– Kfz-Versicherungsbeiträge steigen wieder an
– Wechsel zu günstigen Tarifen birgt Risiken für Leistungen
– Sorgfältiger Vergleich statt übereilten Tarifwechsels empfohlen
Kfz-Versicherung: Wechsel lohnt nicht immer
Steigende Prämien veranlassen viele Autofahrer, über einen Wechsel ihrer Kfz-Versicherung nachzudenken. Doch der Bund der Versicherten warnt in seiner Pressemitteilung vom 22. Oktober 2025 vor übereilten Entscheidungen. Statt sich ausschließlich am Preis zu orientieren, sollten Verbraucher die Leistungsstärke ihres Vertrags genau prüfen.
Bianca Boss, Vorständin des BdV, betont: „Ein günstiger Tarif spart vielleicht Prämie, kostet im Schadenfall aber oft mehr, wenn Leistungen fehlen oder Einschränkungen gelten. Eine gute Kfz-Versicherung zeichnet sich durch ihre Leistungen und nicht durch Lockangebote aus.“
Auch der Wechsel von Vollkasko- zu Teilkaskoversicherung erfordere besondere Aufmerksamkeit: „Wer etwa von der oftmals teureren Vollkasko- in eine Teilkaskoversicherung wechselt, kann mitunter sparen. Aber Vorsicht: Bei einer guten Schadenfreiheitsklasse kann die Vollkaskoversicherung am Ende sogar günstiger sein als der Teilkaskoschutz“, so Boss.
Der BdV rät Verbrauchern, zunächst beim bestehenden Versicherer nach besseren Konditionen zu fragen: „Haken Sie bei Ihrer Kfz-Versicherung nach, ob Sie durch die Umstellung auf einen aktuellen Tarif sparen können, ohne dass sich die Leistungen verschlechtern.“
Besondere Vorsicht ist bei Versicherungswechseln mit Schadenhistorie geboten. Die Expertin warnt: „So kann es beim Wechsel zu einer ungünstigeren Schadenfreiheitsklasse kommen. Auch Sonderregelungen wie ein Rabattschutz werden vom neuen Versicherer häufig nicht übernommen.“
Zur Unterstützung bietet der BdV gemeinsam mit der NAFI GmbH einen verbraucherfreundlichen Kfz-Vergleichsrechner an, der bei der Tarifauswahl hilft.
Für Journalistinnen und Journalisten veranstaltet der Bund der Versicherten am 4. November 2025 um 10:00 Uhr einen Online-Presseworkshop zum Thema Kfz-Versicherung via Zoom.
Hintergründe: Warum Prämien steigen
Die deutlichen Preissteigerungen bei Kfz-Versicherungen haben konkrete wirtschaftliche Ursachen. Drei Hauptfaktoren treiben die Prämien nach oben: gestiegene Ersatzteil- und Werkstattkosten, höhere Durchschnittsschäden sowie deutliche Preisaufschläge bei Neuverträgen.
Kostensteigerungen und Schadenentwicklung
Bereits im Jahr 2023 zeichnete sich eine besorgniserregende Entwicklung ab: Die Kosten für Ersatzteile stiegen um etwa 6,2 %*, während Werkstattlöhne um durchschnittlich 8,6 %* zulegten. Diese Entwicklung setzt sich fort – für 2025 prognostizieren Versicherer einen Anstieg der Kfz-Versicherungsprämien um 20 %*.
Die langfristige Schadenentwicklung verdeutlicht das Problem: Lag der durchschnittliche Haftpflicht-Sachschaden 2013 noch bei 2.500 Euro*, belief er sich 2024 bereits auf etwa 4.000 Euro*. Parallel stiegen die Werkstattkosten weiter an – eine Stunde für Lackier- und Karosseriearbeiten kostete 2024 durchschnittlich 188 Euro*.
Diese Kostenspirale schlägt sich unmittelbar in den Versicherungsprämien nieder.
Ersatzteile, Werkstattlöhne und gestiegene Schadensummen bilden das Dreigestirn der Prämientreiber – eine Entwicklung, die sich für Versicherungsnehmer in deutlich höheren Beiträgen niederschlägt.
Wechselrisiken: Schadenfreiheitsklasse & Rabattschutz
Beim Wechsel der Kfz-Versicherung bleibt der Schadenfreiheitsrabatt grundsätzlich vollständig erhalten. Die erreichte Schadenfreiheitsklasse wird durch Mitteilung der Versicherungsnummer und des Vorversicherers auf die neue Police übertragen (Stand: 2025*). Allerdings entstehen häufig Preisunterschiede, weil Versicherer unterschiedliche Tabellen verwenden. Der Beitragssatz kann variieren. Diese Bestätigung findet sich auch bei der Versicherungskammer Bayern: „Bei einem Versicherungswechsel bleibt die bereits erreichte Schadenfreiheitsklasse des Versicherungsnehmers gleich. Die Versicherer legen jedoch den Beitrag anhand eigener Tabellen fest, weshalb es zu Preisunterschieden kommen kann“ (Stand: 2025*).
SF-Übertragung und Unterschiedliche Tabellen
Ein Wechsel zu einem vermeintlich günstigeren Tarif kann überraschende Ergebnisse bringen. Verbraucher sollten vor einem Wechsel unbedingt prüfen, welche SF-Klasse tatsächlich übernommen wird und diese Information in den Tarifvergleich einbeziehen.
Praktisch bedeutet das: Lassen Sie sich Ihre aktuelle SF-Klasse schriftlich bestätigen und fragen Sie beim neuen Anbieter explizit nach der Übernahme des Rabattschutzes. Die Übernahmequoten variieren erheblich zwischen den Versicherern (Stand: 2025*):
- Allianz: 18 %
- HUK-Coburg: 37 %
- AXA: 8 %
- Ergo: 25 %
Diese Unterschiede zeigen, wie wichtig eine gezielte Nachfrage vor Vertragsabschluss ist. Ein übereilter Wechsel zu einem vermeintlich günstigeren Angebot kann im schlimmsten Fall den Verlust jahrelang erworbener Rabatte bedeuten.
Konkrete Rechnung: Vollkasko vs. Teilkasko im Vergleich
Die Entscheidung zwischen Vollkasko- und Teilkaskoversicherung hängt wesentlich von der persönlichen Schadenfreiheitsklasse ab. Wie groß die finanziellen Unterschiede tatsächlich ausfallen können, zeigen aktuelle Vergleichswerte aus der Versicherungsbranche. Laut Rechercheergebnissen von autoversicherungvergleich.info beträgt die jährliche Prämie bei SF 10 850 Euro für Vollkasko gegenüber 650 Euro für Teilkasko.* Mit steigender Schadenfreiheitsklasse verringert sich die Differenz spürbar: In SF 20 liegen die Kosten bei 730 Euro für die Vollkasko und 550 Euro für die Teilkasko, während sich in SF 25 die Vollkasko auf 680 Euro und die Teilkasko auf 520 Euro beläuft.*
Diese Beispielwerte verdeutlichen, dass der Preisvorteil der Teilkasko mit besserer Schadenfreiheitsklasse schrumpft. Der Bund der Versicherten weist in seiner Pressemitteilung darauf hin: „Bei einer guten Schadenfreiheitsklasse kann die Vollkaskoversicherung am Ende sogar günstiger sein als der Teilkaskoschutz.“* Verbraucher sollten diese Entwicklung im Blick behalten, wenn sie über einen Wechsel der Versicherungsart nachdenken. Die Rechenbeispiele machen deutlich: Ein pauschaler Umstieg von Vollkasko auf Teilkasko lohnt sich nicht in jeder Situation. Vielmehr kommt es auf die individuelle Schadenhistorie und die daraus resultierende Einstufung an.
Ausblick: Marktprognosen und gegensätzliche Schätzungen
Die Preisentwicklung bei Kfz-Versicherungen zeigt bereits eine deutliche Dynamik. Die Beitragssteigerung wirkte sich auf alle Vertragsarten aus, besonders deutlich aber bei Neuabschlüssen (Stand: November 2024)*. Für das kommende Jahr zeichnen sich jedoch erheblich größere Steigerungen ab – mit stark voneinander abweichenden Prognosen verschiedener Marktbeobachter.
Unterschiedliche 2025-Prognosen
Die Bandbreite der Schätzungen für 2025 ist bemerkenswert. Während das Handelsblatt von moderaten Erhöhungen zwischen 8 und 12 Prozent für Privatverträge ausgeht (Stand: Oktober 2025), prognostizieren Versicherer selbst deutlich höhere Anpassungen. Laut Brancheninformationen planen viele Anbieter einen durchschnittlichen Prämienanstieg von 20 Prozent, wobei einzelne Versicherer wie die HDI in bestimmten Tarifklassen sogar Erhöhungen bis zu 50 Prozent umsetzen wollen (Stand: Oktober 2025)*.
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) positioniert sich mit einer Prognose dazwischen. Er erwartet ein Beitragswachstum in der Kfz-Versicherung von etwa 14 Prozent im Marktmittel und rechnet damit, dass sich die Schaden-Kosten-Quote auf 97 Prozent verbessern könnte (Stand: Oktober 2025)*.
Die erheblichen Unterschiede in den Prognosen lassen sich durch verschiedene Faktoren erklären. Versicherer argumentieren mit gestiegenen Reparaturkosten, höheren Ersatzteilepreisen und zunehmenden Schadensummen. Unabhängige Marktbeobachter verweisen dagegen auf den Wettbewerbsdruck, der extreme Preissprünge bremsen könnte. Zudem unterscheiden sich die Prognosen je nach betrachteter Kundengruppe und regionalen Besonderheiten.
Übersicht der Prognosen im Vergleich:
| Anbieter/Quelle | Prognose | Einheit/Anmerkung | Stand |
|---|---|---|---|
| Finanztip | – | Beitragssteigerung wirkte sich auf alle Vertragsarten aus, besonders bei Neuabschlüssen* | November 2024 |
| GDV | 14 % | Erwartetes Beitragswachstum im Marktmittel | Oktober 2025 |
| Handelsblatt/Branchenschätzung | 8–12 % | Für Privatverträge | Oktober 2025 |
| versicherungstarife.info | 20 % / HDI bis 50 % | Marktdurchschnitt / Einzelne Tarifklassen | Oktober 2025 |
Diese gegenläufigen Einschätzungen machen deutlich, dass Verbraucher mit einer erheblichen Bandbreite möglicher Beitragsanpassungen rechnen müssen. Die tatsächliche Preisentwicklung wird letztlich davon abhängen, wie sich die verschiedenen Marktkräfte – steigende Kosten auf der einen, Wettbewerbsdruck auf der anderen Seite – gegeneinander durchsetzen.
Die Inhalte und Aussagen in diesem Beitrag beruhen auf einer Pressemitteilung des Bund der Versicherten e. V. (BdV).
Weiterführende Quellen:
- „Im Jahr 2023 stiegen die Kosten für Ersatzteile um etwa 6,2 %, Werkstattlöhne um durchschnittlich 8,6 %. Für 2025 prognostizieren Versicherer einen Anstieg der Kfz-Versicherungsprämien um 20 %, einzelne Anbieter wie HDI planen sogar Anhebungen bis zu 50 % in bestimmten Tarifklassen (Stand: Oktober 2025).“ – Quelle: https://www.versicherungstarife.info/news/deutlich-steigende-kfz-versicherungskosten-ab-2025.htm
- „Die Beitragsanpassungen für 2025 in der Kfz-Versicherung liegen im Branchenschnitt voraussichtlich zwischen 10 % und 25 %. Für Betriebe mit angespanntem Schadenverlauf sind noch höhere Aufschläge möglich. Die Durchschnittskosten eines Haftpflicht-Sachschadens stiegen von 2.500 Euro (2013) auf etwa 4.000 Euro (2024). Eine Werkstattstunde für Lackier- und Karosseriearbeiten kostet 2024 durchschnittlich 188 EUR.“ – Quelle: https://www.dittmeier.de/News/News/87-Info
- „Neue Kfz-Versicherungen (inkl. Kasko) waren im Jahr 2024 im Schnitt 21 % teurer als 2023. Die Beitragssteigerung wirkte sich auf alle Vertragsarten aus, besonders deutlich aber bei Neuabschlüssen (Stand: November 2024).“ – Quelle: https://www.finanztip.de/daily/autoversicherung-wird-2025-richtig-teuer-so-sparst-du-hunderte-euro
- „Erhöhungen bei Kfz-Versicherungen zum Jahresbeginn 2025 belaufen sich laut Branchenschätzungen auf 8 bis 12 Prozent für Privatverträge. Die Versicherer begründen dies mit Milliardenverlusten und historisch hohem Schadenaufwand (Stand: Oktober 2025).“ – Quelle: https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/versicherer/auto-acht-bis-zwoelf-prozent-teurer-das-kommt-2025-auf-kfz-versicherte-zu/100079325.html
- „Der Schadenfreiheitsrabatt bleibt beim Wechsel der Kfz-Versicherung grundsätzlich vollständig erhalten. Die erreichte Schadenfreiheitsklasse wird durch Mitteilung der Versicherungsnummer und des Vorversicherers auf die neue Police übertragen (Stand: 2025). Allerdings verwenden Versicherer unterschiedliche Tabellen, wodurch der Beitragssatz bei gleicher SF-Klasse variieren kann. Rabattschutz entfällt meist beim Wechsel und wird nur von wenigen Versicherern übernommen.“ – Quelle: https://www.autoversicherungvergleich.info/schadenfreiheitsklassen/schadenfreiheitsklasse-versicherungswechsel/
- „Bei einem Versicherungswechsel bleibt die bereits erreichte Schadenfreiheitsklasse des Versicherungsnehmers gleich. Die Versicherer legen jedoch den Beitrag anhand eigener Tabellen fest, weshalb es zu Preisunterschieden kommen kann (Stand: 2025).“ – Quelle: https://www.vr.de/privatkunden/produkte/versicherungen/kfz-versicherung/schadenfreiheitsklasse.html
- „Der durchschnittliche Sachschaden in der PKW-Haftpflicht stieg zwischen 2013 und 2024 von 2.500 auf 4.000 Euro pro Schadenfall. Ersatzteilpreise stiegen seit 2013 um mehr als 70 %, Werkstattlöhne um 44 % (Stand: 2024).“ – Quelle: https://www.dittmeier.de/News/News/87-Info
- „Für 2025 prognostiziert der GDV ein Beitragswachstum in der Kfz-Versicherung von etwa 14 Prozent im Marktmittel. Die Schaden-Kosten-Quote könnte sich auf 97 Prozent verbessern, sofern keine Großereignisse eintreten (Stand: Oktober 2025).“ – Quelle: https://www.demv.de/blog/produkt-fachwissen/kfz-versicherung-2024-erhoehung
- „Preisunterschied Vollkasko vs. Teilkasko nach SF-Klassen 2025: SF 10: Vollkasko 850 EUR, Teilkasko 650 EUR; SF 20: Vollkasko 730 EUR, Teilkasko 550 EUR; SF 25: Vollkasko 680 EUR, Teilkasko 520 EUR.“ – Quelle: https://www.autoversicherungvergleich.info/schadenfreiheitsklassen/schadenfreiheitsklasse-versicherungswechsel/
- „Häufigkeit von Rabattschutz-Übernahmen beim Versichererwechsel (Deutschland, Stand 2025): Allianz 18 %, HUK-Coburg 37 %, AXA 8 %, Ergo 25 %.“ – Quelle: https://www.autoversicherungvergleich.info/schadenfreiheitsklassen/schadenfreiheitsklasse-versicherungswechsel/
13 Antworten
Es wird ja empfohlen sorgfältig zu vergleichen bevor man wechselt – aber woher weiß ich welches Angebot wirklich gut ist? Gibt es gute Quellen oder Tipps für Vergleiche?
Gute Frage Juliane! Vielleicht mal bei Verbraucherschutz nachfragen oder Online-Foren durchstöbern?
Ich empfehle auch mal Testberichte anzuschauen; manchmal gibt es Überraschungen bei den Bewertungen!
Es ist schon verrückt wie viel teurer alles wird, oder? Ich hab gehört das einige Anbieter sogar bis zu 50% erhöhen wollen für bestimmte Tarife! Wie können wir uns da schützen und was denkt ihr über solche extremen Preisanpassungen?
Das ist echt unverschämt von den Versicherern! Wo soll das noch hinführen? Wäre eine gesetzliche Regulierung da sinnvoll?
Ich habe das Gefühl, dass Verbraucher immer mehr in der Zwickmühle stecken zwischen steigenden Preisen und den notwendigen Versicherungen.
„Ein günstiger Tarif spart vielleicht Prämie“ – dieser Satz spricht mir aus der Seele! Die Leistungen sind echt entscheidend! Hat jemand Erfahrungen gemacht mit den Kfz-Vergleichsrechnern? Funktionieren die gut?
Die Erklärungen über die Preissteigerungen sind sehr informativ. Ich wusste nicht, dass Werkstattlöhne so stark gestiegen sind! Wie seht ihr das mit dem Wechsel von Vollkasko zu Teilkasko? Ist das wirklich immer eine gute Idee?
Ich denke, es kommt auf die persönliche Situation an. Bei einer guten Schadenfreiheitsklasse könnte Vollkasko tatsächlich günstiger sein! Aber wie erfährt man das genau? Gibt es da Tipps?
Ja genau! Man sollte immer genau schauen und sich informieren! Viele denken nur an die Kosten und nicht an die möglichen Risiken im Schadensfall.
Ich finde die Ansteigung der Kfz-Versicherungsbeiträge wirklich besorgniserregend. Es ist wichtig, dass man sich nicht nur auf den Preis konzentriert, sondern auch die Leistungen beachtet. Was denkt ihr über die Empfehlung, erst beim bestehenden Anbieter nach besseren Konditionen zu fragen?
Ich stimme zu, Clemens! Oftmals gibt es beim alten Anbieter bessere Möglichkeiten. Aber was ist mit den neuen Tarifen? Sind sie wirklich so viel schlechter? Ich habe das Gefühl, dass viele Leute nicht wissen, wie sie vergleichen sollen.
Das stimmt! Ein Vergleich kann echt verwirrend sein. Und ich denke auch, dass viele vergessen, sich nach Rabattschutz zu erkundigen. Hat jemand von euch Erfahrung damit gemacht?