Hochbetagte im Krankenhaus: Strukturreformen dringend nötig

Einleitung:

Die demografische Entwicklung in Deutschland stellt die Krankenhäuser vor eine gewaltige Herausforderung: Immer mehr hochaltrige Patientinnen und Patienten müssen mit sinkenden Personalkapazitäten versorgt werden. Der aktuelle Krankenhaus-Report 2025 prognostiziert, dass innovative Ansätze in der ambulanten Versorgung entscheidend zur Entlastung der Kliniken beitragen könnten. Bis zu 1,4 Millionen Krankenhausaufenthalte jährlich ließen sich vermeiden, wenn die Behandlung älterer Menschen strategisch verbessert wird. Experten warnen, dass ohne grundlegende Reformen die medizinische Versorgung dieser besonders vulnerablen Gruppe schnell an ihre Grenzen stößt.

Bremen (VBR).

Die Krankenhäuser in Deutschland stehen vor einer ernsthaften Herausforderung: Während die Zahl der hochaltrigen Patientinnen und Patienten stetig zunimmt, sinkt gleichzeitig das Pflegepersonal. Der aktuelle Krankenhaus-Report 2025, veröffentlicht vom AOK-Bundesverband, verdeutlicht, dass die Kliniken auf diese doppelte demografische Belastung nur unzureichend vorbereitet sind. Der Report thematisiert die Notwendigkeit einer verbesserten ambulanten Versorgung, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden und potenzielle Krankenhausaufenthalte zu vermeiden.

„Insgesamt sehen wir bei diesen Patientinnen und Patienten ein hohes Risiko für Komplikationen, Versorgungslücken oder Brüche in der Versorgung“, betont Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, anlässlich der Veröffentlichung. Der Anteil der über 80-Jährigen an sämtlichen Krankenhausfällen ist von 13 Prozent im Jahr 2005 auf 22 Prozent im Jahr 2023 gestiegen, was die Dringlichkeit der Thematik unterstreicht. Mehrheitlich haben diese älteren Menschen mit mehreren Erkrankungen zu kämpfen, was ihre Versorgung weiter verkompliziert.

Die ökonomischen Implikationen sind ebenfalls alarmierend. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von Patienten über 80 Jahren beträgt 8,1 Tage, fast doppelt so lange wie bei jüngeren Patienten. Aufwendungen von 3.351 Euro für diese Altersgruppe stehen im krassen Gegensatz zu 470 Euro für Personen unter 60 Jahren. Mit dem Eintritt der geburtenstarken Jahrgänge ins Rentenalter warnte Reimann: „Die Herausforderungen durch die Versorgung von Hochaltrigen im Krankenhaus werden in den nächsten Jahren noch wachsen.“

Eine weitere Erkenntnis des Reports sind die erheblichen regionalen Unterschiede bei Krankenhausaufenthalten: In Nordrhein-Westfalen, einem Gebiet mit besonders hoher Krankenhausdichte, wurden 68 Krankenhaus-Aufenthalte je 100 Einwohner im Jahr 2023 gezählt, während in Baden-Württemberg nur 50 Fälle verzeichnet wurden. „Überspitzt könnte man sagen: Wo es besonders viele Krankenhäuser gibt, landen auch besonders viele Hochbetagte in der Klinik“, erklärt Dr. David Scheller-Kreinsen, stellvertretender WIdO-Geschäftsführer.

Um die Kliniken vor Überlastung und steigenden Kosten zu bewahren, schlagen die Autoren des Reports vor, die stationäre Behandlung auf echte Notfälle zu beschränken. „Wir müssen dafür sorgen, dass nur die Menschen im Krankenhaus behandelt werden, deren stationäre Behandlung nicht vermieden werden kann“, so Scheller-Kreinsen. Eine Stärkung der ambulanten Versorgung ist aus ärztlicher und ökonomischer Sicht ein naheliegender Schritt.

Eine Analyse des WIdO zeigt, dass im Jahr 2022 mit einer optimierten ambulanten Versorgung 1,4 Millionen Krankenhausaufenthalte hätten vermieden werden können. Diese Fälle betreffen vor allem Patienten mit Erkrankungen wie Herzinsuffizienz oder Diabetes, die idealerweise in der Praxis oder zu Hause behandelt werden sollten. Ein besonders großes Einsparpotenzial ist in Bayern mit 295 Fällen je 1.000 Pflegebedürftige zu verzeichnen, während Bremen mit 203 Fällen an der Spitze steht.

„Bis zum Jahr 2050 wird die Anzahl der Hochaltrigen um mehr als 50 Prozent anwachsen“, warnt Reimann. Um die Gefahr einer Überlastung der Kliniken und einer Überdehnung der finanziellen Mittel der gesetzlichen Krankenversicherung abzuwenden, sind grundsätzliche Strukturreformen nötig. Der Report thematisiert ferner die Notwendigkeit sektorenübergreifender Versorgungsstrukturen, die mit der Krankenhausreform geschaffen werden sollen. Diese Einrichtungen sollten jedoch, so Reimann, nur im Ausnahmefall stationäre Leistungen erbringen und ihren Fokus klar auf der ambulanten Versorgung liegen.

Um von anderen europäischen Ländern zu lernen, verweist Professor Dr. Clemens Becker auf Dänemark und die Niederlande, die bereits ihre Systeme erfolgreich auf die demografischen Herausforderungen eingestellt haben. Ein Umdenken ist auch in Deutschland notwendig: „Wir müssen runter mit den Ausgaben für Arzneimittel und die stationäre Versorgung und stattdessen mehr in die Allgemeinmedizin und die Prävention investieren“, fordert Becker.

Der Krankenhaus-Report 2025 bietet auf über 500 Seiten eine umfassende Analyse der Situation hochaltriger Patienten und beleuchtet sowohl gegenwärtige als auch zukünftige Versorgungsbedarfe. Die darin enthaltenen Daten und Fakten sind nicht nur für Fachleute von Interesse. Sie geben ebenso einen wertvollen Einblick in die Herausforderungen, denen sich das deutsche Gesundheitssystem in den kommenden Jahren stellen muss.


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Herausforderungen und Lösungen bei der Versorgung Hochaltriger in Deutschland

Die demografische Entwicklung in Deutschland, geprägt durch eine steigende Lebenserwartung und sinkende Geburtenzahlen, bringt bedeutende Herausforderungen für das Gesundheitssystem mit sich. Der Krankenhaus-Report 2025 weist darauf hin, dass die Anzahl der Menschen über 80 Jahre in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird, während die Ressourcen im Gesundheitsbereich, insbesondere das Personal, tendenziell knapper werden. Diese Herausforderung ist nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ: Hochaltrige Patientinnen und Patienten leiden häufig unter komplexen Multimorbiditäten, die eine umfassende und spezialisierte Versorgung erfordern.

Die Prognosen der AOK deuten darauf hin, dass eine Verbesserung der ambulanten Versorgung maßgeblich dazu beitragen könnte, rund 1,4 Millionen Krankenhaus-Aufenthalte jährlich zu vermeiden. Diese Zahlen verdeutlichen die Notwendigkeit, den Fokus von stationären Behandlungen hin zu einer effektiveren ambulanten Pflege und Nachsorge zu verlagern. Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern, wie Dänemark und den Niederlanden, können in diesem Kontext wertvolle Impulse geben. Diese Länder haben bereits signifikante Reformen implementiert, um die Versorgung von Hochaltrigen durch verstärkte präventive Maßnahmen zu optimieren.

Besonders alarmierend ist der stark ansteigende Anteil von hochaltrigen Patienten, die alleine im Jahr 2023 bereits 22 Prozent der Krankenhausaufenthalte ausmachten. Diese Zahl zeigt nicht nur den demografischen Wandel auf, sondern auch, dass viele Kliniken oftmals nicht über die Infrastruktur und das Personal verfügen, um die speziellen Bedürfnisse dieser Patientengruppe angemessen zu adressieren. Das Risiko für Komplikationen und Versorgungsengpässe ist hierbei besonders hoch.

Die ökonomischen Implikationen dieser Entwicklung sind erheblich. Die durchschnittliche Krankenhaus-Verweildauer bei über 80-Jährigen liegt bei 8,1 Tagen, fast doppelt so lang wie bei jüngeren Patientinnen und Patienten. Dies führt zu einer Verdopplung der durchschnittlichen Kosten pro Aufenthalt im Vergleich zur jüngeren Bevölkerung. Ohne dringende Reformen und einen klaren strategischen Fokus auf die Ambulantisierung der Versorgung wird das deutsche Gesundheitssystem unter der wachsenden Last der Hochaltrigen zusammenbrechen.

Ein weiterer Aspekt, der immer mehr in den Fokus rückt, ist die Rolle der digitalen Gesundheitsversorgung. Neue Technologien und digitale Lösungen könnten nicht nur dazu beitragen, die Kommunikation und Koordination zwischen verschiedenen Versorgungsbereichen zu verbessern, sondern auch den Zugang zu spezialisierten Dienstleistungen für hochaltrige Menschen erheblich erleichtern. So könnte etwa die Implementierung von Telemedizin eine schnelle und effiziente Behandlung im häuslichen Umfeld ermöglichen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Herausforderungen in der Krankenhausversorgung hochaltriger Menschen bereits auf dem Tisch liegen. Der Krankenhaus-Report 2025 liefert wertvolle Einblicke und Handlungsempfehlungen, die für eine qualitative Verbesserung der Versorgungsstrukturen dringend erforderlich sind. Entscheidend wird sein, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, bevor die Situation weiter eskaliert. Nur durch eine umfassende Reform einer zunehmend sektorenübergreifenden Versorgungslandschaft kann die Gesundheitspolitik den Bedürfnissen dieser vulnerablen Patientengruppe gerecht werden.


Weiterführende Informationen auf Wikipedia

  1. Demografischer Wandel
  2. Geriatrie
  3. Krankenhausaufenthalt
  4. Pflegebedürftigkeit
  5. Polypharmazie

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7 Antworten

  1. . Es ist bedenklich, dass viele ältere Menschen alleine im Krankenhaus landen müssen. Wir müssen als Gesellschaft darüber diskutieren und Lösungen finden.

  2. Eine stärkere Fokussierung auf die ambulante Versorgung ist sicher notwendig! Aber wie können wir sicherstellen, dass die Qualität der Pflege nicht leidet? Fragen über Fragen.

    1. Genau das denke ich auch! Wenn wir nur die Notfälle ins Krankenhaus schicken, was passiert dann mit den anderen Patienten? Gibt es genug Ressourcen für sie?

    2. . Ich stimme zu und finde es wichtig, dass alle Stimmen gehört werden! Wir sollten mehr über Prävention sprechen und auch über mögliche Lösungen.

  3. Die Zahlen sind alarmierend! Ich frage mich, wie andere Länder das Problem angegangen sind. Gibt es spezifische Modelle aus Dänemark oder den Niederlanden, die wir übernehmen könnten?

    1. Das wäre wirklich interessant zu wissen. Vielleicht sollten wir uns auch mehr mit der digitalen Gesundheitsversorgung beschäftigen. Hat jemand Erfahrungen damit?

  4. Ich finde den Artikel sehr informativ. Es ist erschreckend zu sehen, wie sich die Situation in den Krankenhäusern entwickelt. Was können wir tun, um die ambulante Versorgung zu verbessern?

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