Neue Studie zur Flächenversiegelung: Warum Stadtbegrünung in deutschen Städten jetzt überlebenswichtig ist

Eine aktuelle Untersuchung der Deutschen Umwelthilfe zeigt, dass in 190 deutschen Städten täglich über 50 Hektar Fläche versiegelt werden und 24 Städte deshalb eine „Rote Karte“ für akuten Grünmangel erhielten. DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz fordert einen sofortigen Stopp der Flächenversiegelung bis 2035 und verbindliche Grünflächenquoten, um Hitzebelastungen einzudämmen. Studien belegen, dass baumbestandene Flächen gegenüber baumlosen Grünarealen einen zwei- bis viermal höheren Kühleffekt erzielen und so entscheidend zur Klimaanpassung beitragen.
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Inhaltsübersicht

– Hitze-Check: 190 Städte analysiert, 24 Rote Karte für hohe Versiegelungsraten und wenig Grünvolumen.
– DUH fordert Stopp der Flächenversiegelung bis 2035 und verbindliche Grünanteile in Städten.
– Täglich werden in Deutschland über 50 Hektar Fläche versiegelt, ungefähr Fläche Hannovers.

Alarmierende Zunahme der Flächenversiegelung in deutschen Städten

Neue Daten zeigen eine alarmierende Entwicklung in deutschen Städten: Die Versiegelung von Flächen nimmt weiterhin drastisch zu. Eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung, der Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe (DUH), analysierte 190 Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern und offenbarte klare Defizite bei der städtischen Begrünung, die unzureichend vor den steigenden Temperaturen durch die Klimakrise schützt. Die Ergebnisse machen deutlich, wie stark viele Stadtgebiete vom schwerwiegenden Problem der Flächenversiegelung betroffen sind.

Insgesamt erhielten 24 Städte eine Rote Karte, darunter Ludwigshafen, Heilbronn und Regensburg. Diese Kommunen sind besonders stark versiegelt und weisen gleichzeitig ein geringes Grünvolumen auf. Städte wie Sindelfingen und Kaiserslautern schnitten etwas besser ab, doch auch sie sind mit einer Gelben Karte gekennzeichnet, da sie trotz erheblicher Versiegelung über ein gewisses Maß an Grünflächen verfügen. Als positive Beispiele gelten Detmold, Ratingen und Potsdam, die mit dem besten Mix aus niedrigen Versiegelungsraten und hohem Grünvolumen eine Grüne Karte erhielten.

Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH, warnte eindringlich vor den Konsequenzen dieser Entwicklung. Sie fordert von der Bundesregierung einen Stopp der Flächenversiegelung bis 2035 und die Einführung verbindlicher Grünanteile in den Städten. Metz bringt die Sache auf den Punkt: „Der Rollrasen kann mit dem alten Baumbestand nicht mithalten“. Der Trend zu mehr Beton und weniger Grün ist alarmierend. „Unsere Städte entwickeln sich zu Hitze-Höllen“, so Metz weiter.

Die Studienergebnisse belegen, dass in Deutschland täglich über 50 Hektar Fläche für Siedlungen und Verkehr versiegelt werden – das entspricht jährlich der Fläche von Hannover. Besonders kritisch ist der Verlust großer Bäume, die einen hohen Kühleffekt bieten. Baumlose Grünflächen weisen laut Studie einen zwei- bis viermal geringeren Kühlungseffekt auf als baumbestandene Flächen, was das Problem der zunehmenden Hitze in urbanen Räumen zusätzlich verschärft.

Der gesundheitsbezogene Blick auf die Stadtgestaltung kommt ebenfalls nicht zu kurz. Frank Winkler vom GKV-Bündnis für Gesundheit Baden-Württemberg unterstreicht: „Menschen brauchen Erholungsorte in ihrem engsten Lebensumfeld.“ Als positives Beispiel wird das Projekt „Gesund unterwegs im Stadtquartier“ in Mannheim und Singen genannt, das zeigt, wie Schulhöfe und angrenzende Stadtviertel gesundheitsfördernd gestaltet werden können. Der Ansatz setzt zudem auf die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen, ganz im Sinne des WHO-Ansatzes „Health in all policies“.

Ein zentrales Hindernis bei der Umsetzung notwendiger Maßnahmen ist die uneinheitliche Datenerhebung durch die Bundesländer, wie Sascha Gey von der Luftbild Umwelt Planung GmbH erklärt. Hier bieten Satellitendaten eine zugängliche und kosteneffiziente Methode, um umfassende Analysen zu ermöglichen – von der Bilanzierung der Versiegelung bis zur Messung von Oberflächentemperaturen. Die Methode des Hitze-Checks kombiniert die Betrachtung von Flächenversiegelung und Grünvolumen. So erhalten Städte mit mehr als 50 Prozent versiegelter Fläche eine Rote Karte, bei 45 bis 50 Prozent gibt es eine Gelbe Karte, und unter 45 Prozent wird eine Grüne Karte vergeben. Die klimaregulierende Wirkung der städtischen Grünflächen wird dabei durch das Grünvolumen gemessen, das in Kubikmeter pro Quadratmeter angegeben wird.

Vor diesem Hintergrund steht Deutschland vor einer kritischen Herausforderung, die unmittelbar entschlossene Maßnahmen erfordert, um die Städte nicht nur lebenswerter zu gestalten, sondern sie zugleich widerstandsfähiger gegenüber den Folgen des Klimawandels zu machen.

Klimakrise in deutschen Städten: Warum Grünflächen jetzt lebenswichtig sind

Die zunehmende Versiegelung urbaner Räume erhöht die Verletzlichkeit unserer Städte gegenüber Hitzeperioden und den Auswirkungen des Klimawandels deutlich. Immer mehr befestigte Flächen speichern und reflektieren Wärme, was den städtischen Temperaturanstieg verstärkt und gesundheitliche Risiken besonders für ältere Menschen, Kinder und einkommensschwache Bevölkerungsschichten verschärft. Gleichzeitig zeigen wissenschaftliche Studien, wie essenziell Stadtgrün für das städtische Klima, die Lebensqualität und die körperliche wie psychische Gesundheit ist. Das Recht auf Erholung in der Stadt setzt voraus, dass öffentliche Grünflächen ausgebaut und erhalten werden. Angesichts bundesweiter Entwicklungen steht die Stadtentwicklung an einem Wendepunkt: Es geht darum, Flächenentsiegelung mit nachhaltiger Planung zu verbinden, um Städte widerstandsfähiger zu machen.

Stadtklima im Wandel: Herausforderungen und Chancen

Die Urbanisierung hat vielerorts zu einer drastischen Veränderung der Oberfläche geführt, die natürliche Vegetation und Böden durch Asphalt und Beton verdrängt hat. Diese Versiegelung ist ein zentraler Faktor für das sogenannte „städtische Wärmeinselphänomen“: Städte heizen sich stärker auf als ihr Umland. Dadurch steigt die Hitzebelastung, die nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die öffentliche Gesundheit bedroht. Studien belegen, dass urbane Grünflächen einen wirksamen Hitzeschutz bieten, indem sie Schatten spenden, Verdunstungskälte erzeugen und die Luftqualität verbessern. Schon wenige Bäume oder begrünte Dächer können das Mikroklima positiv beeinflussen und somit die Folgen des Klimawandels abmildern.

Wie hitzeresiliente Städte Zukunft sichern

Die Integration von Stadtgrün ist keine reine Umweltfrage, sondern ein soziales und gesundheitspolitisches Anliegen. Unterschiedliche Bevölkerungsgruppen erleben Hitze nicht gleichartig, weshalb eine gerechte Verteilung von Grün- und Erholungsangeboten in der Stadtplanung unabdingbar ist. Stadtgrün bietet gleich mehrere Vorteile:

  • Kühlung der Umgebungsluft durch Beschattung und Verdunstung
  • Verbesserung der Luftqualität durch Schadstoffbindung und Sauerstoffproduktion
  • Förderung der körperlichen und psychischen Gesundheit durch Erholungsräume
  • Erhöhung der Biodiversität in urbanen Gebieten
  • Unterstützung des Wassermanagements und der Regenrückhaltung

Internationalen Diskussionen zufolge sind grüne, nachhaltige Stadtentwicklungen ein Schlüssel zur Anpassung an die Klimakrise. Kommunen und politische Entscheidungsträger sind gefordert, Grünflächen nicht nur zu erhalten, sondern gezielt zu erweitern und multifunktional zu gestalten. Dies erfordert koordinierte Strategien, die sowohl den Schutz vor Hitze als auch die Förderung von Lebensqualität und sozialer Gerechtigkeit umfassen.

Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass Städte mit intelligentem Grünmanagement und einer konsequenten Verringerung versiegelter Flächen bessere Chancen haben, den Herausforderungen des Klimawandels zu trotzen und die Lebensbedingungen für alle Bürgerinnen und Bürger nachhaltig zu verbessern.


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Zu viel Grau, zu wenig Grün: Viele deutsche Städte fallen durch im ersten …

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8 Antworten

  1. Wenn man nur aufbauen ohne plan macht, dan bekommt man Hitze-Höllen, wie es im artikel steht. Da muss die Regierung was tun.

  2. Es ist nicht gut für die gesundheit, wenn zu viel versiegelt wird. Kinder brauchen grün für spielplatz und frische luft.

  3. Das ist ja schlimm, dass unsere Städte immer mehr beton werden. Wir brauchen mehr Bäume und weniger gebäude!

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