KI in Krankenhäusern: DKG fordert Fahrplan für rechtliche Klarheit und bessere Infrastruktur

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) fordert einen klaren rechtlichen Rahmen für den Einsatz Künstlicher Intelligenz in Krankenhäusern. Notwendig sind gesetzliche Regelungen zum KI-Training, zur Haftung und zur Finanzierung der digitalen Infrastruktur. Nur so können die Potenziale von KI für bessere Patientenversorgung und Entlastung des Personals voll ausgeschöpft werden.
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Inhaltsübersicht

– DKG fordert klaren rechtlichen Rahmen für KI in Krankenhäusern
– Effektive Vernetzung und Datenaustausch sind für KI-Potenzial entscheidend
– Finanzierung digitaler Infrastruktur durch KHZG 2.0 ist dringend erforderlich

KI im Krankenhaus: DKG fordert klaren Fahrplan

Künstliche Intelligenz hält Einzug in deutsche Kliniken – doch ohne klare gesetzliche Rahmenbedingungen droht ihr Potenzial ungenutzt zu bleiben. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) legt deshalb ein Positionspapier vor und mahnt dringend notwendige Weichenstellungen an. Als Interessenvertretung von 1.874 Krankenhäusern mit 17 Millionen stationären Patienten und rund 23 Millionen ambulanten Behandlungsfällen spricht die DKG für einen Wirtschaftsfaktor von erheblichem Gewicht.*

Die stellvertretende DKG-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Henriette Neumeyer betont: „Künstliche Intelligenz verändert nicht nur rasant unser Alltagsleben, sie wird auch immer mehr zum transformativen Faktor zur Weiterentwicklung der Medizin und der Gesundheitsversorgung.“ Für eine erfolgreiche Implementierung seien klare rechtliche Rahmenbedingungen, eine breite Datenbasis, KI-fähige Infrastrukturen und gezielte Unterstützungsprojekte entscheidend.

Konkret fordert die DKG eine explizite gesetzliche Klarstellung für das KI-Training sowie erweiterte Regelungen zur Forschung mit Krankenhausdaten. Offene Fragen zur Haftung bei KI-Nutzung und zur Finanzierung der KI-Kompetenz müssten dringend geklärt werden, um Rechtssicherheit zu schaffen und die Einführung nicht zu bremsen. Als infrastrukturelle Voraussetzung für KI-Anwendungen brauchen Krankenhäuser flexible und skalierbare Systeme, die auch künftige Entwicklungen tragen können. Die DKG hält ein „KHZG 2.0“ für erforderlich, das – anders sein Vorgänger – Infrastrukturfinanzierung einschließlich offener Plattformen und Betriebskosten berücksichtigt.

„Nur so können wir die Potentiale von KI für die Gesundheitsversorgung im Krankenhaus wirklich ausschöpfen, die Beschäftigten gezielt entlasten und Effizienzgewinne in mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten übersetzen“, so Neumeyer abschließend.

Rechtlicher Rahmen: EU AI Act und deutsches Digitalgesetz

Die rechtlichen Anforderungen an Künstliche Intelligenz in Krankenhäusern entwickeln sich rasant. Während auf europäischer Ebene bereits konkrete Vorgaben für KI-Systeme gelten, stellt dies Krankenhäuser vor erhebliche Herausforderungen bei der KI-Implementierung.

EU AI Act: Pflichten für Hochrisiko-KI-Systeme

Seit August 2024 gilt der EU AI Act, der verbindliche Regeln für KI-Systeme in der Medizin festlegt. Für Hochrisiko-KI-Anwendungen – dazu zählen diagnostische Systeme oder Therapieempfehlungen – fordert die Verordnung strenge Konformitätsbewertungen und verpflichtet Kliniken dazu, dass KI-Ergebnisse weiterhin von medizinischem Fachpersonal überprüft werden müssen (Stand: Oktober 2024). Diese human-in-the-loop-Anforderung soll Patientensicherheit gewährleisten, bedeutet für Krankenhäuser jedoch zusätzlichen Aufwand bei bereits knappen Personalressourcen.

DigiG: Verbindliche Standards

Parallel zum europäischen KI-Recht wird das deutsche Digitalgesetz (DigiG) erwartet, das verbindliche Standards für digitale Prozesse in Kliniken vorschreibt. Die Neuregelung umfasst die verpflichtende Nutzung der elektronischen Patientenakte und die Weiterentwicklung des eRezepts*. Diese Infrastrukturvorgaben bilden die Grundlage für datengetriebene KI-Anwendungen, erfordern jedoch erhebliche Investitionen in die IT-Landschaft der Krankenhäuser.

Trotz dieser regulatorischen Fortschritte identifiziert die Deutsche Krankenhausgesellschaft erhebliche Lücken. In ihrem Positionspapier vom 23. Oktober 2025 fordert sie eine explizite gesetzliche Klarstellung für das KI-Training sowie erweiterte Regelungen zur Forschung mit eigenen Daten. Besonders dringlich sind aus Sicht der Kliniken die offenen Fragen zur Haftung bei der Nutzung von KI-Systemen. Ohne klare Zuordnung der Verantwortlichkeiten bleiben Krankenhäuser im rechtlichen Ungewissen, was die flächendeckende Einführung innovativer KI-Lösungen deutlich bremst.

Die stellvertretende DKG-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Henriette Neumeyer betont: „Klare und innovationsfreundliche Gesetze sind entscheidend für den sicheren Einsatz von Künstlicher Intelligenz.“ Diese Rechtssicherheit fehlt bisher insbesondere bei der Nutzung von Patientendaten für KI-Trainingszwecke und bei der Haftungsfrage – zwei zentrale Hemmnisse für den Durchbruch von KI in der klinischen Routine.

KI in Kliniken: Zwischen Aufbruch und Infrastrukturproblemen

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in deutschen Krankenhäusern gewinnt an Fahrt, steht aber vor erheblichen praktischen Hürden. Während immer mehr Kliniken erste KI-Anwendungen testen, behindern infrastrukturelle Defizite eine flächendeckende Integration.

Adoptionsgrad von KI in Kliniken

Der Einsatz von KI-Technologien nimmt im klinischen Alltag zu, insbesondere in diagnostischen Bereichen wie der Radiologie oder Pathologie.

Trotz dieses Fortschritts bleibt die Nutzung fragmentiert. Viele Einrichtungen beschränken sich auf Pilotprojekte oder Einzellösungen, statt KI systematisch in Versorgungsprozesse zu integrieren. Die stellvertretende DKG-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Henriette Neumeyer betont: "Eine erfolgreiche Implementierung von KI erfordert klare rechtliche Rahmenbedingungen, eine breite, interoperable Datenbasis, KI-fähige Infrastrukturen, effektive Vernetzung und gezielte Unterstützungsprojekte für Kliniken."

Technische Hürden und Infrastrukturdefizite

Die digitale Grundausstattung vieler Krankenhäuser bremst die KI-Entwicklung aus.

Die häufigsten technischen Hemmnisse:

  • Datenqualität und -verfügbarkeit: Fehlende einheitliche Standards erschweren die Nutzung von Patientendaten für KI-Training
  • Interoperabilitätsprobleme: Verschiedene Systeme kommunizieren nur unzureichend miteinander
  • Skalierbarkeitsfragen: Bestehende IT-Infrastrukturen sind oft nicht auf rechenintensive KI-Anwendungen ausgelegt

Das Netzwerk Universitätsmedizin und die Medizininformatikinitiative bilden zwar wichtige Grundpfeiler, müssen jedoch um die Anbindung weiterer Krankenhäuser erweitert werden. Ohne leistungsfähige digitale Rückgratstrukturen bleiben selbst vielversprechende KI-Anwendungen Insel-Lösungen, die ihr volles Potenzial nicht entfalten können.

KI im Krankenhaus: Wer haftet bei Fehlentscheidungen?

Die Integration Künstlicher Intelligenz in Kliniken verspricht mehr als nur Effizienzgewinne – sie berührt fundamentale Fragen nach Patientensicherheit und rechtlicher Verantwortung. Während Algorithmen etwa in der Bildanalyse Ärztinnen und Ärzte entlasten können, wirft ihr Einsatz komplexe Haftungsfragen auf. Wer trägt die Verantwortung, wenn eine KI-Anwendung eine kritische Anomalie übersieht oder eine Fehldiagnose liefert? Diese Unsicherheit bleibt eine erhebliche Hürde für die flächendeckende Einführung, denn sie betrifft nicht nur die Technologie selbst, sondern das gesamte Versorgungssystem.

Patientensicherheit vs. Effizienz

Das Potenzial von KI zur Entlastung des Personals ist enorm. Durch die Automatisierung administrativer Tasks oder die Voranalyse von Röntgenbildern gewinnen Pflegekräfte und Ärzte wertvolle Zeit, die sie direkt in die Patientenzuwendung investieren können. Dieser Zeitgewinn könnte die Versorgungsqualität spürbar verbessern. Gleichzeitig stellt sich die Frage nach der Zuverlässigkeit der Systeme. Die Herausforderung besteht darin, ein Gleichgewicht zu finden zwischen der Geschwindigkeit und Effizienz, die KI bringt, und dem unverhandelbaren Anspruch auf maximale Patientensicherheit.

Finanzierung und Haftung — offene Fragen

Neben den ethischen und sicherheitstechnischen Aspekten klaffen bei der KI-Integration erhebliche rechtliche und finanzielle Lücken.* Bisher sind zentrale Fragen zur Haftung bei KI-Fehlentscheidungen nicht abschließend geklärt.* Muss die Klinik, der Hersteller der Software oder die behandelnde Person einstehen? Ohne klare gesetzliche Regelungen fehlt vielen Krankenhäusern die Rechtssicherheit, um in KI-Lösungen zu investieren. Parallel dazu bleibt die Finanzierung der notwendigen Infrastruktur und Kompetenzaufbauten ungewiss. Die Anschaffungskosten für KI-Systeme sind nur ein Teil der Gleichung; hinzu kommen fortlaufende Betriebskosten, Schulungen des Personals und die Etablierung von Support-Strukturen wie den geforderten „KI-Hubs“. Solange diese offenen Fragen zu Haftung und Finanzierung nicht beantwortet sind, wird die transformative Kraft der KI im deutschen Gesundheitswesen nur zögerlich wirksam.

KI in der Medizin: So gelingt die Umsetzung

Die Weichen für eine erfolgreiche KI-Integration im Gesundheitswesen sind gestellt – jetzt kommt es auf die konkrete Umsetzung an. Drei Handlungsfelder verdienen besondere Aufmerksamkeit: der Ausbau interoperabler Datenplattformen, gezielte Förderstrukturen und systematischer Kompetenzaufbau.

Interoperable Datenplattformen bilden das Fundament für leistungsfähige KI-Systeme. Parallel dazu braucht es flexible und skalierbare Infrastrukturen, die auch künftige KI-Anwendungen unterstützen können.*

Förderstrukturen sollten sich auf die Einrichtung von KI-Hubs konzentrieren, die Gesundheitseinrichtungen bei der Entwicklung und Umsetzung ihrer KI-Strategien unterstützen.*

Der Kompetenzaufbau in den Kliniken selbst stellt eine weitere Schlüsselkomponente dar. Es geht nicht nur um technisches Know-how, sondern auch um die Fähigkeit, KI-Systeme sicher in bestehende Arbeitsabläufe zu integrieren und ihre Ergebnisse kritisch zu bewerten.*

Für die Öffentlichkeit bleibt die Nachvollziehbarkeit von KI-Entscheidungen ein zentraler Beobachtungspunkt.* Transparente Prozesse und klare Erklärungen sind hier unverzichtbar. Letztlich geht es darum, die Potenziale von KI so zu nutzen, dass sie zu mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten führt und die Gesundheitsversorgung nachhaltig verbessert.

Die nachfolgenden Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).

Weiterführende Quellen:

12 Antworten

  1. Ich finde den Ansatz der DKG gut, aber ohne einen klaren Plan wird nichts geschehen. Wie seht ihr das mit der Finanzierung von KI-Systemen in Kliniken? Das könnte ein Hindernis sein.

    1. Finanzierung ist wirklich ein großes Thema! Wenn Kliniken kein Geld bekommen können sie keine neuen Technologien anschaffen.

  2. Es ist spannend zu sehen, wie KI im Gesundheitswesen wächst! Aber gibt es nicht auch ethische Bedenken beim Einsatz von KI? Wie sollten wir damit umgehen?

    1. Ethische Fragen sind wichtig! Ich mache mir auch Gedanken darüber, wer verantwortlich ist bei Fehlern durch KI. Das muss unbedingt geklärt werden!

    2. Ja genau! Die Verantwortung bei Fehlentscheidungen sollte klar geregelt sein. Das könnte ein großes Problem werden!

  3. Die Herausforderungen bei der Implementierung von KI sind enorm! Besonders die Infrastruktur ist oft nicht vorhanden. Was denkt ihr über den Vorschlag eines KHZG 2.0? Wäre das wirklich hilfreich?

    1. Ich glaube schon, dass eine bessere Infrastruktur nötig ist! Aber wie lange wird es dauern, bis wir das alles umgesetzt haben? Ich mache mir Sorgen über die Zeit für Patienten.

    2. Ja, ich finde auch, dass Zeit für Patienten sehr wichtig ist! Wir müssen aufpassen, dass wir nicht nur an Effizienz denken.

  4. Das Positionspapier der DKG ist ein guter Schritt, aber ich frage mich, ob es genug Unterstützung von der Regierung geben wird. Welche Maßnahmen haltet ihr für notwendig, um das Vertrauen in KI zu stärken?

    1. Es braucht sicherlich mehr Informationen und Schulungen für das Personal in den Kliniken. Ich denke auch an die Frage der Finanzierung: Wer wird das alles bezahlen?

  5. Ich finde es wichtig, dass die DKG auf die rechtlichen Rahmenbedingungen hinweist. Ohne klare Gesetze wird KI nicht richtig genutzt werden können. Was denkt ihr über die Vorschläge zur Haftung?

    1. Ich stimme zu, aber es gibt viele Fragen dazu. Wie können wir sicherstellen, dass die Daten sicher sind und gleichzeitig für KI-Training genutzt werden? Ich hoffe, wir finden Lösungen!

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