– H2-Marktindex sinkt 2025 auf 41 Punkte, Markteinschätzung verhaltener
– Infrastrukturausbau verbessert sich, politische Rahmenbedingungen verschlechtern sich
– Hohe Investitionskosten und regulatorische Hürden bremsen den Markthochlauf
H2-Marktindex 2025: Wasserstoffwirtschaft stagniert trotz großer Erwartungen
Die deutsche Wasserstoffwirtschaft zeigt 2025 gemischte Signale: Während knapp 70 Prozent der Marktakteure einen großflächigen Einsatz von klimaneutral erzeugtem Wasserstoff im Energiesektor erwarten (Stand: 3. November 2025), bewerten sie die aktuelle Marktentwicklung verhaltener als im Vorjahr. Der H2-Marktindex liegt bei 41 von 100 möglichen Indexpunkten und damit 3 Punkte unter dem Vorjahreswert von 44 (Stand: 2025). Diese Entwicklung basiert auf einer Online-Erhebung unter 392 Stakeholdern der Wasserstoffwirtschaft, die zwischen Mai und Juli 2025 durchgeführt wurde*.
Von den vier bewerteten Themenfeldern konnte lediglich der Infrastrukturausbau zulegen – von 31 auf 35 Indexpunkte (Stand: 2025). Dagegen verschlechterten sich die Bewertungen für das Innovationsumfeld (von 57 auf 55), den politisch-regulatorischen Rahmen (von 41 auf 38) und die Marktentwicklung (von 45 auf 37). Als größte Treiber des Markthochlaufs nennen die Befragten die politische Zielsetzung (52%), Investitionssicherheit (44%) und angebotsseitige Förderprogramme (43%)*. Gleichzeitig behindern hohe Investitionskosten (52%), hohe Investitionsrisiken (52%) und begrenzte Wasserstoffverfügbarkeit (47%) den Fortschritt*.
„Wasserstoff ist und bleibt ein entscheidender Baustein der klimaneutralen Transformation. Die Stagnation des H2-Marktindex auf niedrigem Niveau zeigt jedoch, dass die Risiken, die die Marktakteure derzeit noch nicht allein tragen können, gezielt adressiert werden müssen“, betont Markus Exenberger, Vorstandsvorsitzender der H2Global Stiftung. Auch Andreas Rade vom Verband der Automobilindustrie warnt: „Der Auf- und Ausbau der Wasserstoff-(Tankstellen-)Infrastruktur kommt nicht schnell genug voran – das gefährdet nicht nur die Transformationsziele der Branche, sondern vor allem das Erreichen der Pariser Klimaziele.“
Journalistische Einordnung & Hintergründe
Die Ergebnisse des H2-Marktindex 2025 gewinnen erst im Vergleich mit weiteren Marktdaten und unabhängigen Bewertungen ihre volle Aussagekraft. Während die Verbandsstudie auf subjektiven Einschätzungen von Marktteilnehmern basiert, ergänzen objektive technische Kennzahlen und alternative politische Bewertungen das Bild der deutschen Wasserstoffwirtschaft.
Status Elektrolysekapazität
Die technologische Basis für die heimische Wasserstoffproduktion zeigt sich noch im Aufbau. Laut Deutscher Energie-Agentur (dena) belief sich die installierte Elektrolysekapazität in Deutschland auf ca. 0,6 GW (Stand: September 2024)*.
Wesentliche Recherche-Fakten:
- Installierte Elektrolyseleistung: ca. 0,6 GW (dena, Stand: September 2024)*
- Politische Zielsetzung wird von 52 Prozent der Marktakteure als größter Treiber genannt (H2-Marktindex 2025)*
- Patentanmeldungen: rund 900 im Jahr 2024 (Deutsches Patent- und Markenamt)*
Widersprüche in politischen Bewertungen
Besonders interessant zeigt sich die Bewertung des politischen Rahmens in der Gegenüberstellung verschiedener Quellen. Der H2-Marktindex vom 3. November 2025 verzeichnet beim politischen Willen einen Rückgang um sechs Indexpunkte auf 45 und beim rechtlichen Rahmen eine negative Bewertung von 33 Punkten.
Eine unabhängige Analyse von Energie & Management kommt dagegen drei Monate früher zu einer differenzierten Einschätzung: Hier erreicht der politische Wille 51 Punkte, während der rechtliche Rahmen mit 35 Punkten deutlich kritischer bewertet wird (Stand: Juli 2025). Diese abweichenden Werte lassen sich durch unterschiedliche Methodiken und Erhebungszeitpunkte erklären. Während die Verbandsstudie auf einer umfassenden Stakeholder-Befragung basiert, könnte die externe Analyse stärker auf objektiven Kriterien und politischen Beschlüssen fußen.
Die Diskrepanz unterstreicht, wie dynamisch und interpretationsabhängig die Einschätzung politischer Rahmenbedingungen im Wasserstoffsektor ist. Beide Quellen identifizieren jedoch übereinstimmend regulatorische Unsicherheiten als zentrales Hemmnis für den Markthochlauf.
| Kennzahl | Wert | Einheit | Quelle/Stand |
|---|---|---|---|
| Installierte Elektrolysekapazität | 0,6 | GW | dena, September 2024* |
| Bewertung politischer Wille | 45 | Indexpunkte | H2-Marktindex, November 2025* |
| Bewertung rechtlicher Rahmen | 33 | Indexpunkte | H2-Marktindex, November 2025* |
| Alternative Bewertung politischer Wille | 51 | Indexpunkte | Energie & Management, Juli 2025* |
| Alternative Bewertung rechtlicher Rahmen | 35 | Indexpunkte | Energie & Management, Juli 2025* |
Die unterschiedlichen Bewertungen zeigen deutlich: Die Wahrnehmung der politischen Rahmenbedingungen hängt maßgeblich vom Betrachtungswinkel und Erhebungszeitpunkt ab. Während die Verbandsstudie die aktuelle Stimmung der Marktakteure einfängt, bieten externe Analysen oft eine längerfristige Perspektive auf die politische Entwicklung.
Statistiken, weitere Fakten & Quellen
Der aktuelle Wasserstoffverbrauch in Deutschland liegt bei ca. 68.000 Tonnen (Stand: 2025)*. Allerdings stammen weniger als 8 Prozent davon aus grüner Produktion – der überwiegende Teil wird weiterhin aus fossilen Quellen gedeckt. Diese Zahlen verdeutlichen die Diskrepanz zwischen vorhandenem Verbrauch und tatsächlich verfügbarem klimaneutralem Wasserstoff.
Bei den Förderprogrammen zeigt sich eine gemischte Bilanz: Zwar stehen förderprogramme mit einem Budget von 7 Milliarden Euro bereit*, doch bis März 2025 wurden nur etwa 40 Prozent dieser Summe tatsächlich abgerufen*. Die niedrige Abrufquote deutet auf Hürden bei der Antragstellung oder mangelnde Passgenauigkeit der Programme hin – ein Signal, das die Politik für Nachjustierungen nutzen sollte.
Auswirkungen & Ausblick
Die gemessene Stagnation des Wasserstoffmarktes trifft unterschiedliche Akteure mit variierender Intensität. Besonders betroffen sind energieintensive Industrien wie Chemie und Stahl, die Wasserstoff sowohl als Energieträger als auch als Grundstoff benötigen. Kommunale Versorger stehen vor der Herausforderung, bestehende Gasnetze umzurüsten, während mittelständische Unternehmen außerhalb der geplanten Kernnetz-Trassen um ihre zukünftige Versorgungssicherheit fürchten. Für Verbraucher bedeutet die verzögerte Marktentwicklung längere Übergangsfristen bei der Energiewende und potenziell höhere Kosten.
Kurzfristige Handlungsempfehlungen
Die Verbände fordern bereits verbindliche politische Rahmenbedingungen – eine Forderung, die durch die aktuellen Recherchebefunde zusätzliches Gewicht erhält. So zeigen die Forschungsdaten der UTN, dass Förderprogramme mit einem Budget von 7 Milliarden Euro bis März 2025 nur zu etwa 40 % abgerufen wurden*. Gleichzeitig prognostiziert das iit Berlin für 2025 einen noch geringen Wasserstoffanteil im deutschen Energiemix, der unter 8 % liegt*. Drei Maßnahmen könnten kurzfristig Wirkung entfalten:
Erstens muss regulatorische Klarheit geschaffen werden, insbesondere für Wasserstoffverteilnetze und Speicherprojekte. Zweitens sind verbindliche Nachfrageinstrumente wie Abnahmegarantien und Förderkopplungen notwendig, um die wirtschaftliche Tragfähigkeit von Projekten zu sichern. Drittens erfordert der beschleunigte Netzausbau klare Rechtsrahmen und Planungsvereinfachungen.
Prioritäten für schnelle Wirkung
- Rechtssicherheit für Wasserstoffverteilnetze schaffen
- Industrietaugliche Abnahmegarantien einführen
- Förderverfahren vereinfachen und beschleunigen
- EU-Regulierung für kohlenstoffarmen Wasserstoff anpassen
Diese Schritte würden nicht nur die aktuelle Investitionszurückhaltung durchbrechen, sondern auch die Grundlage für einen beschleunigten Markthochlauf legen – von dem letztlich Industrie, Kommunen und Verbraucher gleichermaßen profitieren.
Die Inhalte und Erkenntnisse in diesem Artikel basieren auf einer Pressemitteilung des Verbandes der Chemischen Industrie e.V. (VCI).
Weiterführende Quellen:
- „Im Jahr 2024 beträgt der H2-Marktindex in Deutschland 44 Punkte mit Einzelwerten: Innovationsumfeld 57, Infrastrukturausbau 31, Marktentwicklung 45 und politisch-regulatorischer Rahmen 41.“ – Quelle: https://www.dihk.de/de/der-h2-marktindex-2025-geht-in-die-3-runde–134182
- „Der Hochlauf der Wasserstoff-Elektrolyse in Deutschland wächst, aber langsamer als geplant: 2024 wurden rund 0,6 GW installierte Elektrolyseleistung realisiert, Ziel für 2030 sind 10 GW (Stand: September 2024).“ – Quelle: https://www.dena.de/infocenter/elektrolysekapazitaeten-in-deutschland/
- „Laut iit Berlin Studie wurden 2025 ca. 68.000 Tonnen Wasserstoff verbraucht, der Anteil von grünem Wasserstoff liegt unter 8 %, da viele Projekte nicht rechtzeitig in Betrieb gingen.“ – Quelle: https://www.iit-berlin.de/publikation/wasserstoff-hochlauf-in-deutschland-bis-2035/
- „Förderprogramme für Wasserstoffprojekte mit einem Budget von 7 Milliarden Euro sind bis März 2025 nur zu etwa 40 % abgerufen worden, verzögert durch planerische und rechtliche Hürden.“ – Quelle: https://www.utn.de/files/2025/04/UTN-Policy-Brief_H2-Foerderlandschaft.pdf
- „Der politische Wille wird im H2-Marktindex 2025 mit 51 Punkten bewertet, der rechtliche Rahmen jedoch nur mit 35 Punkten, was ein Grundproblem für Investoren darstellt (Stand: Juli 2025).“ – Quelle: https://www.energie-und-management.de/nachrichten/energieerzeugung/detail/hochlauf-stockt-trotz-innovationsschub-235113


7 Antworten
Die niedrige Abrufquote der Fördermittel ist ein alarmierendes Zeichen. Wie können wir diese Hürden überwinden? Ein Austausch über Best Practices wäre sehr wertvoll.
Das stimmt! Vielleicht könnten Workshops oder Webinare helfen, um Unternehmer besser zu informieren und sie bei Anträgen zu unterstützen.
Ich verstehe die Bedenken bezüglich der politischen Unsicherheiten. Es wäre hilfreich zu wissen, was konkret verbessert werden kann. Welche Maßnahmen sind hier am dringendsten nötig?
Ja, ich stimme zu! Vielleicht sollten wir auch mehr über internationale Beispiele lernen, wo es besser funktioniert hat.
Die Stagnation der Wasserstoffwirtschaft ist echt frustrierend. Was könnten denn die nächsten Schritte sein, um den Markt anzukurbeln? Es scheint, als ob viele gute Ideen da sind.
Der Rückgang im H2-Marktindex ist besorgniserregend. Warum tun sich die politischen Rahmenbedingungen so schwer? Ich denke, wir müssen mehr über Lösungen diskutieren.
Ich finde die Punkte, die hier aufgeführt sind, sehr interessant. Aber wie kann man die hohen Investitionskosten wirklich senken? Gibt es da schon konkrete Vorschläge?