Bremen (VBR).
Die Immobilienbranche zeigt sich enttäuscht von den Plänen der Bundesregierung für den neuen Gebäudetyp E. Laut ZIA Hauptgeschäftsführerin Aygül Özkan vermisst die Branche im vorgelegten Referentenentwurf zum Gebäudetyp-E-Gesetz konkrete und belastbare Vorschläge, wie Bauen tatsächlich schneller und kostengünstiger gestaltet werden kann. „Mit dem Maßnahmenpaket ‘Bau’ hat die Bundesregierung Hoffnungen auf starke Reformschritte geweckt – jetzt darf sie keine Angst vor der eigenen Courage bekommen“, erklärt Özkan. Stattdessen fehle es offenbar an Mut, rechtliche Freiräume zu schaffen, die neue Wege im Bauen ermöglichen.
Das Bundesjustizministerium präsentierte kürzlich einen Entwurf zur zivilrechtlichen Erleichterung des Gebäudebaus („Gebäudetyp-E-Gesetz“), während das Bundesbauministerium zuvor das Papier „Leitlinie und Prozessempfehlung Gebäudetyp E" erarbeitet hatte. Diese Bemühungen zielen darauf ab, vereinfachtes Bauen rechtssicher zu machen. Doch laut Özkan werfen die vorgeschlagenen Regelungen mehr Fragen auf, als sie Antworten liefern. „Was hier vorgeschlagen wird, schafft nicht die dringend nötige Klarheit, sondern wirft an vielen Punkten zusätzliche Fragen auf“, so ihre ernüchternde Einschätzung. Insbesondere könnten unklare Regelungen die Innovationsfreude der Bauwirtschaft ausbremsen.
Ein zentraler Knackpunkt bleibt die Verpflichtung, allgemein anerkannte Regeln der Technik (aRdT) einzuhalten, auch beim neuen Gebäudetyp E. Dieser Umstand erschwert es Planern und Bauunternehmen, innovative und nachhaltige Bauweisen zu erkunden, die von bestehenden technischen Normen abweichen. „Bei einem Verstoß gegen diese Regeln liegt selbst dann ein Sachmangel des Gebäudes vor, wenn kein Schaden entstanden ist“, erläutert Özkan. Dadurch entstünde eine hohe Hemmschwelle für Investoren und Kommunen, neue Wege zu gehen.
In den letzten Jahrzehnten hat sich ein Dschungel aus DIN-Normen und VDI-Richtlinien entwickelt, die schnellem, einfachem oder innovativem Bauen oft entgegenstehen. Vor diesem Hintergrund fordert der ZIA entscheidende Änderungen: Planungs- und Bauverträge sollten grundsätzlich von der Einhaltung technischer Regelwerke befreit sein, außer in Bereichen, die sicherheitsrelevant sind.
Der Zentrale Immobilien Ausschuss e.V. (ZIA), der Spitzenverband der Immobilienwirtschaft, vertritt durch seine Mitgliedsverbände rund 37.000 Unternehmen der gesamten Wertschöpfungskette. Der Verband setzt sich für die Interessen der Immobilienwirtschaft sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene ein. Präsidentin des ZIA ist Iris Schöberl.
Für viele in der Branche ist klar: Sollten die jetzigen Pläne nicht tiefgreifend überarbeitet werden, könnte der Gebäudetyp E unter „E wie Enttäuschung“ in die Geschichte eingehen.
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Zukunftsperspektiven und Herausforderungen für die Implementierung des Gebäudetyps E
Die Vorschläge der Bundesregierung zur Einführung des neuen Gebäudetyps E haben durch die kritische Resonanz des ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V. eine breite Diskussion entfacht, die den Blick über die unmittelbaren Regelungen hinaus in die Zukunft der Baubranche richtet. Diese Entwicklungen sind nicht isoliert zu betrachten; sie stehen im Kontext einer sich wandelnden Bau- und Immobilienwirtschaft, geprägt von technologischen Fortschritten, Nachhaltigkeitsanforderungen und einem immer komplexer werdenden regulatorischen Umfeld.
Technologische Innovationen kontra bürokratische Hürden
Die letzten Jahrzehnte waren in der Bauindustrie von einem raschen technologischen Wandel geprägt. Building Information Modeling (BIM), 3D-Druck und modulare Bauweisen versprechen schnelles und kosteneffizientes Bauen. Dennoch zeigt die Erfahrung, dass technologische Durchbrüche oft an traditionellen Regularien scheitern. Eine Parallele findet sich in den strengen DIN-Normen und VDI-Richtlinien, die seit jeher die Standards in der Bauausführung bestimmen. Obwohl diese Normen Sicherheit garantieren, behindern sie häufig innovative Ansätze für nachhaltiges Bauen.
Vergleichbar ist die Situation mit der Automobilindustrie vor einigen Jahren, als Elektromobilität zwar technisch möglich, jedoch durch bestehende Infrastruktur und Regulierungen eingeschränkt war. Erst durch gezielte Förderprogramme und Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen konnte ein echter Durchbruch erzielt werden. Ein ähnlicher Paradigmenwechsel könnte auch im Bauwesen nötig sein, um den Gebäudetyp E erfolgreich zu implementieren und technologische Innovationen zu integrieren.
Nachhaltigkeit als Kernanforderung
Der Klimawandel und die globale Erwärmung erhöhen den Druck auf alle Sektoren, darunter auch die Bauwirtschaft, nachhaltige Praktiken einzuführen. Der Gebäudetyp E sollte eigentlich als Vorreiter eines ressourceneffizienten Bauens fungieren. Die Erwartung, dass der neue Typ über herkömmliche technische Regelwerke hinausgeht und durch rechtliche Freiräume innovativen Ideen Raum gibt, spiegelt die Dringlichkeit wider, mit der die Branche sich auf ökologische Belange einstellen muss.
In anderen Ländern, wie beispielsweise den skandinavischen Staaten, wurden bereits erfolgreich Pilotprojekte umgesetzt, die zeigen, dass es möglich ist, normierte Standards zu lockern und dennoch sicher und nachhaltig zu bauen. Solche Best-Practice-Beispiele sollten als Modelle dienen, um die deutschen Rahmenbedingungen entsprechend anzupassen.
Prognosen und mögliche Entwicklungen
Sollten die aktuellen Entwürfe zum Gebäudetyp E unverändert bleiben, wird befürchtet, dass statt der erhofften Bürokratieentlastung neue Unsicherheiten und Hemmnisse entstehen. Es bleibt abzuwarten, ob die Bundesregierung bereit ist, auf die Forderungen der Immobilienwirtschaft einzugehen und erhebliche Nachbesserungen vorzunehmen. Geschieht dies nicht, könnte dies nicht nur zu Verzögerungen bei Bauprojekten führen, sondern auch potenziell Investitionen mindern, wodurch der dringend benötigte Impuls für die Bauwirtschaft ausbleiben würde.
Ein längerfristiger Ausblick könnte jedoch positiv sein, sofern konstruktiver Dialog und Zusammenarbeit zwischen Regierung, Branchenverbänden und Innovationsführern den Weg ebnen. Der Fokus sollte darauf liegen, ein Gleichgewicht zwischen Sicherheit, Umweltfreundlichkeit und ökonomischer Effizienz zu finden. Dies könnte durch flexible Regelwerke erreicht werden, die spezifische Ausnahmegenehmigungen für innovative Projekte ermöglichen.
Fazit
Der Gebäudetyp E birgt das Potenzial, einen bedeutenden Schritt in Richtung eines modernen, nachhaltigen Bauwesens zu machen. Jedoch erfordert dieser Weg Mut zur Reform und die Bereitschaft, alte Strukturen zugunsten neuer, flexibler Ansätze zu durchbrechen. Nur so können die ehrgeizigen Ziele realisiert und zukünftige Enttäuschungen vermieden werden. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, ob und wie die Bundesregierung und die betroffenen Akteure zur gemeinsamen Lösung dieser komplexen Herausforderung finden.
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Immobilienwirtschaft zum Vorschlag für einfaches Bauen: „Werden diese Pläne nicht …
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6 Antworten
‘Gebäudetyp E’ klingt ja schon nach einem Witz. E wie Enttäuschung passt genau richtig! Die sollen mal echte Lösungen bringen und keine halben Sachen.
Die Immobielenwirtschaft hat recht, das ganze Papierkrieg macht alles nur schlimmer. Wer soll den da noch durchsehen? Da vergeht einem die Lust am Bauen.
Genau! Diese Bürokratie ist zum Kotzen! Kein Wunder dass keiner mehr was neues probiert.
@Lschott Ja, und die neuen Gesetze helfen auch nicht weiter. Alles wird nur teurer und komplizierter.
Die Regierung macht immer alles schwerer. Früher konnte man einfach bauen, jetzt braucht man tausend Genehmigungen und Vorschriften. Das ist doch nicht normal.
Also ich find das alles zu kompliziert. Warum muss man immer so viele Regeln machen? Kann man nicht einfach bauen wie man will?