Im Vorfeld des am Freitag beginnenden G7-Gipfels in Japan drückt Germanwatch, die renommierte Umwelt- und Entwicklungsorganisation, ihre Besorgnis aus. Sie mahnt die G7-Staaten, insbesondere Deutschland und Japan, zu einem schnelleren Ausstieg aus fossilen Energien und zu konkreten Zielen für erneuerbare Energien und Energieeffizienz.
Klimapolitik: Ein Appell zur Priorisierung und Beschleunigung
Germanwatch warnt vor der bisher vernachlässigten Klimapolitik in der japanischen G7-Präsidentschaft und unterstreicht die besondere Verantwortung des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz. Scholz hat kürzlich beim Petersberger Klimadialog angekündigt, dass die G7 auf ihren bisherigen Dekarbonisierungszielen aufbauen will. „Der beschleunigte Ausstieg aus den fossilen Energien sollte unbedingt ein Kernthema beim Gipfel werden“, betont Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch.
Petter Lydén, Leiter des Teams Internationale Klimapolitik bei Germanwatch, fügt hinzu: „Die G7-Staaten sollten bis 2030 aus der Kohle und bis 2035 komplett aus fossilen Energien in der Stromerzeugung aussteigen. Technologien wie CO2-Abscheidung und -Speicherung dürfen kein Ticket für die Verlängerung des fossilen Zeitalters sein.“ Stattdessen sollten die G7-Staaten den beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien und die schnelle Steigerung der Energieeffizienz fördern.
Klimafinanzierung und Energiewendepartnerschaften: Die Herausforderungen der Zukunft
Beim Thema Klimafinanzierung wirft Germanwatch den G7-Staaten vor, zu wenig in das Klima und zu viel in Gas zu investieren. Alexandra Goritz, Referentin für Klimaaußenpolitik bei Germanwatch, unterstreicht: „Die Bundesregierung muss sich hier bewegen. Investitionen in den Gassektor dürfen nicht als Notwendigkeit deklariert werden. Viele Studien zeigen, dass diese Notwendigkeit auch für Deutschland nicht mehr besteht.“
Um die Klimafinanzierung zu erweitern, sind neue Finanzquellen nötig und eine Reform der internationalen Finanzarchitektur, einschließlich Weltbank und Internationaler Währungsfonds, sollte vorangetrieben werden. Hierbei spielt der kommende Finanzgipfel in Paris eine zentrale Rolle.
Schließlich betont Germanwatch die wachsende Bedeutung von Allianzen und Partnerschaften mit Schwellen- und Entwicklungsländern. Die G7-Energiewendepartnerschaften mit Südafrika, Indonesien und Vietnam sind Beispiele dafür. „Partnerschaften sind eine sehr gute Möglichkeit, eine sozial gerechte Energiewende vor Ort zu unterstützen. Das erfordert Dialog auf Augenhöhe und den Einbezug der Zivilgesellschaft“, sagt Alexandra Goritz.
Die Forderungen von Germanwatch an den G7-Gipfel kommen zu einer Zeit, in der weltweit die Dringlichkeit einer effektiveren Klimapolitik erkannt wird. Sie verdeutlichen die Notwendigkeit von konkreten Maßnahmen und beschleunigtem Handeln, um den Klimawandel zu bekämpfen. Nur die Zukunft wird zeigen, ob die G7-Staaten diesen Appell beherzigen und ihre Klimapolitik entsprechend anpassen.
Glossar
Begriff | Definition |
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Germanwatch | Eine gemeinnützige Umwelt- und Entwicklungsorganisation mit Sitz in Deutschland, die sich für globale Gerechtigkeit und den Erhalt der Lebensgrundlagen einsetzt. |
G7-Gipfel | Ein jährliches Treffen der Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen: Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, Großbritannien und die Vereinigten Staaten. |
Dekarbonisierung | Der Prozess der Reduzierung des Kohlenstoffdioxidausstoßes in der Wirtschaft, vor allem durch den Ersatz fossiler Brennstoffe durch erneuerbare Energien und durch Energieeffizienz. |
CO2-Abscheidung und -Speicherung | Technologien, die dazu dienen, Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu entfernen und sicher zu speichern, um den Treibhauseffekt zu reduzieren. |
Erneuerbare Energien | Energiequellen, die sich natürlich erneuern oder deren Nutzung die Ressource nicht erschöpft, wie Sonnenenergie, Windenergie oder Wasserkraft. |
Energieeffizienz | Die Minimierung des Energieverbrauchs, um die gleiche Menge an nützlicher Arbeit oder Dienstleistung zu erbringen. |
Klimafinanzierung | Die Bereitstellung von Geldmitteln zur Unterstützung von Klimaschutzmaßnahmen, insbesondere in Entwicklungsländern. Dies kann Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel oder zur Minderung der Treibhausgasemissionen umfassen. |
Internationale Finanzarchitektur | Die Struktur und Funktionsweise der internationalen Finanzinstitutionen wie der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds. |
Energiewendepartnerschaften | Kooperationen zwischen Ländern oder Organisationen, um die Energiewende, d.h. den Übergang von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien, zu unterstützen. |
Petersberger Klimadialog | Ein jährlich stattfindendes, internationales Treffen von Ministern aus verschiedenen Ländern, das sich mit Fragen des Klimaschutzes und der Anpassung an den Klimawandel befasst. |
Grüner Klimafonds | Ein Fonds, der von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen wurde, um Entwicklungsländer dabei zu unterstützen, die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen und ihre Wirtschaften nachhaltig zu gestalten. |