– Elisa Schwarz gewinnt Journalistenpreis für Beitrag über Generationenkonflikt in der Medizin.
– Sonderpreise für Texte über Körperbilder und humanitäre Orthopädie im Krieg.
– Auszeichnung würdigt journalistische Arbeiten zu orthopädisch-unfallchirurgischen Themen.
Deutscher Journalistenpreis Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 vergeben
Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie und der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie haben am 28. Oktober 2025 die Preisträger des Deutschen Journalistenpreises Orthopädie und Unfallchirurgie (JOU) bekannt gegeben. Den Hauptpreis erhielt Elisa Schwarz für ihren Beitrag „Mama, ich bin nicht wie du“ in der Süddeutschen Zeitung vom 14. August 2024 (Stand: 28.10.2025)*.
„Der Beitrag spiegelt den Wandel wider, den auch unser Fach erlebt“, begründet Juryvorsitzender Prof. Dr. Karsten E. Dreinhöfer die Entscheidung. Die Preisträgerin Elisa Schwarz ergänzt: „Die Geschichte erzählt von einer Mutter, die ihren Beruf als Chirurgin liebt und dafür viel entbehren musste. Und von ihrer Tochter, die gerne Ärztin werden möchte – aber nicht um jeden Preis.“
Zwei Sonderpreise gingen an Maren Wurster für „Jenseits der Vollkommenheit“ in Psychologie Heute (05/2025, Stand: 28.10.2025)* und Wolfgang Bauer für „Die Vergessenen“ in der Zeit vom 15. März 2025 (Stand: 28.10.2025)*.
„Was diesen Beitrag besonders macht, ist sein Blick auf die seelische Dimension der Orthopädie“, betont Prof. Dr. Almut Tempka, stellvertretende Juryvorsitzende, zu Wursters Arbeit. Bauer gelinge es, „die Realität unseres Faches in Extremsituationen zu zeigen“, so Dreinhöfer.
Seit 1998 würdigt der JOU jährlich herausragende Medienbeiträge zu orthopädisch-unfallchirurgischen Themen (Stand: 28.10.2025). Der achtköpfigen Jury 2025 lagen 37 Bewerbungen vor (Stand: 28.10.2025). Der Siegerbeitrag erhielt eine Dotation von 3.000 Euro, an die Autoren der Beiträge für den Sonderpreis gingen jeweils 1.000 Euro (Stand: 28.10.2025)*.
Der Bewerbungsschluss für die aktuelle Wettbewerbsrunde endete am 31. Juli 2025 (Stand: 28.10.2025). Zugelassen waren Beiträge, die zwischen dem 1. August 2024 und dem 31. Juli 2025 in deutschsprachigen Medien erschienen sind (Stand: 28.10.2025).
Generationenwandel in der Medizin: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Die prämierte Reportage der Süddeutschen Zeitung greift ein Thema auf, das die medizinische Landschaft grundlegend verändert: den Wertewandel zwischen den Generationen von Ärztinnen und Ärzten. Dieser Wandel zeigt sich besonders deutlich in der Orthopädie und Unfallchirurgie, wo unterschiedliche Erwartungen an Berufsleben und Work-Life-Balance auf eine etablierte Fachkultur treffen.
Generationenwandel: Erwartungen vs. Realität
Bereits 2018 belegte eine Studie, dass der Wunsch nach Work-Life-Balance unter angehenden Medizinerinnen und Medizinern stark ausgeprägt ist*. Diese Entwicklung trifft auf einen Fachbereich mit besonderen demografischen Herausforderungen: Das Durchschnittsalter der chirurgischen Ärzteschaft liegt bei 54 Jahren, und rund 30 Prozent der niedergelassenen Orthopäden und Unfallchirurgen sind über 60 Jahre alt (Stand: 2023)*.
Die jüngere Generation Z in der Medizin zeigt eine hohe Motivation, lehnt jedoch starre Hierarchien ab und wünscht sich flexible Modelle wie die Viertagewoche. Besonders für jüngere Klinikärzte in Orthopädie und Unfallchirurgie zählen flexible Arbeitszeitmodelle und Work-Life-Balance zu den wichtigsten Kriterien bei der Berufswahl*.
Diese Entwicklung hat konkrete Konsequenzen für Kliniken und Praxen:
- Flexible Schichtmodelle werden zum entscheidenden Faktor bei der Personalgewinnung
- Mentoring-Programme können den Wissenstransfer zwischen den Generationen sichern
- Gerechter Ausgleich von Leitungsaufgaben gewinnt an Bedeutung
Seelische Dimension und humanitäre Herausforderungen
Die ausgezeichneten journalistischen Arbeiten zeigen, dass medizinische Behandlung über die rein körperliche Ebene hinausgeht. Die psychosoziale Bedeutung bei Beinverlängerungen und ähnlichen Therapien gewinnt zunehmend an Aufmerksamkeit*. Dieser ganzheitliche Ansatz spiegelt sich auch in der humanitären Chirurgie wider, wo Ärztinnen und Ärzte unter extremen Bedingungen nicht nur Verletzungen versorgen, sondern auch seelische Wunden heilen müssen.
Der Generationenwandel in der Medizin erfordert somit nicht nur neue Arbeitsmodelle, sondern auch ein erweitertes Verständnis von Heilung – eines, das körperliche Behandlung mit psychosozialer Betreuung verbindet und unterschiedliche Lebensentwürfe respektiert.
Medizin im Wandel: Zahlen und Fakten zur neuen Arbeitswelt
Die aktuellen Daten zur ärztlichen Berufswelt zeigen einen tiefgreifenden Wandel in Einstellungen und Strukturen. Eine Zeitreihe von 2018 bis 2025 dokumentiert diesen Transformationsprozess: Bereits 2018 rangierten familiäre und soziale Aspekte bei zukünftigen Ärztinnen und Ärzten deutlich vor beruflichen Faktoren; der Wunsch nach guter Work-Life-Balance war stark ausgeprägt (Stand: 2018). Bis 2024 zeigte sich, dass die Generation Z in der Medizin hohe Arbeitsmotivation besitzt, aber starre Hierarchien ablehnt und sich zunehmend flexible Arbeitsmodelle wie eine Viertagewoche wünscht (Stand: 2024).
Kerndaten zur Berufsstruktur
Die Altersstruktur in der Chirurgie weist Besonderheiten auf: Das Durchschnittsalter der chirurgischen Ärzteschaft lag zuletzt bei 54 Jahren (Stand: 2023). Parallel entwickelt sich die Geschlechterverteilung: Im Studienjahr 2024/2025 waren über 62 % der Humanmedizinstudierenden weiblich (Stand: 2025). Der Anteil von Frauen in Führungspositionen in Orthopädie und Unfallchirurgie stieg bis 2025 auf 31 % (Stand: 2025)*.
Arbeitszeit, Geschlechteranteil, Versorgungslücken
Die Arbeitszeiten zeigen geschlechtsspezifische Unterschiede: Die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit in der Orthopädie und Unfallchirurgie liegt 2025 bei 51 Stunden für Männer und 46 Stunden für Frauen, der Work-Life-Balance-Index steigt (Stand: September 2025). International betrachtet offenbaren sich dramatische Versorgungslücken: Die Krankenhausdichte für chirurgische Versorgung in Khartum sank bis Mitte 2025 auf 0,4 Standorte pro 100.000 Einwohner (Stand: 2025).
| Thema | Wert | Einheit/Anmerkung | Quelle (Stand) |
|---|---|---|---|
| Work-Life-Balance Priorität | Familiäre/sociale Aspekte vor beruflichen Faktoren | Rangfolge bei Nachwuchsärzt:innen | 2018* |
| Durchschnittsalter Chirurgie | 54 Jahre | 2023* | |
| Frauenanteil Studierende | über 62 % | Humanmedizinstudierende | 2025* |
| Frauen in Führungspositionen | 31 % | Orthopädie und Unfallchirurgie | 2025* |
| Wochenarbeitszeit Männer | 51 Stunden | Orthopädie/Unfallchirurgie | September 2025* |
| Wochenarbeitszeit Frauen | 46 Stunden | Orthopädie/Unfallchirurgie | September 2025* |
| Krankenhausdichte Khartum | 0,4 | Standorte pro 100.000 Einwohner | 2025* |
Die aktuelle Forschung bestätigt diese Entwicklungen.
Generationenkonflikt in Weiß: Wenn Work-Life-Balance auf Versorgungsrealität trifft
Der Wertewandel in der Medizin stellt Kliniken vor grundlegende Herausforderungen. Während junge Ärztinnen und Ärzte flexible Arbeitszeitmodelle und Work-Life-Balance einfordern, stehen chirurgische Fächer vor der Frage, wie sie Kontinuität in der Patientenversorgung gewährleisten sollen. Diese Spannung zwischen individuellen Lebensentwürfen und systemischen Anforderungen prägt zunehmend den Klinikalltag.
Konfliktlinien: Vereinbarkeit vs. Versorgungsrealität
Die Generation Z bringt klare Präferenzen mit in den Berufsalltag: Sie priorisiert Selbstfürsorge und Freizeit gegenüber traditionellen Karrierepfaden.* Diese Haltung spiegelt sich in konkreten Forderungen wider – jüngere Klinikärztinnen und -ärzte erwarten flexible Arbeitszeitmodelle, die Beruf und Privatleben vereinbaren lassen.*
Gleichzeitig zeigt sich eine sich wandelnde Landschaft mit einem hohen Anteil weiblicher Medizinstudierender.* Doch dieser hohe Frauenanteil spiegelt sich nicht in den Führungsetagen wider. Diese Diskrepanz verweist auf strukturelle Hürden, die flexible Karrierewege bisher begrenzen.
Chirurgische Fächer wie Orthopädie und Unfallchirurgie stehen vor besonderen Herausforderungen. Lange Operationszeiten, Bereitschaftsdienste und die Notwendigkeit kontinuierlicher Patientenbetreuung kollidieren mit dem Wunsch nach reduzierten Arbeitszeiten. Vollzeitmodelle dominieren nach wie vor, obwohl der Bedarf an Teilzeitlösungen wächst.
Für die Patientenversorgung hat dieser Konflikt unmittelbare Konsequenzen: Dienstplanung wird komplexer, Nachbesetzungen schwieriger, und die Kontinuität in der Behandlung kann leiden. Besonders in operativen Fächern, wo langfristige Arzt-Patienten-Beziehungen den Behandlungserfolg mitbestimmen, wirkt sich diese Entwicklung unmittelbar aus.
Mögliche Lösungsansätze erfordern institutionelle und politische Gestaltung:
- Teilzeitmodelle in Leitungsfunktionen ermöglichen
- Innovative Schichtrotationssysteme entwickeln
- Generationenübergreifendes Mentoring etablieren
Wie die preisgekrönte Reportage in der Süddeutschen Zeitung zeigt, geht es nicht um richtig oder falsch, sondern um die Suche nach neuen Modellen. Der Dialog zwischen den Generationen – zwischen denen, die ihren Beruf als Lebensaufgabe verstehen, und denen, die ihn als Teil ihres Lebens betrachten – wird entscheidend sein für die Zukunft der Patientenversorgung.
Ausblick: Was der Preis anklingen lässt
Die prämierten Beiträge des Journalistenpreises Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 markieren mehr als nur herausragenden Journalismus – sie setzen gesellschaftliche Debatten in Bewegung. Vom Wertewandel zwischen Generationen in der Medizin über die psychische Dimension von Körperbildern bis zur humanitären Katastrophe im Sudan zeigen die Texte, welche Themen unsere Gesellschaft aktuell beschäftigen und welche Fragen dringend beantwortet werden müssen.
An die Verantwortlichen in Politik und Gesundheitswesen richten sich dabei zwei konkrete Fragen: Wie lassen sich Arbeitszeitmodelle in Kliniken so gestalten, dass sie sowohl patientensicher als auch generationengerecht sind? Die Diskussion um Work-Life-Balance betrifft längst nicht mehr nur einzelne Berufsgruppen. Und welche Konzepte entwickeln wir, um Führungsnachwuchs in der Chirurgie gezielt zu fördern und zu halten?
Journalismus schafft hier mehr als nur Information: Die preisgekrönten Beiträge machen komplexe Themen sichtbar, greifbar und demokratisch verhandelbar. Indem sie Einblicke in persönliche Schicksale, berufliche Herausforderungen und globale Krisen geben, eröffnen sie Räume für gesellschaftliche Diskussionen – und tragen so dazu bei, dass wichtige Fragen nicht ungehört bleiben.
Die nachfolgenden Informationen und Angaben beruhen auf einer gemeinsamen Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) sowie des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU).
Weiterführende Quellen:
- „Familiäre und soziale Aspekte rangieren bei zukünftigen Ärztinnen und Ärzten laut bundesweiter Studie deutlich vor beruflichen Faktoren; der Wunsch nach guter Work-Life-Balance ist stark ausgeprägt (Stand: 2018).“ – Quelle: https://scidok.sulb.uni-saarland.de/bitstream/20.500.11880/28230/1/Einfluss%20von%20Lebensaspekten%20angehender%20%C3%84rzte.pdf
- „Das Durchschnittsalter der chirurgischen Ärzteschaft lag zuletzt bei 54 Jahren; rund 30 % der niedergelassenen Orthopäden/Unfallchirurgen waren über 60 Jahre alt (Stand: 2023).“ – Quelle: https://biermann-medizin.de/generationenwandel-gleich-klimawandel/
- „Die Generation Z in der Medizin zeigt hohe Arbeitsmotivation, lehnt aber starre Hierarchien ab und wünscht sich zunehmend flexible Arbeitsmodelle wie eine Viertagewoche (Stand: 2024).“ – Quelle: https://biermann-medizin.de/generationenwandel-gleich-klimawandel/
- „Jüngere Klinikärzte in Orthopädie und Unfallchirurgie geben flexible Arbeitszeitmodelle und Work-Life-Balance als wichtigstes Kriterium für die Berufswahl an (Stand: 2024).“ – Quelle: https://aerztestellen.aerzteblatt.de/de/redaktion/aerztinnen-und-aerzte-fuehrung-verschiedene-generationen-leichter-zusammenfuehren
- „Beinverlängerung als Therapie wird weiterhin thematisiert, wobei psychosoziale Belastungen für das Krankheits- und Genesungserleben eine zentrale Rolle spielen (Stand: Juli 2024).“ – Quelle: https://ardgesund.de
- „Im Studienjahr 2024/2025 waren über 62 % der Humanmedizinstudierenden weiblich; dieser Trend setzt sich bei Berufseintritten fort (Stand: Oktober 2025).“ – Quelle: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Hochschulen/
- „Der Anteil von Frauen in Führungspositionen in Orthopädie und Unfallchirurgie stieg bis 2025 auf 31 % (Stand: Oktober 2025).“ – Quelle: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Hochschulen/
- „Die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit in der Orthopädie und Unfallchirurgie liegt 2025 bei 51 Stunden für Männer und 46 Stunden für Frauen, der Work-Life-Balance-Index steigt (Stand: September 2025).“ – Quelle: https://aerztestellen.aerzteblatt.de/de/redaktion/aerztinnen-und-aerzte-fuehrung-verschiedene-generationen-leichter-zusammenfuehren
- „Die Krankenhausdichte für chirurgische Versorgung in Khartum sank bis Mitte 2025 auf 0,4 Standorte pro 100.000 Einwohner, mit deutlichen Versorgungslücken bei Frakturbehandlungen (Stand: Juni 2025).“ – Quelle: https://reliefweb.int/report/sudan/
8 Antworten
…ich denke auch, dass der psychologische Aspekt in der Medizin nicht vernachlässigt werden sollte! Es ist wichtig, auch die seelische Gesundheit zu berücksichtigen.
Ich finde die Auszeichnung für den Artikel über den Generationenkonflikt sehr verdient! Wie kann man junge Talente besser fördern? Gibt es Initiativen oder Programme dafür?
Vielleicht sollten wir mehr Mentoring-Programme etablieren, um den Wissenstransfer zu sichern und jüngere Kollegen zu unterstützen.
…und auch Workshops könnten helfen, damit alle Seiten verstehen, was nötig ist für eine bessere Zusammenarbeit.
Elisa Schwarz hat mit ihrem Artikel viel bewegt. Ich frage mich, ob die älteren Ärzte auch bereit sind, sich auf diese neuen Arbeitsmodelle einzulassen. Gibt es da schon erste Erfahrungen?
Das ist ein guter Punkt! Es wird interessant sein zu sehen, ob die alten Strukturen aufgebrochen werden können oder ob es immer Widerstand geben wird.
Ich hoffe, dass mehr junge Ärzte in Führungspositionen kommen. Das könnte den Wandel wirklich fördern und frischen Wind bringen.
Ich finde es echt spannend, wie sich die Generationen in der Medizin verändern. Die Idee von flexiblen Arbeitszeiten ist wichtig. Aber wie wird das in der Realität umgesetzt? Vielleicht könnten Kliniken mehr dazu beitragen?