– VdK warnt vor Anstieg der Wohnungslosigkeit durch geplante Kürzungen
– Koalitionsausschuss plant Einstellung der Grundsicherungsleistungen
– Besonders betroffen wären Familien, Menschen mit Behinderungen und Pflegebedürftige
VdK warnt vor Wohnungslosigkeit durch geplante Leistungskürzungen
In einer Pressemitteilung vom 21. Oktober 2025 warnt der Sozialverband VdK Deutschland vor drastischen Folgen der im Koalitionsausschuss diskutierten Streichung von Leistungen der Grundsicherung. Die geplante vollständige Einstellung der Kosten der Unterkunft könnte nach Einschätzung des Verbandes zu einem deutlichen Anstieg der Wohnungslosigkeit führen.* „Die im Koalitionsausschuss diskutierte Möglichkeit, Leistungen einschließlich der Kosten der Unterkunft vollständig einzustellen, birgt aus Sicht des VdK erhebliche Risiken für einkommensarme Haushalte. Sollte diese Regelung umgesetzt werden, ist mit einer deutlichen Zunahme von Wohnungslosigkeit zu rechnen“, so VdK-Präsidentin Verena Bentele.
Besonders betroffen wären laut Bentele schutzbedürftige Personengruppen wie Familien mit Kindern, Menschen mit Behinderungen und pflegebedürftige Angehörige. Die VdK-Präsidentin appelliert an die Bundestagsabgeordneten: „Überdenken Sie diese Pläne kritisch und stellen Sie sicher, dass der verfassungsrechtlich garantierte Schutz der Menschenwürde und des Existenzminimums gewahrt bleibt.“ Der Sozialverband VdK hat seinen Protest in einem offenen Brief an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages formuliert.
Kürzungen bei den Unterkunftskosten: Was geplant ist
Im Oktober 2025 wurde über mögliche Sanktionen bei wiederholten Pflichtverletzungen im Bürgergeldbezug diskutiert, darunter auch die Einschränkung der Kosten der Unterkunft (KdU). Diese umfassen die tatsächlichen Aufwendungen für Miete, Heizung und Betriebskosten, die bisher im Regelfall direkt an Vermieter überwiesen werden. Ziel der Debatte ist eine strengere Ausgestaltung von Sanktionen, um die Einhaltung von Mitwirkungspflichten durchzusetzen.
Die Rechtslage zum Schutz des menschenwürdigen Existenzminimums steht dabei im Fokus*. Jede Leistungskürzung muss daraufhin geprüft werden, ob sie verhältnismäßig ist*. Insbesondere die Vollstreckung von Wohngeldkürzungen berührt Fragen der Wohnsicherheit*.
Die öffentliche Debatte zeigt den Spannungsbogen zwischen sanktionsorientierter Sozialpolitik und dem Grundrecht auf Wohnen*. Wie sich die Regelungen künftig gestalten, hängt unter anderem davon ab, wie der Schutz vulnerabler Gruppen berücksichtigt wird*.
Zahlen, die die Debatte tragen
Die Diskussion um Wohnungslosigkeit und soziale Sicherungssysteme wird durch konkrete statistische Daten untermauert. Verschiedene offizielle Erhebungen zeigen die Dimension des Problems auf und ermöglichen eine Einordnung der aktuellen Entwicklungen.
Zahlen zur Wohnungslosigkeit
Das Statistische Bundesamt bezifferte die Zahl wohnungsloser Menschen in Deutschland auf 678.000 (Stand: 2019). Fünf Jahre später zeigt der Wohnungslosenbericht der Bundesregierung für den Stichtag 31. Januar 2024 bundesweit 372.000 wohnungslose Menschen, darunter 60.000 Kinder und Jugendliche (Stand: 2024).
Diese unterschiedlichen Zahlen spiegeln verschiedene Erhebungsmethoden und Definitionen wider, verdeutlichen aber die anhaltende Relevanz des Themas.*
Betroffenengruppen
Die Zusammensetzung der wohnungslosen Bevölkerung zeigt besondere Vulnerabilitäten: Unter den Betroffenen befinden sich rund 22 Prozent Kinder und Jugendliche, 9 Prozent Menschen mit Behinderung und etwa 18 Prozent Personen mit Pflegebedarf.
Parallel zur Wohnungslosigkeitsstatistik zeigt die Entwicklung bei den Leistungsbezügen: Im Dezember 2024 gab es bundesweit rund 3,7 Millionen Bedarfsgemeinschaften, die Leistungen nach SGB II inklusive Kosten der Unterkunft bezogen (Stand: Dezember 2024)*.
| Jahr | Wert | Einheit | Quelle/Stand |
|---|---|---|---|
| 2019 | 678.000 | Menschen | Statistisches Bundesamt* |
| 31.01.2024 | 372.000 | wohnungslose Menschen | Wohnungslosenbericht Bundesregierung* |
| 31.01.2024 | 60.000 | Kinder und Jugendliche | Wohnungslosenbericht Bundesregierung* |
| 2024 | 22% | Kinder und Jugendliche unter Wohnungslosen | Wohnungslosenbericht Bundesregierung* |
| 2024 | 9% | Menschen mit Behinderung unter Wohnungslosen | Wohnungslosenbericht Bundesregierung* |
| 2024 | 18% | Personen mit Pflegebedarf unter Wohnungslosen | Wohnungslosenbericht Bundesregierung* |
| Dezember 2024 | 3,7 Mio. | Bedarfsgemeinschaften mit SGB-II-Leistungen | Statistisches Bundesamt* |
Internationale Erfahrungen zeigen Risiken von Leistungskürzungen
Internationale Forschungsergebnisse und Warnungen zivilgesellschaftlicher Organisationen verdeutlichen die potenziellen Folgen von Kürzungen bei Wohnleistungen. Studien zur sogenannten "bedroom tax" in Großbritannien belegen eine Zunahme von Wohnungslosigkeit nach der Einführung der umstrittenen Regelung. Besonders betroffen waren kinderreiche Familien und Menschen mit Behinderung. Diese Erkenntnisse zeigen, dass Einschnitte bei Wohnkostenunterstützungen besonders vulnerable Gruppen existenziell treffen können.
Auch in Deutschland wird vor vergleichbaren Entwicklungen gewarnt. Es besteht die Sorge, dass Reduzierungen von Wohnhilfen schwerwiegende Folgen für einkommensarme Haushalte haben. Die Erfahrungen aus Großbritannien und vergleichbare Beobachtungen weisen auf typische Risiken hin:
- Verdrängung aus angestammten Wohnungen und Stadtteilen
- Erhöhte Gesundheitsrisiken durch beengte oder unzureichende Wohnverhältnisse
- Soziale Isolation und psychische Belastungen bei betroffenen Familien
Diese Stimmen unterstreichen die Bedeutung verlässlicher Wohnkostenunterstützung für den sozialen Zusammenhalt.*
Ausblick: Was jetzt zu beachten ist
Die im Koalitionsausschuss beschlossenen Streichungen von Bürgergeld-Leistungen werfen grundlegende Fragen auf, die in den kommenden Monaten politisch und gesellschaftlich zu klären sind. Die Bundesregierung betont die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen und den Schutz des Existenzminimums (Stand: Oktober 2025)*. Praktische Umsetzungsfragen bleiben offen.
Die Debatte wird sich an juristischer Prüfung, praktischer Umsetzung in den Kommunen und gesellschaftlicher Bewertung orientieren. Jede Einzelfallentscheidung steht im Licht des grundgesetzlich geschützten Existenzminimums. Der offene Brief verschiedener Sozialverbände zeigt, dass die Zivilgesellschaft diese Entwicklung kritisch begleitet und auf die sozialen Folgen hinweist.
Die nachfolgenden Angaben und Stellungnahmen beruhen auf einer Pressemitteilung des Sozialverbands VdK Deutschland.
Weiterführende Quellen:
- „Im Jahr 2019 wurden laut Schätzung des Statistischen Bundesamts rund 678.000 Menschen in Deutschland als wohnungslos erfasst (Stand: 2019).“ – Quelle: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Soziales/Wohnungslosigkeit/wdl-uebersicht.html
- „Gemäß Wohnungslosenbericht der Bundesregierung waren zum Stichtag 31. Januar 2024 bundesweit 372.000 Menschen als wohnungslos gemeldet – darunter 60.000 Kinder und Jugendliche (Stand: 2024).“ – Quelle: https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/soziales/wohnungslosenstatistik-2024-2215720
- „Von den Wohnungslosen in Deutschland waren laut Bundesregierung 2024 rund 22 Prozent Kinder und Jugendliche, 9 Prozent Menschen mit Behinderung und etwa 18 Prozent Personen mit Pflegebedarf (Stand: 2024).“ – Quelle: https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/soziales/wohnungslosenstatistik-2024-2215720
- „Laut Statistischem Bundesamt erhielten im Dezember 2024 rund 3,7 Millionen Bedarfsgemeinschaften Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach SGB II, darunter mit inkludierter KdU (Stand: 12/2024).“ – Quelle: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Soziales/Sozialleistungen/Sozialhilfe-Statistik/sb-sozialhilfe.html
- „Im Koalitionsausschuss im Oktober 2025 wurde beschlossen, dass bei wiederholten Pflichtverletzungen nach mehreren Terminversäumnissen künftig nicht nur der Regelsatz, sondern auch die Kosten der Unterkunft vollständig gestrichen werden können (Stand: 10/2025).“ – Quelle: https://taz.de/Bundeskanzler-Friedrich-Merz-verkuendet-Streichungen-von-Buergergeld-Leistungen/
- „Die Bundesregierung hält die Streichung von KdU-Leistungen bei SGB-II-Bezug grundsätzlich für kritisch, da der Schutz des menschenwürdigen Existenzminimums laut Grundgesetz Vorrang habe; bei wiederholtem Pflichtverstoß müsse stets Verhältnismäßigkeit und Einzelfallbetrachtung gewährleistet sein (Stand: Oktober 2025, offizielle Stellungnahme).“ – Quelle: https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/ergebnisse-koalitionsausschuss-2388114
- „Eine Studie der Universität Oxford zur Kürzung von Wohnbeihilfen in Großbritannien (‚bedroom tax‘) dokumentierte bereits ab 2013 eine signifikante Zunahme von Wohnungslosigkeit, insbesondere bei kinderreichen Familien und Menschen mit Behinderung (Stand: 2015).“ – Quelle: https://www.bpb.de/themen/wohnen/studien/bedroom-tax-grossbritannien/
- „Der Paritätische Wohlfahrtsverband betont auf Basis aktueller Studien, dass erhebliche Leistungskürzungen bei Unterkunftskosten insbesondere bei Familien mit Kindern zu massivem Anstieg von Wohnungslosigkeit führen können; 2025 wiederholt als dringliche Warnung veröffentlicht (Stand: April 2025).“ – Quelle: https://www.der-paritaetische.de/themen/sozialpolitik/wohnungslosigkeit


7 Antworten
Die Situation ist wirklich alarmierend! Wir sollten alle zusammenarbeiten und Lösungen finden, bevor es zu spät ist. Was haltet ihr von einem offenen Brief an unsere Abgeordneten?
Ich habe auch von der ‚bedroom tax‘ in Großbritannien gehört und finde es schockierend, dass wir ähnliche Wege einschlagen wollen. Warum lernen wir nicht aus den Fehlern anderer Länder? Wer hat dazu aktuelle Informationen?
Es macht mir Sorgen zu sehen, dass immer mehr Menschen von Wohnungslosigkeit betroffen sind. Die Statistiken sprechen für sich! Wie kann man sicherstellen, dass solche Maßnahmen nicht umgesetzt werden?
Die Warnungen des VdK sind nicht zu ignorieren! Es ist wichtig, dass wir uns für sozial schwache Gruppen einsetzen. Ich frage mich, was wir als Gesellschaft tun können, um diese Menschen zu unterstützen.
Ich stimme dir zu! Wir sollten mehr auf die Stimmen von Betroffenen hören und ihre Erfahrungen ernst nehmen. Gibt es Ideen, wie wir mehr Druck auf die Politik ausüben können?
Ja, das ist ein großes Thema! Ich finde es schade, dass oft nur über Zahlen geredet wird und nicht über die Menschen dahinter. Welche Alternativen zur Kürzung könnten stattdessen diskutiert werden?
Ich finde es erschreckend, wie die Politik mit den Schwächsten in der Gesellschaft umgeht. Kürzungen bei der Grundsicherung könnten wirklich viele Familien in Not bringen. Was denkt ihr über die Folgen für Kinder?