– Klimawandel verursacht 7 bis 30 Prozent der Investitionen in Wasserversorgung
– Zusätzlicher Investitionsbedarf liegt bei 3,2 bis 13,5 Milliarden Euro in zehn Jahren
– Studie fordert staatliche Förderung für klimabedingte Infrastrukturausgaben
Klimawandel treibt Investitionsbedarf in der Wasserversorgung
Die erste Pilotstudie zu klimainduzierten Kosten in der deutschen Wasserversorgung zeigt deutlich: Der Klimawandel stellt die Wasserversorger vor massive finanzielle Herausforderungen. Bislang fehlten belastbare Daten, um den zusätzlichen Investitionsbedarf infolge des Klimawandels zu quantifizieren – die am 03. November 2025 veröffentlichte Untersuchung von BDEW und DVGW schafft hier erstmals Klarheit.*
Die Studie analysierte vier strukturell unterschiedliche Wasserversorger und kommt zu beeindruckenden Zahlen: Der Anteil klimawandelbedingter Investitionen an den Gesamtinvestitionen liegt zwischen 7 und 30 Prozent (Stand: 03. November 2025).* Bei einem aktuellen Investitionsvolumen der öffentlichen Wasserversorgung von rund 4,5 Milliarden Euro jährlich (Stand: 03. November 2025)* ergibt sich für die nächsten zehn Jahre ein zusätzlicher Investitionsbedarf von zwischen 3,2 und 13,5 Milliarden Euro (Stand: 03. November 2025).*
„Die Pilotstudie macht deutlich, dass der Klimawandel längst konkrete finanzielle Auswirkungen auf die Wasserversorgung hat“, betont Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser. Die Untersuchung belegt damit, dass Klimafolgen wie längere Trockenperioden und Extremwetterereignisse bereits heute die Infrastrukturkosten in der Wasserwirtschaft signifikant erhöhen.
Dr. Wolf Merkel, Vorstand Wasser des DVGW, weist auf die Konsequenzen hin: „Klar ist, dass sie die enormen zusätzlichen Investitionen in Zukunft nicht allein aufbringen können.“ Diese Aussage unterstreicht die Dringlichkeit politischer Unterstützung für die Wasserversorger, die bereits seit Jahren Anstrengungen zur Klimaanpassung unternehmen.
Die vollständige Studie steht auf der BDEW-Website zum Download bereit.
Klimawandel als Kostentreiber: Die größeren Zusammenhänge
Die aktuelle Pilotstudie von BDEW und DVGW fügt sich in eine Reihe wissenschaftlicher Erkenntnisse und wirtschaftlicher Prognosen ein, die das Ausmaß der klimabedingten Herausforderungen für die Wasserwirtschaft verdeutlichen. Bereits im Jahr 2024 wies das Umweltbundesamt (UBA) auf die zunehmende Belastung der Wasserressourcen hin*. Die Behörde dokumentierte längere Trockenperioden und sinkende Grundwasserspiegel – Entwicklungen, die unmittelbare Folgen für die Versorgungssicherheit haben können. Wenn Grundwasserstände dauerhaft fallen, müssen Brunnen tiefer gebohrt oder neue Wasserressourcen erschlossen werden, was erhebliche technische und finanzielle Anstrengungen erfordert.
Langfristige Investitionsprognosen
Die Dimension der notwendigen Anpassungen spiegelt sich in aktuellen Projektionen des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) wider. Laut einer Berechnung vom März 2025 muss die kommunale Wasserwirtschaft bis 2045 etwa 800 Milliarden Euro investieren*. Davon entfallen rund 10–15 Prozent auf zusätzlichen Bedarf zur Anpassung an den Klimawandel. Um diese Summen aufzubringen, müssten die jährlichen Investitionen von derzeit 10 Milliarden Euro auf etwa 40 Milliarden Euro ansteigen*. Diese Zahlen zeigen, dass die in der Pilotstudie identifizierten klimainduzierten Kosten nur einen Teil eines deutlich größeren Investitionsbedarfs darstellen.
| Zeitraum | Betrag | Einheit | Quelle/Stand |
|---|---|---|---|
| bis 2045 | 800 | Milliarden Euro | VKU, März 2025* |
| jährlich (Ziel) | 40 | Milliarden Euro | VKU, März 2025* |
Die wissenschaftlichen Befunde und wirtschaftlichen Prognosen unterstreichen gleichermaßen: Der Handlungsdruck für die Wasserwirtschaft wächst mit jedem trockenen Sommer. Während das UBA die physikalischen Grundlagen der Wasserknappheit beschreibt, quantifizieren die Verbände die finanziellen Konsequenzen. Beide Perspektiven zeigen, dass die Anpassung an den Klimawandel keine Option, sondern eine Notwendigkeit für die langfristige Sicherung unserer Wasserversorgung darstellt.
Wasserkonflikte: Wer bekommt wie viel?
Die klimabedingten Veränderungen in der Wasserversorgung zeigen konkrete Auswirkungen auf verschiedene gesellschaftliche Bereiche. Besonders deutlich wird dies am Gegensatz zwischen industriellem Bedarf und öffentlicher Versorgung. Während private Haushalte mit steigenden Preisen für Trinkwasser rechnen müssen, stehen Industrieunternehmen vor der Herausforderung, ihre Produktionsprozesse an knapper werdende Ressourcen anzupassen.
Kommunale Versorger sehen sich gleichzeitig mit alternder Infrastruktur konfrontiert. In Spitzenlastphasen während längerer Trockenperioden kommt es bereits jetzt regional zu Engpässen, die sowohl Haushalte als auch Landwirtschaft betreffen.
Die konkreten Auswirkungen lassen sich in vier Bereichen zusammenfassen:
- Versorgungssicherheit: Längere Hitzeperioden führen zu regionalen Engpässen bei der Trinkwasserversorgung*
- Infrastrukturkosten: Alternde Leitungsnetze erfordern steigende Investitionen*
- Nutzungskonflikte: Industrie, Landwirtschaft und private Haushalte konkurrieren um knappe Ressourcen
- Preisentwicklung: Höhere Investitionskosten und aufwändigere Aufbereitung verteuern die Wasserversorgung
Diese Entwicklungen machen deutlich, dass die Wasserversorgung der Zukunft nicht nur eine technische, sondern auch eine gesellschaftliche Gestaltungsaufgabe darstellt. Die Verteilung knapper Ressourcen erfordert neue Priorisierungen und könnte langfristig sogar Standortentscheidungen von Unternehmen beeinflussen.*
Investitionsdruck erfordert politische Weichenstellungen
Die Studienergebnisse verdeutlichen einen klaren politischen Handlungsbedarf. Die Verbände fordern eine stärkere finanzielle Unterstützung durch den Bund, da die Wasserversorger die klimabedingten Mehrkosten allein nicht stemmen können.*
Förderbedarf und Finanzierung
Als zentrale politische Optionen kommen gezielte Förderprogramme des Bundes in Betracht, die speziell auf Klimaanpassungsmaßnahmen in der Wasserinfrastruktur zugeschnitten sind. Zusätzlich könnten öffentlich-private Partnerschaften die Finanzierungslücke verkleinern und innovative Lösungen beschleunigen. Entscheidend wird sein, die Lasten fair zwischen Bund, Ländern, Kommunen und Verbrauchern zu verteilen, ohne die Gebühren übermäßig zu belasten.
Kurzfristige Maßnahmen
Unmittelbar sollten bestehende Förderinstrumente auf ihre Wirksamkeit überprüft und bürokratische Hürden abgebaut werden. Priorität haben Investitionen in die Widerstandsfähigkeit der Systeme gegenüber Extremwetterereignissen. Die anstehende politische Debatte muss klären, wie die notwendigen Milliardeninvestitionen konkret auf den Weg gebracht werden können – und wer dafür die Verantwortung übernimmt.
Diese Mitteilung beruht auf einer Presseinformation des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW).
Weiterführende Quellen:
- „Das Umweltbundesamt stellt fest, dass aufgrund des Klimawandels in Deutschland künftig häufiger Trockenzeiten, sinkende Bodenfeuchte und abnehmende Grundwasserspiegel auftreten werden und empfiehlt Maßnahmen zur Konfliktvermeidung bei der Wassernutzung (Stand: 2024).“ – Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/2875/dokumente/143_2024_texte_wadklim.pdf
- „Die kommunale Wasserwirtschaft in Deutschland muss bis 2045 etwa 800 Milliarden Euro investieren, davon entfallen rund 10–15 % auf den zusätzlichen Bedarf zur Anpassung an den Klimawandel; die jährlichen Investitionen sollen von 10 Mrd. Euro auf ca. 40 Mrd. Euro ansteigen (Stand/Berechnung: März 2025).“ – Quelle: https://www.vku.de/studie-investitionen-wasserwirtschaft/
- „Industriebetriebe wie BASF entnehmen jährlich 1,2 Mrd. m³ Wasser, und mit fortschreitender Erwärmung steigt der Kühlbedarf, was Nutzungskonflikte mit der öffentlichen Wasserversorgung verstärkt (Stand: Januar 2025).“ – Quelle: https://www.boell.de/de/2025/01/08/wasserverbrauch-deutschland-wasserknappheit-droht
- „Die kommunale Wasserwirtschaft sieht sich durch klimabedingte Herausforderungen und alternde Infrastruktur mit einem steigenden Investitionsbedarf konfrontiert, da ältere Netze erneuert sowie Schutzmaßnahmen gegen Extremereignisse umgesetzt werden müssen (Stand: 2025).“ – Quelle: https://www.lobbyregister.bundestag.de/media/7f/57/502473/Stellungnahme-Gutachten-SG2503310300.pdf
7 Antworten
‚Klimawandel als Kostentreiber‘ – das ist ein harter Befund! Welche Ideen habt ihr für nachhaltige Lösungen? Vielleicht sollten wir lokale Initiativen zur Wasserwirtschaft unterstützen.
‚Lokale Initiativen‘ klingt super! Ich denke auch an Gemeinschaftsgärten oder so etwas ähnliches. Was haltet ihr davon?
Die Investitionen sind ja enorm! Ich frage mich, ob die Regierung genug tut, um den Wasserversorgern zu helfen? Es wäre gut zu wissen, welche politischen Maßnahmen geplant sind.
Ja, die Politik sollte viel aktiver werden! Ich denke auch, dass mehr Aufklärung über den Wasserverbrauch nötig ist. Wie können wir das am besten umsetzen?
Ich stimme zu! Jeder von uns kann auch seinen Wasserverbrauch reduzieren. Habt ihr Tipps für einfach umsetzbare Maßnahmen im Alltag?
Ich finde es sehr besorgniserregend, wie stark der Klimawandel die Wasserversorgung beeinflusst. Die Zahlen in der Studie sind echt schockierend. Was denkt ihr, wie können wir als Bürger dazu beitragen, diese Probleme zu lösen?
Das ist wirklich ein wichtiges Thema! Vielleicht könnten wir mehr Regenwasser sammeln und nutzen? Ich habe gelesen, dass solche Systeme helfen können. Wer hat Erfahrungen damit gemacht?