Goldener Windbeutel 2025: Wahl zur dreistesten Werbelüge bei Lebensmittelkennzeichnung gestartet – Verbraucher stimmen über Negativpreis ab

Ab sofort können Verbraucher:innen online über den Goldenen Windbeutel 2025 abstimmen, um das dreisteste Produktversprechen im Supermarkt zu küren. Fünf Kandidaten von bekannten Marken und Influencer-Produkten – darunter Dirtea Glow von Shirin David und Milka Alpenmilch – stehen bis zum 13. Juli zur Wahl. Die Verbraucherorganisation foodwatch fordert die neue Bundesregierung auf, Irreführung durch Werbelügen und versteckte Preiserhöhungen gesetzlich zu verbieten.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– Goldener Windbeutel 2025 startet: Verbraucher:innen wählen die dreisteste Werbelüge des Jahres.
– Fünf Kandidaten nominiert: Fish Tales Lachs, Dirtea Glow, Menstru Chocbar, Milka Alpenmilch, Rama Margarine.
– foodwatch fordert: Versteckte Preiserhöhungen klar kennzeichnen und neue Bundesregierung gegen Verbrauchertäuschung vorgehen.

Online-Wahl zum Goldenen Windbeutel 2025 gestartet: Verbraucher entscheiden über dreisteste Werbelüge des Jahres

Ab sofort können Verbraucher:innen auf www.goldener-windbeutel.de abstimmen und bestimmen, welches Produkt die dreisteste Werbelüge des Jahres erhält. Für den Negativpreis nominiert hat die Verbraucherorganisation foodwatch fünf prominente Kandidaten, die mit irreführender Werbung im Supermarkt auffallen: den norwegischen Räucherlachs von Fish Tales, den überzuckerten „Dirtea Glow”-Eistee der Influencerin Shirin David, den Schokoriegel „Menstru Chocbar” von Innonature, die Milka Alpenmilch von Mondelez sowie die Rama-Margarine der Flora Food Group.

Dr. Rebekka Siegmann von foodwatch kommentiert den diesjährigen Wettbewerb: „Von der Zuckerbombe mit Schönheitsversprechen über die 'natürliche' Industrie-Margarine bis zur Schoko-Packung, die heimlich geschrumpft ist – die diesjährigen Kandidaten des Goldenen Windbeutels zeigen: Irreführung im Supermarkt ist kein Ausrutscher, sondern ein Geschäftsmodell.”

Bis zum 13. Juli haben Verbraucher:innen die Möglichkeit, ihren Favoriten für den Negativpreis zu wählen. foodwatch nutzt die Aktion, um die neue Bundesregierung aufzufordern, endlich konsequent gegen Verbrauchertäuschung vorzugehen. Dazu gehört insbesondere die Umsetzung des Koalitionsvertrags, der vorsieht, versteckte Preiserhöhungen klar zu kennzeichnen.

Siegmann unterstreicht: „Egal, ob es sich um bekannte Marken wie Rama und Milka oder Produkte von Nischenherstellern handelt – Verbraucher:innen werden abgezockt, weil in Berlin bisher der politische Wille fehlte, gegen Werbelügen vorzugehen. Das ist eine Chance für die neue Bundesregierung: Essen geht alle an – jeden Tag. Wer Verbraucher:innenrechte stärkt, stärkt auch das Vertrauen der Menschen in die Politik.”

Warum Werbelügen im Supermarkt ein gesellschaftliches Problem sind

Irreführende Produktversprechen in Supermärkten erschüttern das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher und werfen wichtige Fragen zum Verbraucherschutz auf. Ein zentraler Mechanismus dabei ist die Shrinkflation: Hersteller reduzieren schrittweise die Menge einer Ware, ohne die Verpackung oder den Preis entsprechend anzupassen. Kundinnen und Kunden zahlen so mehr, erhalten aber weniger Produkt – eine versteckte Preiserhöhung, die oft übersehen wird. Ein prominentes Beispiel ist die Milka Alpenmilch-Schokolade, deren Packungsinhalt von 100 auf 90 Gramm schrumpfte, während der Preis von 1,49 Euro auf 1,99 Euro angehoben wurde. Die Verpackung blieb gleich, sodass die Preissteigerung von fast 50 Prozent für viele auf den ersten Blick nicht erkennbar ist.

Die Verbraucherorganisation foodwatch macht seit Jahren auf solche Praktiken aufmerksam und hat 2025 erneut den „Goldenen Windbeutel“ für die dreisteste Werbelüge im Lebensmittelbereich ausgelobt. Die Bewegung um foodwatch steht dabei nicht allein, sondern reiht sich in eine internationale Entwicklung ein, in der Transparenz und die Stärkung von Verbraucherrechten stark diskutiert werden.

Typische Werbepraktiken, die Verbraucherinnen und Verbraucher häufig in die Irre führen, umfassen unter anderem:

  • Versteckte Preiserhöhungen durch Shrinkflation, wobei die Menge reduziert, der Preis aber angehoben wird
  • Irreführende Gesundheitshinweise, die etwa Zuckerbomben als „gut für Haut und Nägel“ anpreisen
  • Natur- oder Nachhaltigkeitssiegel, die substanzlos bleiben oder nicht eingehalten werden
  • Übertriebene Versprechen zu Wirksamkeit und Inhaltsstoffen, etwa bei Nahrungsergänzungsmitteln oder speziellen Lebensmittelvarianten
  • Verpackungsgrößen, die unverändert bleiben, obwohl der Inhalt schrumpft

Hintergrund: Shrinkflation und Verbraucherschutz

Shrinkflation ist kein neues Phänomen, hat aber durch steigende Rohstoffpreise und Inflation bundesweit sowie international an Bedeutung gewonnen. Viele Unternehmen setzen diese Praxis ein, um Kostensteigerungen nicht direkt an die Kundschaft weiterzugeben, sondern subtil zu kaschieren. Verbraucherschützerinnen und Verbraucherschützer kritisieren dies scharf, da die Praxis bewusst auf mangelnde Aufmerksamkeit der Verbraucher setzt und Transparenz vermissen lässt.

In Deutschland fordert foodwatch die Bundesregierung auf, im Koalitionsvertrag zugesagte Maßnahmen effektiv umzusetzen und etwa Hersteller dazu zu verpflichten, versteckte Preiserhöhungen klar zu kennzeichnen. Solche Regelungen würden dazu beitragen, das Vertrauen der Verbraucher in den Lebensmittelmarkt wiederherzustellen und Verbrauchertäuschung einzudämmen.

Politische Diskussion und Blick nach Frankreich

Auf politischer Ebene ist das Thema Verbrauchertäuschung aktuell stark präsent. Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag zu mehr Transparenz verpflichtet, doch bislang fehlt es an konkreten gesetzlichen Maßnahmen und einem starken Vollzug. In Frankreich hingegen wird seit Sommer 2024 das Verstecken von Preiserhöhungen durch klare Kennzeichnung der veränderten Inhaltsmengen gesetzlich geregelt. Das Beispiel zeigt, wie solche Vorschriften Verbraucherschutz stärken können.

Die politische Debatte umfasst dabei nicht nur einzelne Maßnahmen, sondern auch grundlegende Fragen zur Verantwortung von Unternehmen und der Rolle des Staates bei der Sicherung fairer Marktbedingungen. Den Verbraucherinnen und Verbrauchern wird zunehmend bewusst, dass Vertrauensverlust bei Werbeversprechen nicht nur ökonomische Folgen hat, sondern auch die Akzeptanz politischer Entscheidungen schwächt.

Die Beobachtung von foodwatch, dass „Irreführung im Supermarkt kein Ausrutscher, sondern ein Geschäftsmodell“ ist, unterstreicht die gesellschaftliche Bedeutung der Diskussion. Es geht nicht nur um einzelne Produkte, sondern um die Glaubwürdigkeit ganzer Branchen und die Frage, wie viel Transparenz und Ehrlichkeit in der Werbung Verbrauchende erwarten dürfen.

Die internationale Bewegung für Verbraucherschutz nutzt Kampagnen wie den „Goldenen Windbeutel“, um Missstände ans Licht zu bringen und politischen Druck aufzubauen. Dabei spielt sowohl die mediale Aufmerksamkeit als auch die öffentliche Beteiligung eine wichtige Rolle: Verbraucherinnen und Verbraucher können selbst mitentscheiden, welche Werbelügen sie für besonders dreist halten und verlangen so nach einer faireren Kommunikation im Handel.

Die gesellschaftliche Debatte um Werbelügen und Shrinkflation zeigt, wie wichtig klare Regeln, konsequente Kontrollen und informierte Verbrauchende zusammenwirken müssen, um faire Marktbedingungen zu gewährleisten und das Vertrauen in Politik und Wirtschaft zu stärken.

Alle im Beitrag enthaltenen Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung der Verbraucherorganisation foodwatch.

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