– GdW fordert „Fast Lane“ für beschleunigten, bezahlbaren Wohnungsbau analog Energiewende.
– Neubauinvestitionen der GdW-Unternehmen sinken 2025 voraussichtlich um fast 20 Prozent.
– EH55-Förderung kann kurzfristig bis zu 51.000 bezahlbare Wohnungen realisieren.
Mehr Tempo für bezahlbaren Wohnraum: GdW fordert „Fast Lane“ für den Wohnungsbau
Die sozial orientierte Wohnungswirtschaft schlägt Alarm: Trotz einer Gesamtinvestition von rund 19,7 Milliarden Euro in 2024, ein Anstieg um 1,7 Prozent, gerät vor allem der Neubau von Wohnungen zunehmend ins Stocken. Die Mittel dafür sinken bereits das dritte Jahr in Folge deutlich, und für das kommende Jahr wird ein weiterer Rückgang um fast 20 Prozent auf nur noch 6,4 Milliarden Euro erwartet. Axel Gedaschko, Präsident des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, bringt die Situation auf den Punkt: „Selbst bei genehmigten Projekten haben viele Unternehmen den Rückzug angetreten – weil die Kosten nicht mehr darstellbar sind“.
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Hohe Baupreise, steigende Zinsen, umfangreiche Auflagen sowie unzureichende Förderkulissen lasten massiv auf den Unternehmen. Angesichts dieser Herausforderungen fordert der GdW eine grundsätzliche politische und regulatorische Wende. Gedaschko macht klar: „Bezahlbarer Wohnraum muss endlich denselben Stellenwert wie die Energiewende erhalten – wir brauchen eine Fast Lane für den Wohnungsbau“. Konkret schlägt der Verband vor, die bereits bei Windkraftanlagen geltenden beschleunigten Bauverfahren auf den Wohnungsbau zu übertragen. Dies würde bedeuten, dass für den Neubau von bezahlbarem Wohnraum eine rechtliche Grundlage geschaffen wird, die ein überragendes öffentliches Interesse anerkennt und so schnelle Planungs- und Genehmigungsprozesse ermöglicht.
Die entstehenden Zielkonflikte, etwa mit Natur- oder Denkmalschutz, sollen pragmatisch gelöst werden, ohne ökologische Mindeststandards aufzugeben. Die Idee: Eingeschränkte Einwendungsmöglichkeiten und befristete Sonderregelungen würden den Neubau in angespannten Märkten deutlich erleichtern.
Bei den Mieten gibt es trotz der angespannten Lage nur moderate Steigerungen: Die durchschnittliche Nettokaltmiete der GdW-Mitglieder liegt 2024 bei 6,62 Euro pro Quadratmeter – fast einen Euro unter dem Bundesdurchschnitt – und stieg um 23 Cent beziehungsweise 3,6 Prozent. Problematischer sind die Betriebskosten. Die warmen Betriebskosten kletterten um knapp 5 Prozent auf 1,64 Euro, die kalten sogar um 6 Prozent auf 1,90 Euro pro Quadratmeter. Die Energiekosten erhöhten die Belastung beim Wohnen seit Beginn des Kriegs 2022 um bis zu 438 Euro jährlich.
Bemerkenswert ist der Anstieg beim Neubau geförderter Sozialwohnungen. Im Jahr 2024 wurden rund 27.000 neue Sozialwohnungen errichtet, ein Plus von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dennoch schrumpft der Gesamtbestand, weil deutlich mehr Wohnungen aus der Sozialbindung fallen als neu hinzukommen. Der GdW warnt davor, die bereits fragile Neubautätigkeit durch zusätzliche regulierende Maßnahmen weiter zu bedrohen: „Das wäre ein Neubau-Killer. Wer jetzt zusätzlich Regulierung für Wohnungen plant, die gerade noch wirtschaftlich darstellbar sind, treibt die Branche vollends in die Knie“, so Gedaschko.
Als wichtigen Lösungsansatz sieht der Verband die Wiederauflegung der Förderung für Effizienzhäuser 55 (EH55). Gedaschko erklärt: „Ein überschaubarer Betrag für eine enorme Wirkung. Statt mit immer neuen Auflagen den Neubau zu strangulieren, sollte die Politik bestehende Standards fördern – verlässlich, planbar und unbürokratisch“. Nach Verbandsumfragen könnten durch diese Förderung allein bei GdW-Mitgliedern kurzfristig 17.000 neue Wohnungen realisiert werden, bundesweit sogar bis zu 51.000. Dafür wären Fördermittel in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro über zehn Jahre erforderlich – eine vergleichsweise moderate Investition.
Schließlich appelliert Gedaschko an die Bundesregierung, eine neue Balance zwischen Klimaschutz, Wirtschaftlichkeit und Sozialverträglichkeit herzustellen: „Wohnen darf kein Luxusgut werden. Wer das Wohnen klimaneutral machen will, muss dafür sorgen, dass es auch bezahlbar bleibt“. Seine Forderung lautet: Eine kluge Kombination aus regulatorischer Entschlackung, zielgerichteter Förderung und realistischen Anforderungen ist nötig – denn „das Menschenrecht auf Wohnen ist kein politisches Luxusprojekt, sondern existenzielle Notwendigkeit – für Millionen Menschen und für den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft“.
Wohnungsbaukrise: Ursachen, Folgen und Wege aus der Kostenfalle
Der Wohnungsneubau in Deutschland steckt in einer tiefen Krise, die deutlich spürbare Auswirkungen auf Mietpreise, gesellschaftliche Strukturen und die Entwicklung von Städten hat. Die Gründe für den Einbruch beim Wohnungsbau sind vielfältig, doch im Zentrum stehen steigende Baukosten, wachsender Finanzierungsdruck und komplexe Auflagen. Diese Faktoren haben den Neubau für viele Investoren immer unattraktiver gemacht, was sich unmittelbar in sinkenden Investitionssummen zeigt. Ein Zielkonflikt zwischen Klimaschutzanforderungen, sozialem Wohnbedarf und wirtschaftlicher Tragfähigkeit verstärkt die Problematik zusätzlich.
Die hohen Baupreise resultieren aus Materialknappheit, gestiegenen Energie- und Transportkosten sowie verschärften technischen und rechtlichen Normen. Auf der Finanzierungsebene erhöhen Zinssteigerungen die Kosten weiter und erschweren langfristige Planungssicherheit. Ferner verzögern umfangreiche Genehmigungsverfahren den Baubeginn, während strenge Umweltauflagen und Denkmalschutz oft zusätzliche Hürden aufbauen. Das führt häufig zu einem Dreiklang aus teurerem Bauen, längeren Bauzeiten und gestiegenen Risiken.
Warum ist der Wohnungsbau so teuer geworden?
Unter den gestiegenen Auflagen und Materialpreisen leidet vor allem der Neubau Sozialwohnungen. Während die Förderung solcher Wohnungen 2024 leicht zunahm und etwa 27.000 neue Sozialwohnungen entstanden, geht der Gesamtbestand im Bestand dennoch weiter zurück. Das liegt daran, dass deutlich mehr Wohnungen aus der Bindung fielen, als neu gebaut wurden – ein Trend, der die soziale Durchmischung der Städte gefährdet. Durch den Rückgang des Neubaus steigen Mietpreise, vor allem außerhalb öffentlich geförderter Wohnungen, wodurch die Belastung für viele Mieter stetig wächst.
Die Mieten selbst steigen moderat, doch die Betriebskosten ziehen deutlich an und belasten Haushalte zusätzlich. Seit Beginn des Kriegs im Jahr 2022 haben sich vor allem Energiekosten in den Betriebskosten spürbar erhöht, was die Gesamtausgaben fürs Wohnen erheblich verteuert. In Kombination mit der stagnierenden Neubautätigkeit verschärft dies die sozialen Spannungen in Ballungsräumen.
Wie profitieren Gesellschaft und Kommunen von mehr Wohnraum?
Mehr bezahlbarer Wohnraum wirkt sich positiv auf viele gesellschaftliche und kommunale Bereiche aus. Er sorgt für eine ausgewogenere soziale Struktur in Städten, indem er Verdrängungseffekte mindert und Nachbarschaften lebenswerter macht. Auch die lokale Wirtschaft profitiert, denn mehr Bauvorhaben schaffen Arbeitsplätze und steigern die Nachfrage nach Dienstleistungen und Produkten in der Region.
Kommunen können mit einer aktiven Wohnraumpolitik die urbane Entwicklung steuern und den Druck auf die Infrastruktur reduzieren. Zudem eröffnet eine kluge Förderung von Neubau und Sanierung Potenziale für den Klimaschutz, wenn Energiestandards realistisch kombiniert werden mit sozialverträglichen Kosten. Hier ist eine Balance notwendig, die eine ökologische Modernisierung des Bestands ermöglicht, ohne die Bezahlbarkeit zu gefährden.
Internationale Beispiele zeigen, dass eine verbindliche Priorisierung des Wohnungsbaus – etwa durch ein überragendes öffentliches Interesse bei Baugenehmigungen – deutliche Beschleunigungseffekte entfalten kann. Länder wie die Niederlande oder Dänemark setzen auf transparente Fördermechanismen und kurze Verfahren, um Neubauprojekte schnell umzusetzen. Eine Innovationsförderung, die bestehende Standards unterstützt statt sie ständig zu erhöhen, könnte auch in Deutschland neue Impulse liefern.
Der Vorschlag des GdW, beim Wohnungsbau eine „Fast Lane“ einzuführen, orientiert sich an ähnlichen Beschleunigungen in der Energiewende. Das Ziel ist, Genehmigungsprozesse stark zu verkürzen und Zielkonflikte pragmatisch zu lösen. So ließe sich verhindern, dass sich wirtschaftliche und soziale Interessen gegenseitig blockieren.
Ein Ausblick auf mögliche Lösungsansätze zeigt, dass neben der beschleunigten Förderung auch neue Finanzierungsmodelle, ein gezielter bürokratischer Abbau und eine klügere Förderung von Klimaschutzmaßnahmen im Bestand nötig sind. Dabei müssen die Maßnahmen gut aufeinander abgestimmt sein, damit sie nicht zu Mehrkosten führen, die Mieter überfordern. Nur eine kluge Kombination aus regulatorischer Entschlackung, planbarer Förderung und sozialer Verantwortung kann die Wohnungsbaukrise entschärfen und langfristig für lebendige, bezahlbare Städte sorgen.
Die hier präsentierten Informationen und Zitate basieren auf einer Pressemitteilung des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V.
12 Antworten
Ich finde die Anmerkungen zur EH55-Förderung wichtig! Aber warum dauert das alles so lange mit den Genehmigungen? Könnte man hier nicht schneller arbeiten?,
Das stimmt! Schnelligkeit wäre nötig, besonders in der aktuellen Lage!
Ich mache mir Sorgen über die steigenden Betriebskosten. Wie können wir sicherstellen, dass Wohnungen weiterhin bezahlbar bleiben? Gibt es gute Ansätze dafür?
Vielleicht sollten wir mehr über alternative Energiequellen nachdenken, um die Kosten zu senken.
Die Herausforderungen beim Wohnungsbau sind echt vielschichtig. Wäre eine Zusammenarbeit zwischen Bauunternehmen und Umweltverbänden nicht sinnvoll? Wie seht ihr das?
Das klingt nach einer guten Idee! Beide Seiten müssen zusammenarbeiten, um Lösungen zu finden.
Aber wie realistisch ist das denn? Oft stehen wirtschaftliche Interessen im Weg.
Die sinkenden Neubauinvestitionen sind alarmierend. Was denkt ihr über die Rolle der Bundesregierung in diesem Thema? Brauchen wir mehr Druck auf die Politik, um Veränderungen zu erreichen?
Ich denke schon! Wenn die Regierung nicht eingreift, wird es nur schlimmer. Wie können wir als Bürger mehr Einfluss nehmen?
Gute Frage! Vielleicht sollten wir mehr Petitionen starten oder direkt unsere Abgeordneten anschreiben?
Ich finde die Idee einer ‚Fast Lane‘ für den Wohnungsbau sehr spannend! Warum ist es so schwer, das umzusetzen? Es gibt doch genug Bedarf an bezahlbarem Wohnraum. Wer könnte hier als erstes helfen?
Ja, ich stimme zu! Bezahlbarer Wohnraum ist wirklich wichtig. Vielleicht könnten auch lokale Initiativen eine Rolle spielen? Hat jemand Erfahrungen mit solchen Projekten?