Gesunde Raumluft: Experten fordern verbindliche Standards in Bauvorschriften und Förderprogrammen

Beim diesjährigen D-A-CH-Treffen forderten 33 Expertinnen und Experten verbindliche Standards für gesunde Raumluft. Sie betonten, dass gute Raumluft Voraussetzung für Gesundheit, Lernfähigkeit und Wohlbefinden ist und nicht vom Zufall abhängen darf. Die gemeinsame Resolution verlangt, Innenraumluftqualität als festen Bestandteil von Bauvorschriften und Förderprogrammen zu verankern.
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Inhaltsübersicht

– Experten fordern verbindliche Standards für gesunde Raumluft in Bauvorschriften
– D-A-CH-Treffen diskutierte Raumluftqualität in Schulen, Büros und Wohngebäuden
– Gute Raumluft ist Voraussetzung für Gesundheit, Lernfähigkeit und Wohlbefinden

Expertinnen und Experten fordern verbindliche Standards für gesunde Raumluft

Beim diesjährigen Treffen des Netzwerks D-A-CH-Komfortlüftung kamen über 30 Expertinnen und Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen, um aktuelle Forschungsergebnisse zur Raumluftqualität in Schulen, Büros und Wohngebäuden zu diskutieren. Die Veranstaltung fand im Oktober 2025 bei der Walter Bösch GmbH & Co. KG in Lustenau (Vorarlberg) statt.*

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer betonten einvernehmlich: „Gute Raumluft ist Voraussetzung für Gesundheit, Lernfähigkeit und Wohlbefinden – und darf weder vom Zufall noch vom Nutzerverhalten abhängen.“
In ihrer gemeinsamen Resolution fordern sie: „Innenraumluftqualität als verbindlichen Bestandteil von Bauvorschriften und Förderprogrammen festzuschreiben.“
Mit einem eindringlichen Appell richtet sich die Resolution an alle Verantwortlichen: „Alle Menschen sind von schlechter Raumluft betroffen. Saubere Raumluft als grundlegendes Menschenrecht schützt Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit. Wir rufen daher Regierungen, Organisationen, Bauherren, Investoren und Gemeinschaften auf, gemeinsam das Ziel einer gesunden Innenraumluft für alle zu verfolgen und dauerhaft sicherzustellen.“

Wissenschaftlicher Kontext: Regelwerke und Werte

Die Forderung nach verbindlichen Standards für gesunde Raumluft gewinnt vor dem Hintergrund bestehender Regelwerke an Bedeutung. Bislang stützt sich die Bewertung von Innenraumluftqualität überwiegend auf Empfehlungen und Orientierungswerte – nur wenige Vorgaben besitzen rechtliche Verbindlichkeit.

Wer berät? IRK und ihre Rolle

Die Kommission Innenraumlufthygiene (IRK) des Umweltbundesamtes berät seit knapp 40 Jahren die Bundesregierung und erstellt gesundheitsbezogene Empfehlungen zu Innenraumluft, die jedoch nicht rechtlich bindend sind (Stand: 2025). Eine Ausnahme bildet ein gesetzlicher Grenzwert für Innenraumluft. Die IRK-Empfehlungen liefern wichtige wissenschaftliche Grundlagen, entfalten aber keine unmittelbare rechtliche Wirkung für Bauherren oder Betreiber.

Normen und Orientierungswerte

Im Bereich der technischen Standards definiert DIN EN 15251 Erwartungen an die Raumluftqualität in vier Kategorien. Für den Neubau dient meist Kategorie II (normales Maß) als Planungsbasis (Stand: 2025). Diese Norm bietet Planungshilfen, stellt jedoch keine verbindliche Vorschrift dar.

Hygienische Leitwerte des Ausschusses für Innenraumrichtwerte (AIR) sind in den Technischen Baubestimmungen der Länder verankert und gelten unabhängig vom Nutzungsbereich als Orientierungswerte für Bauherren und Ausführende (Stand: 2025). Diese Richtwerte dienen als praktische Referenz, besitzen aber ebenfalls empfehlenden Charakter.

Für die konkrete Bewertung der Luftqualität existieren klare Orientierungsmarken: Bis 800 ppm CO2 in Innenräumen gelten als infektionsschutzmäßig sicher, bis 1.000 ppm als hygienisch unbedenklich*. Diese Werte bieten Messlatten für die Praxis, sind jedoch nicht gesetzlich verankert.

Das Fehlen verbindlicher Vorgaben erklärt, warum Expertinnen und Experten verbindliche Standards fordern – bisherige Regelwerke bieten zwar wissenschaftlich fundierte Orientierung, aber keine rechtliche Durchsetzbarkeit.

Lebenszyklusanalyse: Warum Lüftungssysteme ganzheitlich betrachtet werden müssen

Die ökologische Bewertung von Lüftungssystemen erfordert einen Blick auf den gesamten Lebensweg – von der Materialgewinnung über Herstellung und Betrieb bis zur Entsorgung. Diese Lebenszyklusbetrachtung zeigt, dass moderne Lüftungstechnik über ihre gesamte Nutzungsdauer ökologisch relevant ist. Entscheidend für eine positive Umweltbilanz sind langlebige Materialien, geringer Wartungsaufwand und energieeffiziente Betriebsweise bei Lebensdauern von über 40 Jahren (Stand: 2024)*.

Lebenszyklusbilanz und CO2-Einsparungen

Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung erzielt im Lebenszyklus, einschließlich Herstellung und Betrieb, Nettoeinsparungen an CO2-Äquivalenten. Diese Zahl verdeutlicht, warum Fördergeber und Bauherren den kompletten Lebensweg im Blick behalten sollten: Die anfängliche Investition in Herstellung und Installation amortisiert sich ökologisch durch die langfristigen Einsparungen im Betrieb.*

Betriebsphase vs. Herstellung

Die Betriebsphase von Lüftungssystemen dominiert hinsichtlich Energiebedarf und Ökobilanz gegenüber Herstellung und Materialwahl. Wärmerückgewinnung und Heizenergieeinsparung stellen dabei die großen Einflussfaktoren dar. Während die Herstellungsphase zur Gesamtumweltbelastung beiträgt, entfällt ein erheblicher Anteil auf den Betrieb – insbesondere auf den Stromverbrauch der Ventilatoren und die eingesparte Heizenergie.*

Für Bauherren bedeutet dies: Die Wahl eines Systems mit hoher Effizienz in der Betriebsphase ist ökologisch und wirtschaftlich sinnvoller als die Minimierung der Herstellungsaufwendungen allein. Moderne Anlagen kompensieren ihre Herstellungsemissionen typischerweise innerhalb weniger Jahre durch die Einsparungen im Betrieb.*

Mögliche Tabelle: Vergleich ausgewählter Lebenszykluswerte

Jahr Aspekt Wert Einheit Quelle/Stand
gesamter Lebenszyklus Lebensdauer >40 Jahre Stand: 2024*

Auswirkungen für Schulen und Büros

Schulen und Bürogebäude benötigen speziell angepasste Lüftungssysteme, da Nutzer- und Gebäudeanforderungen sowie regionale Klimabedingungen die Wahl beeinflussen; dezentrale Systeme mit Wärmerückgewinnung gelten als effizient und flexibel – Stand: 2025.* Diese Technologie tauscht verbrauchte Luft kontinuierlich aus, ohne dass Fenster geöffnet werden müssen, und spart dabei Energie, indem die Wärme der Abluft zurückgewonnen wird.*

Für Schulen bedeutet dies konkret: Bessere Luftqualität unterstützt die Lernfähigkeit der Schüler und schützt die Gesundheit aller Anwesenden. In Bürogebäuden steigert frische Luft das Wohlbefinden der Mitarbeiter.* Die Experten betonen: Die richtige Lüftungslösung muss sowohl zum Gebäude als auch zur Nutzung passen – hier bieten dezentrale Systeme mit ihrer flexiblen Anpassungsfähigkeit klare Vorteile gegenüber starren Gesamtlösungen.

Gesunde Raumluft als Standard: Wie Bilanzierung und Regulierung zusammenspielen

Die Forderung der D-A-CH-Resolution, Innenraumluftqualität verbindlich in Bauvorschriften und Förderprogramme aufzunehmen, markiert einen wichtigen Schritt – doch ihre Umsetzung erfordert konkrete Methoden und Werkzeuge. Hier kommen Lebenszyklusanalysen ins Spiel, die bereits heute die Bewertung nachhaltiger Gebäudetechnik und Lüftungssysteme unterstützen. Die Integration von Lebenszyklusanalysen (LCA/Ökobilanz) gewinnt im Bausektor rechtlich an Bedeutung; Softwarelösungen unterstützen die Bilanzierung nachhaltiger Gebäudetechnik und Lüftungssysteme*.

Lebenszyklusanalysen ermöglichen eine ganzheitliche Betrachtung von Lüftungssystemen – von der Herstellung über den Betrieb bis zur Entsorgung. Moderne Softwaretools machen diese Bilanzierung praktikabel und schaffen damit die Voraussetzung, um Gesundheits- und Nachhaltigkeitskriterien gleichermaßen in Planungsprozesse zu integrieren. Die Resolution appelliert eindringlich: „Alle Menschen sind von schlechter Raumluft betroffen. Saubere Raumluft als grundlegendes Menschenrecht schützt Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit.“

Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es jetzt zügige Umsetzungsschritte:

• Verbindliche Mindestanforderungen für Innenraumluftqualität in Bauvorschriften verankern
• Förderkriterien entwickeln, die Lebenszyklusanalysen systematisch berücksichtigen

Diese Maßnahmen würden sicherstellen, dass gesunde Raumluft nicht dem Zufall überlassen bleibt, sondern zum planbaren Standard wird – für Schulen, Büros und Wohngebäude gleichermaßen.

Die in diesem Beitrag genannten Informationen und Stellungnahmen entstammen einer Pressemitteilung des Fachverbands Gebäude-Klima e. V. (FGK).

Weiterführende Quellen:

7 Antworten

  1. Die Notwendigkeit für saubere Luft kann nicht genug betont werden! Ich hoffe, dass diese Resolution ernst genommen wird und wir bald bessere Regelungen sehen werden. Welche konkreten Schritte haltet ihr für notwendig?

    1. … es gibt viele interessante Ansätze zur Verbesserung der Luftqualität in Gebäuden! Ich denke auch, dass innovative Technologien eine Rolle spielen sollten.

  2. Die Experten haben recht mit der Aussage über gesunde Luft. Sie sollte ein Grundrecht sein! Was denkt ihr über die Umsetzbarkeit dieser Standards? Glaubt ihr, dass sich Bauherren daran halten würden?

    1. Das ist eine gute Frage! Ich denke, dass ohne klare Vorschriften und Kontrollen nicht viel passieren wird. Es müsste Anreize geben, um Bauherren zu motivieren.

  3. Ich unterstütze die Forderung nach besseren Bauvorschriften für Raumluftqualität. Es wäre interessant zu wissen, wie andere Länder damit umgehen. Gibt es Beispiele für gute Praktiken in anderen Ländern?

  4. Die Diskussion um gesunde Raumluft ist essentiell. Besonders in Schulen ist dies wichtig, da Kinder dort viel Zeit verbringen. Welche Maßnahmen könnten wir als Gesellschaft ergreifen, um das zu verbessern?

  5. Ich finde die Idee von verbindlichen Standards für die Raumluftqualität sehr wichtig. Gesundheit und Wohlbefinden sollten an erster Stelle stehen. Hat jemand schon Erfahrungen mit den aktuellen Lüftungssystemen gemacht?

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