Grundwasser in Gefahr: Wie Industrie, Chemieindustrie und Plastikproduktion Deutschlands Wasserressourcen bedrohen

Der BUND warnt, dass Deutschlands Grundwasser durch den enormen Wasserverbrauch und Schadstoffeintrag der Kunststoff- und Chemieindustrie massiv unter Druck gerät. Konzerne wie BASF entnehmen jährlich etwa 20 Milliarden Liter Wasser in Deutschland und weitere 1200 Milliarden Liter aus dem Rhein, während ein Kilogramm Plastik rund 180 Liter Wasser benötigt. Im Rahmen der „Wasserwoche“ fordert der Verband von der Bundesregierung die Erfassung aller Entnahmen, eine erneute Prüfung von Genehmigungen und Abgaben nach dem Verursacherprinzip. Ziel ist, die Trinkwasserversorgung und Ökosysteme zu schützen und ihnen Vorrang vor übermäßiger industrieller Nutzung einzuräumen.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– Chemie- und Plastikindustrie entnimmt massiv Grundwasser und verschmutzt es; Transparenz fehlt.
– BASF nutzt jährlich 20 Milliarden Liter Grundwasser und 1200 Milliarden Liter Flusswasser.
– BUND fordert bundesweite Wasserentnahme-Regelungen und Priorisierung öffentlicher Versorgung und Ökosystemschutz.

Industrie verschärft Grundwasserstress: Warum Wasserverbrauch und Verschmutzung alarmieren

Die Nutzung und Belastung von Grundwasser und Flüssen durch die Industrie in Deutschland gewinnt immer mehr an Bedeutung. Besonders die Bereiche der Plastik- und Chemieproduktion stehen im Fokus, da sie große Mengen Wasser entnehmen und gleichzeitig Schadstoffe in Gewässer einleiten. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt eindringlich vor der zunehmenden Übernutzung und Verschmutzung dieser lebenswichtigen Ressource – und fordert eine gesetzliche Neuausrichtung des Wasserschutzes.

Ein zentrales Problem ist der enorme Wasserverbrauch in der Industrie, der in einem steigenden Grundwasserstress mündet. BASF beispielsweise verbraucht in Deutschland jährlich 20 Milliarden Liter Wasser sowie zusätzlich 1200 Milliarden Liter Rheinwasser – damit entnimmt der Konzern in etwa ein Drittel der Wassermenge, die die gesamte deutsche Bevölkerung jährlich nutzt. Weitere Großbetriebe wie Currenta oder Solvay steigern dieses Volumen zusätzlich auf ein nahezu unwahrscheinlich hohes Niveau. Die Wassernutzung dient vor allem der Herstellung und Kühlung in der Produktion. Ein Beispiel verdeutlicht den Ressourcenverbrauch: Laut Water Footprint Network stecken in jedem Kilogramm Plastik im Schnitt 180 Liter Wasser – Wasser, das oft in belasteter Form zurück in Flüsse und Grundwasser gelangt.

Verena Graichen, Geschäftsführerin Politik beim BUND, bringt die Dringlichkeit auf den Punkt: „Chemie- und Plastikriesen verschlingen ungeheure Mengen an Wasser – ohne politische Vorgaben zum Wassersparen. Das schürt Verteilungskonflikte. Die Politik muss deshalb die Verbrauche dringend priorisieren, Wasserentnahme erfassen und Genehmigungen prüfen.“ In Zeiten des Klimawandels, mit häufigeren Trockenperioden und sinkendem Grundwasserspiegel sei der immense Wasserverbrauch der Großindustrie nicht länger vertretbar.

Neben der fehlenden Übersicht über die konkreten Entnahmen kritisiert der BUND, dass die Belastung der Gewässer durch Schadstoffe, darunter sogenannte Ewigkeitschemikalien, kaum reguliert oder kontrolliert wird. Das führe zu erheblicher Umweltbelastung und gefährde das Ökosystem. Deshalb fordert Graichen auch die Umsetzung des Verursacherprinzips: „Wer nutzt, soll zahlen, wer verunreinigt, muss säubern: Das Verursacherprinzip muss auch im Bereich der industriellen Wassernutzung gelten. Eine bundesweite einheitliche Regelung der Wasserentnahmeabgaben ist dringend nötig.“ Nur so könne ein fairer und nachhaltiger Umgang mit der Ressource Wasser garantiert werden.

Der BUND nutzt die „Wasserwoche“, um diese Forderungen öffentlich zu präsentieren und an die Bundesregierung zu appellieren, sofortige gesetzliche Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Die Priorität müsse auf der öffentlichen Wasserversorgung und dem Erhalt natürlicher Ökosysteme liegen. Damit steht die Wasserpolitik vor der Herausforderung, Industrieinteressen und Umweltschutz in Einklang zu bringen – ein Thema, das angesichts der schon heute spürbaren Auswirkungen von Klimawandel und Umweltbelastungen dringender denn je auf die Agenda gehört.

Industriewasserverbrauch – eine gefährliche Belastung für Mensch, Umwelt und Zukunft

Wasser ist eine lebenswichtige Ressource – doch nicht allen gehört sie gleichermaßen. Besonders die Industrie beansprucht enorme Mengen Wasser für ihre Produktion. Diese industrielle Nutzung stellt eine zunehmende Bedrohung für die öffentliche Wasserversorgung, Ökosysteme und die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft dar. Im Zentrum stehen dabei nicht nur die schiere Menge des verbrauchten Wassers, sondern auch die Folgen für das Grundwasser und Oberflächengewässer, die Grundlage für das Trinkwasser vieler Menschen sind.

In Deutschland entnehmen Großunternehmen wie die Chemie- und Plastikindustrie zum Teil riesige Wassermengen. So verbraucht etwa der Chemiekonzern BASF jährlich etwa 20 Milliarden Liter Grundwasser sowie 1,2 Billionen Liter Rheinwasser, was etwa einem Drittel des Gesamtverbrauchs der deutschen Bevölkerung entspricht. Vergleichbare Unternehmen in Ballungsräumen wie Krefeld oder dem Ruhrgebiet nutzen zusammen so viel Wasser wie über acht Millionen Menschen in Städten wie Berlin oder Dortmund. Das verdeutlicht die immense industrielle Wassernachfrage, die in vielen Regionen bereits zu einem strukturellen Grundwasserstress führt. Dabei bleibt die genaue Datentransparenz zur Wassernutzung in vielen Fällen eingeschränkt, was eine verantwortungsvolle politische Steuerung erschwert.

Der Kern der Problematik ergibt sich aus dem Spannungsverhältnis: Wasser ist zugleich ein kostbares gesellschaftliches Gut und eine Grundlage für das industrielle Wirtschaftsleben. Wer hat also das Recht, wie viel Wasser zu entnehmen? In der Praxis ergibt sich eine Hierarchie mit priorisierten Nutzern. Stattdessen fordern immer mehr Expert:innen und Verbände, dass Trinkwasserversorgung und natürliche Gewässer Vorrang vor industrieller Nutzung haben müssen. Aktuell fehlt es jedoch an bundeseinheitlichen Regelungen, die diese Priorisierung klar und verbindlich steuern.

Die Folgen dieses unausgewogenen Verbrauchs sind vielfältig:

  • Sinkende Grundwasserspiegel und damit die Gefährdung der Trinkwasserquellen.
  • Verschmutzung der Gewässer durch Industrieabwässer, unter anderem mit langlebigen Schadstoffen wie bestimmten Fluorchemikalien.
  • Beeinträchtigung von Ökosystemen, etwa durch Überwärmung und veränderte chemische Zusammensetzung von Flusswasser.
  • Soziale Konflikte um Wasserrechte und -zugang, vor allem in wasserarmen Regionen.

International zeigen sich ähnliche Herausforderungen rund um den Globus. In Ländern mit strengeren Umweltregulierungen etwa in Skandinavien oder Teilen Westeuropas ist die industrielle Wassernutzung stärker kontrolliert. Es bestehen umfassende Meldepflichten, Wassernutzungsabgaben und ein klar durchgesetztes Vorrangsprinzip zugunsten der öffentlichen Versorgung sowie der Gewässerökologie. Diese politischen Instrumente schaffen mehr Transparenz und fördern den sparsamen Umgang mit Wasser als Ressource.

Die deutsche Politik steht damit vor einer bedeutenden Aufgabe. Ohne wirksame politische Steuerung und klare Vorgaben riskieren wir eine weitere Verschärfung der Wasserknappheit – nicht nur wegen des Klimawandels, sondern auch durch ungebremstes Wachstum wasserintensiver Industrien wie der Plastikproduktion. Es braucht dringend gesetzliche Reformen, die

  • eine verbindliche Erfassung der Wasserentnahmen und -belastungen durch Industriebetriebe ermöglichen,
  • Prioritäten für die Wassernutzung durchsetzen,
  • strengere Grenzwerte und Strafen bei Verschmutzungen einführen sowie
  • das Verursacherprinzip konsequent anwenden.

Die ökologische und soziale Bedeutung des Wassers verlangt eine Neujustierung: Wasser darf nicht länger unbegrenzt privat genutzt oder verschmutzt werden, sondern muss als öffentliches Gut geschützt werden, das der gesamten Gesellschaft zugutekommt. Eine solche Ressourcenwende erfordert Mut und strategisches Handeln auf allen politischen Ebenen, um Mensch, Umwelt und Zukunft zu sichern.

Die hier dargestellten Fakten und Forderungen stammen aus einer Pressemitteilung des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

8 Antworten

  1. „Wasser ist lebenswichtig“ – das sollten wir alle ernst nehmen! Ich schlage vor, mehr über die lokale Wasserversorgung zu erfahren und uns aktiv einzubringen.

  2. „Verursacherprinzip“ klingt gut, aber wird das wirklich umgesetzt? Ich habe Zweifel an der Transparenz in dieser Branche.

  3. Ich stimme zu, dass der Wasserschutz dringend verbessert werden muss. Aber was passiert mit den Arbeitsplätzen in der Industrie? Können wir nicht beides haben: Jobs und Umweltschutz?

    1. Gute Frage! Ich denke, wir müssen neue Jobs im Bereich erneuerbare Energien schaffen, um den Übergang zu unterstützen.

  4. Das Thema ist wirklich wichtig. Ich frage mich, ob wir als Verbraucher auch etwas tun können? Vielleicht mehr nachhaltige Produkte kaufen oder Druck auf die Unternehmen ausüben?

  5. Ich finde es erschreckend, wie viel Wasser die Industrie verbraucht. Warum gibt es keine strengen Gesetze, um das zu regulieren? Es ist wichtig, dass wir alle Wasser sparen und schützen.

    1. Ja, genau! Es ist nicht fair, dass die Industrie so viel Wasser nimmt. Was denkt ihr über alternative Lösungen wie Regenwasser sammeln?

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