– Berlin, 03.07.2025: CDU-Wirtschaftsrat fordert flexiblere EU-Klimaziele statt starrem 90%-Zwischenziel.
– EU-Kommission soll klimafreundliche Technologien wie Wasserstoffinfrastruktur stärker unterstützen.
– Unflexible Klimaregeln in Deutschland treiben Energiekosten hoch, verursachen monatlich 10.000 Industriearbeitsplätze Verlust.
Wirtschaftsrat fordert mehr Flexibilität bei europäischen Klimazielen
Der Wirtschaftsrat der CDU kritisiert das derzeitige 90-%-Zwischenziel für 2040 als zu schematisch und fordert eine stärkere politische Unterstützung für klimafreundliche Technologien. Insbesondere bei der Wasserstoffinfrastruktur sehen die Experten eine dringende Notwendigkeit, dass die EU-Kommission flexibler wird. Es gebe etwa bei den Regeln für blauen Wasserstoff Nachholbedarf: „Hier muss die EU-Kommission beispielsweise bei den Regeln für klimafreundlichen blauen Wasserstoff deutlich flexibler werden“, erklärt Wolfgang Steiger, Generalsekretär des Wirtschaftsrates.
Aktuell führt die strikte Handhabung der Klimaschutzregeln laut Steiger bereits zu einer maßgeblichen Deindustrialisierung in Deutschland. Rund 10.000 Industriearbeitsplätze gehen jeden Monat verloren, vor allem, weil die Energiepreise durch unflexible Vorgaben zu hoch seien: „Grund dafür ist hauptsächlich zu teure Energie durch unflexible und zu schematische Klimaschutzregeln.“
Europa verfügt mit dem Emissionshandel über ein grundsätzlich wirksames und flexibles Instrument, um CO₂-Emissionen zu reduzieren. Dennoch werden Unternehmen zunehmend mit zusätzlichen Regulierungen belastet, die weder dem Klima helfen noch wirtschaftlich sinnvoll sind. Steiger warnt: „Trotzdem wird den Unternehmen durch übereifrige Klimaschützer in den nationalen und europäischen Administrationen immer mehr Regulierung übergestülpt, die zwar dem Klima nicht hilft, die Unternehmen aber zunehmend belastet und die Kosten hochtreibt. Als Ergebnis werden Investitionen zunehmend woanders getätigt – auf Kosten unseres Wohlstands.“
Der Wirtschaftsrat stellt klar, dass Emissionsminderungen nicht automatisch und linear durch politischen Willen entstehen: „Ein schematisches Denken, das davon ausgeht, die Emissionsreduzierungen würden sich allein aufgrund des politischen Willens linear entwickeln, geht völlig an der Realität vorbei.“ Vielmehr benötigt die Wirtschaft Zeit, um technologische Lösungen wie die Wasserstoffinfrastruktur und kohlenstoffabscheidende Verfahren in großem Maßstab zu etablieren. Ein Großteil der Einsparungen wird erst zwischen 2040 und 2050 erreicht, weil die notwendige Infrastruktur vorher aufgebaut werden muss.
Neben der Industrie gelten auch der Verkehrs- und der Gebäudesektor als träge Bereiche, in denen Fortschritte erst mittel- bis langfristig sichtbar werden. Entscheidend sei dabei eine Ausrichtung auf strikte Kosteneffizienz. Steiger betont: „Industrie und Verbraucher müssen sich den Klimaschutz auch leisten können, sonst wird er scheitern.“
Diese Forderungen und Warnungen spiegeln ein pragmatisches Verständnis für die Herausforderungen im Klimaschutz wider und setzen den Fokus auf Flexibilität und wirtschaftliche Tragfähigkeit als Grundvoraussetzungen für den Erfolg der europäischen Klimapolitik.
Europäische Klimaziele zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Die ambitionierten Klimaziele der Europäischen Union stehen vor komplexen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Insbesondere der deutsche Industriestandort spürt zunehmend den Druck, den verbindliche Emissionsvorgaben und steigende Energiepreise verursachen. Während sich die EU mit dem Emissionshandelssystem (ETS) ein grundsätzlich flexibles Instrument geschaffen hat, das CO2-Emissionen markieren und reduzieren soll, zeigen sich in der praktischen Umsetzung erhebliche Hürden. Die rigiden und teils schematischen Regelungen führen bereits zu einer wachsenden Belastung der Unternehmen und zu deutlichen Arbeitsplatzverlusten in der Industrie. Allein in Deutschland gehen laut dem Wirtschaftsrat der CDU jeden Monat etwa 10.000 Industriearbeitsplätze verloren – ein klarer Indikator dafür, dass die aktuellen Rahmenbedingungen in ihrer jetzigen Form den Wirtschaftsstandort schwächen.
Industrie-Standort Deutschland unter Druck
Die deutsche Industrie erlebt eine paradoxe Situation: Auf der einen Seite wächst der politische Druck, zügig CO2-Emissionen zu senken; auf der anderen Seite steigen die Kosten für Energie und Produktion so stark, dass Unternehmen ihre Investitionen ins Ausland verlagern. Diese Entwicklung birgt das Risiko einer schleichenden Deindustrialisierung, die nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch technologisches Know-how bedroht. Die Ursachen dafür liegen vor allem in der Unflexibilität der Klimapolitik. Zwar ist der ETS als marktwirtschaftliches Steuerungsinstrument grundsätzlich geeignet, Emissionen wirkungsvoll zu reduzieren, doch die Vielzahl zusätzlicher Regulierungen erhöht den Aufwand für Unternehmen erheblich und führt zu steigenden Kosten.
Zentrale Herausforderungen für die Industrie sind dabei:
- Die Kostenexplosion durch rigide Klimaschutzvorgaben und fehlende Flexibilität bei der Anpassung an unterschiedliche Branchenbedarfe.
- Die Verzögerung beim Ausbau neuer klimafreundlicher Infrastrukturen, die für eine nachhaltige Transformation erforderlich sind.
- Die globale Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich, da andere Wirtschaftsräume zum Teil weniger strenge Vorgaben haben.
Zukunftstechnologien als Hoffnungsträger
Im Spannungsfeld zwischen Anspruch und Realität rücken flexible Klimaschutzinstrumente zunehmend in den Fokus. Die Diskussion um den Wasserstoff als Energieträger zeigt exemplarisch, wie technische Innovationen zum Schlüssel für eine erfolgreiche Energiewende werden können. Besonders der Einsatz von grünem und blauem Wasserstoff eröffnet neue Möglichkeiten, Produktionsprozesse zu dekarbonisieren. Doch um diese Potenziale zu nutzen, braucht es nicht nur technologische Fortschritte, sondern vor allem eine gezielte politische Unterstützung für den Aufbau notwendiger Infrastruktur und klare, realitätsorientierte Zulassungsregeln.
Gleichzeitig muss die Akzeptanz in der Gesellschaft wachsen, denn neue Technologien provozieren Investitionen und Kosten, die am Ende von Verbraucherinnen und Verbrauchern mitgetragen werden müssen. Deshalb ist eine Balance zwischen ökologischem Anspruch und Kosteneffizienz unerlässlich. Nur wenn Industrie und Verbraucher den Klimaschutz auch finanziell bewältigen können, sind langfristig tragfähige Erfolge möglich.
Ausblick: Neue Wege für die EU-Klimapolitik
Für die kommenden Jahre steht die EU-Kommission vor der Aufgabe, die Rahmenbedingungen flexibler zu gestalten, um Klimaziele und Wirtschaftskraft in Einklang zu bringen. Dazu gehört eine stärkere Förderung von Technologien wie Wasserstoff und Kohlenstoffabscheidung sowie die Anpassung des ETS, sodass es als Instrument seine marktregulierende Rolle effizient erfüllen kann, ohne Unternehmen zu überfordern.
Die politische Debatte muss auch den Zeitfaktor berücksichtigen: Emissionsreduktionen vollziehen sich nicht linear, sondern benötigen Zeit für den Aufbau von Infrastruktur und Marktdurchdringung. Die meisten Fortschritte werden erst zwischen 2040 und 2050 sichtbar sein. Deshalb sind realistische Zwischenziele verbunden mit pragmatischen Instrumenten notwendig, um den Industriearbeitsmarkt zu stabilisieren und innovative Technologien zu fördern. Die Zukunft des europäischen Klimaschutzes hängt davon ab, dass ökologische und ökonomische Interessen integrativ gedacht werden.
Die Informationen und Zitate in diesem Beitrag basieren auf einer Pressemitteilung von Wirtschaftsrat der CDU e.V.
7 Antworten
‚Neue Technologien sind wichtig für den Klimaschutz‘, sagt der Artikel und das stimmt! Wir brauchen aber auch realistische Zeitpläne und Unterstützung von der Regierung für eine nachhaltige Entwicklung.
Es ist klar, dass die aktuelle Klimapolitik nicht funktioniert. Die Verlust von Arbeitsplätzen macht mir Sorgen. Wie können wir den Spagat zwischen Umweltschutz und wirtschaftlicher Stabilität schaffen?
Die Idee von flexiblen Klimazielen ist interessant, aber wie stellen wir sicher, dass das nicht zu einer Ausrede wird, um nichts zu tun? Es braucht einen Plan für die Umsetzung und klare Ziele.
Das ist ein guter Punkt, Oconrad! Vielleicht sollten wir auch über internationale Zusammenarbeit sprechen. Andere Länder haben unterschiedliche Ansätze – was können wir von ihnen lernen?
Es ist bedenklich, dass die Industrie unter dem Druck der Klimapolitik leidet. Ich denke, dass wir mehr über Wasserstoff und seine Möglichkeiten diskutieren sollten. Welche Maßnahmen könnten ergriffen werden, um diese Technologie voranzubringen?
Ich stimme dir zu, Carla! Die Politik muss hier aktiver werden und Innovationen fördern. Gibt es schon Beispiele für erfolgreiche Projekte im Bereich Wasserstoff in Europa?
Ich finde die Forderung nach flexibleren Klimazielen sehr wichtig. Die strikten Regeln scheinen nicht zu funktionieren und führen nur zu Arbeitsplatzverlusten. Wie können wir sicherstellen, dass neue Technologien wirklich unterstützt werden?