Glasfaserausbau in Deutschland: VKU fordert Kupfer-Glas-Migration und weniger Bürokratie

Beim Stakeholderdialog Digitale Infrastrukturen in Berlin hat der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) eine effiziente Kupfer-Glas-Migration gefordert. Diese soll Glasfasernetze besser auslasten und Investitionen freisetzen. Der VKU vertritt dabei mehr als 220 kommunale Unternehmen im Breitbandausbau.
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Inhaltsübersicht

– Stakeholderdialog für digitalen Infrastrukturausbau fand in Berlin statt.
– VKU fordert effiziente Kupfer-Glas-Migration für bessere Glasfasernetzauslastung.
– Strategischer Überbau von Glasfasernetzen soll verhindert werden.

Kommunale Unternehmen fordern effiziente Glasfasernutzung

Am 28. Oktober 2025 positionierte sich der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) beim Stakeholderdialog Digitale Infrastrukturen in Berlin für beschleunigte Breitbandstrategien. VKU-Präsident Dr. Ulf Kämpfer betonte die fundamentale Bedeutung digitaler Infrastruktur: „Schnelles Internet ist in unserem digitalen Jahrhundert so wichtig wie Strom und Wasser. Daseinsvorsorge ist Demokratievorsorge.“ Er begrüßte die Dialogbereitschaft von Bundesminister Dr. Karsten Wildberger, mahnte jedoch: „Entscheidend ist jedoch, dass durch die Umsetzung keine neue Bürokratie für die ausbauenden Unternehmen entsteht – wir brauchen weniger Bürokratie, nicht noch mehr.“

Der Verband schlägt vor, „immer dann aus Kupfernetzen aus- und in Glasfasernetze einzusteigen, wenn ein Glasfaseranschluss liegt – egal, von welchem Anbieter“. Zudem kritisiert Kämpfer den „strategischen Überbau von Glasfasernetzen“, der zu Mehrfacherschließungen in lukrativen Gebieten führe, während andere Regionen leer ausgingen.

Der VKU vertritt über 1.600 Stadtwerke und kommunalwirtschaftliche Unternehmen (Stand: Zahlen Daten Fakten 2024). Mit rund 309.000 Beschäftigten erwirtschafteten die Mitgliedsunternehmen 2022 Umsatzerlöse von 194 Milliarden Euro und investierten mehr als 17 Milliarden Euro. Im Breitbandbereich engagieren sich 220 Unternehmen mit jährlichen Investitionen von über 912 Millionen Euro (Stand: Zahlen Daten Fakten 2024). Künftig planen 90 Prozent der kommunalen Unternehmen, Mobilfunkbetreibern Anschlüsse für Antennen an ihren Glasfasernetzen anzubieten.*

Glasfaserausbau in Deutschland: Wo stehen wir wirklich?

Deutschland hinkt beim Glasfaserausbau weiterhin hinterher. Während hierzulande Ende 2024 nur 35 Prozent der Haushalte über einen Glasfaseranschluss verfügten*, liegt die FTTH/B-Abdeckung in der EU27 bereits bei über 60 Prozent (Quelle: DESI 2024). Diese Diskrepanz verdeutlicht den Nachholbedarf der Bundesrepublik im europäischen Vergleich. Aktuelle Zahlen zeigen zwar, dass die Infrastruktur grundsätzlich vorhanden ist – 52,8 Prozent der Haushalte sind bereits an Glasfasernetze angeschlossen (Homes Passed)* – doch nur 27,3 Prozent nutzen diese Technologie tatsächlich (Homes Connected)*. Diese Kluft zwischen verfügbarer Infrastruktur und tatsächlicher Nutzung stellt eine zentrale Herausforderung dar.

Ausbaustand: nationale und internationale Perspektive

Die aktuellen Daten belegen eine zweigeteilte Realität: Einerseits schreitet der Infrastrukturausbau voran, andererseits bleibt die Nutzungsquote hinter den Möglichkeiten zurück. Laut einer EY-Befragung aus dem Jahr 2025 wird zwar etwa die Hälfte aller Haushalte im Jahresverlauf 2025 Zugang zu Glasfaser haben*. Die internationale Perspektive zeigt dabei deutlich, dass andere europäische Länder beim Glasfaserausbau weiter fortgeschritten sind.

Regulatorische und technische Rahmenbedingungen

Die regulatorischen Weichenstellungen der letzten Monate könnten den Ausbau beschleunigen. Die Bundesnetzagentur veröffentlichte im April 2025 ein Impulspapier zur Kupferabschaltung, das bis Juni 2025 28 Stellungnahmen im Konsultationsverfahren hervorrief. Diese Diskussionen sind entscheidend für die sogenannte Kupfer-Glas-Migration, also den Übergang von alten Kupferleitungen zu modernen Glasfasernetzen. Allerdings behindern komplexe Genehmigungsprozesse und regionale Unterschiede den Fortschritt, wie eine PwC-Befragung aus dem Jahr 2025 bestätigt.

Neben regulatorischen Hürden sprechen auch ökologische Argumente für den Glasfaserausbau. Eine Studie von Briglauer et al. aus dem Jahr 2023 belegt, dass FTTH-Netze deutlich energieeffizienter sind als herkömmliche Kupfer- oder FTTC/HFC-Technologien. Diese Erkenntnis unterstreicht die Bedeutung des Glasfaserausbaus nicht nur für die digitale Infrastruktur, sondern auch für die Energiewende.

Kupfer-Glas-Migration: Chancen und Herausforderungen für Deutschlands digitale Zukunft

Der Übergang von Kupfer- zu Glasfasernetzen verändert die digitale Landschaft in Deutschland grundlegend. Dieser Transformationsprozess wirkt sich direkt auf die Versorgungssicherheit, den Wettbewerb und die regionale Entwicklung aus. Aktuelle Studien zeigen jedoch erhebliche Hürden auf, die eine flächendeckende Umsetzung gefährden könnten.

Die verfügbaren Tiefbaukapazitäten stoßen bereits heute an ihre Grenzen. Ressourcen für Tiefbauarbeiten variieren regional, während die Nachfrage nach Bauleistungen für den Netzausbau zunimmt*. Besonders in ländlichen Regionen fehlen oft die notwendigen Fachkräfte und Geräte, um die geplanten Ausbauvorhaben termingerecht umzusetzen.

Parallel dazu verzögern bürokratische Hürden den Fortschritt. Genehmigungsverfahren für Glasfaserprojekte nehmen häufig mehrere Monate in Anspruch. Die regional unterschiedlichen Anforderungen und langwierigen Prüfprozesse führen zu erheblichen Verzögerungen, die wiederum die Kosten in die Höhe treiben*.

Die gesellschaftliche Relevanz dieser Entwicklung lässt sich an der Versorgungssituation ablesen. Ohne gezielte Gegenmaßnahmen droht Deutschland jedoch seine Ausbauziele für 2030 zu verfehlen. Die Konsequenz wäre eine wachsende digitale Spaltung zwischen gut versorgten Städten und unterversorgten ländlichen Gebieten*.

Das Problem des strategischen Überbaus verschärft diese Situation zusätzlich. Während in wirtschaftlich attraktiven Stadtgebieten oft mehrere Anbieter parallel Glasfasernetze verlegen, bleiben weniger rentable ländliche Regionen häufig unerschlossen. Diese ineffiziente Ressourcenverteilung belastet nicht nur die begrenzten Tiefbaukapazitäten, sondern gefährdet auch die flächendeckende Versorgung mit hochleistungsfähigem Internet.

Handlungsoptionen für eine beschleunigte Migration

  • Beschleunigte, gebietsorientierte Kupfer-Glas-Migration mit diskriminierungsfreien Regeln, wie sie das Impulspapier der Bundesnetzagentur (Stand: April–Juni 2025) vorschlägt
  • Bürokratieabbau und Standardisierung der Genehmigungsverfahren, um die Hindernisse zu beseitigen
  • Priorisierung unterversorgter Gebiete statt wirtschaftlich attraktiver Überbauung, gestützt auf BREKO-Analysen* und den EU-Vergleich im DESI-Index (Stand: 2024)

Die erfolgreiche Bewältigung dieser Herausforderungen entscheidet maßgeblich darüber, ob Deutschland den Anschluss an die digitale Spitzengruppe in Europa halten kann. Eine strategische Steuerung der Kupfer-Glas-Migration wird damit zur zentralen Stellschraube für die digitale Zukunftsfähigkeit des gesamten Landes.

Ausblick: Was bleibt zu tun?

Der Glasfaserausbau in Deutschland steht an einem entscheidenden Punkt. Während die politischen Ziele ambitioniert sind, zeigen aktuelle Zahlen eine deutliche Diskrepanz zwischen Anschlussquote und tatsächlicher Nutzung. Ende 2024 lag die FTTH-Anschlussquote bei 35 Prozent – ein Wert, der deutlich hinter den europäischen Nachbarn zurückbleibt, wo die FTTH/B-Abdeckung bereits über 60 Prozent erreicht (Stand: 2024)*.

Eine aktuelle EY-Analyse unterstreicht die Dringlichkeit: Deutschland muss den Ausbau deutlich beschleunigen, um den Rückstand aufzuholen (Quelle: EY, Stand: 2025). Die Bundesnetzagentur hat mit ihrem Impulspapier vom April 2025 einen wichtigen Diskussionsrahmen geschaffen, dessen Konsultationsphase bis Juni 2025 läuft. Dieser Prozess könnte die Weichen für effizientere Ausbaustrategien stellen.

Metrik Wert Einheit Quelle/Stand
Deutschland FTTH-Anschlussquote 35 % Stand: Ende 2024*
EU27 FTTH/B-Abdeckung über 60 % Stand: 2024*

Künftig geht es nicht nur um den reinen Netzausbau, sondern um intelligente Steuerung. Die Kupfer-Glas-Migration muss systematischer vorangetrieben werden, um bestehende Glasfasernetze besser auszulasten. Gleichzeitig gilt es, den strategischen Überbau in lukrativen Gebieten zu begrenzen und stattdessen die Versorgungslücken in weniger attraktiven Regionen zu schließen. Nur so entsteht eine flächendeckende digitale Infrastruktur, die tatsächlich alle Regionen erreicht.

Die nachfolgenden Informationen und Aussagen beruhen auf einer Pressemitteilung des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU).

Weiterführende Quellen:

8 Antworten

  1. Die Zahlen zum Glasfaserausbau sind wirklich alarmierend und müssen dringend angesprochen werden! Wir müssen alle an einem Strang ziehen und uns für eine bessere digitale Infrastruktur einsetzen! Gibt es bereits Initiativen dazu?

    1. Ja Ferdmann! Ich habe von einigen lokalen Initiativen gehört, die sich dafür stark machen. Vielleicht könnten wir uns zusammenschließen und unsere Erfahrungen austauschen!

  2. Die Problematik des strategischen Überbaus ist wirklich bedenklich. Warum investieren Unternehmen nicht gezielter in unterversorgte Gebiete? Vielleicht sollten öffentliche Förderungen dafür bereitgestellt werden.

  3. Ich finde es interessant zu sehen, wie andere Länder beim Glasfaserausbau vorankommen. Was können wir von ihnen lernen? Ich denke, es wäre gut, internationale Best Practices zu analysieren und anzuwenden.

  4. Der Ansatz des VKU zur Kupfer-Glas-Migration klingt vielversprechend! Es ist jedoch wichtig zu bedenken, dass Bürokratieabbau nicht auf Kosten der Qualität gehen darf. Wie können wir sicherstellen, dass die Standards trotzdem eingehalten werden?

  5. Ich finde es wichtig, dass die Diskussion um den Glasfaserausbau in Deutschland mehr Aufmerksamkeit bekommt. Die Zahlen sind erschreckend und zeigen, dass wir in vielen Regionen noch hinterherhinken. Warum gibt es nicht mehr Anreize für die Unternehmen, auch ländliche Gebiete auszubauen?

    1. Ich stimme dir zu, Gthomas! Die ländlichen Gebiete scheinen oft vergessen zu werden. Vielleicht sollten wir als Gesellschaft mehr Druck auf die Politik ausüben, damit diese Fragen prioritär behandelt werden.

    2. Ja, das ist ein guter Punkt! Ich denke, dass der VKU mit seinen Vorschlägen wirklich einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung macht. Aber wie können wir sicherstellen, dass diese Vorschläge auch tatsächlich umgesetzt werden?

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