– Beschluss des Deutschen Ärztetages zur GOÄ-Überarbeitung mit BÄK-Konsultation von Fachgesellschaften
– VDGH fordert Berücksichtigung gestiegener Material-, Energie-, Personal- und Regulierungskosten bei Labordiagnostikbewertung
– Moderne molekulargenetische Tests und automatisierte Analysesysteme erfordern angemessene Vergütung und Infrastruktur
GOÄ-Neuordnung: Chancen für eine zukunftsorientierte Bewertung von Laborleistungen
Der Deutsche Ärztetag hat mit seinem Beschluss zur weiteren Überarbeitung der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) eine wichtige Phase eingeläutet. Dabei geht es nicht nur um abstrakte Zahlen, sondern um eine grundlegende Neubewertung medizinischer Leistungen – insbesondere im Bereich der Labordiagnostik. Der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) betont, dass Laboruntersuchungen medizinisch unverzichtbar sind und ihre Entwicklung sowie Herstellung „aufwendig“ ist (*).
Die Herausforderungen für ärztliche Labore und die Diagnostika-Industrie sind vergleichbar: Beide müssen steigende Material- und Energiepreise, wachsende Personalkosten sowie strengere regulatorische Anforderungen stemmen. „Diese Entwicklung darf in der weiteren Ausgestaltung der GOÄ nicht unberücksichtigt bleiben“, macht VDGH-Geschäftsführer Dr. Martin Walger deutlich (*).
Seit Einführung der aktuellen GOÄ haben sich viele Verfahren der Labordiagnostik grundlegend verändert. Fortschritte wie molekulargenetische Tests und automatisierte Analysesysteme ermöglichen hochpräzise Diagnosen, verlangen aber auch mehr für Infrastruktur und qualifiziertes Fachpersonal. Daher ist eine „sachgerechte und angemessene Bewertung in der ärztlichen Vergütung“ unerlässlich, um diesen Wandel angemessen abzubilden (*).
Die im Januar 2025 in der vertragsärztlichen Versorgung wirksame Laborreform hat bereits zu erheblichen Kürzungen geführt – trotz belegter Kostensteigerungen bei Industrie und Leistungserbringern. Vor diesem Hintergrund warnt der VDGH davor, bestehende Versorgungsstrukturen durch eine weitere Unterfinanzierung zu gefährden.
Die fortgesetzten Gespräche der Bundesärztekammer mit Fachgesellschaften und Berufsverbänden begrüßen die Diagnostikhersteller ausdrücklich. Sie sehen in der GOÄ ein „zentrales Instrument zur Sicherung der Qualität in der privaten Gesundheitsversorgung“ und fordern eine differenzierte und zukunftsorientierte Bewertung, die alle Betroffenen umfasst – von Versicherten bis zur Industrie (*).
Der VDGH vertritt mehr als 100 Unternehmen, die 2024 rund 5,5 Milliarden Euro Umsatz in Deutschland erzielen. Davon entfallen über 2,4 Milliarden Euro auf Systeme und Reagenzien zur Diagnose menschlicher Krankheiten. Ergänzt wird dies durch 3,1 Milliarden Euro, die mit Instrumenten, Testsystemen und Verbrauchsmaterialien für die Forschung in den Lebenswissenschaften erwirtschaftet werden. Die wirtschaftliche Tragweite macht deutlich, warum die Kostenentwicklung in der GOÄ-Revision nicht außer Acht gelassen werden darf.
Warum eine moderne Bewertung von Laborleistungen unverzichtbar ist
Laborleistungen nehmen im deutschen Gesundheitssystem eine zentrale Rolle ein. Sie liefern wichtige Erkenntnisse für Diagnosen, Therapien und die Prävention von Krankheiten. Die technologische Entwicklung hat dabei in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gebracht. Moderne molekulargenetische Tests und automatisierte Analysesysteme ermöglichen präzisere Diagnosen und eröffnen neue Möglichkeiten in der personalisierten Medizin. Gleichzeitig steht die Labordiagnostik vor wachsenden Herausforderungen wie steigendem Kostendruck, gestiegenen Personalkosten sowie zunehmenden regulatorischen Anforderungen.
Vor diesem Hintergrund ist die geplante Überarbeitung der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) von großer Bedeutung. Die bisher geltende GOÄ berücksichtigt die technischen und wirtschaftlichen Veränderungen im Laborbereich nicht mehr ausreichend. Das führt zu einer Diskrepanz zwischen den aktuellen Leistungen der Labore und deren Vergütung, die sich langfristig negativ auf die Versorgungsqualität auswirken könnte. Der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) weist darauf hin, dass sowohl in ärztlichen Laboren als auch in der Industrie die steigenden Material- und Energiepreise sowie aufwendigere regulatorische Vorgaben die Kosten deutlich in die Höhe treiben. Eine sachgerechte Bewertung der Laborleistungen im Rahmen der GOÄ ist daher unerlässlich, um diese Entwicklungen abzubilden.
Der Umbau der Gebührenordnung – eine Chance für das Gesundheitssystem
Die Neuordnung der GOÄ bietet die Gelegenheit, die Leistungen der Labordiagnostik auf den neuesten Stand zu bringen und sowohl Innovationen als auch wirtschaftliche Realitäten angemessen zu berücksichtigen. Dabei geht es um mehr als nur die finanzielle Seite: Eine faire Vergütung sichert die Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte und die Investition in moderne Technologien. Das ist entscheidend, um den hohen medizinischen Standard zu bewahren und den Anforderungen einer zunehmend komplexen Diagnostik gerecht zu werden.
Für die Laborbranche ergeben sich aus diesem Kontext fünf zentrale Herausforderungen:
- Steigender Kostendruck: Höhere Preise für Materialien, Energie und Personal belasten Labore und Diagnostikhersteller gleichermaßen.
- Technologische Modernisierung: Neue Verfahren, wie molekulargenetische Analysen, benötigen spezialisierte Infrastruktur und Fachwissen.
- Regulatorische Veränderungen: Verschärfte Vorschriften erhöhen den administrativen Aufwand und die Anforderungen an Qualität und Sicherheit.
- Fachkräftemangel: Der Bedarf an qualifiziertem Personal wächst, während gleichzeitig die Mitarbeitergewinnung immer schwieriger wird.
- Wirtschaftliche Stabilität: Anpassungen der Vergütungssysteme müssen gewährleisten, dass Labore weiterhin innovativ und leistungsfähig bleiben.
Diese Herausforderungen wirken sich direkt auf Patientinnen, Ärztinnen und das gesamte Gesundheitswesen aus. Eine inadäquate Bewertung der Laborleistungen könnte zu Versorgungsengpässen führen, Innovationen verzögern und letztlich die Qualität medizinischer Diagnostik beeinträchtigen.
Die anstehende GOÄ-Überarbeitung ist daher ein Schlüsselthema für die Zukunft der medizinischen Versorgung in Deutschland. Sie bietet die Chance, strukturelle und wirtschaftliche Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Labordiagnostik als unverzichtbarer Teil des Gesundheitssystems erhalten und weiterentwickelt wird. Für Patientinnen bedeutet dies mehr Sicherheit und Präzision in Diagnostik und Behandlung. Für Ärztinnen bleibt die Basis für qualitativ hochwertige medizinische Arbeit erhalten. Und für Unternehmen eröffnet sich Raum für kontinuierliche Innovationen, die die Gesundheitsversorgung nachhaltig stärken.
Die im Beitrag verwendeten Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung des Verbandes der Diagnostica-Industrie e.V. (VDGH).
5 Antworten
Die Herausforderungen für Labore sind wirklich gravierend. Was denkt ihr über die Idee, mehr Fachkräfte in diesem Bereich auszubilden? Ich glaube, das könnte helfen.
Das ist ein guter Punkt! Eine bessere Ausbildung könnte tatsächlich helfen. Aber wie können wir sicherstellen, dass diese Fachkräfte auch bleiben und nicht woanders hingehen?
Der Beschluss zur GOÄ-Überarbeitung ist ein wichtiger Schritt, aber ich frage mich, wie schnell diese Änderungen tatsächlich umgesetzt werden. Werden wir bald eine Verbesserung in der Vergütung sehen?
Ich stimme zu, dass es wichtig ist, die Vergütung an die aktuellen Bedingungen anzupassen. Es wäre hilfreich zu wissen, welche spezifischen Änderungen geplant sind und wie sie sich auf die Patienten auswirken werden.
Ich finde den Artikel sehr informativ, besonders die Punkte über die steigenden Kosten in der Labordiagnostik. Wie können wir sicherstellen, dass die Qualität der Diagnosen trotz dieser Herausforderungen erhalten bleibt?