Wohnungsbau Hamburg in der Krise: Massive Einbrüche, steigende Baukosten und Klimaschutzauflagen bremsen Neubau – VNW warnt vor dramatischen Folgen

2023 wurden in Hamburg nur 5.999 Wohnungen fertiggestellt – ein Rückgang von 22 Prozent gegenüber dem Mehrjahresdurchschnitt und 3.200 Einheiten weniger als 2022 –, was den ohnehin angespannten Wohnungsmarkt weiter zuspitzt. VNW-Direktor Andreas Breitner macht steigende Baukosten, hohe Zinsen, strenge Klimaschutzauflagen und bürokratische Hürden für die fast vollständige Stagnation des frei finanzierten Wohnungsbaus verantwortlich. Der Verband fordert deshalb ein Moratorium für neue Klimavorgaben und den Abbau von Verwaltungshemmnissen, um wieder ausreichend bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– 2023 wurden in Hamburg nur 5.999 Wohnungen fertiggestellt, 22 % weniger als Durchschnitt.
– Massiv gestiegene Baukosten, hohe Zinsen und strikte Klimaschutzauflagen bremsen Wohnungsbau.
– Bürokratische Hürden und Fachkräftemangel in Bauämtern verzögern Bauprojekte massiv.

Dramatischer Rückgang im Hamburger Wohnungsbau belastet den Immobilienmarkt spürbar

Hamburg erlebte im Jahr 2023 eine deutliche Verlangsamung des Wohnungsbaus. Laut Angaben des Statistikamts Nord wurden lediglich 5.999 Wohnungen fertiggestellt, was einem Rückgang von gut 22 Prozent im Vergleich zum Jahresdurchschnitt seit Beginn des Wohnungsbauprogramms entspricht. Dieser Rückgang bedeutet auch einen Einbruch um 3.200 Wohnungen im Vergleich zu 2022. Die Folgen sind gravierend, denn der drastische Rückgang beeinflusst nicht nur die Verfügbarkeit von Wohnraum, sondern verschärft auch den ohnehin angespannten Immobilienmarkt Hamburgs.

Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), bringt die Situation auf den Punkt: „Die am Donnerstag veröffentlichten Zahlen bestätigen unsere Befürchtungen. Nach dem Rückgang der Zahl der Baugenehmigungen ist im vergangenen Jahr auch die Zahl der fertig gestellten Wohnungen deutlich gesunken. Die Zahlen spiegeln die schwierige Situation der Wohnungswirtschaft.“

Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Massiv gestiegene Baukosten, hohe Zinsen und rigorose Klimaschutzauflagen setzen den Wohnungsbau unter enormen Druck. Unter diesen Bedingungen wird der Bau bezahlbarer Wohnungen in Hamburg fast unmöglich. Zwar hat die Stadtverwaltung die Fördermittel erhöht, um gegen diesen Trend anzukämpfen, doch allein die Investitionen in Sozialwohnungen reichen nicht aus, um die immense Nachfrage zu decken. Besonders kritisch zeigt sich die Situation im frei finanzierten Wohnungsbau, der nahezu vollständig stagniert.

Breitner macht vor allem bürokratische Hürden und einen tiefgreifenden Fachkräftemangel in den Bauämtern als Hauptursachen für die Blockade verantwortlich. Ein Hoffnungsschimmer zeigte sich kürzlich bei einem Gespräch mit den Bezirksamtsleitern, bei dem Lösungsansätze zur Entschlackung der Bauordnung diskutiert wurden. Dennoch erfordern die systemischen Engpässe langfristige Maßnahmen, um die Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten und die Bezirksämter personell zu verstärken.

Angesichts dieser Lage warnt Breitner eindringlich vor einer weiteren Verschärfung der Klimaschutzauflagen: „Die jetzt veröffentlichten Fertigstellungszahlen, sind auch eine 'rote Ampel' für alle Versuche, Klimaschutzauflagen zu verschärfen. Wer immer noch glaubt, mit höheren Vorgaben dem Wohnungsbau zu dienen, wird eines Besseren belehrt.“ Er betont, dass strikte Vorgaben das gesellschaftliche Engagement für Umweltschutz gefährden könnten, wenn sie das Wohnen unerreichbar teuer machen. Deshalb plädiert Breitner für ein Moratorium bei weiteren Auflagen, um den Kosten-Nutzen-Faktor realistisch zu bewerten.

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) repräsentiert über 443 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. In ihren rund 742.000 verwalteten Wohnungen leben etwa 1,5 Millionen Menschen, deren durchschnittliche Nettokaltmiete bei 6,41 Euro pro Quadratmeter liegt. Ihr Leitmotiv lautet: „Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten“.

Warum Hamburgs Wohnungsmarkt gerade jetzt Alarm schlägt

Der starke Rückgang beim Wohnungsbau in Hamburg ist kein isoliertes Phänomen, sondern ein Warnsignal von gesamtgesellschaftlicher Tragweite. Die Krise auf dem Wohnungsmarkt betrifft nicht nur die Hansestadt, sondern spiegelt sich in vielen deutschen Städten wider. Ein anhaltender Einbruch bei den Baugenehmigungen lässt die Zahl neuer Wohnungen drastisch sinken – mit spürbaren Folgen für Mieter, Wohnungssuchende und die gesamte Bevölkerungsentwicklung.

Ursächlich für den Rückgang sind komplexe, strukturelle Herausforderungen: Auf der einen Seite erschweren administrative Hürden und langwierige Genehmigungsverfahren die schnelle Umsetzung neuer Bauvorhaben. Auf der anderen Seite führen Marktunsicherheiten, steigende Baukosten und ein vorausschauender Klimaschutz zu zusätzlichen Belastungen für die Bauwirtschaft. Das verschärft die Situation gerade in Großstädten, deren wachsende Bevölkerung einen stetigen Wohnraumzuwachs erfordert.

Für Mieter und Wohnungssuchende bedeuten diese Entwicklungen vor allem eines: Der Druck auf dem Wohnungsmarkt wächst, die Suche nach bezahlbarem und geeignetem Wohnraum wird schwieriger. Diese Situation kann soziale Spannungen verstärken und die gesellschaftliche Teilhabe beeinträchtigen. Auch die städtische Bevölkerungsentwicklung gerät zunehmend ins Risiko, wenn Familien und neue Bewohner wegen mangelnder Wohnangebote wegziehen oder nicht zuziehen.

Der Blick über Hamburg hinaus zeigt, dass andere Städte ähnliche Muster erleben, wenn auch mit regional unterschiedlichen Ausprägungen. Während manche Metropolregionen besonders von der Knappheit betroffen sind, sorgen in ländlicheren Gebieten unter anderem andere Faktoren für eine schlechte Versorgung mit Wohnraum. Trotzdem eint die meisten deutschen Städte die Notwendigkeit, den Wohnungsbau wieder anzukurbeln.

Erste Lösungsansätze deuten in vielfältige Richtungen: Bürokratieabbau soll Genehmigungsprozesse beschleunigen, eine verstärkte Digitalisierung im Bausektor Abläufe effizienter gestalten. Gleichzeitig sind bessere Finanzierungsmöglichkeiten essenziell, um das Bauen für Investoren attraktiver zu machen. Auch die Klimaschutzpolitik muss neue Wege finden, die ökologisch vertretbar und gleichzeitig wirtschaftlich realisierbar sind. Nur mit einem breiten und koordinierten Maßnahmenbündel kann die Schieflage auf dem Wohnungsmarkt langfristig überwunden werden.


Für weitere Informationen, Pressekontakte, Bilder oder Dokumente geht es hier zur Quelle mit dem Originaltitel:
Soziale Vermieter zu Fertigstellungszahlen in Hamburg: „Unsere schlimmste …

Original-Content übermittelt durch news aktuell.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das könnte Sie auch interessieren