– Hightech-Agenda Deutschland soll strukturellen Neustart der Forschungsförderung bringen
– Chemische Technologien müssen stärker für Innovationen wie Energiewende berücksichtigt werden
– Deutschland fällt in internationalen Innovationsrankings weiter zurück
Hightech-Agenda: Chemieindustrie fordert Taten statt Worte
Mit dem Startschuss zur Hightech-Agenda Deutschland (HTAD) am 29. Oktober 2025 sieht die chemisch-pharmazeutische Industrie eine historische Chance – verbunden mit klaren Erwartungen an die Politik. Ulrike Zimmer, Bereichsleiterin Wissenschaft, Technik und Umwelt im Verband der Chemischen Industrie (VCI), betont: "Diese Agenda bietet eine Riesenchance für den dringend benötigten strukturellen Neustart im heimischen Forschungsförder- und Transfersystem. Denn Deutschland fällt im internationalen Innovationsranking weiter zurück. Statt Showtime brauchen wir aber konsequentes, praxisnahes Handeln bei der Umsetzung der Agenda."
Die VCI-Expertin unterstreicht die Dringlichkeit: "Jetzt gilt es, den Technologietransfer von der Forschung zur Praxis konsequent voranzutreiben und verlorenen Boden zurückzugewinnen, auch um für Deutschland technologische Souveränität zu erhalten." Als entscheidende Voraussetzung nennt Zimmer: "Dieser Transfer gelingt jedoch nur, wenn die Ressorts besser zusammenarbeiten."
Die Forderungen kommen von einer Schlüsselbranche: Mit einem jährlichen Forschungsbudget von mehr als 16 Milliarden Euro* belegt die chemisch-pharmazeutische Industrie zu diesem Zeitpunkt einen der vorderen Plätze unter den forschungsstärksten Branchen. Der VCI vertritt als Europas größter Chemie- und Pharmaverband mit 23 Fach- und 7 Landesverbänden die Interessen von rund 2.300 Unternehmen. Die Branche erzielte 240 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2024* und beschäftigt mehr als 560.000 Menschen in Deutschland***.
Presseinformation vom 29. Oktober 2025
Wo die Hightech-Agenda ihre Schwerpunkte setzt
Die Hightech-Agenda Deutschland strukturiert ihre Innovationsförderung entlang klarer thematischer Linien. Sie konzentriert sich auf Schlüsseltechnologien, darunter Biotechnologie, Klimaneutralität und Quantentechnologien*. Diese Fokussierung soll Ressourcen bündeln und Entwicklungsschwerpunkte für den Standort Deutschland definieren. Die Biotechnologie gilt dabei als Treiber für medizinische und industrielle Innovationen, während die Klimaneutralitätstechnologien Lösungen für eine emissionsfreie Wirtschaft versprechen. Quantentechnologien eröffnen Potenziale für hochsichere Kommunikation und neuartige Rechenleistungen.
Kerntechnologien der HTAD
Neben den genannten Bereichen umfasst der Katalog der Schlüsseltechnologien weitere Zukunftsfelder, die für die technologische Souveränität Deutschlands als entscheidend eingestuft werden. Die Auswahl spiegelt globale technologische Trends wider und zielt darauf ab, deutsche Kompetenzen in diesen Bereichen systematisch zu stärken. Die parallele Adressierung strategischer Forschungsfelder gewährleistet, dass nicht nur einzelne Technologien, sondern auch übergreifende wissenschaftliche Fragestellungen gefördert werden.
360‑Grad‑Monitoring und Flaggschiff‑Initiativen
Für die Umsetzung der HTAD ist ein Hightech-Monitoring vorgesehen, das Fortschritte sichtbar machen und eine datengetriebene Innovationspolitik ermöglichen soll*. Dieser Ansatz schafft Transparenz über die Wirkung der Förderung und erlaubt es, politische Maßnahmen evidenzbasiert nachzusteuern. Durch kontinuierliche Datenerhebung und Analyse können Erfolge frühzeitig identifiziert und Schwachstellen im Innovationssystem erkannt werden. Das Monitoring bildet damit die Grundlage, um die strategische Ausrichtung der Hightech-Agenda langfristig zu validieren und anzupassen.
Industrieanforderungen: Transfer, Priorisierung, Budgetfragen
Aus Sicht von Industrie und Forschungseinrichtungen zeigt die Hightech-Agenda Deutschland zwar richtungsweisende Ansätze, doch bleiben zentrale Forderungen zur konkreten Umsetzung. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) betont die Notwendigkeit effektiverer Instrumente für Wissens- und Technologietransfer sowie systematischer Priorisierung, äußert sich zur Budgetierung jedoch weiterhin kritisch (Stand: 22. August 2025). Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) unterstreicht die Bedeutung eines schnellen Wissens- und Technologietransfers als Wettbewerbsfaktor und plädiert für harmonisierte Zusammenarbeit mit internationalen Technologiepartnern (Stand: 2025).
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) fordert eine leistungsfähige Forschungsinfrastruktur, stärkere Vernetzung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft sowie Bürokratieabbau im Innovationsprozess (Stand: Juli 2025)*. Diese Positionen verdeutlichen den Bedarf an praxisnahen Lösungen, die über politische Ankündigungen hinausgehen.
Die Kernforderungen der Industrie lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Effektivere Instrumente für Wissens- und Technologietransfer
- Klare Flaggschiff‑Initiativen mit Zeitplänen und Monitoring
- Systematische Priorisierung und Transparenz bei Budgetentscheidungen
Diese Punkte bilden die Basis für konstruktive Kritik an der HTAD und zeigen gleichzeitig Wege auf, wie die Agenda zu einem wirksameren Innovationsmotor für den Standort Deutschland werden könnte.
Wie die Hightech-Agenda unseren Alltag verändert
Die Hightech-Agenda Deutschland konzentriert sich gezielt auf Schlüsseltechnologien, die unser tägliches Leben unmittelbar beeinflussen werden. Biotechnologie, Klimaneutralität und Quantentechnologien stehen dabei im Mittelpunkt.* Diese Fokussierung ist kein Selbstzweck, sondern zielt darauf ab, konkrete Lösungen für die großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit zu entwickeln.
Im Bereich Klimaschutz könnten neue Technologien dazu beitragen, unsere Energieversorgung sicherer und nachhaltiger zu gestalten. Innovative Verfahren zur CO₂-Abscheidung und -Nutzung oder effizientere Speichertechnologien für erneuerbare Energien wären denkbare Anwendungen. In der Medizintechnik versprechen biotechnologische Entwicklungen personalisierte Therapien und verbesserte Diagnoseverfahren, die die Gesundheitsversorgung direkt vor Ort in den Krankenhäusern und Arztpraxen verbessern.
Die internationale Vernetzung und eine hohe Transfergeschwindigkeit sind dabei entscheidend, wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt 2025 betont.* Nur durch eine schnelle Überführung von Forschungsergebnissen in marktfähige Produkte und Dienstleistungen lassen sich Chancen im globalen Wettbewerb nutzen.
Für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet ein funktionierender Technologietransfer konkret: bezahlbare Medikamente, nachhaltige Konsumgüter und stabile Energiepreise. Die gezielte Förderung von Digitaltechnologien und Kreislaufwirtschaft durch die Hightech-Agenda kann dazu beitragen, Lieferketten resilienter zu machen und Versorgungssicherheit auch in Krisenzeiten zu gewährleisten. Letztlich geht es darum, dass Innovationen nicht im Labor verbleiben, sondern ihren Weg in den Alltag der Menschen finden – ob durch energieeffizientere Haushaltsgeräte, smarte Mobilitätslösungen oder nachhaltigere Verpackungen.
Worauf es in den kommenden Monaten ankommt
Die Hightech-Agenda Deutschland steht vor ihrer entscheidenden Phase – der Umsetzung. Zwei konkrete Beobachtungspunkte werden zeigen, ob aus der Strategie tatsächlich Praxis wird. Erstens: Die Einrichtung und Transparenz des 360-Grad-Hightech-Monitorings (Stand: Herbst 2025). Entscheidend wird sein, ob die Bundesregierung messbare Ziele und verbindliche Zeitpläne veröffentlicht, die eine echte Wirkungskontrolle ermöglichen. Zweitens: Das Follow-up zu Flaggschiff-Initiativen und die Klärung der Budgetfragen (Stand: 22. August 2025). Hier bleibt abzuwarten, ob die Regierung auf die Kritik an der Finanzausstattung und die Forderungen nach besserem Technologietransfer reagiert.
Die Frage für die nächsten sechs bis zwölf Monate lautet: Welche konkreten Maßnahmen beweisen, dass die Hightech-Agenda Deutschland mehr ist als ein weiteres Strategiepapier?
Dieser Beitrag basiert auf Informationen und Aussagen aus einer Pressemitteilung des Verbands der Chemischen Industrie (VCI).
Weiterführende Quellen:
- „Die Hightech-Agenda Deutschland (HTAD) konzentriert sich zunächst auf sechs Schlüsseltechnologien, darunter Biotechnologie, Klimaneutralität und Quantentechnologien, und adressiert parallel fünf strategische Forschungsfelder (Stand: 30. Juli 2025).“ – Quelle: https://www.dihk.de/de/aktuelles-und-presse/tdw/hightech-agenda-deutschland-ein-neuer-innovationsmotor-fuer-den-standort–135210
- „Für die Umsetzung der HTAD ist ein 360-Grad-Hightech-Monitoring vorgesehen, das Fortschritte sichtbar machen und eine datengetriebene Innovationspolitik ermöglichen soll (Stand: Herbst 2025).“ – Quelle: https://www.isi.fraunhofer.de/de/blog/2025/hightech-agenda-wirkungsorientierung.html
- „Die HTAD soll Flaggschiff-Initiativen mit klaren Zeitplänen und Monitoring für jede Schlüsseltechnologie etablieren; die Industrie fordert effektivere Instrumente für Wissens- und Technologietransfer sowie eine systematische Priorisierung, bleibt aber bei der Budgetierung bisher kritisch (Stand: 22. August 2025).“ – Quelle: https://www.vci.de/ergaenzende-downloads/vci-detailstellungnahme-zur-hightech-agenda-d-final-250822.pdf
- „Der Chemie- und Pharmabranche wird bei der Entwicklung zukunftsweisender Technologien wie Biotechnologie, datengetriebener Gesundheitsforschung, Kreislaufwirtschaft und CO2-Management eine zentrale Bedeutung zugeschrieben (Stand: 22. August 2025).“ – Quelle: https://www.vci.de/ergaenzende-downloads/vci-detailstellungnahme-zur-hightech-agenda-d-final-250822.pdf
- „Die HTAD setzt auf einen schnellen Wissens- und Technologietransfer als Wettbewerbsfaktor und fördert die Verbindung deutscher mit europäischer und internationaler Innovationspolitik, beispielsweise durch harmonisierte Zusammenarbeit mit ausländischen Technologiepartnern (Stand: 2025).“ – Quelle: https://www.dlr.de/de/forschung-und-transfer/themen/beitrag-des-dlr-zur-hightech-agenda-deutschland
- „Die Bundesregierung fordert eine leistungsfähige Forschungsinfrastruktur, stärkere Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft sowie Bürokratieabbau im Innovationsprozess, unterstrichen durch die Erwartung, dass Innovationen vor allem aus Unternehmen entstehen (Stand: Juli 2025).“ – Quelle: https://www.dihk.de/de/aktuelles-und-presse/tdw/hightech-agenda-deutschland-ein-neuer-innovationsmotor-fuer-den-standort–135210
7 Antworten
‚Es klingt alles gut und schön mit der Hightech-Agenda, aber ich frage mich: Wie wird der Fortschritt gemessen? Gibt es bereits Beispiele aus anderen Ländern, von denen wir lernen können?
Die Budgetfragen sind echt kritisch und sollten priorisiert werden! Ich hoffe, dass die Regierung auch in diese Richtung denkt. Welche anderen Lösungen könnten wir in Betracht ziehen?
‚Klarer Fokus ist wichtig aber ich mache mir sorgen um fehlende Transparenz in der Budgetvergabe. Wie können wir sicherstellen, dass das Geld effektiv eingesetzt wird? Irgendwelche Vorschläge?
Die Fokussierung auf Biotechnologie und Klimaneutralität ist wichtig! Aber ich mache mir Sorgen, ob wir das schnell genug umsetzen können. Gibt es Pläne für eine öffentliche Diskussion über diese Themen?
Ich stimme Brigitte zu! Es braucht mehr Austausch zwischen Wissenschaft und Industrie. Wer könnte hier als Vermittler fungieren? Vielleicht eine Plattform für den Dialog?
Es ist klar, dass Deutschland im internationalen Ranking zurückfällt. Ich frage mich, ob die Hightech-Agenda genug Druck auf die Regierung ausüben kann, um wirklich etwas zu verändern. Wo sind die konkreten Schritte?
Ich finde den Ansatz der Hightech-Agenda wirklich interessant, vor allem wie die Chemieindustrie betont, dass wir mehr Innovationen brauchen. Aber wie genau soll die Zusammenarbeit zwischen den Ressorts aussehen? Hat jemand dazu Ideen?