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– 358 Instagram-Stories bewarben 152 Produkte; alle Health-Claims verstießen gegen EU Health-Claims-Verordnung.
– Rund ein Drittel dieser Stories enthielt gesundheitsbezogene Aussagen – durchweg illegal bewertet.
– foodwatch fordert bundesweite, personell-finanziell gestärkte Überwachung von Online-Gesundheitswerbung.
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Influencer werben massenhaft mit unzulässigen Gesundheitsversprechen für Nahrungsergänzungsmittel
Ein neuer Report von foodwatch zeigt, wie verbreitet irreführende Gesundheitswerbung auf Instagram ist. Die Verbraucherschutzorganisation hat dafür die Stories von 95 Fitness- und Gesundheits-Influencer:innen über einen Zeitraum von 20 Tagen analysiert. Dabei entdeckten die Beobachter:innen 358 Stories, in denen konkrete Nahrungsergänzungsmittel beworben wurden – insgesamt 152 verschiedene Produkte. Besonders auffällig: In etwa einem Drittel dieser Stories enthalten die Influencer gesundheitsbezogene Aussagen, die nach Einschätzung von foodwatch in jedem Fall unzulässig sind.
Die Werbeaussagen verstoßen gegen die europäische Health-Claims Verordnung (HCVO), die Verbraucher:innen vor falschen oder unbelegten Gesundheitsversprechen schützen soll. foodwatch kritisiert die fehlende Kontrolle und fordert eine bessere Überwachung des wachsenden Online-Markts. Dr. Chris Methmann, Geschäftsführer von foodwatch, bringt die Lage auf den Punkt: „Was sich in sozialen Medien abspielt, ist der Wilde Westen der Gesundheitswerbung. Ohne Kontrolle, ohne Regeln, ohne Rücksicht auf Risiken.“ Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln nutzen diese Gesetzeslücken aus, um mit falschen Versprechen Kunden zu gewinnen: „Die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln sind in Goldgräberstimmung – Verbraucher:innen zahlen, im schlimmsten Fall mit ihrer Gesundheit. Der wachsende Online-Markt muss endlich wirksam überwacht werden!“
Konkrete Beispiele aus dem Report illustrieren das Problem: Die Influencerin Corinna Roloff (thecosmococo) dankt in einem Instagram-Beitrag ihrer „Leberwerte [die] wieder super sind“ einem Leberkomplex von Sunday Natural – eine Gesundheitswirkung, die laut HCVO nicht beworben werden darf, weil Heilungsversprechen nicht zulässig sind. Dmitrij Kreis (dimakreis) behauptet, dass Kollagensupplemente helfen könnten, “deine Haut elastischer, deine Gelenke geschmeidiger und deine Knochen noch stärker zu machen“, obwohl für diese Wirkung keine Zulassung vorliegt. Albert Häußler (albert.fitlifestyle) wirbt für die Marke ESN mit Aussagen, Nahrungsergänzungsmittel förderten „Schlaf und Regeneration“ – ein allgemeiner Claim, der nur in Kombination mit spezifisch zugelassenen Gesundheitsversprechen erlaubt wäre.
Besonders häufig treten illegale Gesundheitsversprechen bei Produkten der Marke ESN auf: 47-mal wurde ESN in illegaler Werbung erwähnt. Zwei Unternehmen dominieren den Markt laut foodwatch besonders: Die „The Quality Group“ aus Schleswig-Holstein mit Marken wie ESN und More Nutrition sowie der Berliner Hersteller „Sunday Natural“. Sie arbeiten mit zahlreichen bekannten Influencer:innen zusammen, die bei ihren Follower:innen hohes Vertrauen genießen.
foodwatch zeigt sich besorgt über die derzeitige Überwachung in Deutschland: Die kommunal organisierte Lebensmittelüberwachung leidet unter Personalmangel und ist oft mit grundlegenden Aufgaben wie der Kontrolle von Hygienevorschriften in Restaurants bereits ausgelastet. Für die Kontrolle illegaler Gesundheitswerbung in sozialen Medien reichen die Kapazitäten daher nicht aus. foodwatch fordert deshalb: „Die Kontrolle des Online-Markts müsse auf Bundesebene gebündelt und die Überwachung ausreichend personell und finanziell ausgestattet werden.“
Warum Gesundheitswerbung im Netz für Nahrungsergänzungsmittel zum Risiko wird
Der Online-Markt für Nahrungsergänzungsmittel wächst rasant, angetrieben von einer steigenden Nachfrage nach Gesundheitsprodukten und dem Wunsch vieler Menschen, ihre Fitness und ihr Wohlbefinden zu steigern. Influencer:innen in sozialen Medien spielen dabei eine zentrale Rolle: Mit persönlichen Empfehlungen, oft gepaart mit vermeintlichen Gesundheitsversprechen, erreichen sie Millionen von Nutzer:innen. Diese Werbung erscheint jedoch häufig irreführend und überschreitet gesetzliche Grenzen – mit teils ernsthaften Folgen für Verbraucher:innen.
Was treibt diesen Boom an? Nahrungsergänzungsmittel sind ein Milliardenmarkt, in dem sich enorme Gewinne erzielen lassen. Hersteller setzen daher auf Social Media, weil Plattformen wie Instagram oder TikTok das perfekte Umfeld bieten, um direkt und emotional auf Zielgruppen einzuwirken. Die Algorithmen der Netzwerke begünstigen dabei stark personalisierte Werbung und virale Effekte. Inhalte mit scheinbar glaubwürdigen, gesundheitsbezogenen Botschaften werden bevorzugt ausgespielt und erreichen so ein breites Publikum.
Dieser dynamische Werbemarkt funktioniert jedoch fast ohne wirksame Kontrolle. Der geltende Rechtsrahmen, etwa die europäische Health-Claims-Verordnung (HCVO), legt zwar klare Regeln für Gesundheitsversprechen fest – doch die Überwachung im digitalen Raum hinkt hinterher. Behörden stoßen an Grenzen, weil Werbung oft flüchtig in Stories oder schnell wechselnden Posts auftaucht und die Verantwortung auf viele Beteiligte verteilt ist. Zudem sind kommunale Überwachungsämter personell unterbesetzt und auf regionale Zuständigkeiten beschränkt. Eine koordinierte, bundesweite Kontrolle oder internationale Zusammenarbeit fehlt weitgehend.
Vergleichbare Situationen zeigen sich auch in anderen Ländern: Der internationale Markt ist ähnlich fragmentiert und wächst ständig, während legal verbindliche Aufsicht und Sanktionen oft zeitverzögert kommen. Nur durch überregionale Bündelungen und gezielte Investitionen in digitale Überwachungstechnologien lässt sich dieser Wildwuchs eindämmen.
Welche Risiken entstehen dadurch für die Verbraucher:innen?
- Gesundheitliche Gefahren durch Fehlinformation: Irreführende Gesundheitsversprechen können dazu führen, dass Menschen falsche Erwartungen an Produkte haben oder diese anstelle notwendiger medizinischer Behandlungen einsetzen. Dies kann die Gesundheit ernsthaft gefährden.
- Verlust von Verbrauchervertrauen: Die Flut an unglaubwürdigen und unkontrollierten Werbeaussagen erschwert es, verlässliche Informationen zu erkennen, und schwächt das Vertrauen in Gesundheitsprodukte insgesamt.
Politisch besteht dringender Handlungsbedarf: Es braucht eine zentrale, mit modernen Instrumenten ausgestattete Behörde, die bundesweit und grenzüberschreitend agiert, um irreführende Werbung effektiv zu erkennen und zu ahnden. Zudem sollten Algorithmen auf sozialen Plattformen transparenter gestaltet und stärker reguliert werden, um die Verbreitung gesundheitlicher Fehlinformationen zu begrenzen. Weitere Maßnahmen könnten Aufklärungskampagnen sowie die Einführung klarer Kennzeichnungspflichten für Influencer:innen sein.
Im Blick auf die kommende Entwicklung ist mit einer zunehmenden Professionalisierung der Online-Werbung zu rechnen. Dabei werden Datenanalyse und Künstliche Intelligenz genutzt, um Werbeinhalte noch gezielter zu verbreiten. Ohne entsprechende Regeln und Kontrollen birgt dies das Risiko, dass sich unzulässige Gesundheitsversprechen noch stärker ausbreiten. Die Herausforderung wird sein, digitaltechnologische Innovationen mit wirksamem Verbraucherschutz in Einklang zu bringen.
Die Informationen und Zitate in diesem Beitrag basieren auf einer Pressemitteilung von foodwatch e.V.
10 Antworten
! Ich denke auch, dass wir dringend etwas unternehmen müssen! Irreführende Werbung schadet vielen Menschen und sollte bestraft werden! Welche Alternativen könnten wir haben?
Ja genau! Die Regulierung muss auf jeden Fall verbessert werden! Ich bin auch für mehr Aufklärung über gesunde Ernährung und Fitness!
Ich hoffe das sich bald was ändern wird und das Thema ernst genommen wird!
Ich finde es gut, dass foodwatch auf dieses Problem aufmerksam macht! Wir brauchen mehr Transparenz in der Werbung für Nahrungsergänzungsmittel. Wer hat Ideen für mögliche Maßnahmen zur Verbesserung?
Auf jeden Fall! Eine zentrale Behörde wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Aber wie sieht es mit der Umsetzung aus? Gibt es schon Pläne dazu?
Es ist erschreckend, wie viele unzulässige Gesundheitsversprechen gemacht werden. Influencer:innen sollten mehr Verantwortung übernehmen und sich an die Gesetze halten. Wer hat noch solche irreführenden Werbung gesehen?
Ja, ich habe auch einige Beispiele gesehen! Es ist frustrierend, weil man den Influencern oft vertraut. Was könnte man tun, um das Vertrauen zurückzugewinnen?
Es scheint wirklich ein Wildwest-Szenario zu sein! Vielleicht sollten wir eine Petition starten oder mehr Aufklärung betreiben? Ich finde das Thema sehr wichtig.
Ich stimme zu, dass die aktuelle Situation in der Online-Werbung nicht tragbar ist. Es ist wichtig, dass die Behörden endlich handeln und eine bessere Kontrolle einführen. Was denkt ihr über mögliche Lösungen?
Das ist wirklich beunruhigend, was wir hier sehen. Die Überwachung von Gesundheitswerbung im Internet muss dringend verbessert werden. Wie können wir sicherstellen, dass Verbraucher:innen nicht in die Irre geführt werden? Hat jemand Vorschläge?