– DFV betont dringende Notwendigkeit stärkerer Kooperation und Koordination im Bevölkerungsschutz.
– GeKoB seit 2021 gegründet, soll bundeseinheitliche Gefahrenabwehr und Risikobewertung verbessern.
– Mangelnde Beteiligung kommunaler Verbände und Feuerwehren am GeKoB-Prozess kritisiert.
Bevölkerungsschutz in Deutschland: Dringlichkeit und Zusammenarbeit im Fokus
In einer sich immer schneller wandelnden Welt, in der Naturkatastrophen und Krisensituationen zunehmend das Leben der Menschen beeinflussen, gewinnt der Bevölkerungsschutz eine immer größere Bedeutung. Dieses Thema stand im Mittelpunkt einer Online-Veranstaltung des Deutschen Feuerwehrverbands (DFV), der dabei deutlich machte, wie dringend eine verstärkte Zusammenarbeit und Koordination zwischen den verschiedenen Organisationen im Bevölkerungsschutz ist.
Ein zentraler Punkt der Veranstaltung war die Vorstellung des Gemeinsamen Kompetenzzentrums Bevölkerungsschutz (GeKoB). Dieses Vorhaben entstand insbesondere nach den katastrophalen Überschwemmungen im Juli 2021 im Ahrtal und in Nordrhein-Westfalen und soll die Kooperation verbessern sowie den Informationsaustausch und die Risikobewertung zwischen Bund, Ländern und den beteiligten Organisationen – darunter Feuerwehren, das Technische Hilfswerk und verschiedene Hilfsorganisationen – stärken.
Der DFV betont dabei die besondere Herausforderung des deutschen Föderalismus. So macht Fritzen deutlich, dass dieser „eine komplexe Struktur von Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten“ darstellt, die die Organisation der Gefahrenabwehr erschwert. Besonders hervorzuheben ist die Rolle der Feuerwehren, die mit mehr als einer Million Einsatzkräften als tragende Säule des Katastrophenschutzes gelten.
Aktuell umfasst das GeKoB sechs Vertreter sowohl des Bundes als auch der Länder. Dennoch kritisiert Fritzen, dass „die kommunalen Spitzenverbände, Feuerwehren und andere Hilfsorganisationen bisher nur fallweise beraten und nicht ständig in die Arbeit des Zentrums einbezogen werden“. Er unterstreicht, wie wichtig es sei, „die direkte Beteiligung aller beteiligten Organisationen“ zu gewährleisten, damit „praktische Erfahrung in die Abläufe einfließen kann“. Diese Erkenntnis solle sich im Bevölkerungsschutz durchsetzen.
Die Gründung des Kompetenzzentrums wird als bedeutender Fortschritt betrachtet, doch sieht Fritzen noch „Luft nach oben“ für künftige Entwicklungen. Er plädiert für eine stärkere Integration der kommunalen Ebene sowie eine kontinuierliche Einbindung der Erfahrungen und Kenntnisse der Feuerwehren und anderer Schutzorganisationen. Die Arbeit des GeKoB illustriert den angestrebten Fortschritt in einem Bereich, „in dem effektive Koordination und Zusammenarbeit nicht nur Wünsche sind, sondern lebenswichtige Notwendigkeiten“.
Warum der Bevölkerungsschutz in Deutschland neu gedacht werden muss
Der Bevölkerungsschutz in Deutschland steht vor einer grundlegenden Herausforderung, die durch die Ereignisse der Flutkatastrophe 2021 und andere aktuelle Krisenfälle offenkundig wurde. Zentrale Defizite zeigen sich insbesondere in der föderalen Struktur des Systems, das zwar regionale Eigenständigkeit gewährleistet, zugleich aber eine reibungslose Koordination über Länder- und Kommunalgrenzen hinweg erschwert. Die dezentrale Ausrichtung, die historisch gewachsen ist, verkompliziert heute die schnelle und zielgerichtete Zusammenarbeit, die für den Umgang mit komplexen und weitflächigen Katastrophen notwendig ist.
Der Föderalismus verzögert oft Entscheidungsprozesse und führt zu uneinheitlichen Vorgehensweisen, was in großen Krisen Situationen wie der Flut katastrophale Auswirkungen haben kann. Dieses System erfordert eine stärkere und proaktivere Vernetzung zwischen verschiedenen Ebenen und Akteuren. Besonders die Kommunen sollten dabei eine zentrale Rolle übernehmen. Sie sind oft die ersten Ansprechpartner vor Ort und tragen die direkte Verantwortung für die Sicherheit ihrer Bevölkerung. Deshalb ist die intensivere Einbindung kommunaler Akteure und weiterer zivilgesellschaftlicher Organisationen ein Schlüssel, um auf extreme Ereignisse schneller, flexibler und effizienter zu reagieren.
Föderalismus und die Herausforderungen für den Bevölkerungsschutz
Die föderale Struktur schafft eine Vielfalt an Zuständigkeiten im Katastrophenschutz und damit eine hohe Komplexität bei der Entscheidungsfindung und Umsetzung von Schutzmaßnahmen. Dieses Mehr-Ebenen-System erschwert die Synchronisation der Maßnahmen und führt in der Praxis zu Koordinationsproblemen, die sich in der Krise unmittelbar auf die betroffene Bevölkerung auswirken. Es mangelt oftmals an klaren Verantwortlichkeiten und einer einheitlichen Strategie, die alle beteiligten Stellen gleichermaßen trägt.
Bedeutung für die Gesellschaft und mögliche Zukunftsszenarien
Ein effizienter Bevölkerungsschutz betrifft jede Gesellschaftsschicht und schützt vor den Folgen von Naturkatastrophen, technischen Störungen oder anderen Notlagen. Krisenfälle wirken sich vor allem auf die verletzlichsten Gruppen aus, weshalb eine effektive und umfassende Vorbereitung sowie schnelle Unterstützung entscheidend sind. Von einem verbesserten Bevölkerungsschutz profitieren deshalb nicht nur direkt Betroffene, sondern die gesamte Gesellschaft in Form von Sicherheit und Stabilität.
Internationale Vergleiche zeigen, dass Länder mit stärker zentralisierten oder besser vernetzten Systemen oftmals schneller und koordinierter auf Katastrophen reagieren können. Vor diesem Hintergrund gewinnen Reformdebatten zu einer besseren Rechts- und Organisationsstruktur an Bedeutung. In Zukunft wird es darauf ankommen, die föderalen Strukturen mit zeitgemäßen digitalen Werkzeugen und transregionalen Kooperationen zu ergänzen sowie die Rolle der Kommunen als Schnittstellen zu stärken. Nur so lässt sich der Bevölkerungsschutz resilienzfähig gestalten und den Herausforderungen moderner Krisen effektiv begegnen.
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„DFV direkt“: Gemeinsames Kompetenzzentrum Bevölkerungsschutz ist auf gutem Weg / …
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