Bremen (VBR).
Seit der Einführung der Telematikinfrastruktur (TI) vor fünf Jahren stehen viele PsychotherapeutInnen vor neuen Herausforderungen in ihren Praxen. Technische Probleme, langwierige Wartezeiten und fehlende Preistransparenz machen den Alltag zunehmend komplizierter. Eine aktuelle Umfrage der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV) bestätigt diese Schwierigkeiten eindrücklich.
„Unsere neue Umfrage zeigt eine große Unzufriedenheit mit dem Service und den Preisen der Anbieter von Praxisverwaltungssystemen (PVS) und Telematikinfrastruktur“, so Gebhard Hentschel, Bundesvorsitzender der DPtV. Von den 2.770 befragten TeilnehmerInnen gaben viele an, dass der IT-Aufwand in ihrer Praxis erheblich gestiegen sei. Dennoch ist eine generelle Ablehnung der Digitalisierung nicht zu erkennen. Vielmehr äußerten die Befragten Interesse an zukünftigen digitalen Möglichkeiten—insbesondere bei der Antragstellung, der Anforderung von Konsiliarberichten und bei Verordnungen. Diese könnten den Praxisalltag erheblich erleichtern.
Ein besonders kritisches Bild zeichnet sich bei den meistgenutzten Softwareanbietern Hasomed (Elefant), Epikur und Psyprax ab. Diese sind in puncto Servicequalität, Preis und Preistransparenz stark verbesserungswürdig. Besonders kritisiert wurden die schlechte Erreichbarkeit des IT-Supports und die langsame Problemlösung. Im Gegensatz dazu schnitten New Media Company mit der Software Smarty und Ergosoft mit Psychodat besser ab.
„Jede Praxis braucht heute zwingend eine funktionierende Praxissoftware, etwa zur Abrechnung mit den Krankenkassen. Es ist daher problematisch, wenn die Mehrheit der PsychotherapeutInnen unzufrieden ist und wertvolle Zeit mit IT- und TI-Problemen verliert“, betont Hentschel. Zudem zeigt sich, dass jede vierte befragte Person derzeit über einen Wechsel des Anbieters nachdenkt.
Michael Ruh, stellvertretender Bundesvorsitzender der DPtV, ergänzt: „Bereits 2019 zeigte eine Mitgliederbefragung viele ungelöste Probleme mit TI und PVS auf. Die Situation hat sich seither keineswegs verbessert. Einige technische Schwierigkeiten werden in der aktuellen Umfrage sogar häufiger berichtet.“ Trotz dieser Hindernisse plädieren die Befragten für eine verstärkte Digitalisierung komplexer und zeitaufwendiger Vorgänge, um den Bürokratieaufwand zu reduzieren und mehr Zeit für die Arbeit mit den PatientInnen zu gewinnen.
Die vollständigen Ergebnisse der Umfrage unterstreichen die Dringlichkeit, Verbesserungen in diesem Bereich voranzutreiben. PsychotherapeutInnen zeigen sich offen für Digitalisierung, doch die Implementierung muss erheblich effizienter und nutzerfreundlicher gestaltet werden.
Weitere Informationen zur Umfrage finden Sie hier: Link zur Umfrage.
Kontakt:
Hans Strömsdörfer
Pressesprecher / Leiter Kommunikation
Deutsche PsychotherapeutenVereinigung (DPtV)
Am Karlsbad 15
10785 Berlin
Tel. 030 235 009-27
Fax 030 235009-44
Mobil 0157 73744828
presse@dptv.de
www.dptv.de
Für weitere Informationen, Pressekontakte, Bilder oder Dokumente geht es hier zur Quelle mit dem Originaltitel:
Offen für Digitalisierung – aber sie muss besser werden
Original-Content übermittelt durch news aktuell.
Erweitertes Verständnis der IT-Probleme in Psychotherapiepraxen und Zukunftsaussichten
Die Ergebnisse der Umfrage der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung lassen sich nicht isoliert betrachten, sondern stehen im Kontext einer langfristigen Entwicklung hin zur Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland. Seit der Einführung der Telematikinfrastruktur (TI) im Jahr 2017 zeigt sich eine zunehmende Belastung für Psychotherapiepraxen durch technische Schwierigkeiten und wenig transparente Preismodelle.
Vergleichbare Erfahrungen mit digitalen Gesundheitstechnologien sind aus anderen Bereichen des deutschen Gesundheitswesens bekannt. Bereits beim Rollout der elektronischen Gesundheitskarte traten ähnliche Herausforderungen auf, die viel Zeit und Ressourcen seitens der medizinischen Praxen in Anspruch nahmen. Diese wiederkehrenden Patterns deuten darauf hin, dass die Einführung digitaler Lösungen in der Praxis oft komplexer ist als ursprünglich gedacht.
Die von der DPtV-Umfrage aufgezeigten Probleme haben bedeutende wirtschaftliche und zeitliche Konsequenzen für die betroffenen Praxen: Psychotherapeutinnen müssen erhebliche zusätzliche administrative Arbeit bewältigen, was letztlich die Zeit verringert, die sie direkt mit Patientinnen verbringen können. Ein weiteres wachsendes Problem ist die volatilen Beziehung zu Technikanbietern wie Hasomed, Epikur und Psyprax, deren Servicequalität und Durchlaufzeiten unter starkem Kritik stehen.
Für die Zukunft könnten mehrere Entwicklungen wahrscheinlich sein:
-
Markt-Konsolidierung und neue Anbieter: Der wachsenden Unzufriedenheit mit bestehenden TI- und PVS-Anbietern könnten dazu führen, dass sich der Markt konsolidiert oder neue, innovative Dienstleister auftreten, die gezielter auf die Bedürfnisse von Psychotherapiepraxen eingehen.
-
Regulatorische Anpassungen: Die Politik könnte verstärkt Maßnahmen ergreifen, um die Digitalisierung benutzerfreundlicher zu gestalten. Dazu könnten Initiativen gehören, die die Interoperabilität zwischen verschiedenen Systemen verbessern und für mehr Preistransparenz sorgen. In diesem Zusammenhang könnte auch staatliche Förderung für Schulung und technische Unterstützung eine Rolle spielen.
- Technologische Innovationen: Mit den Fortschritten in Künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen könnten neue Softwarelösungen entstehen, die effizientere und intuitivere Benutzeroberflächen bieten, sowie proaktive Fehlerbehebungen ermöglichen.
Die deutsche Politik und relevante Berufsverbände stehen vor der Herausforderung, ein Gleichgewicht zwischen dem Druck zur Digitalisierung und der Notwendigkeit praktischer, nutzerfreundlicher Lösungen zu finden. Ein partnerschaftliches Zusammenarbeiten von Anbietern, Anwendern und Regulierungsbehörden könnte entscheidend sein, um die Digitalisierung des Gesundheitswesens zu einem Erfolg zu machen – sowohl im Hinblick auf Effizienzsteigerungen als auch auf verbesserten Patientenservice.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Erkenntnisse der aktuellen DPtV-Umfrage ein dringendes Signal für Veränderungsbedarf sind. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen birgt großes Potenzial, doch dieses Potenzial kann nur dann optimal genutzt werden, wenn die damit verbundenen Prozesse reibungsloser und benutzerorientierter gestaltet werden.
Weitere Nachrichten aus der Verbands- und Vereinswelt finden Sie in unserem Newsportal.
3 Antworten
Wenn man mehr zeit mit den patienten verbringen will, dann muss die technik halt einfach funktionieren. Diese ewige warterei auf support nervt nur noch.
Warum immer so viel probleme mit IT? Die sollen mal richtige profis anheuern dann klappt das auch besser. Weniger Bürokratie mehr lösungen!
Das is ja alles schön und gut aber wenn die technik nicht funktioniert, dann bringt die Digitalisierung auch nix. Ich hab selber erfahrungen gemacht mit diesen Systemen und es ist oft einfach nur nervig.