Internationaler Tag gegen Tiertransporte: Forderung nach Verbot von Exporten in Drittstaaten
Am 14. Juni macht der Deutsche Tierschutzbund zum Internationalen Tag gegen Tiertransporte auf die anhaltend schlechten Bedingungen für Millionen von Nutztieren bei Transporten in Länder außerhalb Europas aufmerksam. Der Verband fordert ein klares Verbot dieser Exporte und kritisiert die Bundesregierung scharf für ihr bisheriges Zögern. „Die Transporte sind für die betroffenen Tiere wie Rinder, Schweine und Schafe eine Tortur: In verdreckten Lastwagen werden sie ohne ausreichend Platz, Wasser oder Futter quer durch Deutschland, Europa und in außereuropäische Länder transportiert. Dass Tierschützer seit Jahren dasselbe fordern müssen, ist ein Armutszeugnis für die EU und für Deutschland“, stellt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, unmissverständlich fest.
Obwohl seit 2007 eine EU-Transportverordnung den Schutz von Tieren während des Transports gewährleisten soll, bestehen gravierende Missstände weiter. Insbesondere die langen Schiffstransporte über das Mittelmeer sind problematisch: Dort gibt es keine vorgeschriebenen Pausenzeiten für die Tiere. Sie leiden häufig unter schlechter Belüftung, unzureichender Versorgung mit Futter und Wasser sowie katastrophären hygienischen Umständen. Viele Tiere überleben diese Strapazen nicht. Der Verband weist darauf hin, dass die neue Bundesregierung jetzt die Chance hat, aktiv zu werden. „Die Bundesregierung hat jetzt die Chance, Deutschland mit gutem Beispiel vorangehen zu lassen – was letztlich auch den Weg zu einem EU-weiten Verbot ebnen würde“, appelliert Schröder.
Mit Blick auf den Koalitionsvertrag von Union und SPD fordert der Deutscher Tierschutzbund, das bisher ausgesparte nationale Verbot von Tiertransporten in Drittstaaten endlich umzusetzen. Trotz langjähriger Kritik und bekannt gewordener qualvoller Transportbedingungen hat sich hier bislang nichts verändert. Das Fortbestehen dieser Praxis bedeutet für die Tiere weiterhin schwere Leiden auf oft tagelangen Reisen. Der Verband mahnt, die Zeit für konsequente Maßnahmen dürfe jetzt nicht länger verloren werden.
Tiertransporte in Drittstaaten: Zwischen Tierschutz, Politik und internationalen Herausforderungen
Tiertransporte in Länder außerhalb der Europäischen Union stehen seit Langem im Fokus intensiver Kritik. Die Transporte von lebenden Tieren über weite Strecken sind nicht nur für die betroffenen Tiere extrem belastend, sondern werfen auch grundlegende gesellschaftliche und politische Fragen auf. Insbesondere die Fahrt in sogenannte Drittländer wie die Türkei oder den Libanon ist aus Tierschutzsicht höchst problematisch, da hier oft nationale Regulierungen zum Schutz der Tiere fehlen oder weniger streng sind als innerhalb der EU. Während die EU mit ihrer seit 2007 geltenden Transportverordnung zumindest Mindeststandards vorgibt, erreichen diese Vorgaben die Tiere auf langen Transportwegen oft nicht. Die Bundesrepublik erlebt dabei Kritik, weil sie bisher auf ein nationales Exportverbot verzichtet hat, obwohl der deutsche Tierschutzverband dies mehrfach gefordert hat.
Warum sind Tiertransporte in Drittstaaten so umstritten? Die Gründe liegen vor allem in der Länge, den Bedingungen während der Fahrten und den Zielumständen. Die Tiere – Rinder, Schweine, Schafe – leiden unter Hitze, Enge, Hunger, Durst und Stress. Besonders die lange Überfahrt mit Schiffen über das Mittelmeer verschärft die Qualen, da die Belüftung häufig ungenügend ist und Fütterung oder Tränkung nicht zuverlässig stattfinden. Während der Reisen sind Pausenzeiten für die Tiere kaum verbindlich geregelt. In den Zielländern folgt dann oft die Schlachtung ohne Betäubung, was aus Sicht vieler Tierschützer zusätzliches Tierleid verursacht.
Gesellschaftliche Verantwortung und politische Handlungsspielräume
Deutschland trägt eine besondere Verantwortung im Vergleich zu anderen EU-Staaten, weil es einer der großen Exporteure lebender Nutztiere ist – und gleichzeitig eines der Länder mit einer starken, aktiven Tierschutzbewegung. Trotz der seit Jahren bekannten Missstände hat die aktuelle Bundesregierung im Koalitionsvertrag ein nationales Exportverbot nicht vorgesehen. Dabei wären solche strengeren Regelungen auf nationaler Ebene rechtlich möglich und könnten das Tierleid reduzieren. Der Deutsche Tierschutzbund fordert die Regierung dazu auf, endlich „mit gutem Beispiel voranzugehen“, um auch auf EU-Ebene den Weg für weitergehende Schutzmaßnahmen zu ebnen. Die Überarbeitung der EU-Transportverordnung bietet hierfür einen Ansatzpunkt, auch wenn der bisherige Entwurf der Europäischen Kommission hinter den Tierschutzforderungen zurückbleibt.
Die Debatte um Tiertransporte in Drittstaaten steht somit im Spannungsfeld von Handel, Wirtschaft, Tierschutz und internationalen Diplomatieinteressen. Gesellschaftlicher Druck, Medienberichterstattung und politisches Engagement sind zentrale Stellschrauben, um Verbesserungen zu erreichen.
Tierschutz und internationale Entwicklung
Neben dem nationalen Handeln spielt die EU als supranationale Organisation eine wichtige Rolle. Die Transportverordnung von 2007 regelt grundsätzlich, wie Tiere während der Beförderung geschützt werden sollen, doch diese Vorgaben greifen bei den weiten Drittlandtransporten häufig nicht. Missstände wie mangelnde Überwachung oder unzureichende Kontrollen verschärfen die Lage.
Es gibt internationale Beispiele für strengere oder alternative Ansätze:
- Spanien und Frankreich: Einige Regionen setzen auf verstärkte Kontrollen und kürzere Transportstrecken innerhalb der EU, um Tierleid zu mindern.
- Niederlande: Stärkere Zertifizierungsverfahren für Transporteure und bessere Dokumentation der Transportbedingungen.
- Vereinigtes Königreich: Hat nach dem EU-Austritt eigene Richtlinien verschärft und verbietet teilweise Tiertransporte in Drittländer.
- Alternative Konzepte: Der verstärkte Ausbau von Schlachtbetrieben in unmittelbarer Nähe zur Produktion statt Langstreckentransporten oder der vermehrte Einsatz von Fleisch aus nachhaltiger und lokaler Produktion.
Die steigende öffentliche Sensibilität gegenüber Tierleid und immer deutlicher sichtbare Missstände führen zu Diskussionen über künftige Regulierungen. Die Bundesregierung hat noch die Möglichkeit, sich im Ministerrat für ein Verbot von Exporten in Drittländer auszusprechen und somit die kommenden EU-Richtlinien mitzugestalten.
Zukunftsperspektiven könnten eine Kombination aus strengeren gesetzlichen Vorgaben, besserer Kontrolle und der Förderung von Alternativen zum Lebendtiertransport sein. Nur so lässt sich das Tierleid effektiv verringern und zugleich langfristig eine nachhaltige Tierhaltung fördern, die in Einklang mit gesellschaftlichen Werten steht.
Ausblick: Perspektiven für mehr Tierschutz im internationalen Handel
Die Debatte um den Schutz von Tieren bei internationalen Transporten gewinnt zunehmend an Bedeutung. Millionen lebender Tiere werden jährlich über weite Strecken ins Ausland transportiert – oft unter Bedingungen, die ihr Wohl massiv gefährden. Deutschland steht dabei in der Verantwortung, mit konkreten Maßnahmen aktiv zu werden. Derzeit gibt es keine verbindlichen nationalen Verbote für den Export von Tieren in Drittstaaten, obwohl die Missstände seit Jahren bekannt sind.
Mit Blick auf die künftigen politischen Entscheidungen liegt eine Chance darin, dass die Bundesregierung die Möglichkeit hat, das sogenannte Verbot von Tiertransporten außerhalb der EU voranzutreiben. Dies würde nicht nur das Tierleid unmittelbar mindern, sondern könnte auch den Weg für eine EU-weite Regelung ebnen. Die Überarbeitung der aktuellen EU-Transportverordnung bietet hier eine konkrete Gelegenheit, strengere Bestimmungen einzuführen, etwa für den Schutz während der langen Schiffstransporte.
Die gesellschaftlichen Erwartungen an den Umgang mit Tieren wachsen, und das öffentliche Bewusstsein für die Problematik steigt. Im internationalen Handel gilt es deshalb, neben wirtschaftlichen Interessen auch ethische Kriterien stärker zu berücksichtigen. Ein Umdenken auf nationaler und europäischer Ebene ist erforderlich, um den Schutz der Tiere spürbar zu verbessern.
Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V. vom 13. Juni 2025.
7 Antworten
„Ich finde es erschreckend, wie wenig Beachtung das Thema findet. Die Regierung könnte doch viel mehr tun! Ich frage mich auch: Wie können wir den Tierschutz stärken? Gibt es konkrete Initiativen?“
Ich habe den Artikel mit Interesse gelesen und teile die Meinung, dass dringend etwas geschehen muss! Die Tiere verdienen besseres! Wie können wir als Gesellschaft mehr Bewusstsein schaffen für dieses Thema?
„Wir sollten uns vielleicht öfter in sozialen Medien äußern und auf diese Missstände hinweisen! Mehr Menschen müssen darüber Bescheid wissen. Hast du Tipps zur Aufklärung?“
Es ist traurig zu sehen, dass trotz der EU-Verordnung immer noch so viele Tiere leiden müssen. Ich frage mich, warum die Kontrollen nicht strenger sind? Was denkt ihr über alternative Transportmethoden?
Die Bedingungen für Tiere während des Transports sind einfach grausam. Ich hoffe, dass die Bundesregierung endlich handelt und dieses Exportverbot umsetzt! Gibt es denn Länder, die das besser machen?
Ich finde es erschütternd, wie lange diese Missstände schon bekannt sind. Warum tut die Regierung nichts? Tiertransporte in Drittländer sind wirklich ein großes Problem. Hat jemand von euch Vorschläge, was wir als Bürger tun können?
Das ist eine gute Frage, Claus89! Vielleicht sollten wir mehr Petitionen unterschreiben und Druck auf unsere Politiker ausüben. Es ist höchste Zeit für ein Verbot dieser Transporte!