– Gesundheitsministerin plant Spargesetz mit 1,8 Milliarden Euro für Krankenhäuser
– Deutsche Krankenhausgesellschaft kritisiert Rücknahme des Inflationsausgleichs als Wortbruch
– Patientinnen und Patienten könnten durch Leistungseinschränkungen betroffen sein
Krankenhausgesellschaft warnt vor Sparplänen der Bundesregierung
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) übt scharfe Kritik an den Sparplänen des Bundesgesundheitsministeriums. Laut der am 10. Oktober 2025 veröffentlichten Stellungnahme sollen die Kliniken Einschnitte in Höhe von 1,8 Milliarden Euro verkraften (Stand: 10.10.2025). Kernpunkt der Auseinandersetzung ist die geplante Abschaffung des vereinbarten vollständigen Inflationsausgleichs für gestiegene Krankenhauskosten.
DKG-Vorstandsvorsitzender Dr. Gerald Gaß bezeichnet die Vorhaben als "eklatanten Wortbruch". „Mit diesem Spargesetz macht die Regierung die Rolle rückwärts bei den Krankenhäusern“, so Gaß wörtlich. Die jetzt zur Disposition stehende Regelung war erst vor zwei Jahren nach langen Verhandlungen zwischen Bund und Ländern im Rahmen der Krankenhausreform eingeführt worden – als Reaktion auf die wirtschaftliche Notlage der Kliniken.
Die Dimension der betroffenen Versorgungsstruktur unterstreicht die Brisanz der Debatte: In Deutschland versorgen 1.874 Krankenhäuser mit 1,4 Millionen Beschäftigten jährlich 17 Millionen stationäre Patienten und etwa 23 Millionen ambulante Behandlungsfälle (Stand: 2023). Gaß warnt vor konkreten Folgen für die Versorgung: „Am Ende werden die Patientinnen und Patienten die Folgen zu tragen haben, wenn Krankenhäuser ihr Leistungsangebot einschränken oder Standorte aus wirtschaftlichen Gründen schließen müssen.“
Konkrete Pläne für Einsparungen und Reformanpassungen
Die Bundesregierung verfolgt für das kommende Jahr ein ambitioniertes Sparziel: Insgesamt zwei Milliarden Euro sollen in der Gesetzlichen Krankenversicherung eingespart werden, um die Zusatzbeiträge stabil zu halten (Stand: Oktober 2025). Ein Großteil dieser Entlastung soll durch gezielte Maßnahmen im Krankenhausbereich erreicht werden. Dazu zählen das vorübergehende Aussetzen der Meistbegünstigungsklausel, die eine automatische Anpassung von Vergütungen an die jeweils höchsten Landeswerte vorsieht, sowie eine Deckelung der Landesbasisfallwerte, die die Grundfinanzierung der Kliniken pro Fall regeln. Zudem werden neue Obergrenzen für Budgets psychiatrischer und psychosomatischer Einrichtungen diskutiert.
Maßnahmenpaket und Zeitplan
Parallel zu diesen Sparüberlegungen hat das Bundeskabinett am 08.10.2025 einen Entwurf zur Anpassung der Krankenhausreform beschlossen. Dieser sieht erweiterte Ausnahmeregelungen und Kooperationsmöglichkeiten für Kliniken vor und gibt den Ländern mehr Flexibilität in der Krankenhausplanung. Ein zentraler Baustein der ursprünglichen Reform, die Einführung der Vorhaltevergütung als neue Form der Basisfinanzierung, wird um ein Jahr auf 2030 verschoben (Stand: Oktober 2025). Bestehende Zuschläge, beispielsweise für die Notfallversorgung und die Geburtshilfe, werden verlängert. Den Ländern wird zudem eingeräumt, ihre bisherigen Krankenhausstrukturen bis Ende 2030 weiterzuführen.
Wirtschaftliche Schieflage: Krankenhäuser fordern Rettungspaket
Die wirtschaftliche Situation deutscher Krankenhäuser zeigt sich im Jahr 2025 dramatisch. Laut Krankenhaus-Barometer 2024 beendeten bereits 80 Prozent der Kliniken das Vorjahr mit einem Defizit (Stand: Mai 2025). Die Perspektiven bleiben düster: Zwei Drittel der Häuser rechnen für 2025 mit einer weiteren Verschlechterung ihrer finanziellen Lage.
Warnungen der Länder
Die Bundesländer reagierten früh auf die alarmierenden Signale. Bereits im Mai 2025 stimmte der Bundesrat einem Entschließungsantrag zu, der eine Überbrückungsfinanzierung forderte. Konkret verlangten die Länder vom Bund einen Inflationsausgleich für die Jahre 2022 und 2023 sowie zusätzliche Mittel zur Sicherung der Versorgung. Als zentrale Maßnahme zur teilweisen Kompensation der gestiegenen Kosten forderten sie eine Erhöhung des Landesbasisfallwerts um vier Prozent – rückwirkend für 2022 und 2023 (Stand: Mai 2025).
Ohne diese Unterstützung, so die eindringliche Warnung, drohe eine „kalte Strukturbereinigung“. Damit wäre eine ungesteuerte Schließung von Klinikstandorten und ein Rückbau von Versorgungsangeboten gemeint – mit direkten Konsequenzen für die Patientenversorgung.
Die Kernforderungen und Kennzahlen im Überblick:
- 80 Prozent der Krankenhäuser schlossen 2024 mit Defizit ab
- Zwei Drittel erwarten 2025 eine weitere Verschlechterung
- Länder fordern +4 Prozent beim Landesbasisfallwert rückwirkend für 2022/2023
(Alle Angaben Stand: Mai 2025)
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft brachte die Verärgerung der Branche auf den Punkt: „Die Politik ignoriert damit, dass sie selbst durch ihre kleinteilige Regulierung bei den Personalvorgaben für die Krankenhäuser massiv zu den Kostensteigerungen beiträgt.“ Die Forderung nach einem vollständigen Inflationsausgleich für gestiegene Kosten bleibt damit die zentrale finanzpolitische Auseinandersetzung im Gesundheitswesen.
Was die Reform für Patientinnen und Patienten bedeutet
Die Anpassungen an der Krankenhausreform wirken sich unmittelbar auf die Versorgungssituation vor Ort aus. Sinken die Budgets und bleiben Preissteigerungen unvollständig ausgeglichen, könnten Kliniken ihr Leistungsangebot einschränken oder über Standortschließungen nachdenken. Vor dieser möglichen „kalten Strukturbereinigung“ warnten bereits die Bundesländer (Stand: Mai 2025). Für Betroffene würden sich daraus längere Anfahrtswege, eine geringere Angebotsbreite und Terminengpässe in betroffenen Regionen ergeben.
Gleichzeitig sieht die Reformanpassung des Bundes erweiterte Kooperationsmöglichkeiten und mehr Planungsflexibilität der Länder vor, was regionale Versorgungslösungen erleichtern könnte (Stand: 08.10.2025). Als Gegenkräfte wirken verschiedene Maßnahmen:
- Kooperationsmodelle zwischen Häusern
- Ausnahmeregelungen für strukturschwache Regionen
- Übergangsregeln bis 2030
- Verlängerte Zuschläge zur Sicherung der lokalen Versorgung
Diese Instrumente können lokal Stabilität schaffen und helfen, Versorgungslücken zu vermeiden (Stand: Oktober 2025).
Krankenhausreform: Die entscheidenden Weichenstellungen stehen bevor
Nach dem Kabinettsbeschluss zur Reformanpassung vom 8. Oktober 2025 und den parallel diskutierten Einsparzielen rücken nun die parlamentarischen Beratungen und die Abstimmung mit den Ländern in den Mittelpunkt. Die politische Debatte hat an Schärfe gewonnen – die Deutsche Krankenhausgesellschaft spricht von einem „eklatanten Wortbruch gegenüber den Krankenhäusern“ und warnt davor, dass „Krankenhäuser zum Ausfallbürgen einer Politik“ würden, die den Krankenkassen durch versicherungsfremde Leistungen Geld entziehe.
Entscheidend wird sein, ob die geplanten finanziellen Übergangs- und Ausgleichsmechanismen ausreichen, um die flächendeckende Versorgung zu sichern. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie schnell Kooperationsmodelle vor Ort umgesetzt werden können. Die zeitliche Ausgestaltung der Reform und mögliche regionale Verteilungseffekte bleiben kontrovers diskutierte Punkte. Im Kern geht es darum, ob die geplanten Entlastungen der gesetzlichen Krankenversicherung mit den Stabilitätsbedürfnissen der Kliniken vereinbar sind. Die Weichen für die Zukunft der Krankenhausversorgung in Deutschland werden in den kommenden Monaten gestellt – mit unmittelbaren Auswirkungen auf Patientinnen und Patienten sowie die Beschäftigten in den Kliniken.
Die vorliegenden Informationen und Zitate wurden aus einer Pressemitteilung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) bereitgestellt.
Weiterführende Quellen:
- „Im Mai 2025 stimmte der Bundesrat einem Entschließungsantrag zur Überbrückungsfinanzierung der Krankenhäuser zu und forderte vom Bund einen Inflationsausgleich für die Jahre 2022 und 2023 sowie zusätzliche Mittel zur Sicherung der Versorgung, da ansonsten eine ‚kalte Strukturbereinigung‘ drohe.“ – Quelle: https://www.kma-online.de/aktuelles/politik/detail/bundesrat-stimmt-der-ueberbrueckungsfinanzierung-zu-53955
- „Laut Krankenhaus-Barometer 2024 haben rund 80 Prozent der Kliniken das Jahr 2024 mit Defizit abgeschlossen, zwei Drittel erwarten für 2025 eine weitere Verschlechterung; die Länder fordern deshalb eine Erhöhung des Landesbasisfallwerts um vier Prozent rückwirkend für 2022 und 2023 zur teilweisen Kompensation.“ – Quelle: https://www.kma-online.de/aktuelles/politik/detail/bundesrat-stimmt-der-ueberbrueckungsfinanzierung-zu-53955
- „Das Bundeskabinett hat am 8. Oktober 2025 den Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung der Krankenhausreform beschlossen; Kliniken sollen erweiterte Ausnahmen und Kooperationsmöglichkeiten erhalten und Länder bekommen mehr Flexibilität in der Krankenhausplanung.“ – Quelle: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/anpassung-krankenhausreform-kabinett-pm-08-10-25.html
- „Im kommenden Jahr (Stand: Oktober 2025) sollen Einsparungen von zwei Milliarden Euro in der Gesetzlichen Krankenversicherung erzielt werden, davon entfallen 1,8 Milliarden Euro auf die Krankenhäuser; Ziel ist es, die Zusatzbeiträge der Versicherten stabil zu halten.“ – Quelle: https://www.stern.de/news/bericht–gesundheitsministerium-plant-einsparungen-im-krankenhausbereich-36122026.html
- „Der Großteil der Einsparungen richtet sich auf das Aussetzen der Meistbegünstigungsklausel und eine Deckelung der Landesbasisfallwerte für Krankenhausleistungen; außerdem sollen auch Obergrenzen für Budgets von psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken neu definiert werden.“ – Quelle: https://www.stern.de/news/bericht–gesundheitsministerium-plant-einsparungen-im-krankenhausbereich-36122026.html
- „Die Einführung der Vorhaltevergütung als neue Basisfinanzierung für Kliniken verschiebt sich um ein Jahr auf 2030, Zuschläge für Notfallversorgung und Geburtshilfe werden ebenfalls verlängert und Länder dürfen ihre eigenen Krankenhausstrukturen bis Ende 2030 weiterführen.“ – Quelle: https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/gesundheit-krankenhausreform-im-kabinett-warken-macht-zugestaendnisse/100160294.html
- „Bis zu 1,8 Milliarden Euro sollen durch Budgetkürzungen bei Krankenhäusern (insbesondere durch Aussetzung der Meistbegünstigungsklausel) eingespart werden, laut vertraulichen Regierungsunterlagen vom Oktober 2025.“ – Quelle: https://www.aerztezeitung.de/Politik/Warkens-Sparplan-soll-Krankenkassen-um-zwei-Milliarden-Euro-entlasten-460604.html


11 Antworten
Dieses Land braucht sofort und dringend tiefgreifende Reformen auf immer mehr Gebieten des gesellschaftlichen Lebens, auch wenn diese weh tun. An „Stellschrauben“ zu drehen, neue Modifikationen und dafür fantasievolle Name zu erfinden reichen nicht mehr aus. Es bräuchte mutige und kompetente Menschen, die auch autorisiert werden(!) ganze Systeme neu zu denken, wie eine eine Staats-Verwaltungsreform, eine Sozialstaatsreform usw. und diese vor allem umzusetzen gegen parteipolitisches Taktieren. Die Unruhe und der Unmut in der Bevölkerung wachsen eklatant. Die Versäumnisse und Fehler dieser Regierungen, das Zögern und das Hadern stärken stetig die ultrarechten und populistischen Kräfte in unserem Land. Die Verantwortlichen und die Verantwortlichkeiten dafür sind offensichtlich.
„Kalte Strukturbereinigung“ klingt nach einem echten Notfall! Was denkt ihr über die Vorschläge zur Kooperation zwischen den Kliniken? Könnte das helfen?
Das könnte vielleicht eine Lösung sein! Aber ich denke auch, dass wir mehr von der Regierung verlangen sollten.
„Eklatanter Wortbruch“ klingt wirklich dramatisch. Ich hoffe, dass sich noch etwas ändern wird! Welche Vorschläge habt ihr für mögliche Lösungen?
… Vielleicht sollte man eine Petition starten oder mehr Menschen mobilisieren. Es ist wichtig, dass wir alle zusammenarbeiten!
Sehe ich genauso. Überall wird am Menschen – hier mal wieder bei der Gesundheitsversorgung – gespart. Nur bei Waffenlieferungen nicht – wieso eigentlich ? Vermutlich sind wir denen da oben komplett egal …
Ich verstehe nicht, wie man so hohe Einsparungen ansetzen kann, ohne die Menschen zu berücksichtigen. Was passiert mit den Kliniken, wenn sie schließen müssen? Ist das nicht ein Risiko?
Das ist eine berechtigte Frage! Wir sollten alle überlegen, wie wir gemeinsam Druck aufbauen können, um sicherzustellen, dass unsere Stimmen gehört werden.
Die Rücknahme des Inflationsausgleichs ist ein klarer Wortbruch der Regierung. Welche Konsequenzen könnte das für die Kliniken und Patienten haben? Ich mache mir wirklich Sorgen.
Ich finde die Sparpläne wirklich besorgniserregend. Wenn 1,8 Milliarden Euro eingespart werden sollen, wo bleibt dann die Qualität der Patientenversorgung? Was denkt ihr darüber?
Ich stimme zu! Es ist wichtig, dass die Regierung auch an die Patienten denkt. Gibt es alternative Lösungen für diese Einsparungen?