Generika in Gefahr: Wie Lieferengpässe und Preisregulierung die Arzneimittelversorgung in Deutschland bedrohen

Pro Generika zeigt in der Broschüre „Generika in Zahlen 2024“, dass Generika 80 Prozent der Arzneimittelversorgung in Deutschland sicherstellen und dabei nur 6,9 Prozent der Gesamtausgaben ausmachen. Durch enge Preisregulierung und fehlende Investitionsanreize drohen jedoch Produktionsengpässe und Hersteller­ausstiege, die die Versorgungssicherheit langfristig gefährden.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– Generika sichern 80 % der Arzneimittelversorgung bei nur 6,9 % der Ausgaben
– Engmaschiges Regulierungsnetz (Festbeträge, Rabattverträge, Preismoratorium) blockiert Investitionen
– Fehlende Anreize verschärfen Lieferengpässe und erhöhen Abhängigkeit von China

Wer sichert die Versorgung mit Generika in Deutschland?

Mit der aktuellen Broschüre „Generika in Zahlen 2024“ legt Pro Generika neue Daten zur Arzneimittelversorgung in Deutschland vor und offenbart ein entscheidendes Ungleichgewicht: 80 Prozent der Versorgung entfallen auf Generika, während diese nur 6,9 Prozent der Ausgaben ausmachen. Damit tragen Generikahersteller die Hauptlast der Arzneimittelversorgung und halten zugleich die Kosten für das Gesundheitssystem niedrig. Diese Leistung ist beeindruckend, sie verdeckt jedoch auch eine prekäre Situation für die Unternehmen, die hinter den Medikamenten stehen.

Das Geschäftsmodell der Generikahersteller befindet sich in einem Spannungsfeld aus intensiver Regulierung und fehlenden Investitionsanreizen. Ein engmaschiges Netz aus Preissenkungsinstrumenten – darunter Festbeträge, Rabattverträge und Preismoratorium – drückt dauerhaft auf die Preise. Diese Regulierung „lässt keinen Raum für Investitionen“, warnt Pro Generika, und zeigt damit, warum der Markt zunehmend an seine Grenzen stößt.

Die Folge: Es mangelt an Anreizen, die Produktion auszubauen oder Lieferketten nachhaltiger und widerstandsfähiger zu gestalten. Schon heute treten Engpässe auf, und die Abhängigkeit von Produktionsstandorten in China wächst weiter an. Das birgt Risiken für die Versorgungssicherheit, da eine Konzentration auf wenige internationale Hersteller die Lieferfähigkeit gefährdet.

Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika, bringt die Herausforderung auf den Punkt: „Unsere Unternehmen sind stolz darauf, das Gros der Patientinnen und Patienten zu versorgen. Das aber geht nur, solange die Produktion wirtschaftlich ist. Wenn sich die Rahmenbedingungen nicht ändern, werden weitere Hersteller aussteigen müssen – mit dramatischen Folgen für die Versorgung in Deutschland.“

Die vorgelegten Zahlen sind nach Auffassung von Pro Generika nicht nur eine reine Datenerhebung, sondern sollen eine Diskussion anstoßen: „Unsere Zahlen sollten deshalb mehr sein als eine Datensammlung. Sie sollte Grundlage werden für ein Gespräch. Ein Gespräch – etwa im Rahmen des angekündigten Pharmadialogs – das zum Ziel hat einen Markt zu stabilisieren, der die Patientinnen und Patienten versorgt. Jedenfalls 80 Prozent von ihnen.“

Die Broschüre „Generika in Zahlen – Zum Kalenderjahr 2024“ liefert die vollständigen Daten und kann kostenlos eingesehen werden unter: https://www.progenerika.de/app/uploads/2025/06/Generika-in-Zahlen_Jahr-2024.pdf . Sie bietet eine umfassende Grundlage, um die Rolle von Generika in der Arzneimittelversorgung und die damit verbundenen Herausforderungen besser zu verstehen.

Was die Generika-Krise für unser Gesundheitssystem bedeutet

Der Markt für Generika steht unter enormem Druck – und diese Entwicklung hat weitreichende Folgen für unser Gesundheitssystem. Generika sind Nachahmerpräparate, die nach Ablauf der Patente originale Medikamente ersetzen und so entscheidend dazu beitragen, die Kosten in der Arzneimittelversorgung niedrig zu halten. In Deutschland werden etwa 80 Prozent der Arzneimittelversorgung durch Generika abgedeckt, obwohl sie nur rund 7 Prozent der Ausgaben ausmachen. Diese beeindruckende Rolle birgt jedoch ein erhebliches Risiko: Die Rahmenbedingungen auf dem Markt ermöglichen kaum noch wirtschaftliche Investitionen, was die Versorgung zunehmend gefährdet.

Einer der zentralen Gründe für die Spannungen im Generika-Markt ist die preisliche Regulierung durch ein komplexes System aus Festbeträgen, Rabattverträgen und Preismoratorien. Diese Mechanismen drücken die Preise dauerhaft nach unten und sorgen dafür, dass die Hersteller kaum Spielraum haben, um in neue Produktionskapazitäten oder stabilere Lieferketten zu investieren. Die Folge: Der Markt gerät an seine Grenzen, und Engpässe bei der Versorgung werden häufiger.

Kritische Lieferketten: Risiken und Abhängigkeiten

Ein weiteres großes Problem sind die globalen Lieferketten, auf die die Herstellung und Versorgung mit Generika heute angewiesen ist. Viele Wirkstoffe und Vorprodukte kommen aus Ländern mit niedrigen Produktionskosten, insbesondere aus China. Diese Abhängigkeit macht die Versorgung anfällig für externe Störungen, etwa durch politische Spannungen, Handelsbeschränkungen oder pandemiebedingte Verzögerungen. Die engen Verknüpfungen zeigen, wie sehr das heimische Gesundheitssystem auf weltweite Produktionsnetzwerke angewiesen ist – und wie riskant diese Situation in Krisenzeiten werden kann.

Zukunftsszenarien: Versorgungssicherheit im Wandel

Die Herausforderungen beim Preisregulierung und in den Lieferketten stellen die Versorgungssicherheit vor eine Zerreißprobe. Ohne nachhaltige Anpassungen an den Rahmenbedingungen drohen weitere Hersteller den Markt zu verlassen. Wie der Geschäftsführer von Pro Generika, Bork Bretthauer, erklärt: „Unsere Unternehmen sind stolz darauf, das Gros der Patientinnen und Patienten zu versorgen. Das aber geht nur, solange die Produktion wirtschaftlich ist. Wenn sich die Rahmenbedingungen nicht ändern, werden weitere Hersteller aussteigen müssen – mit dramatischen Folgen für die Versorgung in Deutschland.“

Mögliche Folgen und Maßnahmen, um diese Entwicklungen abzufedern, lassen sich so zusammenfassen:

  • Förderung von Anreizen für Produktionsinvestitionen durch eine überarbeitete Preisregulierung
  • Stärkung der Resilienz der Lieferketten durch Diversifizierung und nationale Herstellungskapazitäten
  • Frühzeitiges Erkennen und Management von Lieferengpässen im Gesundheitssystem

Insgesamt bleibt die Versorgung mit Generika eines der wichtigsten, aber auch unsichersten Fundamente der Arzneimittelversorgung. Die künftige Stabilität hängt entscheidend davon ab, wie Politik, Hersteller und Gesundheitswesen gemeinsam die wirtschaftlichen und logistischen Herausforderungen adressieren.

Die in diesem Beitrag aufgeführten Daten und Zitate basieren auf einer Pressemitteilung von Pro Generika e.V.

8 Antworten

  1. „Die Rolle von Generika in unserem Gesundheitssystem darf nicht unterschätzt werden.“ Das stimmt vollkommen! Ich hoffe wirklich, dass eine Diskussion über mögliche Lösungen angestoßen wird, damit wir eine nachhaltige Versorgung gewährleisten können.

  2. Die Engpässe bei der Versorgung sind wirklich besorgniserregend und könnten ernsthafte Folgen für Patienten haben. Ich frage mich, wie wir als Gesellschaft darauf reagieren können. Müssen wir aktiv Druck auf die Politik ausüben?

    1. Absolut! Es wäre gut, wenn mehr Menschen sich für dieses Thema interessieren würden und ihre Stimmen erheben könnten. Vielleicht könnten wir lokale Initiativen starten oder Petitionen unterstützen.

  3. Ich finde es wichtig, dass dieses Thema mehr Aufmerksamkeit bekommt. Die Zahlen sind alarmierend und zeigen die prekäre Lage der Generikahersteller auf. Was kann jeder Einzelne tun, um diese Situation zu verbessern? Gibt es Möglichkeiten für uns Verbraucher?

  4. Die Regulierung der Preise scheint wirklich eine Herausforderung für die Generikahersteller zu sein. Es ist bedenklich, dass dies Investitionen blockiert. Welche Alternativen gibt es zu diesen Preismoratorien? Gibt es Beispiele aus anderen Ländern?

    1. Das sind interessante Fragen! Vielleicht sollten wir auch über die Erfahrungen anderer Länder sprechen und wie sie ihre Generikapolitik gestaltet haben. Eine Diskussion darüber könnte hilfreich sein.

  5. Ich finde die Informationen über Generika sehr aufschlussreich. Besonders die Tatsache, dass 80 % der Versorgung durch Generika abgedeckt wird, aber nur 6,9 % der Ausgaben ausmachen, ist erschreckend. Wie können wir sicherstellen, dass diese Hersteller nicht aus dem Markt gedrängt werden?

    1. Das ist ein guter Punkt! Die Abhängigkeit von China ist beunruhigend. Was könnte getan werden, um die Produktion in Deutschland zu fördern? Vielleicht sollten wir über nationale Initiativen diskutieren?

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