– Bundestag beschließt ab 1. November 2025 einjährigen Rechnungsaufschlag von 3,45 % für Kliniken.
– DKG begrüßt vier Milliarden Euro Liquidität, warnt vor fehlender langfristiger Perspektive.
– DKG fordert umfassende Deregulierung und Entbürokratisierung des Krankenhauswesens zur Kostensenkung.
Bundeshaushalt sichert kurzfristige Finanzhilfe für Krankenhäuser – DKG fordert dauerhafte Reformen
Der Bundestag hat beschlossen, ab dem 1. November 2025 für ein Jahr einen Rechnungsaufschlag von 3,45 Prozent für alle somatischen und psychiatrischen Krankenhäuser einzuführen. Damit werden die im Koalitionsvertrag zugesagten vier Milliarden Euro zielgerichtet umgesetzt, um die Krankenhäuser finanziell zu entlasten. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) begrüßt diesen Schritt als dringend notwendigen Beitrag, der insbesondere die Liquidität der Kliniken stärkt.
„Die Auszahlung der vier Milliarden Euro über zwölf Monate verschafft den Krankenhäusern dringend benötigte Liquidität. Das ist ein wichtiger Schritt, um den kalten Strukturwandel abzubremsen und Zeit für den nachhaltigen Umbau der Krankenhauslandschaft zu gewinnen“, erklärte Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der DKG.
Gleichzeitig macht die DKG deutlich, dass diese Maßnahme lediglich eine vorübergehende Erleichterung darstellt, aber keine dauerhafte Lösung der finanziellen Herausforderungen der Kliniken bietet. Dr. Gaß warnt: „Ohne eine verlässliche, langfristige Perspektive wie wir Kosten und Erlöse wieder in die Balance bringen, wird sich die wirtschaftliche Lage der Kliniken mittelfristig nicht stabilisieren. Was wir jetzt brauchen, ist ein klarer Kurswechsel zur Deregulierung und Entbürokratisierung, um die Kosten der Patientenbehandlung für die Kliniken zu senken.“
Die Forderung der DKG richtet sich somit klar auf eine umfassende Deregulierung und Entbürokratisierung des Krankenhauswesens. Die Organisation kritisiert das anhaltende Ausmaß kleinteiliger Personalvorgaben und umfangreicher Bürokratie, welche die Kliniken zusätzlich belasten, ohne Patienten einen messbaren Nutzen zu bringen. Dr. Gaß betont: „Beendet die kleinteilige Regulierung, beendet die Misstrauenskultur. Die Kliniken stehen angesichts stark steigender Kosten unter enormem Druck. Das überbordende Maß an Bürokratie und kleinteiligen Personalvorgaben hat den Aufwand der Kliniken in den letzten Jahren massiv gesteigert, ohne dass dies zum Nutzen der Patientinnen und Patienten war. Was wir jetzt benötigen ist mehr Gestaltungsfreiheit – insbesondere beim Personaleinsatz und bei der Entwicklung effizienter Versorgungsprozesse.“
Darüber hinaus kritisiert die DKG die fortwährende Praxis, die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) mit gesamtgesellschaftlichen Aufgaben zu belasten und Finanzierungen lediglich über kurzfristige Darlehen zu regeln. „Es ist nicht akzeptabel, dass der Finanzminister auch in diesem Jahr die Beiträge für Bürgergeldbezieher nicht vollständig aus Steuermitteln finanziert. Die dafür bereitgestellten Darlehen an die GKV und die soziale Pflegeversicherung können nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich um einen Verschiebebahnhof zulasten der Beitragszahler handelt und sind keine langfristig tragfähige Lösung.“ Positiv bewertet die DKG jedoch, dass die Finanzierung des Transformationsfonds zukünftig aus dem Sondervermögen erfolgen soll, was als sachgerechter Schritt gilt.
Insgesamt sieht die DKG den Haushaltsbeschluss als wichtigen Impuls, mahnt jedoch dringlich eine strategische Neuausrichtung für ein nachhaltiges und wirtschaftlich stabiles Krankenhauswesen an.
Krankenhausfinanzierung: Dauerbaustelle mit gesellschaftlicher Sprengkraft
Die finanzielle Lage der deutschen Krankenhäuser ist seit Jahren angespannt und bleibt eine der größten Herausforderungen im Gesundheitswesen. Trotz zahlreicher Reformen stehen viele Kliniken unter erheblichem wirtschaftlichen Druck, der auch die gesamte Gesellschaft betrifft. Die jüngste Entscheidung der Bundesregierung, einen temporären Rechnungsaufschlag von 3,45 Prozent für somatische und psychiatrische Krankenhäuser einzuführen, ist ein wichtiger, aber nur vorläufiger Schritt. Dieser Zuschlag soll vorübergehend Liquidität schaffen und einen „kalten Strukturwandel“ verlangsamen. Doch die dahinterliegenden Probleme sind komplexer und langfristig angelegt.
Das deutsche Krankenhauswesen nimmt eine zentrale Rolle ein: Über 1.800 Kliniken versorgen jährlich Millionen von Patienten stationär und ambulant. Die Krankenhausbranche ist damit ein bedeutender Wirtschaftsfaktor mit rund 141 Milliarden Euro Jahresumsatz und etwa 1,4 Millionen Beschäftigten. Die systemischen Defizite betreffen nicht nur die Finanzen der Häuser selbst, sondern wirken sich unmittelbar auf die Versorgungssicherheit und Arbeitsbedingungen aus.
Wie steht es um die Zukunft der Krankenhauslandschaft?
Die chronische Unterfinanzierung und die komplexe bürokratische Steuerung führen zu einem enormen Reformdruck. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) betont, dass die kurzfristige Liquiditätshilfe nur Zeit für einen nachhaltigen Umbau der Krankenhauslandschaft verschafft, jedoch keine dauerhafte Lösung darstellt.
Zentrale Herausforderungen sind:
- Überbordende Bürokratie: Die kleinteilige Regulierung und zahlreiche Personalvorgaben erhöhen den Verwaltungsaufwand massiv, ohne die Qualität der Patientenversorgung systematisch zu verbessern.
- Wirtschaftlicher Druck: Steigende Kosten bei gleichzeitig limitierten Erlösen belasten die Kliniken stark, besonders auch durch gesamtgesellschaftliche Aufgaben, die oft auf Kosten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gehen.
- Strukturwandel und Anpassungsbedarf: Der Wandel hin zu effizienteren Versorgungsmodellen und digitalisierten Prozessen erfordert mehr Gestaltungsfreiheit bei Personal und Ressourcen.
Die DKG fordert daher eine grundlegende Deregulierung und Entbürokratisierung, um die stationäre Versorgung zukunftsfähig zu gestalten. Nur so kann der Kostenanstieg gebremst und die Balance zwischen Aufwand und Erlösen wiederhergestellt werden.
Was bedeutet der Reformbedarf für Patienten?
Für Patientinnen und Patienten steht viel auf dem Spiel. Ein stabil finanziertes Krankenhauswesen ist entscheidend für eine flächendeckende und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung. Die derzeitigen Einschränkungen könnten zu Engpässen bei medizinischen Leistungen, längeren Wartezeiten oder einem Rückgang der Versorgungsvielfalt führen.
Neben den direkten Auswirkungen auf die Patientenversorgung wirken sich finanzielle und organisatorische Schwierigkeiten auch auf die Beschäftigten aus. Fachkräftemangel und hohe Belastungen sind häufige Folgen, die wiederum die Qualität der Pflege und Behandlung beeinträchtigen können.
Die zentrale Reformagenda umfasst:
- Flexiblere Personal- und Einsatzgestaltung, um auf regionale und fachliche Bedürfnisse besser reagieren zu können.
- Entlastung von Verwaltungsaufwand, damit sich die Kliniken stärker auf ihre Kernaufgabe – die Patientenversorgung – konzentrieren können.
- Klare und langfristig verlässliche Finanzierungsmodelle, die nicht durch kurzfristige Zuschüsse oder politische Verschiebebahnhöfe geprägt sind.
Politisch stehen nun entscheidende Debatten an, wie die Krankenhausfinanzierung dauerhaft stabilisiert und gleichzeitig innovative Versorgungsformen gefördert werden können. Die neue Finanzhilfe ist ein Zwischenschritt, der Zeit gewinnen soll für diese umfassende Neujustierung.
Die nächsten Schritte werden davon abhängen, ob es gelingt, die Balance zwischen Kostendruck, Versorgungsqualität und den Bedürfnissen von Patientinnen, Beschäftigten und Trägern zu verbessern – und damit die Krankenhauslandschaft zukunftssicher zu gestalten.
Aktuelle Informationen und Zitate dieses Beitrags stammen aus einer Pressemitteilung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).