Integration ist keine Einbahnstraße – und schon gar keine reine Verwaltungsaufgabe. Sie lebt vom Miteinander, vom Dialog und vom Mitmachen. Genau hier kommt das Ehrenamt ins Spiel: Es schafft Begegnung, Vertrauen und Zugehörigkeit. Besonders migrantische Organisationen leisten dabei oft Pionierarbeit – meist ehrenamtlich, oft unter schwierigen Bedingungen, aber mit großem gesellschaftlichem Effekt.
Der Koalitionsvertrag 2025 erkennt diese Arbeit erstmals ausdrücklich an – und stellt Maßnahmen in Aussicht, die über bloße Symbolik hinausgehen. Es geht um Förderung, Gleichstellung und Vernetzung – kurz: um die systematische Stärkung jener, die Integration vor Ort überhaupt erst möglich machen.
Das Wichtigste zusammengefasst: Migrantische Organisationen als Schlüssel zur Teilhabe
Herausforderung | Maßnahme laut Koalitionsvertrag |
---|---|
Fehlende Anerkennung | Anerkennung migrantischer Organisationen als Integrationspartner |
Geringer Zugang zu Förderung | Gezielte finanzielle Unterstützung |
Kaum Austauschstrukturen | Strukturelle Vernetzung mit staatlichen Institutionen |
Dieser Beitrag ist Teil unserer Serie zum Koalitionsvertrag 2025.
➡️ Lesen Sie hier den Überblicksartikel: „Was der Koalitionsvertrag 2025 für das Ehrenamt bedeutet – Überblick & Einordnung“
Migrantische Organisationen – unterschätzte Akteure der Integration
Wer in Deutschland Brücken baut, spricht oft mehr als eine Sprache – und bewegt sich zwischen verschiedenen kulturellen Räumen. Migrantische Organisationen tun genau das: Sie helfen beim Ankommen, begleiten beim Weiterkommen und schaffen Räume für Teilhabe. Doch trotz dieser Schlüsselrolle wurden sie lange Zeit übersehen oder allenfalls als „Zielgruppe“ betrachtet – nicht aber als gestaltende Kraft.
Fehlende Anerkennung
Viele dieser Organisationen arbeiten auf Augenhöhe mit ihren Communities, vermitteln zwischen Kulturen und übernehmen Aufgaben, die staatliche Stellen gar nicht abdecken können – von Sprachcafés über Elternberatung bis hin zu politischen Bildungsangeboten. Dennoch wurden sie bislang kaum als gleichwertige Partner in Integrationsprozesse eingebunden. Ihre Expertise blieb oft ungenutzt.
Förderlücken und strukturelle Hürden
Hinzu kommen finanzielle Schwierigkeiten: Fördermittel waren entweder nicht auf migrantische Organisationen zugeschnitten oder mit so vielen bürokratischen Hürden versehen, dass kleinere Initiativen kaum Zugang fanden. Besonders jene ohne hauptamtliche Strukturen blieben außen vor – trotz hohem Engagement.
Fehlende Netzwerke
Auch der Austausch mit staatlichen Stellen verlief vielerorts zufällig statt strategisch. Es fehlten Strukturen, die den Dialog zwischen migrantischer Selbstorganisation, Politik und Verwaltung systematisch fördern. Das führte zu Parallelwelten – statt zu echter Kooperation.
Diese Herausforderungen sollen nun gezielt angegangen werden. Der nächste Abschnitt beleuchtet, was der Koalitionsvertrag 2025 konkret verspricht.
Was der Koalitionsvertrag 2025 konkret vorsieht
Der Koalitionsvertrag erkennt an, was in der Praxis längst Realität ist: Migrantische Organisationen sind nicht nur Teil der Integrationspolitik – sie gestalten sie aktiv mit. Um dieses Potenzial besser zu nutzen, soll ihre Arbeit systematisch gestärkt werden. Die angekündigten Maßnahmen zielen auf drei zentrale Hebel: Finanzierung, Vernetzung und politische Gleichstellung.
Gezielte finanzielle Förderung
Statt punktueller Projektmittel oder kurzfristiger Aktionen soll es künftig dauerhafte Förderstrukturen geben. Das betrifft vor allem:
- kleinere, ehrenamtlich getragene Organisationen, die bislang durch Raster fallen,
Die Finanzierung soll nicht nur Engagement absichern, sondern auch ermöglichen – unabhängig von Herkunft, Status oder Sprache.
Aufbau verlässlicher Austauschstrukturen
Integration gelingt am besten im gegenseitigen Dialog – und genau hier setzt der Koalitionsvertrag an:
Es sollen neue Vernetzungsformate entstehen, in denen migrantische Organisationen mit Verwaltungen, Bildungsinstitutionen, Vereinen und Politik auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Ziel ist eine dauerhafte Infrastruktur, in der sich Wissen, Ressourcen und Verantwortung verbinden.
Das bedeutet: Weg vom punktuellen Projekt – hin zum kooperativen System.
Anerkennung als gleichwertige Partner
Ein besonders starkes Signal: Migrantische Organisationen sollen offiziell als Partner im Integrationsprozess eingebunden werden. Ihre Expertise aus der Praxis wird nicht mehr nur als Erfahrungswert betrachtet, sondern als strategischer Beitrag.
Das öffnet die Tür zu echten Mitgestaltungsmöglichkeiten – z. B. in Beiräten, Dialogformaten oder bei der Entwicklung staatlicher Integrationsstrategien.
Die Botschaft dahinter: Vielfalt ist keine Herausforderung, sondern Kompetenz.
Integration gestalten – aber nachhaltig und niedrigschwellig
Die im Koalitionsvertrag formulierten Ziele sind ambitioniert – und richtig. Doch damit sie in der Praxis wirken, braucht es mehr als politische Willensbekundungen. Denn viele migrantische Organisationen arbeiten unter prekären Bedingungen, oft rein ehrenamtlich, ohne hauptamtliche Unterstützung oder professionelle Infrastruktur. Umso wichtiger ist, dass die geplanten Maßnahmen auch niedrigschwellig, nachhaltig und fair umgesetzt werden.
Unbürokratischer Zugang zu Fördermitteln
Viele Förderprogramme scheitern nicht an der Idee, sondern an der Umsetzung. Komplizierte Antragsverfahren, sprachlich schwer verständliche Formulare oder fehlende Beratung führen dazu, dass gerade kleinere Organisationen außen vor bleiben.
Die Förderung muss so gestaltet sein, dass sie auch von jenen genutzt werden kann, die keine professionellen Fördermittelmanager:innen beschäftigen. Das bedeutet:
- einfache, mehrsprachige Antragsunterlagen
Förderung darf nicht zur Zusatzbelastung werden – sie soll wirken, nicht abschrecken.
Nachhaltigkeit statt Strohfeuer
Projektförderungen, die nach einem Jahr auslaufen, schaffen selten nachhaltige Strukturen. Was es braucht, ist langfristige Unterstützung, um Netzwerke, Räume und Personal aufbauen und halten zu können.
Nachhaltigkeit bedeutet:
- Planungssicherheit für engagierte Menschen
Nur so können migrantische Organisationen wirklich wachsen – und strukturell wirken.
Qualität sichern – ohne Kontrolle zu blockieren
Qualitätssicherung ist wichtig – aber sie darf nicht zur Gängelung werden. Denn viele Organisationen agieren freiwillig, in der Freizeit, ohne professionelle Leitung. Kontrollmechanismen müssen deshalb verhältnismäßig bleiben und den Charakter der Selbstorganisation respektieren.
Hilfreich sind:
- begleitende Qualifizierungsangebote (z. B. in Vereinsrecht, Projektmanagement)
Was zählt, ist nicht die perfekte Buchhaltung – sondern die Wirkung vor Ort.
Fazit – Vielfalt als Stärke, Ehrenamt als Schlüssel
Deutschland ist längst eine vielfältige Gesellschaft – das Ehrenamt ist der Ort, an dem diese Vielfalt gelebt wird. Migrantische Organisationen sind dabei keine Randakteure, sondern tragende Säulen: Sie begleiten, vermitteln, stärken. Ihre Arbeit fördert Teilhabe, baut Brücken und schafft Gemeinschaft dort, wo der Staat allein nicht hinkommt.
Mit dem Koalitionsvertrag 2025 wird ihre Rolle erstmals auf nationaler Ebene anerkannt – nicht nur rhetorisch, sondern mit konkreten Maßnahmen: Förderung, Vernetzung und politische Einbindung. Damit wird Integration zu etwas, das nicht über Menschen hinweg, sondern mit ihnen gestaltet wird.
Damit dieser Wandel gelingt, braucht es Vertrauen, Ressourcen – und einen echten Kulturwandel in der Zusammenarbeit. Wenn das Ehrenamt als Ort gesellschaftlicher Mitgestaltung verstanden wird, dann ist Integration nicht länger Aufgabe einzelner – sondern gemeinsames Zukunftsprojekt.
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🔎 Weiterführende Informationen
Wenn du tiefer einsteigen möchtest – hier findest du zentrale Quellen und weiterführende Analysen zum Koalitionsvertrag 2025:
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11 Antworten
Ich finde es wichtig, dass Migrantenstimmen gehört werden! Aber wie stellt man sicher, dass diese Stimmen tatsächlich Einfluss haben? Das sollte im Koalitionsvertrag klarer umrissen werden.
Das stimmt! Man muss auch darauf achten, dass diese Stimmen nicht nur gehört werden, sondern auch respektiert.
Die Idee der politischen Gleichstellung für migrantische Organisationen ist spannend! Aber was bedeutet das konkret? Können wir auf konkrete Maßnahmen hoffen?
Ich hoffe sehr darauf! Das könnte ein großer Schritt in die richtige Richtung sein!
Ich finde es super, dass migrantische Organisationen jetzt mehr Anerkennung finden sollen! Was haltet ihr von der Idee einer strukturierten Vernetzung? Könnte das nicht zu mehr Zusammenarbeit führen?
Das könnte echt hilfreich sein! Austausch zwischen verschiedenen Gruppen ist wichtig für Integration.
Es bleibt abzuwarten, ob das alles wirklich so umgesetzt wird wie geplant… Gibt es Beispiele für erfolgreiche Integration durch solche Netzwerke?
Die Idee von dauerhaften Förderstrukturen klingt vielversprechend! Allerdings müssen auch die bürokratischen Hürden abgebaut werden. Wer hat Erfahrungen mit diesen Anträgen gemacht?
Ich habe schon oft Anträge gestellt und kann nur sagen, es ist oft frustrierend. Mehr einfache Antragsverfahren wären wirklich hilfreich!
Ich finde den Ansatz, migrantische Organisationen als Partner zu betrachten, sehr gut. Es ist wichtig, dass ihre Arbeit anerkannt wird. Wie kann man sicherstellen, dass die Fördermittel auch tatsächlich bei den richtigen Leuten ankommen?
Das ist eine wichtige Frage! Vielleicht könnten mehr Transparenz und regelmäßige Berichte helfen? Ich hoffe, dass diese Organisationen die Unterstützung bekommen, die sie verdienen.