– Verschuldung junger Menschen steigt auf 20 Prozent mit durchschnittlich 11.269 Euro.
– Caritas-Präsidentin warnt vor frühen Verschuldungsrisiken durch digitale Finanzgeschäfte.
– Präventionsprojekt „Young Finance“ bietet an 60 Standorten kostenlose Finanzbildung.
Junge Menschen in der Schuldenfalle: Caritas weitet Präventionsprojekt aus
Berlin, 30.10.2025 – Die Überschuldung junger Menschen in Deutschland nimmt bedenkliche Ausmaße an. Laut dem Creditreform Schuldneratlas waren 2024 insgesamt 6,76 Prozent der unter 30-Jährigen überschuldet – ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr (6,73 Prozent, Stand: 2023). Noch deutlicher zeigt sich der Trend bei der reinen Verschuldung: Die JugendTrendstudie 2025 ermittelte, dass mittlerweile ein Fünftel der 14- bis 29-Jährigen verschuldet ist. 2023 lag dieser Anteil bei nur 16 Prozent.
„Die Zeiten, in denen Kinder und Jugendliche am Weltspartag den Inhalt ihres Sparschweins auf ihr erstes eigenes Sparbuch eingezahlt haben, sind vorbei.“
Caritas-Präsidentin Eva Welskop-Deffaa warnt: „Wir machen uns zunehmend große Sorgen um die frühen Verschuldungsrisiken junger Menschen. In Zeiten wachsender Unsicherheit und spürbarer gesellschaftlicher Umbrüche kann ein schon in der Ausbildung angehäufter Schuldenberg auf dem Online-Konto den Start ins Leben buchstäblich verbauen. Die Zahlen in unseren Schuldnerberatungsstellen zeigen, dass immer mehr junge Menschen betroffen sind. Früher Kompetenzaufbau und zielgruppengerechte Unterstützung bei der Bewältigung von Verschuldungsdynamiken sind ein Muss.“
Als Antwort auf diese Entwicklung weitet der Deutsche Caritasverband sein Präventionsprojekt „Young Finance“ massiv aus. Zum Herbst 2025 konnte die Zahl der Projektstandorte seit dem Start 2023 von 30 auf 60 verdoppelt werden. Bislang wurden mehr als 25.000 junge Menschen mit den Präventionsschulungen erreicht*. Das Angebot richtet sich an Schulen, Berufsschulen und Jugendeinrichtungen und ist für diese kostenfrei – ermöglicht durch die Unterstützung der Direktbank ING Deutschland.
Der Deutsche Caritasverband, der seit über 125 Jahren für Menschen in Not engagiert ist, verfügt bundesweit über fast 740.000 Mitarbeitende und mehr als 500.000 Ehrenamtliche. Das Netzwerk umfasst rund 25.000 Beratungsstellen, darunter mehr als 300 spezialisierte Schuldnerberatungen.
Warum frühe Finanzbildung jetzt wichtiger ist
Die digitale Transformation hat den Umgang junger Menschen mit Geld grundlegend verändert. Während früher das Sparschwein und das erste Sparbuch im Mittelpunkt standen, dominieren heute digitale Bezahlmethoden und flexible Finanzierungsmodelle den Alltag. Diese Entwicklung bringt neue Herausforderungen mit sich – besonders für junge Menschen, die oft ohne ausreichendes Rüstzeug in die finanzielle Selbstständigkeit starten.
Digitale Konsumfallen und BNPL
Sogenannte "Buy now, pay later"-Angebote und unkomplizierte Ratenkäufe im Internet verführen zu spontanen Kaufentscheidungen. Was zunächst wie eine bequeme Lösung wirkt, kann schnell zur Schuldenfalle werden. Die scheinbare Leichtigkeit digitaler Transaktionen verschleiert oft die langfristigen finanziellen Verpflichtungen. Besonders Jugendliche und junge Erwachsene unterschätzen regelmäßig die Konsequenzen solcher Sofortkauf-Optionen, da ihnen das notwendige Finanzwissen fehlt, um die wahren Kosten und Risiken einzuschätzen.
Fehlende finanzielle Bildung in Schulen
Die Politik hat das Problem erkannt und beginnt zu handeln. Das Sozialministerium Baden-Württemberg fördert Präventionsprojekte gegen Überschuldung junger Menschen unter 30 Jahren (Stand: 2023)*. Solche Initiativen unterstreichen, dass frühe finanzielle Bildung als gesellschaftliche Aufgabe zunehmend an Bedeutung gewinnt.
In diesem Kontext gewinnen Projekte wie "Young Finance" an Bedeutung. Sie knüpfen dort an, wo schulische Bildung Lücken lässt, und bieten jungen Menschen praktisches Finanzwissen – bevor erste Schulden entstehen.*
Fakten und Quellen zur finanziellen Bildung Jugendlicher
Die Diskussion um finanzielle Bildung und Schuldenprävention bei jungen Menschen wird durch verschiedene Studien und Förderprogramme untermauert. Diese ergänzenden Fakten helfen, das Thema weiter zu vertiefen:
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80 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen fühlten sich 2024 in der Schulzeit nicht ausreichend über Wirtschaft und Finanzen informiert. *
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Das Sozialministerium Baden-Württemberg fördert seit 2023 mit 750.000 Euro Präventionsprojekte gegen Überschuldung junger Menschen unter 30 Jahren. *
Diese Zahlen zeigen deutlich, dass sowohl bei der finanziellen Grundbildung als auch bei der konkreten Präventionsarbeit weiterer Handlungsbedarf besteht.
Frühe Schulden – späte Folgen
Wenn junge Menschen bereits in der Ausbildung oder im Studium Schulden anhäufen, wirkt sich das oft langfristig auf ihren gesamten Lebensweg aus.* Die finanziellen Verpflichtungen können Ausbildungsabschlüsse gefährden, wenn Nebenjobs überhandnehmen oder psychischer Druck die Konzentration beeinträchtigt.* Später erschweren sie den Berufseinstieg: Ein negatives Schufa-Profil schränkt die Mobilität ein, Mietverträge werden schwieriger, und notwendige Anschaffungen für den Job sind nicht mehr finanzierbar.* Die soziale Teilhabe leidet ebenfalls – ob durch den Verzicht auf gemeinsame Aktivitäten mit Freundeskreisen oder die eingeschränkte Möglichkeit, an gesellschaftlichem Leben teilzunehmen.*
Konsequenzen für Bildungs- und Arbeitsverläufe
Die Auswirkungen früher Verschuldung reichen weit über akute Zahlungsschwierigkeiten hinaus.* Junge Erwachsene sehen sich mit rechtlichen Folgen wie Mahnverfahren konfrontiert, die nicht nur Geld, sondern auch Zeit und Nerven kosten.* Die ständige Sorge um offene Rechnungen führt bei vielen zu anhaltendem Stress, der sich auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit niederschlägt.* Besonders gravierend: Einmal eingetretene Zahlungsausfälle können jahrelang in Auskunfteien gespeichert bleiben und später Kreditwürdigkeit sowie berufliche Chancen beeinträchtigen.*
Rolle von Schulen, Verbänden und Politik
Die Bekämpfung dieses Problems erfordert das Engagement verschiedener Akteure auf mehreren Ebenen.* Finanzbildung muss früher und praxisnaher vermittelt werden – idealerweise bevor junge Menschen ihre ersten Verträge unterschreiben.* Folgende Gruppen sind hier besonders gefragt:
- Bildungspolitik: Sie sollte verbindliche Finanzbildungsinhalte in Lehrpläne integrieren und entsprechende Ressourcen bereitstellen*
- Schulen und Lehrkräfte: Können durch Projekttage und Unterrichtseinheiten wie „Young Finance“ lebensnahe Finanzkompetenz vermitteln*
- Jugendzentren und soziale Einrichtungen: Erreichen auch jene, die das Schulsystem nicht mehr erreicht*
- Stiftungen und Finanzpartner: Ermöglichen durch Förderung kostenfreie Angebote und unterstützen den Ausbau von Präventionsnetzwerken*
Initiativen wie das Präventionsprojekt „Young Finance“ zeigen, wie solche Zusammenarbeit gelingen kann.* Durch die Unterstützung von Partnern wie der ING Deutschland konnte das Angebot auf mittlerweile 60 Standorte ausgeweitet werden.* Wie solche Förderkonzepte in der Praxis aussehen, zeigt beispielsweise die Landesförderung in Baden-Württemberg, die in Kapitel 3 näher beschrieben wird.* Entscheidend ist, dass alle Beteiligten die Finanzbildung junger Menschen als gemeinsame Verantwortung begreifen – denn präventives Handeln heute verhindert Überschuldung von morgen.*
Ausblick: Was „Young Finance“ bringen kann
Das Projekt „Young Finance“ zeigt, wie frühe Finanzbildung junge Menschen vor Schulden schützen kann. Um diese Wirkung zu verstärken, braucht es mehr Projektstandorte und eine stabile Finanzierung*. Auf diesem Weg kann die Initiative noch mehr Jugendliche erreichen und nachhaltig zu ihrer finanziellen Selbstständigkeit beitragen.
Die vorliegenden Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung des Deutschen Caritasverbands.
Weiterführende Quellen:
- „Laut dem Creditreform Schuldneratlas betrug die Überschuldungsquote junger Menschen unter 30 Jahren im Jahr 2024 6,76 Prozent, ein leichter Anstieg gegenüber 2023.“ – Quelle: https://www.creditreform.de
- „Eine JugendTrendstudie 2025 zeigt, dass ein Fünftel der 14- bis 29-Jährigen verschuldet ist, nach 16 Prozent in 2023.“ – Quelle: https://www.caritas.de
- „Das Statistische Bundesamt berichtete im Juni 2025 von einer durchschnittlichen Verschuldung der unter 25-Jährigen von 11.269 Euro.“ – Quelle: https://www.destatis.de
- „80 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen fühlten sich 2024 in der Schulzeit nicht ausreichend über Wirtschaft und Finanzen informiert.“ – Quelle: https://www.bankenverband.de
- „Das Sozialministerium Baden-Württemberg fördert seit 2023 mit 750.000 Euro Präventionsprojekte gegen Überschuldung junger Menschen unter 30 Jahren.“ – Quelle: https://www.baden-wuerttemberg.de
- „Das Caritas-Projekt ‚Young Finance‘ bietet seit 2023 an 60 Standorten präventive Finanzbildungsangebote für Jugendliche an, um Verschuldungsrisiken zu minimieren.“ – Quelle: https://www.caritas.de


10 Antworten
Es ist wichtig, dass wir über finanzielle Bildung sprechen und solche Projekte unterstützen! Was können wir tun, um noch mehr Jugendliche zu erreichen? Gibt es Ideen oder Vorschläge von euch?
Ich denke auch, dass Workshops an Schulen helfen könnten! Und vielleicht auch Online-Kurse für Jugendliche anbieten?
Das wäre eine super Idee! Je mehr Ressourcen wir bereitstellen können, desto besser!
Ich habe gehört, dass viele Jugendliche nicht wissen, was ‚Buy now, pay later‘ wirklich bedeutet und welche Risiken damit verbunden sind. Was denkt ihr darüber? Sollte dies mehr thematisiert werden?
Es ist wirklich besorgniserregend, wie viele junge Leute verschuldet sind. Ich frage mich oft, ob die Politik genug tut, um diese Probleme anzugehen? Gibt es weitere Initiativen außer ‚Young Finance‘?
Das ist eine gute Frage! Vielleicht sollten wir als Gesellschaft mehr Druck auf die Entscheidungsträger ausüben?
Die Zahlen sind wirklich alarmierend. Ich denke, dass Projekte wie ‚Young Finance‘ sehr wichtig sind. Welche Erfahrungen haben andere Leser mit solchen Programmen gemacht? Ist das hilfreich?
Ich finde es erschreckend, wie schnell junge Menschen in Schulden geraten. Das Thema Finanzbildung sollte viel mehr in Schulen behandelt werden. Wie können wir sicherstellen, dass alle Jugendlichen rechtzeitig informiert werden?
Ja, das stimmt! Vielleicht sollten auch Eltern mehr über solche Themen lernen, um ihre Kinder besser unterstützen zu können? Ich glaube, es braucht einen gemeinsamen Ansatz.
Ich sehe das auch so! Gibt es denn schon gute Programme an Schulen, die sich mit finanzieller Bildung beschäftigen?