– Arbeitstagung des Hartmannbundes in Ulm diskutierte Gesundheitsversorgung der Zukunft
– Zentrale Forderungen: Resilienz, Digitalisierung und Nachwuchsförderung im System
– Abbau von Bürokratie und mehr ärztliche Entscheidungsfreiheit als Kernanliegen
Gesundheitsversorgung weiterdenken: Hartmannbund setzt auf Resilienz, Digitalisierung und Nachwuchsförderung
Drei Tage lang diskutierten Ärztinnen und Ärzte, Studierende sowie Vertreter aus Politik und Wissenschaft bei der Arbeitstagung Süd-West des Hartmannbundes in Ulm über die Zukunft der Gesundheitsversorgung. Die Teilnehmer entwickelten konkrete Forderungen an Politik und Selbstverwaltung, um das Gesundheitssystem krisenfester, digitaler und attraktiver für den Nachwuchs zu gestalten.
Die Tagung brachte klare Positionen und Forderungen hervor, die in folgenden Originalzitaten zusammengefasst sind:
- "Im Saarland verfügen wir über führende Expertise in KI und Medizintechnologie – nutzen wir sie, um Versorgung spürbar zu verbessern."*
- "Eine moderne Versorgung gelingt nur, wenn alle Gesundheitsberufe digitale Kompetenzen gemeinsam weiterentwickeln können."*
- "Wir müssen Partikularinteressen überwinden und sektorübergreifende Kooperation als Kern ärztlicher Verantwortung begreifen."*
- "Wir sind die Stimme aller Ärztinnen und Ärzte und müssen gerade in Zeiten des Umbruchs die gemeinsamen Interessen geschlossen nach außen vertreten."*
- "Versorgung gelingt dort, wo Menschen Verantwortung übernehmen – in Praxen, Krankenhäusern, Regionen. Wir brauchen Entscheidungen, die genau dort den Unterschied machen."*
- "Wer die ambulante Versorgung stärkt, stärkt das gesamte System."*
- "Wir brauchen mehr ärztliche Zeit, weniger Verwaltung und eine Kultur, die Vertrauen stärkt."*
- "Wer Versorgung umbaut, braucht Offenheit, Beteiligung und klare Finanzierungszusagen."*
- "Wenn Dokumentation kein Selbstzweck ist, wird Digitalisierung endlich sinnvoll."*
- "Ein Stromausfall im falschen Moment ist kein technischer Defekt, sondern ein medizinisches Ereignis."*
- "Wir brauchen frühe Beteiligung, wenn wir später Verantwortung tragen sollen."*
- "Wir verlieren Talente, wenn wir eine Arbeitskultur beibehalten, die Motivation erschöpft statt entfaltet."*
- "Kinder brauchen spezialisierte Versorgung – und dafür brauchen wir Menschen, die sich langfristig für das Fach begeistern."*
- "Delegation ist keine Abgabe von Arbeit, sondern geteilte Verantwortung."*
- "Wir Ärztinnen und Ärzte wollen Verantwortung übernehmen, für unsere Patientinnen und Patienten und für die Weiterentwicklung unseres Gesundheitssystems. Aber wir brauchen politische Entscheidungen, die uns das auch ermöglichen. Die Gesundheitsversorgung in Deutschland muss widerstandsfähiger, moderner und menschlicher werden. In Ulm haben wir dafür einen wichtigen Grundstein gelegt."*
Digitalisierung und Resilienz: Wie Forschung und Politik die Versorgung stärken
Die Diskussion um widerstandsfähige Gesundheitsstrukturen gewinnt angesichts zunehmender Herausforderungen an Bedeutung. Während politische Initiativen die digitale Transformation vorantreiben, untersuchen Forschungsprojekte konkret, wie Kliniken und Praxen für Krisenfälle gewappnet sein können. Beide Ansätze verfolgen dasselbe Ziel: eine patientennahe Versorgung, die auch unter erschwerten Bedingungen funktioniert.
ePA-Änderungen und Folgen
Ab dem 15. Januar 2025 wird die elektronische Patientenakte (ePA) zu einer Opt-Out-Anwendung, wodurch die Bereitstellung und Nutzung vereinfacht wird (Stand: 2025)*. Diese Umstellung bedeutet, dass Versicherte automatisch eine ePA erhalten, sofern sie nicht aktiv widersprechen. Die Neuregelung soll die Akzeptanz und Verbreitung der digitalen Akte erhöhen, indem sie den Zugang für Patienten und Ärzte erleichtert. Gleichzeitig wirft die automatische Einrichtung datenschutzrechtliche Fragen auf und erfordert transparente Information der Versicherten über ihre Rechte.
Forschung zur digitalen Resilienz von Kliniken
Ein Forschungsprojekt untersucht die digitale Resilienz von Krankenhäusern in Sachsen, um deren Fähigkeit zur Bewältigung von Krisen zu verbessern*. Die Wissenschaftler analysieren, wie Kliniken ihre digitalen Systeme gegen Ausfälle absichern und Notfallpläne für IT-Störungen entwickeln können. Diese Forschung liefert wichtige Erkenntnisse darüber, welche technischen und organisatorischen Voraussetzungen nötig sind, um die medizinische Versorgung auch bei Cyberangriffen oder Systemausfällen aufrechtzuerhalten.
Wie Resilienz und Digitalisierung den Praxisalltag verändern
Die Diskussionen der Arbeitstagung zeigen deutlich: Die geforderten Veränderungen wirken sich unmittelbar auf die Versorgungssituation und den Berufsalltag aus. Digitalisierung bedeutet für Patientinnen und Patienten kürzere Wartezeiten und bessere Erreichbarkeit ihrer Ärzteschaft. Wenn digitale Prozesse administrative Abläufe vereinfachen, bleibt mehr Zeit für das eigentliche Gespräch und die medizinische Behandlung. Die in Ulm thematisierte digitale Handlungskompetenz könnte dazu führen, dass Behandlungsdaten schneller verfügbar werden und Doppeluntersuchungen entfallen.
Für Beschäftigte im Gesundheitswesen verspricht die konsequente Digitalisierung spürbare Erleichterungen im Arbeitsalltag. Statt stundenlanger Dokumentation könnten sie sich wieder stärker auf ihre medizinischen Kernaufgaben konzentrieren. Die geforderte Resilienz sorgt dafür, dass Praxen und Kliniken auch in Krisenzeiten handlungsfähig bleiben – was sowohl für das Behandlungsteam als auch für Patientinnen und Patienten Sicherheit schafft.
Die stärkere Nachwuchsbindung wirkt sich langfristig auf die Versorgungsqualität aus. Wenn junge Ärztinnen und Ärzte früher Verantwortung übernehmen und ihre Ideen einbringen können, entstehen innovative Versorgungskonzepte. Die in Ulm diskutierte interprofessionelle Teamarbeit mit klaren Kompetenzprofilen ermöglicht es allen Berufsgruppen, ihr Wissen optimal einzubringen – zum direkten Nutzen der Patientinnen und Patienten.
Letztlich bestimmen die Weichenstellungen von heute, ob morgen eine Hausarztpraxis in der Nachbarschaft erreichbar bleibt und ob medizinisches Personal unter Bedingungen arbeiten kann, die Freude an diesem verantwortungsvollen Beruf erhalten.
Gesundheitsversorgung gestalten: Drei Handlungsfelder für die Zukunft
Die Arbeitstagung Süd-West des Hartmannbundes hat deutlich gemacht: Die Transformation des Gesundheitswesens erfordert konkrete Maßnahmen auf mehreren Ebenen. Politik, Selbstverwaltung und Gesundheitseinrichtungen stehen vor der Aufgabe, widerstandsfähige Strukturen zu schaffen, die sowohl akute Krisen überstehen als auch langfristig tragfähig bleiben. Dabei müssen unterschiedliche Perspektiven – von Patientinnen und Patienten über Ärzteschaft bis hin zu medizinischen Fachberufen – berücksichtigt werden.
Handlungsfelder für Politik und Selbstverwaltung
Die Einführung der elektronischen Patientenakte markiert einen wichtigen Schritt, doch digitale Infrastruktur allein genügt nicht. Entscheidend wird sein, wie Technologie Arbeitsabläufe tatsächlich entlastet statt zusätzliche Bürokratie zu schaffen. Das Projekt DocPad – Galenus zeigt bereits, dass Digitalisierung dann akzeptiert wird, wenn sie dokumentarische Aufgaben vereinfacht und mehr Zeit für die eigentliche Patientenversorgung schafft.
Parallel dazu gewinnt das Thema Resilienz an Dringlichkeit. Forschung der Technischen Universität Chemnitz untersucht seit September 2023 die digitale Resilienz von Krankenhäusern in Sachsen. Gesundheitseinrichtungen stellen strategische Infrastrukturen dar, die vor Ausfällen geschützt werden müssen.*
In der Nachwuchsförderung geht es um mehr als nur um Ausbildungsplätze. Kimberley Gärtner, Vorsitzende der Studierenden im Hartmannbund, bringt es auf den Punkt: „Wir brauchen frühe Beteiligung, wenn wir später Verantwortung tragen sollen.“ Dies erfordert transparente Karrierewege, flexible Arbeitsmodelle und die Integration von New-Work-Konzepten in den medizinischen Alltag. Die geplante Vereinsgründung der AG Junge Pädiatrie demonstriert, wie Fachgruppenspezifische Vernetzung sowohl Versorgungsqualität als auch Berufsattraktivität steigern kann.
Dabei gilt es, Zielkonflikte offen zu benennen: Zwischen Datenschutz und Datenverfügbarkeit muss ein praktikabler Mittelweg gefunden werden. Ebenso bedarf die Balance zwischen zentraler Steuerung und regionaler Versorgungsautonomie einer sorgfältigen Abwägung. Die Forderung nach erweiterten Kompetenzprofilen für medizinische Fachberufe steht im Einklang mit dem Grundsatz, dass Delegation „keine Abgabe von Arbeit, sondern geteilte Verantwortung“ bedeutet.
Die Politik ist jetzt gefordert, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die sektorübergreifende Kooperationen ermöglichen und Investitionssicherheit bieten. Nur durch abgestimmtes Handeln aller Beteiligten kann das Gesundheitssystem tatsächlich widerstandsfähiger, moderner und menschlicher werden.
Die vorliegenden Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung des Hartmannbundes – Verband der Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e.V.
Weiterführende Quellen:
- „Ab dem 15. Januar 2025 wird die elektronische Patientenakte (ePA) zu einer Opt-Out-Anwendung, wodurch die Bereitstellung und Nutzung vereinfacht wird (Stand: 2025).“ – Quelle: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/das-aendert-sich-2025-in-gesundheit-und-pflege.html
- „Ein Forschungsprojekt untersucht seit September 2023 die digitale Resilienz von Krankenhäusern in Sachsen, um deren Fähigkeit zur Bewältigung von Krisen zu verbessern.“ – Quelle: https://www.tu-chemnitz.de/tu/pressestelle/aktuell/12097


8 Antworten
„Wir brauchen mehr ärztliche Zeit“ – dieser Satz spricht mir aus der Seele! Wie kann man gewährleisten, dass Ärzte wirklich Zeit für ihre Patienten haben? Was denkt ihr über flexible Arbeitszeiten für Mediziner?
„Flexible Arbeitszeiten“ klingt gut! Aber ich frage mich, ob das nicht auch Herausforderungen mit sich bringt? Was denkt ihr darüber?
Die Forderung nach weniger Bürokratie ist sehr wichtig. Ich frage mich, wie genau wir das erreichen können? Gibt es Beispiele aus anderen Ländern, wo das gut funktioniert hat?
Das wäre interessant zu wissen! Vielleicht könnten wir von den Erfahrungen in Skandinavien lernen? Dort scheint es viele positive Ansätze zu geben.
Das sind spannende Fragen! Ich glaube, der Austausch zwischen den Ländern könnte uns wirklich helfen und wertvolle Einblicke geben.
Ich finde die Diskussion über die Digitalisierung im Gesundheitswesen sehr wichtig. Es ist entscheidend, dass wir alle Ärzte und Ärztinnen unterstützen, um eine bessere Versorgung zu gewährleisten. Wie können wir sicherstellen, dass die digitale Infrastruktur auch für alle zugänglich ist?
Ja, das ist ein guter Punkt, Wilhelm! Ich denke auch, dass die Barrieren abgebaut werden müssen. Wie sieht es mit der Ausbildung der jungen Ärzte aus? Haben sie genügend Kenntnisse in digitaler Technik?
Ich stimme euch beiden zu! Die Digitalisierung sollte nicht nur ein Schlagwort sein. Wir brauchen klare Strategien, um sicherzustellen, dass alles reibungslos funktioniert.