– Branchenbündnis k3d begrüßt neuen Regierungsdialog zur Kultur- und Kreativwirtschaft
– Themen waren KI, Bürokratieabbau und digitale Transformation der Branche
– Branche fordert faire Wettbewerbsbedingungen und Schutz vor Missbrauch durch Big Tech
Bundesregierung startet neuen Dialog mit Kultur- und Kreativwirtschaft
Berlin, 20. Oktober 2024 – Die Bundesregierung hat heute im Kanzleramt einen neuen Branchendialog mit der Kultur- und Kreativwirtschaft gestartet. Auf Einladung von Staatsminister Dr. Wolfram Weimer (BKM) und Parlamentarischer Staatssekretärin Gitta Connemann (BMWE) trafen sich Regierungsvertreter mit Repräsentanten der Koalition Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland (k3d), einem Bündnis aus 16 Branchenverbänden (Stand: 20. Oktober 2025*).
Im Mittelpunkt des Round Table standen die Themen Künstliche Intelligenz, Bürokratieabbau und digitale Transformation. Die politischen Gastgeber betonten die wirtschaftliche Bedeutung der Branche. "Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist eine der wichtigsten Branchen, aus der Impulse für andere Wirtschaftszweige hervorgehen", so Connemann. "Die Branche braucht mehr Sichtbarkeit und ist ein starker innovativer Partner."
Staatsminister Weimer verwies auf das Potenzial von KI: "Neue Technologien müssen richtig eingesetzt werden und dürfen nicht als Raubzug gegen die Kreativindustrie geführt werden. Kreativität muss als Wettbewerbsvorteil gesichert werden und es bedarf nachhaltiger Erlösmodelle."
Die Branchenvertreter begrüßten den Dialog nachdrücklich. Dr. Florian Drücke, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Musikindustrie, erklärte für k3d: "Der Branchendialog war eine wichtige Initiative von BKM und BMWE, um den von k3d lange geforderten politischen Dialog auf Ebene der Bundesregierung mit einer der wichtigsten Wirtschaftsbranchen des Landes wieder aufzunehmen. Wir begrüßen die Entscheidung der beiden Häuser sehr, diesen Dialog als Spitzentreffen zu verstetigen und auf diesem Weg zu einer neuen Selbstverständlichkeit werden zu lassen."
Zum Thema KI betonte Drücke: "Das bestehende Urheberrecht und das damit verbundene Lizenzgeschäft muss seine Geltung auch in der Welt der generativen KI behalten, fußend auf einer konsequenten Implementierung des AI Acts. Nur so kann es ein funktionierendes KI-Ökosystem geben, in dem die Kreativen und die Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft als ihre Partner eine wirtschaftliche Perspektive entwickeln können."
Daniela Beaujean, Geschäftsführerin des VAUNET, wertete das Treffen als politischen Neustart: "Mit dem Termin haben die Gastgeber für die Kultur- und Kreativwirtschaft einen politischen Neustart und eine deutliche Sichtbarkeit geschaffen, die ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung angemessen Rechnung trägt."
Sie verwies auf die aktuellen Herausforderungen: "In vielen Bereichen befindet sich unsere Branche in einem gewaltigen Umbruch und ungleichen Wettbewerb z. B. mit den Big Tech-Giganten, die als Gatekeeper zu den Inhalten der Unternehmen der Kreativ- und Kulturwirtschaft bezüglich ihrer Reichweiten und Refinanzierung agieren. Hier gilt es, die bestehenden Wettbewerbsnachteile zu korrigieren."
Wirtschaftliche Bedeutung und rechtlicher Rahmen
Die Kultur- und Kreativwirtschaft zählt zu den bedeutendsten Wirtschaftszweigen Deutschlands.* Ihr Anteil an der gesamten Bruttowertschöpfung trägt zur volkswirtschaftlichen Leistung entscheidend bei.* Diese Zahlen unterstreichen die ökonomische Relevation eines Sektors, der nicht nur kulturelle Vielfalt sichert, sondern auch als Innovationsmotor für andere Wirtschaftsbereiche wirkt.
Wirtschaftskennzahlen der Branche
Die elf Teilbranchen – von Musikwirtschaft über Film bis hin zur Software- und Games-Industrie – sind eng miteinander verzahnt und arbeiten partnerschaftlich zusammen. Ihre wirtschaftliche Stärke zeigt sich nicht nur in den Umsatzzahlen, sondern auch in ihrer Rolle als Impulsgeber für gesellschaftlichen Wandel und technologische Entwicklung. Die Branche versteht sich selbst als "relevanter Motor für Kreativität, Innovation, Produktivität und Wirtschaftswachstum", wie die Koalition k3d betont.*
Gesetze und Regulierungsmaßnahmen
Auf regulatorischer Ebene hat sich in den letzten Jahren viel bewegt. Dazu zählen unter anderem der Digital Markets Act und Urheberrechtsanpassungen, die den Rahmen für den Wettbewerb im Digitalbereich neu gestalten.*
Aktuell zeigen sich die Auswirkungen dieser Regulierung in der Praxis: Die Bundesnetzagentur hat bis Oktober 2025 verschiedene Verfahren gegen internationale Digitalkonzerne eingeleitet und regelt die Einhaltung der Vorgaben.* Diese Entwicklung unterstreicht die wachsende Entschlossenheit der Aufsichtsbehörden, die neuen gesetzlichen Instrumente konsequent umzusetzen.
Die laufenden regulatorischen Verfahren könnten die Marktbedingungen nachhaltig verändern und zu einer "gleichberechtigten Wertschöpfung mit kreativen Inhalten" führen, wie Branchenvertreter betonen.* Für die Kultur- und Kreativwirtschaft geht es dabei um die Sicherung ihrer wirtschaftlichen Perspektive in einem sich wandelnden digitalen Ökosystem.
KI: Verbreitung, Chancen und Streitpunkte
Die Nutzung Künstlicher Intelligenz in Kulturbetrieben hat innerhalb eines Jahres einen deutlichen Sprung gemacht. Während 2023 noch 35 Prozent der Betriebe KI-gestützte Tools einsetzten, stieg dieser Anteil bis 2024 auf 58 Prozent – ein Wachstum von 23 Prozentpunkten. Diese Entwicklung zeigt, wie schnell sich KI-Technologien in kreativen Arbeitsprozessen etablieren.*
| Jahr | Anteil KI-nutzender Kulturbetriebe (%) | Quelle/Stand |
|---|---|---|
| 2023 | 35 % | Kreativ-Bund, Stand: 2023* |
| 2024 | 58 % | Kreativ-Bund, Stand: 2024* |
Nutzung und Wachstum (KI-Tools)
Der starke Anstieg bedeutet praktisch, dass KI heute in der Mehrheit der Kulturbetriebe angekommen ist. Von automatisierten Text- und Bildgeneratoren über Musikproduktion bis hin zu datengestützten Publikumsanalysen – die Technologien durchdringen zunehmend verschiedene Bereiche des kulturellen Schaffens. Dieser Trend spiegelt die Suche nach effizienteren Arbeitsprozessen und neuen kreativen Ausdrucksformen wider.
Regulatorische Forderungen und Kritik
Parallel zur technischen Verbreitung wächst der Diskurs über notwendige Rahmenbedingungen. Der Deutsche Kulturrat forderte in einem Positionspapier vom 9. Oktober 2024 gesetzliche Regelungen, die menschliche Autorschaft stärken und barrierefreie Zugänge fördern sollen. Diese Forderung korrespondiert mit der Position des Branchenbündnisses k3d, das eine konsequente Implementierung des europäischen KI-Gesetzes (AI Act) verlangt.
Aktuelle Kritik aus dem Kulturrat richtet sich gegen unklare Lizenzierungsregeln für KI-generierte Inhalte. In einer Analyse vom September 2025 bemängeln die Interessenvertreter, dass rechtliche Grauzonen die wirtschaftliche Planbarkeit für Kreative erschweren. Die Diskussion konzentriert sich darauf, wie bestehende Urheberrechte in der KI-Ära gewahrt bleiben können, während gleichzeitig Innovationspotenziale genutzt werden.
Die Debatte zeigt: Während die Technologie rasant voranschreitet, hinken die regulatorischen Antworten oft hinterher. Klare Spielregeln werden als Voraussetzung dafür gesehen, dass KI tatsächlich zu einer Bereicherung für die Kultur- und Kreativwirtschaft werden kann.
Auswirkungen, Politikbeispiele und Perspektiven
Die regulatorischen Veränderungen und Marktverschiebungen durch KI-Technologien zeigen bereits konkrete Folgen für Kreative und Unternehmen. Während einerseits neue Geschäftsmodelle entstehen, erfordert der Schutz geistigen Eigentums gezielte politische Unterstützung.
Eine Branchen-Analyse (Stand: 2024) zeigt innovative KI-Geschäftsmodelle in der Kultur- und Kreativwirtschaft, etwa KI-basierte Content-Personalisierung und automatisierte Urheberrechtsüberwachung*.
Geschäftsmodelle und Hilfen
Internationale Beispiele zeigen, wie politische Maßnahmen den Übergang in das KI-Zeitalter gestalten können. Frankreich setzt gezielt Mittel aus der Digitalsteuer für KI-Kompetenzen und nachhaltige Erlösmodelle in der Kultur- und Kreativwirtschaft ein (Stand: 2024)*. Dieses Modell demonstriert, wie öffentliche Mittel den digitalen Wandel aktiv begleiten können.
Für die weitere Entwicklung zeichnen sich drei zentrale Handlungsfelder ab:
- Förderung von KI-Kompetenzen in kreativen Berufen
- Etablierung klarer Lizenzregeln für Trainingsdaten und KI-generierte Inhalte
- Konsequente Umsetzung bestehender Wettbewerbsinstrumente gegenüber marktbeherrschenden Plattformen
Diese Maßnahmen bilden die Grundlage für ein funktionierendes KI-Ökosystem, in dem Kreative wirtschaftlich profitieren können und vor missbräuchlicher Nutzung ihrer Inhalte geschützt sind. Die Herausforderung besteht darin, technologische Innovation mit fairen Vergütungsmodellen in Einklang zu bringen.
Die Inhalte und Zitate in diesem Artikel beruhen auf einer Pressemitteilung der Koalition Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland (k3d).
Weiterführende Quellen:
- „Der Deutsche Kulturrat fordert in seinem Positionspapier vom 09.10.2024 gesetzliche Rahmenbedingungen für KI, die menschliche Autorschaft stärken und barrierefreie Zugänge zu Kultur und Medien fördern.“ – Quelle: https://www.kulturrat.de/positionen/kuenstliche-intelligenz-rahmenbedingungen-fuer-kunst-und-kultur-nachhaltig-entwickeln/
- „Eine Branchen-Analyse (Stand: 2024) zeigt innovative KI-Geschäftsmodelle in der Kultur- und Kreativwirtschaft, etwa KI-basierte Content-Personalisierung und automatisierte Urheberrechtsüberwachung.“ – Quelle: https://www.ihk.de/dortmund/menue/branchen/dienstleistungen/kultur-und-kreativwirtschaft/digitalisierung-in-der-kultur-und-kreativwirtschaft-3805492
- „58 % der befragten Kulturbetriebe in Deutschland nutzen 2024 KI-gestützte Tools, ein starker Anstieg gegenüber 35 % im Vorjahr.“ – Quelle: https://kreativ-bund.de/wp-content/uploads/2024/04/240415_Themendossier_KI_final_1.pdf
- „Der Umsatz der deutschen Kultur- und Kreativwirtschaft betrug 2023 rund 123,2 Mrd. EUR mit 1,96 Mio. Beschäftigten und einem Anteil von 3,3 % an der Bruttowertschöpfung.“ (BMWK Monitoringbericht 2024) – Quelle: https://www.prognos.com/de/kultur-kreativwirtschaft
- „Im Jahr 2024 wurden drei neue Gesetze auf Bundes- und EU-Ebene umgesetzt, darunter der EU Digital Markets Act und Urheberrechtsanpassungen für KI-Trainingsdaten.“ – Quelle: https://www.bundestag.de/resource/blob/994466/b6e39375a03852c91b1b12a3075fa036/WD-10-021-23-pdf.pdf
- „Bis Oktober 2025 hat die Bundesnetzagentur sieben Verfahren gegen internationale Digitalkonzerne mit Bezug zur Kultur- und Kreativwirtschaft eingeleitet, darunter drei Bußgeldbescheide.“ – Quelle: https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/DKNETZ/Plattformregulierung
- „Der Deutsche Kulturrat kritisiert im September 2025 unklare Lizenzierung bei KI-Inhalten und fordert Nachbesserungen im AI Act bezüglich Transparenz und Nachweispflichten.“ – Quelle: https://www.kulturrat.de/wp-content/uploads/2025/08/PuK-09-2025.pdf
- „Frankreich förderte 2024 mit 8 Mio. EUR aus Erlösen der Digitalsteuer gezielt KI-Kompetenzen und nachhaltige Erlösmodelle in der Kultur- und Kreativwirtschaft.“ – Quelle: https://miz.org/de/media/339716/download


7 Antworten
Ich bin skeptisch gegenüber Big Tech und deren Einfluss auf unsere Kulturindustrie. Was denkt ihr über den Schutz vor Missbrauch durch diese großen Firmen?
Ich finde den Ansatz zur Förderung von KI-Kompetenzen sehr spannend! Hat jemand Erfahrungen damit gemacht? Wie kann man diese Kompetenzen effektiv nutzen?
Der Beitrag hebt die wirtschaftliche Bedeutung der Branche hervor, das ist wichtig! Aber wie können wir sicherstellen, dass kleine kreative Betriebe nicht untergehen? Ich hoffe auf faire Bedingungen.
Die Idee eines Dialogs ist gut, aber ich frage mich, ob er wirklich etwas bewirken kann. Welche Maßnahmen sollten konkret umgesetzt werden?
Das ist eine interessante Frage! Ich glaube, klare Richtlinien für KI-Nutzung sind essenziell. Wer schützt die Urheberrechte?
Ich finde es super, dass die Regierung sich mit der Kultur- und Kreativwirtschaft auseinandersetzt. Es ist wichtig, dass wir die Sichtbarkeit dieser Branche erhöhen. Wie denkt ihr über die Rolle von KI in der Kreativwirtschaft?
Ich denke auch, dass KI eine große Chance für die Kultur- und Kreativwirtschaft ist. Aber gibt es nicht auch Risiken dabei? Was passiert mit den Künstlern?