wie komplex und widersprüchlich politische Bemühungen um Reformen oft sind: Einerseits sollen Bürokratie und Kosten reduziert werden, andererseits führen neue Vorschriften zu mehr Aufgaben und Belastungen.
Warum führt höhere Bürokratie zu realen Versorgungsproblemen?
Mehr Bürokratie verlangt vor allem Zeit und Personalressourcen, die an anderer Stelle im Klinikalltag fehlen. Für Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte bedeutet dies zusätzliche Dokumentationsaufgaben, die sie von der direkten Behandlung abhalten. Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel und hoher Arbeitsbelastung verstärkt das den Druck auf die Mitarbeitenden erheblich. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft weist darauf hin, dass viele Kliniken bereits jetzt unter Personalknappheit leiden, weshalb die Nachfrage nach tausenden zusätzlichen Verwaltungsstellen eine schwer zu bewältigende Zusatzherausforderung darstellt.
Kernrisiken des Bürokratieaufwuchses im Krankenhaus:
- Weniger Zeit für die direkte Patientenversorgung
- Höhere Belastung des Pflege- und ärztlichen Personals
- Erhöhtes Risiko für Versorgungsengpässe und Leistungseinschränkungen
- Steigende Kosten durch zusätzliche Verwaltungsstellen
Patientinnen und Patienten könnten dadurch längere Wartezeiten, verschobene Behandlungen oder eine insgesamt reduzierte Versorgungsqualität erleben. Besonders kritisch ist dies vor allem in ländlichen Regionen, wo die Krankenhausinfrastruktur ohnehin oft begrenzt ist.
Welche Alternativen zur aktuellen Gesetzgebung werden diskutiert?
Im Zentrum der Kritik steht neben dem Aufwand für neue Prüf- und Dokumentationspflichten auch die geplante Vorhaltefinanzierung, die Krankenhäuser verpflichtet, für bestimmte Leistungen Personal und Ressourcen permanent vorzuhalten – auch wenn diese Kapazitäten zeitweise nicht ausgelastet sind. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft fordert daher die sofortige Aussetzung dieser Regelung, da sie „ein in der Sache untaugliches Bürokratiemonstrum ihres Vorgängers“ darstellt.
Neben dem Stopp dieser Vorhaltefinanzierung setzen Experten und Verbände auf einen gezielten Bürokratieabbau, der die Verwaltungstätigkeiten reduziert und dadurch die Handlungsfähigkeit von Krankenhäusern verbessert. Auch die Förderung sektorenübergreifender Versorgungsangebote wird als möglicher Weg bewertet, um die Versorgung insbesondere in ländlichen Regionen nachhaltig und patientenorientiert zu gestalten. Aktuell zeigen sich jedoch große Unsicherheiten bei der Nutzung dieser Modelle: Nur rund acht Prozent der Häuser planen, solche Einrichtungen einzurichten, etwa ein Viertel prüft diese Option.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Inflationsausgleich für Krankenhäuser, den Gesundheitsministerin Nina Warken und die Gesundheitsminister der Länder unterstützen. Er soll die wirtschaftliche Situation der Kliniken stabilisieren und finanzielle Entlastung bringen – eine wichtige Voraussetzung dafür, dass der Reformdruck nicht zu Lasten von Personal und Patienten geht.
Die Krankenhausreform steht somit an einem Scheideweg: Bleibt der Bürokratieaufwand hoch, könnten finanzielle Belastungen und Personalengpässe weiter zunehmen. Werden jedoch klare, pragmatische Entbürokratisierungsmaßnahmen umgesetzt, besteht die Chance, das System widerstandsfähiger und patientenfreundlicher zu machen – trotz der aktuellen Spannungen und Herausforderungen.
Die Inhalte dieses Beitrags basieren auf einer Pressemitteilung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).
17 Antworten
Es ist frustrierend zu sehen, wie Bürokratie das Gesundheitswesen belastet. Wir sollten darüber diskutieren, wie wir das System entlasten können und welche Ideen dazu existieren.
Genau! Ich hoffe auch auf eine Reform der Reform! Es ist an der Zeit!
Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen nicht verstehen, wie wichtig diese Themen sind. Lasst uns mehr darüber sprechen!
Ich finde es super, dass die DKG auf die Probleme aufmerksam macht! Aber was ist mit den konkreten Maßnahmen? Wir brauchen dringend Lösungen! Wie können wir sicherstellen, dass genug Pflegekräfte vorhanden sind?
Ich stimme zu! Es muss mehr Druck auf die Politik ausgeübt werden, um schnelle Veränderungen herbeizuführen.
Ja genau! Und vielleicht könnten auch neue Ausbildungsprogramme helfen, um mehr Fachkräfte zu gewinnen.
Die Zahlen sind erschreckend und zeigen, wie kritisch die Lage ist. Besonders in ländlichen Regionen könnte das schlimm werden. Was denkt ihr über mögliche Alternativen zur Vorhaltefinanzierung?
Ja, ich denke auch, dass eine Alternative wichtig wäre. Vielleicht sollten wir mehr über sektorenübergreifende Versorgungsmodelle nachdenken.
Die Situation in den Krankenhäusern ist echt alarmierend. Wenn die Bürokratie so weiter wächst, dann wird es noch schwerer für das Personal. Was können wir als Gesellschaft tun, um zu helfen?
Ich finde es sehr beunruhigend, dass so viele Krankenhäuser mit Personalabbau rechnen. Wie soll man da die gute Versorgung der Patienten sicherstellen? Gibt es wirklich keine anderen Lösungen?
‚Die DKG sieht Hoffnungsschimmer‘, aber ich sehe nur Probleme! Warum wird nicht schneller gehandelt? Die Situation ist doch schon lange kritisch!
Ich frage mich, wie lange das so weitergehen kann. Wenn immer mehr OPs verschoben werden müssen, leiden die Patienten darunter! Wie können wir darauf aufmerksam machen?
Die Situation ist wirklich alarmierend. Der Anstieg der Bürokratie wird nur zu noch mehr Problemen führen. Gibt es wirklich keine anderen Lösungen als neue Stellen zu schaffen? Das muss doch anders gehen!
Ich stimme zu! Die Verwaltung sollte nicht auf Kosten der Patientenversorgung gehen. Wie könnte eine bessere Lösung aussehen, um den Aufwand zu reduzieren?
Das ist ein guter Punkt Ewald! Vielleicht wäre es sinnvoll, die bestehenden Prozesse zu optimieren anstatt neue hinzuzufügen? Was denkt ihr darüber?
Ich finde es sehr besorgniserregend, dass viele Krankenhäuser mit Personalabbau rechnen müssen. Wie kann man die Patientenversorgung sicherstellen, wenn die Mitarbeiterzahlen sinken? Was denken andere darüber?
Ja, das stimmt! Ich mache mir auch Sorgen über die Qualität der Versorgung. Vielleicht sollten wir mehr über Alternativen zur Bürokratie diskutieren? Was haltet ihr von sektorenübergreifenden Versorgungseinrichtungen?