Klee-Preis 2025: Drei Innovationen mit klarem Patientennutzen ausgezeichnet
Der Klee-Preis 2025, vergeben von der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik im VDE (VDE DGBMT) gemeinsam mit der Stiftung Familie Klee, würdigt drei herausragende wissenschaftliche Arbeiten, die den Behandlungsalltag von Patientinnen und Patienten deutlich verbessern können. Die prämierten Forschungsprojekte beschäftigen sich mit der Optimierung von Knie-Prothesen, der Entwicklung adaptiver Exoskelette und einem innovativen 3D-Biodruckprozess für Organ-on-a-Chip-Systeme in der pharmazeutischen Forschung. Alle drei Ansätze setzen dort an, wo Technik unmittelbar positive Effekte auf die Gesundheit und Lebensqualität entfalten kann.
Den ersten Preis erhielt Dr.-Ing. Sonja Ehreiser von der RWTH Aachen für ihre Dissertation zur besseren Versorgung von Menschen mit Knie-Prothesen. Das Knie zählt zu den am häufigsten ersetzten Gelenken, doch viele Patientinnen und Patienten sind nach dem Eingriff unzufrieden. Ehreiser analysierte eine umfangreiche Datenbank mit über 85.000 Kniegelenken, um die Implantatgrößen realitätsnäher anzupassen. „Passt man die Größen der Implantatsysteme an die Realität an, lässt sich eine um 19 bis 26 Prozent verbesserte Patientenabdeckung erreichen“, erklärt sie. Durch eine individuelle Bewertung von Passform und Funktion könnten die Prothesen somit deutlich präziser auf die Bedürfnisse der Betroffenen abgestimmt werden. „Das Knie ist ein Gelenk, das als Prothese sehr hohe Anforderungen erfüllen muss. Durch meine Arbeit möchte ich dazu beitragen, dass sich die Lebensqualität nach dem Eingriff verbessert.“
Den zweiten Platz belegte Dr.-Ing. Lukas Bergmann, ebenfalls von der RWTH Aachen, mit seiner Arbeit zu Exoskeletten. Diese roboterunterstützten Geräte können Menschen mit Einschränkungen im Bewegungsapparat helfen, indem sie Bewegungsintentionen erfassen und gezielt unterstützen. Bergmann entwickelte ein aktives Exoskelett mit einem kooperativen Regler, der die Gelenkdrehmomente in Echtzeit schätzt und anpasst. Zur Relevanz seiner Arbeit sagt er: „Die Forschung an Exoskeletten kann langfristig einen bedeutenden Beitrag zur Unterstützung von Menschen mit Störungen des Bewegungsapparats leisten. Fachlich spannend für mich dabei ist, dass die Regelungstechnik hier eine Anwendung findet, die einen sehr hohen Praxisbezug hat.“
Den dritten Platz erreichte Dr.-Ing. Anna Moritz-Fritschen von der TU Darmstadt mit einem neuartigen 3D-Biodruckprozess für Organ-on-a-Chip-Modelle in der pharmazeutischen Forschung. Dieses Verfahren ermöglicht das präzise Platzieren unterschiedlicher Zelltypen und Matrixmaterialien, um realitätsnahe, mit Kapillargefäßen versorgte 3D-Modelle zu erzeugen. „In meiner Dissertation habe ich einen 3D-Biodruckprozess entwickelt, mit dem man verschiedene Zelltypen und Matrixmaterialien mit hoher Ortsauflösung platzieren kann“, erläutert Moritz-Fritschen. Diese Modelle helfen dabei, Tierversuche durch genauere Laborversuche zu ersetzen, was die Medikamentenentwicklung effizienter und sicherer macht. „Der Bedarf für diese Forschung ist immens. Die FDA (U.S. Food and Drug Administration) hat vor zwei Jahren erstmals Alternativen zu Tierversuchen zugelassen. Mit genauen Modellen vermeidet man Late Fails und damit hohe Entwicklungskosten für Produkte, die nicht erfolgreich sind.“
Die Auszeichnung unterstreicht die Bedeutung biomedizinischer Technik als Schlüsseltechnologie im Gesundheitswesen, die Patientinnen und Patienten direkt zugutekommt. Die Deutsche Gesellschaft für Biomedizinische Technik im VDE (VDE DGBMT) fördert mit dem Klee-Preis gezielt den wissenschaftlichen Nachwuchs und erhebt den Anspruch, innovative Lösungen mit hohem Praxisnutzen sichtbar zu machen.
Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik im VDE (VDE DGBMT), 12.06.2025
Innovationen als Hoffnungsträger: Wie Medizintechnik den Alltag nachhaltig verändert
Innovationen in der Medizintechnik sind weit mehr als technische Spielereien für Fachkreise – sie prägen den Alltag von Millionen Menschen und beeinflussen zentrale gesellschaftliche Entwicklungen. Die jüngsten ausgezeichneten Arbeiten zum Klee-Preis 2025 zeigen exemplarisch, warum Fortschritte in Bereichen wie Prothetik, Exoskeletten und Organ-on-a-Chip-Technologie nicht nur Betroffenen zugutekommen, sondern eine breite Relevanz besitzen.
Die Gründe für die gesellschaftliche Bedeutung sind vielfältig: Der demografische Wandel sorgt für eine steigende Zahl älterer Menschen mit erhöhtem Bedarf an wirksamer Versorgung, etwa durch passgenaue Knieprothesen. Zudem verlangt die Zunahme chronischer Erkrankungen innovative Lösungen wie intelligente Exoskelette, die Mobilität und Lebensqualität verbessern. Gleichzeitig adressiert die Weiterentwicklung von Organ-on-a-Chip-Modellen entscheidende ethische und wirtschaftliche Herausforderungen, indem sie präzise Alternativen zu Tierversuchen bieten und so die Medikamentenentwicklung effizienter und sicherer machen.
Warum ist der Klee-Preis für die Gesellschaft relevant?
Der Klee-Preis würdigt Nachwuchsforscherinnen und -forscher, deren Arbeiten einen direkten Nutzen für Patientinnen und Patienten liefern. So hat Dr.-Ing. Sonja Ehreiser mit einer umfangreichen Datenanalyse zu Knieprothesen gezeigt, dass die Anpassung von Implantatgrößen an reale Patientendaten die Passgenauigkeit um 19 bis 26 Prozent verbessert. Dies erhöht die Zufriedenheit und Lebensqualität der Betroffenen erheblich. Die Forschung adressiert damit eine zentrale Herausforderung der Orthopädie, die weltweit am häufigsten durchgeführte Operationen umfasst – und deren Bedeutung durch die steigende Zahl jüngerer Patientinnen und Patienten weiter wächst.
Auch die Arbeit von Dr.-Ing. Lukas Bergmann trägt zur gesellschaftlichen Relevanz bei: Sein entwickeltes Exoskelett mit kooperativer Regelungstechnik unterstützt Menschen mit Bewegungsstörungen effektiv, ohne deren Eigeninitiative zu ersetzen. Dies erleichtert die Rehabilitation und hat ein hohes Potenzial, Ressourcen im Gesundheitswesen einzusparen, da konventionelle Therapien oft zeit- und kostenintensiv sind.
Mit dem Organ-on-a-Chip-Modell von Dr.-Ing. Anna Moritz-Fritschen öffnet sich eine neue Perspektive für die pharmazeutische Forschung. Durch die Kombination verschiedener Zelltypen in einem 3D-Biodruckprozess entsteht ein realistisches, mikrofluidisch vernetztes Modell, das Alternativen zu Tierversuchen ermöglicht und die Entdeckung von Wirkstoffen beschleunigt. Die Zulassung solcher Modelle durch die FDA unterstreicht ihre zunehmende Bedeutung im internationalen Forschungsumfeld.
Wohin führen diese Innovationen in der Medizintechnik?
Die drei prämierten Arbeiten spiegeln aktuelle Forschungstrends wider, die auf eine stärkere Patientenorientierung und Effizienz im Gesundheitswesen setzen. Forschung und Entwicklung rücken immer mehr in den Bereich individualisierter Medizin und digitaler Assistenzsysteme vor. Die Verknüpfung von Biomedizin, Informatik und Regelungstechnik führt zu Technologien, die Symptome nicht nur behandeln, sondern auch präventiv unterstützen und individuell anpassen.
Internationale Netzwerke und Förderprogramme treiben diese Trends voran. Dabei gewinnen Start-ups und junge Wissenschaftler eine wichtige Rolle: Sie bringen flexible Ideen und agile Entwicklungsprozesse in die Medizintechnik. Die Nachwuchsförderung, wie sie mit dem Klee-Preis unterstützt wird, ist daher zentral, um den wissenschaftlichen Fortschritt nachhaltig zu sichern.
Zudem ergeben sich neue Herausforderungen: Die Integration hochkomplexer Technologien in klinische Abläufe verlangt einen sensiblen Umgang mit ethischen Fragen, etwa der Datensicherheit und der Anwendung ethisch vertretbarer Versuchsmethoden. Auch die Gesundheitsökonomik steht vor der Aufgabe, Innovationen bezahlbar und langfristig nutzbar zu machen.
Aktuelle Entwicklungen im Überblick:
- Personalisierte Implantate auf Basis großer Datensätze verbessern die Behandlungsergebnisse erheblich.
- Adaptive Exoskelette fördern die Rehabilitation und erhalten die Bewegungsintention der Nutzer.
- 3D-Biodruck und Organ-on-a-Chip-Modelle bieten präzise Alternativen zu Tierversuchen und beschleunigen die Wirkstoffentwicklung.
Diese Innovationen zeigen, wie Medizintechnik den Spagat meistert zwischen technologischem Fortschritt und gesellschaftlichem Mehrwert. Sie eröffnen Perspektiven, die von verbesserter Patientenversorgung über nachhaltige Ressourcenbindung bis hin zu ethisch verantworteter Forschung reichen – und prägen damit unmittelbar die Zukunft der Gesundheitssysteme weltweit.
Ausblick: Forschung als Motor für Innovationen in der Medizin
Wissenschaftliche Auszeichnungen wie der Klee-Preis fördern gezielt Arbeiten, die einen direkten Nutzen für die Patientenversorgung bringen. Die jährlich vergebenen Preise geben jungen Forschenden nicht nur Anerkennung, sondern auch Anreize für praxisnahe Entwicklungen – von passgenauen Knieimplantaten über innovative Exoskelette bis hin zu präzisen Organ-on-a-Chip-Modellen für die Medikamentenforschung. Solche forschungsbasierten Innovationen legen die Grundlage für eine Medizin, die immer individueller, effizienter und sicherer wird. Sie zeigen, wie kontinuierliche Forschung neue Behandlungsmöglichkeiten eröffnet und damit die Zukunft der Gesundheitsversorgung gestaltet.
Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik im VDE (VDE DGBMT) vom 12.06.2025.
11 Antworten
Die Forschung zum Klee-Preis zeigt echt beeindruckende Fortschritte in der Medizintechnik! Wie können wir als Gesellschaft sicherstellen, dass solche Innovationen allen zugänglich gemacht werden?
Das ist eine gute Frage Pbrunner! Vielleicht sollte es mehr staatliche Unterstützung geben.
Ich stimme zu! Und auch private Investitionen sollten gefördert werden.
„Der Klee-Preis ist wirklich eine tolle Initiative! Es fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs und zeigt gleichzeitig den Nutzen für Patienten auf. Welche weiteren Forschungsgebiete haltet ihr für relevant?“
‚Organ-on-a-Chip‘ klingt revolutionär! Wenn das Tierversuche ersetzen kann, ist das ein großer Fortschritt für die Forschung. Wie seht ihr die ethischen Aspekte solcher Entwicklungen?
‚Organ-on-a-Chip‘ hat definitiv Potenzial und könnte viele Probleme lösen! Ich finde es wichtig, dass wir dabei auch über Ethik sprechen.
Das Exoskelett von Dr.-Ing. Lukas Bergmann klingt spannend! Ich habe gehört, dass solche Geräte in der Rehabilitation helfen können. Glaubt ihr, dass die Technologie bald für viele Menschen zugänglich sein wird?
Das wäre auf jeden Fall wünschenswert! Wenn mehr Menschen von solchen Geräten profitieren könnten, würde das die Lebensqualität vieler verbessern.
Ich hoffe auch auf eine breitere Verfügbarkeit! Vielleicht könnten wir darüber diskutieren, wie solche Technologien weiterentwickelt werden sollten.
Ich finde die Auszeichnung für Dr.-Ing. Sonja Ehreiser sehr wichtig. Viele Leute leiden nach Knie-Operationen, und das anpassen der Implantatgrößen klingt wie ein großer Schritt. Was denkt ihr, wird das auch in anderen Bereichen der Medizin umgesetzt werden?
Ja, ich denke schon! Es wäre interessant zu sehen, wie diese Ansätze auch bei anderen Prothesenarten angewendet werden können. Welche anderen Technologien könnten hier hilfreich sein?